10.08.2017: Danzig - Frombork
Das Wetter ist deutlich schlechter als noch gestern vorhergesagt: der Himmel ist grau, die Sonne lässt sich nicht blicken. Aber (noch) ist es trocken. Das Frühstück ist gut, aber nicht herausragend. Wir checken aus und verschaffen so dem Rennrad des Portiers wieder seinen rechtmäßigen Schlafplatz im Treppenhaus.
Die Fährt aus Danzig heraus gestaltet sich deutlich einfacher als befürchtet: ein wenig kreuz und quer durch innerstädtische Straßen, dann auf einem hervorragenden Radweg nach Osten aus der Stadt heraus (ein Autobahnkreuz wird mittels eines sehr futuristisch aussehenden Fahrradtunnels unterquert). Letztendlich fahren wir ein gutes Stück auf dem breiten Seitensteifen der Straße 501, die wir aber, ehe es unangenehm wird, nach Osten verlassen. Nun fahren wir auf einem winzigen Sträßchen, zunächst vorbei an einer Ölraffinerie, bald aber durch schöne Wiesenlandschaften, im Norden der Morgennebel und am Horizont die Kräne der Danziger Werften.
Bei Wislinka kommen wir auf eine etwas größere Straße und überqueren die Tote Weichsel über eine abenteuerliche alte Drehbrücke (ein moderner Ersatz befindet sich direkt daneben im Bau). Die Gegend hier ist sehr stark touristisch geprägt, aber der Autoverkehr hält sich glücklicherweise (noch) in Grenzen. Inzwischen blitzt und donnert es am Horizont.
Ein paar Kilometer später kommen wir zur eigentlichen Weichsel, die auf einer Pendelfähre überquert wird. Als wir ankommen, liegt die Fähre am anderen Ufer und während wir warten, beginnt es zu regnen. Im weiteren Verlauf der Fahrt regnet es sich ein, ist aber immer noch deutlich angenehmer (da weniger stark und durchdringend – außerdem werden wir weniger von den Autos nassgespritzt) als am allerersten Tag unserer Reise. Auch der Verkehr nimmt sehr stark zu, wir werden nahezu im Sekundentakt von Autos überholt. Bei Jantar wollen wir auf die kleine Querstraße in Richtung Rybina abbiegen, doch diese ist gesperrt. Also weiter nach Stegna und von hier aus auf der 502 nach Rybina. Der Verkehr hier ist kriminell und es sind nahezu durchgehend zwar polnische Autos aber keine Einheimischen. Ist gerade Urlaubsende?
Ab Rybina wird es deutlich angenehmer: wir fahren auf winzigsten Sträßchen durch eine hübsche Landschaft, die sich so auch in Holland befinden könnte. Auch der Regen lässt allmählich nach. Über das Flüsschen Nogat führte früher eine winzige Pendelfähre – dass es diese nicht mehr gibt, zwingt uns ein bisschen weiter nach Süden, als eigentlich nötig.
Wir berühren die Ausläufer von Elblag und fahren auf der 503 nach Norden unserem Tagesziel entgegen. Hinter Kamionek Wielki kommen - so nah am Meer nicht unbedingt erwartet - mehr oder weniger direkt hintereinander drei je etwa 100 Höhenmeter hohe Anstiege mit dementsprechenden Abfahrten - die letzte führt uns direkt nach Frombork hinein. Von oben aus können wir teilweise einen schönen Blick auf die Ostsee erhaschen. Das Wetter ist inzwischen so gut, dass wir am letzten Anstieg kurz anhalten, um uns mit Sonnencreme einzuschmieren.
In Frombork machen wir uns frisch und besichtigen dann das Gelände um den eindrucksvollen Backsteindom mit der Domburg. Hier war Nikolaus Kopernikus die Jahre von 1503 bis 1543 als Domherr tätig - im Dom befindet sich sein Grab. Wir schauen uns kurz auch das Kopernikus-Museum an. Leider sind alle Exponate nur auf Polnisch beschriftet – dennoch ist es beeindruckend zu sehen, wie vielseitig Kopernikus tätig war: nicht nur als Astronom, sondern auch als Arzt, Kartograph und Wirtschaftswissenschaftler. Den Abschluss unseres Besuchs bildet der Kopernikusturm. Innen drin pendelt ein Focaultsches Pendel und von oben haben wir einen tollen Blick auf die Domanlage, die Stadt und die umgebende Landschaft sowie das Meer.
Wir flanieren noch zum Hafen, wo wir eine Zeit lang die Seele baumeln lassen und erjagen uns dann ein Abendessen.
Tageskilometer: 105.8 km, Gesamtstrecke: 1439 km
Fähre über die Weichsel bei Mikoszewo
Zwischen Podgrozie und Frombork
Sextant im Kopernikus-Museum im Frombork
Der Dom von Frombork