06.08.2017: Toruń - Grudziądz - Wünderlich

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06.08.2017: Torun - Grudziadz
So, nach den beiden letzten Tagen mit negativen Meldungen über schmerzende Gliedmaße, Reifenpannen und verlorene Gegenstände, heute mal wieder ein weitgehend positiver Tag. Auch das Knie wird langsam besser.

Aber fangen wir von vorne an. Nach dem sehr guten Frühstück rollen wir unsere Räder hinunter zum Weichselufer. Wir werden heute den ganzen Tag dem Weichselradweg folgen. Schon auf den ersten Kilometern wundern wir uns wieder, nicht zum letzten Mal für heute, über die polnischen Vorstellungen von Radwegen: vom relativ breiten Parkweg zweigt eine als Weichselradweg bezeichnete trampelpfadartige Spur ab. Wir wollen der Sache nicht glauben, mit dem Effekt, dass wir wenig später unsere Räder einen anderen steilen Trampelpfad nach oben schieben dürfen. Nun folgen wir also stur der Beschilderung.

Nächster Halt: eine Tankstelle, wo wir den Druck von Dirks Hinterreifen nach der Panne nachprüfen und ohne stundenlangen Einsatz der Handpumpe wieder auf den nominellen Druck wollen. Das dortige Luftdruckprüfgerät hat allerdings ein Problem mit Fahrradreifen und weigert sich den Druck korrekt zu messen. Mit Hilfe unseres eigenen Messgeräts bringen wir den Reifen wenigstens auf einen halbwegs vernünftigen Druck.

Am Ortsausgang von Torun sehen wir ein auffälliges sakrales Gebäude: monumentaler Beton und obendrauf ein kitschiges goldenes Krönchen. Überall anders würden wir hier das Werk von Mormonen, Zeugen Jehovas oder noch obskurerer Sekten vermuten. Hier in Polen entpuppt es sich jedoch als katholische Kirche, und zwar das erst 2016 geweihte Sanktuarium der Jungfrau Maria Stern der Neuevangelisierung und des hl. Johannes Paul II.

Nach einem kurzen Stück Radweg parallel zur Schnellstraße Richtung Bydgoszcz (das ist zwar nicht schön, bedeutet aber breite, asphaltierte Radwege), biegen wir auf kleinere Nebenstraßen ab. Wie die letzten Tage auch geht es über Felder und durch kleine Dörfer. Nur das Wetter lässt etwas zu wünschen übrig: der Himmel ist trüb grau und es weht ein kühler Wind, der, egal in welche Richtung man gerade fährt, immer von vorne zu kommen scheint.

Erst als wir ein weiteres Mal die Schnellstraße kreuzen, bricht die Sonne durch die Wolken und ein weitläufiger Kiefern- und Eichenwald schirmt den Wind ab. Die Fahrt verläuft nun angenehm, bis wir wieder die kleine Straße für einen „Radweg“ verlassen müssen. Dieser entpuppt sich wieder als nahezu unpassierbare Tiefsandpiste quer durch den Wald - immer schön säuberlich als Weichselradweg markiert.

Wir atmen auf, als wir wieder Asphalt erreichen. Weiter geht es immer parallel zur Weichsel, ohne dass wir diese jemals zu Gesicht bekommen. Dafür fette schwarz-weiße Kühe und jede Menge Störche, mal im Nest, mal auf Dächern sitzend, mal in der Wiese jagend und manchmal auch fliegend.

In Chelmno machen wir einen Abstecher in die wunderschöne Altstadt am Hochufer und legen auf dem Rynek dort eine Eispause ein. Die weitere Strecke ist sehr gut fahrbar, über viele Kilometer gibt es auch einen schönen Radweg parallel zur Straße, bis wir die Ausläufer von Grudziadz erreichen. Hier müssen wir uns noch durch eine renovierte Plattenbausiedlung hindurchschlängeln und über Trampelpfade holpern, bis wir schließlich das Hotel erreichen. Direkt davor bestätigt sich leider fast ein negatives Klischee von Grudziadz, über das wir in Hotelbewertungen gelesen hatten: wir werden noch während wir unsere Räder absperren von einer Alkoholikerin angebettelt. Dafür haben wir direkt danach eine sehr nette Begegnung: gleichzeitig mit uns checken zwei Fernradfahrer aus Deutschland ein, die von Münster aus den Radweg R1 hierher genommen haben. Auf die Frage, welchen Radwanderführer wir nehmen, müssen wir allerdings passen. Radwanderführer? Gibt es für unsere Route (leider) nicht.

Ein späterer Stadtspaziergang zeigt uns dann aber doch noch die schönen Seiten der Stadt mit alten Speicherhäusern, schönen Kirchen und den Ruinen einer Deutschordensritterburg mit als Aussichtsturm wieder aufgebauten Bergfried. Vieles ist zwar etwas renovierungsbedürftig, aber insgesamt doch eine schöne Stadt.

Tageskilometer: 101.4 km, Gesamtstrecke: 1162 km


Sanktuarium der Jungfrau Maria Stern der Neuevangelisierung und des hl. Johannes Paul II in Torun


Allee zwischen Kokocko und Chelmno


Rathaus von Chelmno


Am Weichselufer in Grudziadz

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