09.08.2017: Danzig - Wünderlich

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09.08.2017: Danzig
Unseren Ruhetag starten wir mit einem ausgedehnten Stadtrundgang. Das Ganze wird dadurch noch interessanter und schöner gestaltet, dass momentan der jährliche Dominikanermarkt stattfindet. Sprich: in weiten Teilen der Altstadt sind Verkaufsbuden für Kunsthandwerk und Essen aufgebaut. Wir laufen kreuz und quer durch den westlich der Motlawa gelegenen Teil der Stadt mit seinen zahlreichen Toren, breiten Prachtstraßen und schmalen Gassen. Es ist erstaunlich, wie viele Kaufmannsfamilien in der Langgasse in Form von prächtigen Bürgerhäusern ihre Spuren hinterlassen haben. Allgemein gilt, dass man jedes Mal, wenn man in eine andere Straße oder Gasse einbiegt, überrascht ob weiterer schöner Häuser ist.

Auch viele bekannte Wissenschaftler kamen aus Danzig bzw. haben hier gearbeitet: Daniel Fahrenheit wurde hier geboren – auf der Langgasse sehen wir ein nachgebautes Exemplar seines Thermometers und nicht weit entfernt sein Geburtshaus. Und Jan Hevelius hat in Danzig gelebt und gearbeitet – in der Katharinenkirche sehen wir sein Grab und eine kleine Ausstellung über sein Leben. In der großen Marienkirche verbringen wir einige Zeit und besteigen auch den 82 Meter hohen Turm, von wo aus wir einen tollen Blick über die ganze Stadt haben, bis zum Westerplatte und zum Meer und auch über unsere Radrouten von gestern und diejenige, über die wir morgen die Stadt nach Osten verlassen werden.

Unser Rundgang führt uns langsam nach Norden, vorbei an der Katharinenkirche (in der es 2006 schlimm gebrannt hat), der großen alten städtischen Mühle und dem Altstädtischen Rathaus mit der Hevelius-Statue davor. In einem modernen Einkaufszentrum gibt es ein Mittagessen und etwas weiter nördlich kommen wir zum Plac Solidarnosci, wo ein überdimensionales Kreuz (bzw. drei dicht zusammenstehende überdimensionale Kreuze) an Werftarbeiter erinnert, die hier im Rahmen von Protesten 1970 zu Tode gekommen sind. Direkt daneben befindet sich der Eingang zur Leninwerft, in der 1980 gestreikt wurde – mit dem Ergebnis, dass die Solidarnosc unter Lech Walesa als erste nichtkommunistische Gewerkschaft im Ostblock zugelassen wurde. Ein wahrlich geschichtsträchgiger Ort. Direkt dahinter befindet sich allerdings keine Werft mehr, sondern hier steht seit 2014 das europäische Zentrum der Solidarität, ein architektonisch beeindruckender Komplex mit Wänden aus rostigem Metall. Er beinhaltet ein Museum, ein Tagungszentrum und die Zentrale der Solidarnosc.

Wir beschließen unseren Rundgang mit einem Besuch im ehemaligen polnischen Postamt, in dem sich nach Beginn des zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 insgesamt 57 Personen, zum Großteil Postangestellte, gegen deutsche Truppen zur Wehr setzte. Mit heftigster Gewalt konnten sich die Deutschen durchsetzten und erschossen sogar die beiden Postangestellten, die mit weißer Flagge bekanntgeben wollten, dass die Überlebenden aufgeben.

Zurück an der Motlawa besorgen wir uns Tickets für eines der nachgebauten Piraten-Segelschiffe, die als Besichtigungstour zwischen der Innenstadt und der Westerplatte hin- und herpendeln. Wir fahren auf der Czarna Perla, also der Black Pearl. Johnny Depp ist aber leider nicht mit an Bord. Die Westerplatte haben wir ja gestern schon besucht, aber der Hafen- und Werftbereich davor ist sehr interessant und nach all dem Herumlaufen tut ein bisschen Sitzen und herumgefahren (bzw. herumgeschippert) werden sehr gut. Auf der Hinfahrt zur Westerplatte gibt es in drei Sprachen Erklärungen zu den zu sehenden Sehenswürdigkeiten, auf der Rückfahrt – ganz stilecht – Seemannslieder.

Nach einer kurzen Pause im Hotel gibt es ein Abendessen - wieder an der Promenade der Motlawa. Danach genießen wir noch ausgiebig das spätabendliche Treiben in den schönen Altstadtstraßen, ehe wir über die nagelneue Fußgänger-Klappbrücke zurück zu unserem auf der Olowianka-Insel gelegenen Hotel laufen.


Die Langgasse


Blick vom Turm der Marienkirche


Im Europäischen Zentrum für Solidarität


Blick vom Ausflugsboot auf die Festung Weichselmünde

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