31.10.2014: San Pedro de Atacama - Purmamarca - Wünderlich

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31.10.2014: San Pedro de Atacama - Purmamarca
Wir frühstücken um acht Uhr, wieder auf der Pergola unseres Hotels. Dann checken wir aus und los geht's - bei wieder perfektem Wetter. Zuerst fahren wir zum Zollgebäude am Ortsrand von San Pedro de Atacama. In einem Reiseforum haben wir während der Reisevorbereitung erfahren, dass die chilenischen Zollformalitäten für den Paso Jama, den wir heute fahren wollen, seit neuestem nicht mehr in San Pedro de Atacama stattfinden, sondern am Pass selber. Da wir das Risiko minimieren wollen, einer Fehlinformation aufgesessen zu sein und vom Pass aus 160 Kilometer zurück geschickt zu werden, wollen wir sicherheitshalber nachfragen. Offizielle Schilder zu einer Verlegung der Grenzstation gibt es keine, aber auf einem Zettel am Schalter der Einwanderungspolizei steht eine Liste von Pässen, auf der der Jama nicht auftaucht. Ein angesprochener Polizist schickt - bzw. scheucht beinahe - uns weiter. OK, mal schauen, wie es am Pass selber ausschaut.


Licancabur, leicht schüchtern hinter dem Juriques

Wir verlassen San Pedro de Atacama auf der direkt nach Osten führenden Ruta 27 und gewinnen sehr schnell an Höhe. Links neben uns steht majestätisch der Licancabur. Der Rückblick auf die nun schon tief unter uns liegende Ebene mit San Pedro de Atacama und dem Salar de Atacama ist beeindruckend. Es sind auch viele LKW unterwegs, die sich in Schneckentempo die Steigung hochquälen. Kamen diese an der Ruta 11 bei Putre noch größtenteils aus Bolivien, so sind es nun hauptsächlich Trucks aus Paraguay. Schnell sind wir auf der über 4000 Meter hoch gelegenen Ebene der Puna und überqueren dort den ersten der insgesamt sechs Pässe, die heute auf dem Programm stehen. Der Paso Jama ist der höchste und prominenteste dieser Pässe. Die Straße führt uns durch stetig wechselnde Landschaften. Während wir uns zunächst wie auf den Mars versetzt vorkommen, ist es am Rio Quepiaco bzw. der Laguna Quepiaco deutlich farbenfroher: Das Wasser des Flusses sorgt für einen fröhlichen gelbgrünen Pflanzenbewuchs und der See ist ein leuchtend blaues Auge in der Wüste.


Wasser auf dem Mars

Auf beiden Seiten der Straße stehen - mehr oder weniger nahe - über 5000 Meter hohe Vulkane. Hinter denjenigen direkt an der rechten Seite der Straße müsste sich die Hochebene mit dem ALMA befinden. Tatsächlich sehen wir auf einem Berggrat ein menschengemachtes Objekt, eventuell ein kleines Haus, welches sicherlich nicht direkt mit der Funktion des Radioteleskops in Verbindung steht, aber eventuell eine Art Aussichtspunkt für die Astronomen oder etwas ähnliches darstellt. Hinter der Laguna Quepiaco zieht sich die Straße nach links und nach oben, die Landschaft wird deutlich steppenartiger. Hier geht nach links eine Allradpiste zum Salar de Tara ab, die wir uns aber sparen. Zusätzlich stehen auf der Ebene jede Menge riesiger brauner Steingebilde herum, die Monjes - also Mönche - de la Pacana.


Einer von den Monjes. Im Hintergrund: Unser Auto

Vor allem der größte dieser Mönche - ein großer Steinfinger - ist schon von der Straße aus gesehen ziemlich beeindruckend. Während der Reiseplanung haben wir uns gefragt, wie genau man zu den in einiger Entfernung von der Straße stehenden Steinformationen hinkommt. Die Antwort ist ganz einfach: Man folgt einfach einer der zahlreichen querfeldein verlaufenden Reifenspuren. Als wir nach ausgiebiger Besichtigungszeit auf diese Art und Weise wieder zurück in Richtung des Asphalts der Ruta 27 rumpeln, haben wir noch eine sehr nahe Begegnung mit einer Herde Vicunas - die hier ganz offensichtlich nicht mit einem Auto gerechnet hat und uns sehr neugierig anschaut.


Grasende Vicunas

Von den Monjes aus konnten wir schon Salar Aguas Calientes und die in diesem Salzsee gelegene Laguna Negra sehen. Nur kurz nachdem wir wieder die Asphaltstraße erreicht haben kommen wir zu einem Viewpoint auf Salzsee und See. In dem blauen Wasser der Lagune spiegeln sich schön die dahinter stehenden Vulkane. Kurz hinter uns trifft ein Tourbus mit deutschsprachigen Touristen unterwegs Richtung Argentinien am Aussichtspunkt ein. Wir sind neugierig - ein Tagesausflug von San Pedro de Atacama wird das ja wohl nicht sein - und sprechen die Gruppe an: Eine relativ kleine Reisegruppe, die eine zweiwöchige geführte Reise durch den Norden von Chile und Argentinien macht. Sicherlich auch eine angenehme Art zu Reisen.


Die Laguna Negra

Ein paar Kilometer weiter kommen wir am Salar de Quisquero vorbei, an dem wir fast achtlos vorbei gefahren wären, hätten wir nicht auf dem Wasser dieses Salzsees einige Flamingos gesehen. Also wird ausgiebig beobachtet und erst dann zur argentinischen Grenze weiter gefahren. An dieser gibt es in der Tat - so wie uns ja schon mitgeteilt wurde - ein neues gemeinsames Abfertigungsgebäude von Chile und Argentinien. Dummerweise ist scheinbar kurz vor uns ein großer Reisebus angekommen, so dass die Warteschlangen ziemlich lang sind. Hinter uns reiht sich die deutschsprachige Reisegruppe in die Reihe, so dass sich die Wartezeit gut mit dem Austausch von Erfahrungen überbrücken lässt. Als wir an die Reihe kommen, sind wir froh, dass wir das Prozedere drei Jahre nach unserer Patagonienreise noch halbwegs hinbekommen. Im Gegensatz zu den Insassen der kleinen und großen Busse müssen wir unser Gepäck auch nicht ins Gebäude und zum Durchleuchtungsapparat schleppen, sondern werden individuell am Auto selber kontrolliert. Wir müssen unsere Reisetasche öffnen, aber der Blick auf die darin gelagerten Schlafsäcke und Isomatten scheint den Zöllnern zu genügen. Also weiter.


Grenze nach Argentinien

Wir fahren vorbei an den Salzseen Laguna Ana und Salar de Cauchari. Dahinter zeigt sich die Landschaft deutlich farbenfroher als wir es auf dieser Höhe erwartet hätten. Wenn nicht die immer noch sehr hohen Andengipfel am Horizont wären, könnten wir auch irgendwo im Westen der USA unterwegs sein. Irgendwo auf diesem Teil der Strecke treffen wir auch einige ältere Einheimische, die mit ihrem äußerst betagten PKW liegen geblieben sind, uns anhalten und dabei mit wilden Gesten auf einen leeren Wasserkanister zeigen. Der Wagen scheint aufgrund zu wenig Kühlwasser heiß gelaufen zu sein. Auch wenn wir vom Spanisch der Herren nahezu nichts verstehen, holen wir einen unserer großen Wasserkanister raus, das Kühlwasser ist schnell aufgefüllt, die Stimmung sehr dankbar und wir fahren weiter. Dirk grübelt nach dem gemeinsamen Aufbruch noch eine Weile darüber nach, warum nach Auffüllen des Wassers der Ölmessstab kontrolliert wurde - aber das wird schon seinen Sinn gehabt haben.


Eine Vicunaherde rennt über einen Salzsee

In der winzigen Ortschaft Susques kreuzen wir die Ruta 40, die berühmteste Straße Argentiniens. Die Ruta 40 führt über 5300 Kilometer von einer der nördlichsten Stellen des Landes bei La Quiaca an der bolivianischen Grenze bis ganz in den Süden des Landes, an das Cabo Vírgenes bei Rio Gallegos an der Atlantikküste. Wir sind im Rahmen unserer Patagonienreise 2011 schon weite Abschnitte dieser legendären Straße gefahren. In der Gegend von Susques fühlen wir uns auch endgültig in den Westen der USA versetzt: Saftige Wiesen in den Tälern, farbige Felsen in rot, braun, weiß und lila und eine Straße, die sich lustig über die Berge schlängelt. Etwas später kommen auch noch Säulenkakteen dazu. Diese stehen entlang der Straße in einer tollen Schlucht aus braunem Gestein, vom Rio Congelado gegraben, in der sich die Straße steil nach unten in eine flache Ebene schlängelt.

Hier befinden wir uns "nur noch" auf knapp 3500 Meter Höhe und fahren relativ ereignislos und gerade durch eine Graslandschaft. Ab und zu steht am Straßenrand ein Esel. Wir fragen uns schon, wo der in den Karten eingezeichnete Salar Grande bleibt, als uns auffällt, dass das Gras eine leicht hellgrüne Farbe angenommen hat und es zwischen den Büscheln weiß schimmert. Wir befinden uns schon seit einiger Zeit auf dem gesuchten Salzsee - und bei der von uns erwarteten grellweißen Salzfläche handelt es sich um die sogenannten Salinas Grandes, die wir kurz darauf erreichen. Wir halten an einem Rasthaus, welches ganz aus Salz gebaut ist.


Las Salinas Grandes

Hier kann man auf die blendend weiße Salzfläche laufen, wo sich eine beeindruckende Salzhalde befindet sowie mehrere rechteckige Vertiefungen in der ansonsten ebenen Fläche. Diese Vertiefungen wurden genutzt, um Salz abzubauen. Schön sind auch die Strukturen, die durch den Einfluss von verdunstenden Regen auf der Salzoberfläche entstanden sind: Die ansonsten spiegelglatte Oberfläche des Salzsees ist überzogen von einem Netz aus Polygonen, kleinen vom Wasser gebildeten Salzanhäufungen. Neben dem Rasthaus gibt es einen kleinen Andenkenstand, an dem man jede Menge Zeug aus Salz kaufen kann, zum Beispiel echt süße Mini-Lamas.


Bunte Hügel in Argentinien

Wir fahren weiter. Die Straße verlässt die Salinas Grandes und den Salar Grande und führt in lustigen Serpentinen wieder steil nach oben, bis auf den Abra de Porterillos, auf 4170 Meter gelegen. Von hier aus geht es steil herunter, ebenfalls über abenteuerliche Serpentinen - diese erinnern entfernt an den berühmten Trollstigen in Norwegen - in die Quebrada de Purmamarca, ein Seitental der bekannten Quebrada de Huahuaca.


Cuesta de Lipán

Die Quebrada de Purmamarca entpuppt sich als wahres geologisches Wunderland. Wir sehen Berge in allen nur erdenklichen Farben, interessante Schichtstrukturen und über viele Kilometer auf der linken Talseite dunkelbraune Felsstrukturen, die verdächtig an die Nadeln des Bryce Canyon in den USA aussehen. Am Talgrund angekommen - hier stehen wieder links und rechts der Straße viele Säulenkakteen - fahren wir nur noch ein kleines Stück, ehe wir unser Tagesziel Purmamarca erreichen. Diese Ortschaft ist bekannt für den Cerro de los Siete Colores, den Berg der sieben Farben. Unser Hotel liegt am Ortsrand und wir erreichen es nach einer etwas rumpeligen Fahrt durch die geschotterten Straßen der Ortschaft mit mehrfachen Routenänderungen wegen zahlreicher Baustellen.

Wir checken ein, machen uns frisch und brechen dann zur letzten Aktivität des Tages auf. Das Hotel liegt am Beginn eines 3.3 Kilometer langen Rundwegs, mehr oder weniger eine gute Forststraße - um den farbigen Berg herum. Eigentlich hatten wir gehofft, dass nun - am späten Nachmittag - die Farben des Berges durch die tiefstehende Sonne gut zur Geltung kommen. Nun hängen leider auf der argentinischen Seite der Anden deutlich mehr Wolken, als es noch in Chile der Fall war. In der Folge steht nun in der Tat die Sonne tief, sie hat aber geringe Schwierigkeiten, durch die Wolken durchzukommen. Dennoch strahlen die verschiedenfarbigen Felsen gut auf und man kommt auch, je nach Zählweise, auf sieben verschiedene Farben. Wir nehmen uns vor, je nach Wetter und Lichtverhältnissen morgen früh noch einmal wiederzukommen.


Der siebenfarbige Berg (bitte nachzählen;-))

Am Ende des Rundweges kommen wir am Friedhof von Purmamarca vorbei in die Innenstadt. Die Hotels und Geschäfte hier sind teilweise deutlich edler als von uns erwartet - es ist gut zu erkennen, dass Purmamarca eine sehr touristisch geprägte Ortschaft ist. Zentraler Punkt ist die Plaza. Hier findet momentan ein Markt statt, auf dem Handwerkswaren - größtenteils sehr touristisches Zeug - verkauft werden. Direkt an der Plaza befindet sich auch die schöne Kirche der Ortschaft - die 1648 errichtete Iglesia de Santa Rosa.


Straßenszene in Purmamarca

Nachdem wir uns ausgiebig umgeschaut haben und auch dem einzigen - und äußerst widerspenstigen - Geldautomaten in Purmamarca einige argentinische Geldscheine entlockt haben, brauchen wir noch ein Abendessen. Hierbei müssen wir zum ersten Mal im Verlauf unserer diesjährigen Reise beachten, dass es in Argentinien üblich ist, das Abendessen extrem spät zu sich zu nehmen. Es geht allerfrühestens um 20 Uhr los - viele Restaurants öffnen sogar erst um 21 Uhr.

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