11.11.2014: San Agustin de Valle Fertil - Barreal - Wünderlich

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11.11.2014: San Agustin de Valle Fertil - Barreal
Wir schlafen gut aus und bekommen pünktlich um acht Uhr unser Frühstück ins Zimmer gebracht. Dieses fällt sehr reichlich und lecker aus. Alles in allem - trotz der leichten Irritationen zum Beginn - eine sehr schöne und sehr empfehlenswerte Unterkunft. Wir bezahlen und verlassen dann San Agustin wieder in Richtung Süden auf der Ruta 510.

Rechts von uns liegt die Sierra de la Huerta, der im südlichen Teil den das Nationalreservat Valle Fertil nach Osten abschließende Bergkamm. Links von uns sehen wir ein flaches uns sehr breites Tal, welches in einiger Entfernung abgeschlossen wird von der Sierra de Malazan. All die genannten Bergketten gehören nicht zu den Anden, sondern zu den Sierras Pampeanas, einem eigenständigen System von Gebirgen im zentralen und westlichen Argentinien. Diese Gebirge haben ihr eigenes Mikroklima mit trockenen Wintern und feuchten Sommern - und das ist auch der Grund für den Namen "Valle Fertil" - also fruchtbares Tal. Rein vom optischen Eindruck passt dieser Name momentan allerdings nicht so ganz: Wir sind zwar umgeben von dichtem grünen Buschwerk, die weite Ebene im Osten dagegen wird schon ziemlich trocken und karg.


Wolken an den Bergen des Valle Fertil

Die ersten 115 Kilometer geht es so nach Süden, manchmal etwas bergauf oder bergab, manchmal um eine Kurve, aber insgesamt recht abwechslungsarm und immer entlang der Sierra de la Huerta. Die Landschaft wird etwas arider, der Pflanzenbewuchs karger. Dann treffen wir auf die von Ost nach West verlaufende Ruta 141 und biegen auf diese nach Westen Richtung San Juan ab. Im Prinzip sieht die Straße hier nicht viel anders aus als vorher und dass merklich mehr LKW unterwegs sind.


Wieder hinaus in die Steppe

Nach etwas mehr nach 70 Kilometern auf der Ruta 141 - wir haben eine Polizeikontrolle und eine Fruchtfliegenkontrolle hinter uns gebracht - kommen wir zu einer Art Ortschaft. Diese besteht hauptsächlich aus einer Tankstelle und einem riesigen Haufen Andenkenläden und Kiosken. Es ist gar nicht leicht, den zentralen Punkt, um den sich all dieses Gerümpel schart, zu finden - aber letztendlich sind wir erfolgreich. Und zwar befinden wir uns am zentralsten aller Difunta-Corea-Schreine, am Ort, an dem sich die Geschichte der verdurstenden Mutter, die ihren Säugling noch nach ihrem Tod mit der Muttermilch am Leben erhalten hat, zugetragen hat. Heute stehen hier jede Menge kleiner Kapellen, von außen über und über mit Dankesplaketten beschlagen. Diese wurden angebracht von Leuten, denen Difunta Corea - eine inoffizielle und äußerst populäre Heilige in Argentinien - eine Bitte oder einen Wunsch erfüllt hat. Im Inneren der Kapellen befindet sich, thematisch geordnet, Zeug wie Pokale zu gewonnenen Wettkämpfen, Brautkleider,...


Aufstieg zum Schrein der Difunta Correa

Der zentrale Schrein befindet sich auf einem kleinen Hügel, auf den hinauf überdachte Wege führen, über und über behangen mit Nummernschildern von Autos. Die Difunta Corea ist nämlich hauptsächlich Schutzpatronin der Autofahrer, Fernfahrer und Reisenden im Allgemeinen. Oben angekommen, finden wir ein kleines Gebäude mit zwei Plastiken der Difunta Corea und daneben einen riesigen Haufen von Plastikwasserflaschen - Gaben an Difunta Corea. Wir haben noch einen Rest Wasser von den für die Altiplano-Strecken gekauften Vorräten übrig und lassen diesen neben den anderen Flaschen stehen.


Difunta Correa


Geopferte Wasserflaschen

Nach diesem zwar schrägen, aber auch ein sehr interessanter Abstecher fahren wir weiter nach Westen auf der Ruta 141 und nähern uns San Juan. Kurz hinter dem Difunta-Corea-Schrein verläuft parallel zur Straße ein sehr interessanter Fahrradweg. Und zwar besteht dieser nicht aus einem simplen und schmalen Asphaltstreifen, wie man das so aus Europa kennt. Stattdessen besitzt der schmale Asphaltstreifen hier Seitenmarkierungen, einen Mittelstreifen und sogar Rasthäuschen. Vermutlich wird der Fahrradweg auch für Prozessionen zur Difunta Corea verwendet - aber die Aufmachung als Miniaturversion der direkt daneben verlaufenden Straße amüsiert uns doch.

Kurz vor San Juan wird das Land intensiv genutzt - wir kommen vor allem an vielen Weinfeldern und einigen edlen Weingütern vorbei. Da wir noch etwas argentinisches Geld benötigen, machen wir noch einen kurzen Abstecher nach San Juan, um entweder einen Geldwechsler oder einen funktionierenden und befüllten Geldautomaten aufzutreiben. Gerade letzteres hat sich in den vergangenen Tagen gerade in argentinischen Kleinstädten als nicht immer selbstverständlich erwiesen. Letztlich wird es ein Geldautomat - auf der Suche landen wir mitten in der Innenstadt von San Juan mit der zentralen Plaza. Auch der Verkehr hier ist so, wie man es sich in einer Innenstadt vorstellt. Einige Minuten später verlassen wir mit volleren Geldbeuteln San Juan wieder in Richtung Norden auf der Ruta 40.

Hier erwartet uns eine völlig andere Landschaft als noch zuvor - zwar auch recht arid, aber sehr viel bergiger und abwechslungsreicher. Wir kommen vorbei am alten Bahnhof von Talacasto - außer ein paar Häuserruinen und sehr rudimentären Gleisüberresten gibt es hier nichts zu sehen. Hinter Talacasto verlassen wir die Ruta 40 und biegen nach links, Richtung Westen in die Berge ab, die Vorberge des Andenhauptkamms. Leider hat sich etwa seit San Juan das Wetter stetig verschlechtert - aus ein paar Wolken ist eine komplette Wolkendecke geworden. Die Landschaft ist aber auch bei grauem Himmel schön: Hauptsächlich hell- und dunkelgraue Berge, in die sich die Straße in vielen Kehren und Kurven hineinzieht.


Ruinen in Talacasto

An einer Stelle - er will ein Foto der Berge aufnehmen - spurtet Dirk einen Schotterhang am Rand der Straße hoch, um ein möglichst gutes Blickfeld zu erhalten. Dabei tritt er mit dem linken Fuß mitten auf einen irgendwie aus dem Hang ragenden Nagel. Der Nagel exakt so lang, dass er sich zwar durch die Schuhsohle bohrt, aber auf der Unterseite des Fußes keine tiefe Verletzung, sondern nur einen schmerzhaften Bluterguss hinterlässt. Das war Glück im Pech, denn im Fall der Fälle hätte es Zeit gekostet, hier in der Gegend einen Arzt oder ein Krankenhaus zu finden.

Wir erreichen eine auf etwa 2000 Metern Höhe gelegene Hochebene, dann rücken die Berge rechts und links nahe an die Straße und wir kommen in die Quebrada de las Burras. Hier erreicht die Straße mit etwas Mehr als 2200 Metern ihren höchsten Punkt und führt dann in der Quebrada sehr steil abwärts in Richtung des Tals des Rio San Juan.


Auf der Hochebene

Und ab hier wird es deutlich farbenfroher: Der Himmel zeigt zunächst ein paar blaue Fleckchen und in Folge verschwinden die Wolken immer mehr. Das Tal selber ist satt grün - die Straße führt am linken Rand entlang, ist teilweise sehr schmal und manchmal auch in einem ziemlich schlechten Zustand. Die das Tal einrahmenden Berge sind abwechselnd grün, rot, weiß und grau - eine faszinierende Kombination. Am allerfaszinierendsten ist aber der Blick, der sich nach einiger Zeit nach vorne bietet, als wir das breite Valle de Calingasta erreichen. Hier knickt die Straße nach Süden ab und rechts vor uns sehen wir den Andenhauptkamm mit seinen riesigen und teilweise schneebedeckten Gipfeln. Wir glauben sogar, in noch großer Entfernung, den Aconcagua, den höchsten Berg Amerikas zu sehen.


Im Tal des Rio San Juan

Kurz hinter den Ruinen des Minendörfchens Hilario, gelegen direkt am Straßenrand aber leider durch einen Stacheldrahtzaun abgesperrt, kommen wir zu einer besonderen Sehenswürdigkeit, und zwar zum Cerro Alcazar. Haben wir bisher die schönen farbigen Berghänge nur quasi von ihrer Außenseite aus bewundern können, so führt hier eine kurze Schotterstraße mitten hinein in ein sehr schmales Seitental und in ein Traumland für jeden Geologen - mit schroffen Hängen in grün, rot, gelb und weiß, die in der Tat an ein Schloss, ein Alcazar, erinnern. Die Strukturen erinnern ein wenig an den Badlands National Park in den USA - allerdings können wir uns hier völlig frei bewegen und außerdem ist kein Eintritt fällig. Es gibt auch einen kurzen Wanderweg, in dessen Verlauf sich die ganze Pracht von erhöhten Positionen aus bewundern lässt.


Ruinen von Hilario


Cerro Alcazar


Blick von Cerro Alcazar auf den Andenhauptkamm

Wir schauen uns ausgiebig um und fahren dann weiter zu unserem Etappenziel, der kleinen Ortschaft Barreal. In dieser haben wir in einem hübschen und edlen Hotel vorgebucht - mit direktem Blick auf die Andenkette. Alleine die Anfahrt zu dem Hotel gestaltet sich spannend - durch ein riesiges parkähnliches Gelände und über schmale Holzbrücken nähern wir und dem zentralen Gebäude, wo wir sehr freundlich von den Wirten begrüßt werden. Um das zentrale Gebäude gruppieren sich einige einzeln stehende Bungalows - mit je zwei Zimmern. Die Terrassen der Zimmer sind der Andenkette zugewandt. Da das Valle de Calingasta recht dünn besiedelt ist und das Hotel etwas außerhalb von Barreal steht, haben wir hier völlig freie Sicht. Das nutzen wir nach dem äußerst guten Abendessen aus, als wir noch einige Zeit mit unserem Fernglas die Sterne des Südhimmels bewundern. Zum Beispiel die beiden Magellanschen Wolken lassen sich sehr gut erkennen.


Bunte Felsen an der Straße Richtung Barreal
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