28.10.2014: Pica - Geiseres del Tatio - Wünderlich

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28.10.2014: Pica - Geyseres del Tatio
Wir brechen zeitig auf, da wir unser erstes Etappenziel zu einer definierten Zeit erreichen müssen. Daher lassen wir mit leichtem Bedauern auch das Frühstück ausfallen, welches es laut dem englischsprachigen Infozettel unseres Hotels ab 8 Uhr geben soll. Als wir aber pünktlich vor verschlossener Türe da stehen, ruft uns der Junge, der nebenan den Pool reinigt "ocho y media" zu, also in einer halben Stunde. Das ist uns zu spät. Wir rollen los. Die ersten 37 Kilometer auf der Ruta A-755 bis zur Panamericana kennen wir ja schon von unserem gestrigen Trip zu den Geoglifos de Pintados. Danach biegen wir aber nach links auf die Panamericana ab. Dieser folgen wir ohne große Ereignisse nach Süden. Die Wüste schaut hier abschnittsweise wie festgewordener Matsch aus - später wie festgewordener grauer Schlamm - noch etwas später wird es steinig. Wir kommen wieder an längeren Straßenbaustellen vorbei - hier wird die Panamericana erneuert und auch mit breiteren Seitenstreifen versehen. Hinter der Baustelle kommen wir tatsächlich noch zu einem ganz kurzen Stück alte Panamericana mit vielen Schlaglöchern - laut älteren Reiseführern ist es noch nicht lange her, dass die Ruta 5 über fast die gesamte Strecke in Chile eine solch bescheidene Qualität aufwies. Das kann man sich heute gar nicht mehr so recht vorstellen.


Auf der Panamericana

Als wir ungefähr 130 Kilometer auf der Panamericana unterwegs sind, taucht die Straße in das Tal des Rio Loa ein und erreicht dort die winzige Ortschaft Quillagua ein. Den Rio Loa kennen wir schon von der Etappe zwischen Antofagasta und Iquique. Damals mussten wir an der Grenze zur ersten Region Chiles durch eine Zoll- und Polizeikontrolle und hier ist es genauso: Am Zoll müssen wir neben unseren Pässen auch den Zettel vorweisen, den wir vor sechs Tagen bei der Einreise in die erste Region bekommen haben. Der Zettel bekommt ein paar Stempel und Unterschriften aufgedrückt. Mitsamt Zettel dürfen wir langsam weiterfahren, vorbei an einem Polizisten, der die Fahrzeugpapiere sowie Dirks Pass und Führerschein sehen will. Danach kommen wir zu einem Zollmenschen, der uns den Zettel endgültig abnimmt. Das ist mal wieder chilenische Bürokratie in Hochkultur - und das nur, weil man von einem Verwaltungsbereich des Landes in einen anderen fährt. Neben der Zollregelungen werden die Kontrollen offiziell übrigens auch mit Fruchtfliegenprophylaxe begründet. Wir hätten im Gepäck Millionen von Fliegen mitnehmen können, ohne dass es irgendjemanden aufgefallen wäre...

Hinter Qillagua folgen wir der Panamericana noch etwas mehr als 80 Kilometer nach Süden, vorbei an vielen verlassenen Salpeterminen, ehe wir kurz vor Maria Elena nach links auf die Ruta 24 Richtung Calama abbiegen. Auch diese Straße verläuft schnurgerade durch die Wüste, sie unterscheidet sich von der Panamericana lediglich durch die Anzahl der Stromleitungen, die parallel zu ihr verlaufen. Waren es an der Panamericana maximal zwei Leitungen, so ist die Straße nun auf beiden Seiten geradezu gespickt von Strommasten. Hier fließt hauptsächlich der Strom aus dem Kraftwerk in Tocopilla - welches wir vor sechs Tagen gesehen haben - für die Kupferminen in Calama. Die Straße führt steil bergauf, schließlich liegt Calama auf 2400 Meter Höhe - und damit doppelt so hoch wie Maria Elena. Kurz vor Calama, die Ruta 24 hat gerade einen Höhenrücken überwunden, könnte die Straße eigentlich geradeaus direkt nach Calama führen - die Stadt ist direkt vor uns in nur ein paar Kilometern Entfernung zu sehen. Früher nahm die Straße auch tatsächlich diesen Verlauf, Reste davon sind noch zu sehen. Dummerweise überschneidet sich die Straße mit dem Verlauf der hier befindlichen ergiebigen Kupferader. als Folge wurde ein großer Teil der alten Straße durch ein großes Loch im Boden ersetzt. Als Ersatz wurde mit viel Aufwand eine neue Autobahn in großem Bogen durch die Hügel neben dem Loch geführt. In Calama angekommen bleibt uns ausreichend Zeit, um Vorräte aufzufüllen sowie Mittag zu essen.


Geier am Straßenrand

Dann fahren wir zum Besucherzentrum von Codelco Norte, dem für die riesigen Kupferminen staatlichen chilenischen Bergbauunternehmen und den größten Kupferproduzenten der Welt. Wir haben von Deutschland aus für eine Tour nach Chuquicamata angemeldet. Chuquicamata ist zum einen der Name der seit 1915 betriebenen weltgrößten Kupfermine und zum anderen ist es der Name der direkt neben der Mine gelegenen Ortschaft, in der ursprünglich die Minenarbeiter lebten. Die Ortschaft wurde 2007 aufgegeben - alle Bewohner wurden nach Calama umgesiedelt. Grund war hauptsächlich die in direkter Nähe der Mine vorhandene Umweltverschmutzung. Kupferabbau und insbesondere die Weiterverarbeitung des gewonnenen Erzes ist nun mal eine nicht sehr umweltschonende Angelegenheit, da jede Menge giftiger Chemikalien verwendet werden. Als Folge des giftigen Feinstaubs litten etliche Arbeiter an Asthma, Staublungen und Krebs. Früher startete auch die Besichtigungstour direkt an den Toren der Kupfermine, seit ein paar Jahren ist dies offiziell aber nur noch am Besucherzentrum von Codelco Norte in Calama möglich. Wir treffen genau rechtzeitig zum ausgemachten Zeitpunkt - 13 Uhr - dort ein. Wir melden uns an und müssen dann eine kurze Zeit lang auf den Beginn der Tour warten. Währenddessen unterhalten wir uns mit einem Geophysiker aus Venezuela, der inzwischen in Deutschland lebt und auch recht gut Deutsch spricht. Nach Europa hat ihn die Liebe getrieben und nun zurück nach Chile sein Job: Er hat im Auftrag seines Arbeitgebers beruflich die Mine besucht und will sie sich nun auch noch im Rahmen der Besuchertour anschauen.

Um halb zwei geht es los: Zunächst zeigt uns der Guide vor dem Besucherzentrum das Endprodukt der Mine, wie es auch zu den Häfen - zum Beispiel von Antofagasta - geschafft und von dort aus in dir Welt geschickt wird: Es handelt sich um recht unscheinbare Platten aus nahezu reinem Kupfer. Ein paar Informationen zum Herstellungsprozess dieser Platten später werden alle Besucher in einen Bus gepackt und es geht los nach Chuquicamata. Hier schauen wir uns die alte Ortschaft an - bzw. was von dieser übriggeblieben ist. Teile der Stadt, z.B. das Krankenhaus wurden nämlich einfach von den Abraumhalden des Tagebaus zugeschüttet. Dennoch vermittelt der Ort auch heute noch das Bild einer bedrückenden Geisterstadt - insbesondere, da der Exodus der Bevölkerung gar nicht so lange her ist. An der zentralen Plaza hängen noch Überreste des Weihnachtsschmucks und direkt daneben befindet sich ein absolut einsatzbereiter Verkehrsübungsplatz. An der Plaza steht auch das Casino der Bergarbeiter, und hier findet der nächste Teil der Führung statt: Hier werden die Techniken der Kupfergewinnung - vom Erz bis zu den verschiffbaren Platten - im Detail erklärt. Die dabei entstehende Umweltverschmutzung wird nicht direkt geleugnet, aber es wird auch nicht gezielt der Fokus darauf gelegt.


Hier wird uns erklärt, wie aus Kupfererz Kupfer wird


Plaza der aufgegebenen Bergarbeiterstadt

Weiter geht es in die Mine selber. Wir fahren zunächst an jeder Menge Ruinen vorbei, denn lange Minuten durch alle möglichen Verarbeitungsanlagen und Becken mit Säureresten, bis wir zum großen Loch selber kommen. Dabei handelt es sich um das größte menschengemachte Loch der Erden, fünf Kilometer auf drei Kilometer groß und einen Kilometer tief. Bis zum Jahre 2019 soll hier das Kupfer weiterhin im Tagebauverfahren abgebaut werden, dann will man auf klassische Bergbauverfahren umsteigen und die Mine noch bis 2060 betreiben. Beeindruckend sind die riesigen Kipperfahrzeuge, die rund um die Uhr das erzhaltige Gestein nach oben bringen. Jedes Exemplar der größten Variante dieser Fahrzeuge kann bis zu 400 Tonnen Gestein transportieren. Als wir mit dem Bus ein wenig in das Loch herein fahren kommen uns ein paar dieser riesigen Fahrzeuge entgegen - unser Bus wirkt im Vergleich dazu wie ein Spielzeug. Zum Abschluss der Tour stoppt der Bus an einem Aussichtspunkt am oberen Rand des Loches. Wir dürfen ein paar Minuten schauen und dann bringt uns der Bus zurück in die Stadt, wo wir um kurz vor halb fünf wieder ankommen.


Die Mine von Chuquicamata


Reisebus im Vergleich zu den riesigen Muldenkippern

Heute wollen wir gerne bei den Geysiren von El Tatio übernachten und sind uns nicht sicher, ob wir uns in Anbetracht der fortgeschrittenen Tageszeit zu viel vorgenommen haben. Wir verlassen die Stadt auf der asphaltierten Ruta 21 nach Norden, in Richtung der am Rio Loa gelegenen Wüstenoase Chiu Chiu. Hier schauen wir uns kurz um und bewundern unter anderem die schöne Kirche sowie die direkt daneben gelegene Plaza. Die Kirche San Francisco de Chiu Chiu, errichtet im 17ten Jahrhundert, ist im typischen Baustil dieser Gegend gehalten, mit weißen Doppeltürmen. Die Kirchentore und auch die Decke bestehen aus Kaktusholz - gut zu erkennen an der Maserung.


Kirche von Chiu Chiu

Ein paar Kilometer hinter Chiu Chiu machen wir einen kurzen Abstecher zur Laguna Inka Coya, zu erreichen durch eine kurze Stichstraße. Dieser kreisrunde und etwa 50 m im Durchmesser messende See besticht durch die tiefblaue Farbe des Wassers und ist vermutlich der Überrest einer Einsturzdoline. Wir fahren weiter und folgen der stetig an Höhe gewinnenden Straße Richtung Caspana und weiter nach El Tatio.


Laguna Inka Coya

Laut den uns vorliegenden Straßenkarten ist diese Strecke asphaltiert - das können wir nicht bestätigen. Der Straßenbelag ist zwar recht glatt - es handelt sich aber um eine Erdstraße, mit der Folge, dass der Fahrer immer auf Schlaglöcher oder sonstige Unebenheiten achten muss. Die Landschaft ist beeindruckend. Links von uns am nördlichen Horizont stehen riesige Vulkane, vor uns die gelbgrüne Steppenlandschaft des Altiplano, durch welche sich die Straße mehr oder weniger kurvig nach oben zieht.


Zwei Guanacos

Die Sonne steht schon tief, mit der Folge einer traumhaften Lichtstimmung. Hier ist die Strecke - nun auch offiziell Schotter - deutlich besser zu befahren als gedacht. Das letzte Stück vor der Kreuzung mit der direkt von San Pedro de Atacama zu den Geiseres del Tatio heraufkommenden Straße besteht sogar aus Asphalt. Neben der Straße sehen wir viele Tiere, zumeist Vicunas.


Straße im Abendlicht

Nach der Kreuzung mit der Straße von San Pedro biegen wir nach Norden ab und es geht es ziemlich rumpelig über Waschbrett in ein Tal herunter. Kurz vor El Tatio ist die Straße dann perfekt gegradet und noch deutlich vor Sonnenuntergang kommen wir an der Rangerstation vor den Geysiren an. Wir befinden uns nun wieder auf 4300 Metern Höhe und damit fast zweitausend Meter höher als Calama. Die Rangerstation wird von einigen einheimischen Indios betrieben. Wir melden uns an und bezahlen den Eintritt sowie die Gebühr für den Zeltplatz. Für einen ausgedehnten Besuch an den Geysiren ist es nun schon zu spät - stattdessen beobachten wir ausgiebig die direkt neben dem Gebäude grasenden und gar nicht schüchternen Vicunas.


Ein Vicuna


Andenglühen
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