09.11.2014: Chilecito - Talampaya - Wünderlich

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09.11.2014: Chilecito - Talampaya
Wir schlafen gut aus, dann gibt es Frühstück. Dieses fällt etwas knapp und bescheiden aus - ein einziger kleiner Minuspunkt für die ansonsten sehr schöne und gute Unterkunft. Dann geht es wieder auf Achse, noch einmal das kurze Stück nach Chilecito. Dabei überholen wir zwei alte bzw. uralte Pickups mit Pferden auf der Ladefläche - unterwegs wohl zu einer sonntäglichen Pferdeshow oder etwas ähnlichem.

In Chilecito schauen wir uns zum Abschluss unseres Besuchs die Talstation der bekannten Seilbahn an. Diese wurde zwischen 1903 und 1904 errichtet und führt von Chilecito über eine Länge von 35 Kilometern bis zur auf eine Höhe von 4600 Metern Höhe in der Gebirgskette Sierra de Famatina gelegenen Mina la Mejicana. Diese Mine war schon vor dem Bau der Seilbahn als ergiebige Quelle für Gold- Silber- und Kupfererz bekannt. Da es allerdings auf dem Berg weder Wasser noch Feuerholz gab, konnte das Erz nicht direkt am Ort der Mine weiter verarbeitet werden. Stattdessen musste es per Maultier ins Tal geschafft werden - über verschlungene Wege war man dabei mehr als 100 Kilometer unterwegs. Die Seilbahn - erbaut von der deutschen Firma Adolf Bleichert & Co - sollte hier Entlastung schaffen. Der Bau stellte sich als besonders schwierig heraus: Niemals zuvor waren Seilbahnen dieser Länge oder mit vergleichbaren Steigungen gebaut worden, zudem führte die Strecke durch vorher nur schlecht kartographiertes Gelände. Über etwa 300 Meter führt die Strecke der Seilbahn sogar durch einen Tunnel. Als im Jahre 1926 die Erzvorräte der Mine größtenteils erschöpft waren, wurde die Bahn stillgelegt. Heute kann man sich die Talstation anschauen, ein großes und sehr imposantes Gebäude aus vernieteten Stahlträgern.


Seilbahn von Chilecito

Zudem gibt es ein kleines Museum. Hier werden in ein paar Zimmern verschiedene Gegenstände und Fotos zum Bau und Betrieb der Seilbahn ausgestellt. Eine nette Dame führt uns herum und erklärt uns jeden einzelnen Gegenstand. Da die den Bau durchführende Firma aus Deutschland kam, sind zum Beispiel die ausgestellten Detailpläne - allesamt fein säuberlich handgezeichnet - auf Deutsch beschriftet. Zudem sind auch diverse Instrumente - z.B. das Tachometer der Bahn - mit deutscher Beschriftung versehen. Ein interessanter Abstecher. Das Museum kostet keinen Eintritt, Spenden werden aber gerne angenommen.


Höhenplan der Seilbahn


Die Entladestation der Seilbahn

Wir verlassen Chilecito nach Süden, Richtung Nonogasta. Auf diesem Abschnitt wird die Ruta 40 momentan neu gebaut, aber irgendwie tut sich auf der Baustelle nicht wirklich viel. Einmal sehen wir einen Arbeiter, der einen Holzpflock in den Boden hämmert. Allgemein scheinen uns dieses Jahr die Straßenbaustellen in Argentinien deutlich betriebsärmer zu sein als noch 2011 - im Gegensatz zu den chilenischen Baustellen, auf denen es über hunderte Kilometer vor Betriebsamkeit nur so sprüht. Extrapolieren wir nur einzelne Beobachtungen auf unzulässige Weise hoch oder sehen wir hier die Folgen der in den vergangenen Jahren drastisch schlimmer gewordenen Staatsfinanzen Argentiniens? In Nonogasta tanken wir voll und folgen dem nach Westen abknickenden Verlauf der Ruta 40, Richtung Cuesta de Miranda.

Zuerst verläuft die Straße durch diese Schlucht noch relativ harmlos und flach durch diverse Ortschaften - unter anderem das namensgebende Miranda. Dann bleibt die Bebauung zurück und die Straße zieht sich in zahlreichen Kurven stetig nach oben. Links und rechts der Straße befinden sich jetzt steile Felswände in faszinierenden Rottönen. Ab und an bietet sich auch ein schöner Tiefblick in ein dicht grün bewachsenes Tal - farblich in schönem Kontrast stehend zu den auch hier vorhandenen roten Felsen. Etwas weiter beginnt eine längere Baustelle - es wird asphaltiert. Das hat zunächst noch recht harmlose Umleitungen zur Folge - weiter oben aber - die Straße klebt abenteuerlich an einem fast senkrechten Berghang - wird es spannend. Für die neue Asphaltstraße werden Betonstützwände gegossen. Diese sind aber noch in Arbeit und der schmale Zwischenraum zwischen Betonwand und Berg ist noch nicht aufgefüllt. In genau diesem Zwischenraum verläuft momentan die Straße - auf grob geschätzt dreieinhalb Metern zwischen Bergwand und einem aus der halbfertigen Betonwand weit herausragendem Geflecht aus Bewehrungsstahl. Dies wird ganz besonders knapp, wenn Gegenverkehr kommt - dann beginnt ein wildes Vorbeimanövrieren, in dem es um jeden Zentimeter geht. Zum Glück kommen wir nur einmal in dieses Vergnügen und zum Glück bekommt unser Pick-Up im Verlauf keine neuen Schrammen ab. Kurz darauf fahren wir wieder auf breitem Asphalt und wir verlassen langsam wieder die Cuesta de Miranda.


In der Cuesta de Miranda


In der Cuesta de Miranda

Die Straße verläuft nun eben durch die Halbwüste. Wir wollen zum Parque Nacional Talamapaya und weiter zum Parque Provincial Ischigualasto. Anstatt nun die längere und asphaltierte Strecke über Villa Union dorthin zu nehmen, biegen wir auf die gute Schotterpiste nach Pagancillo ab und von dort aus auf die Ruta 76 in Richtung der beiden Parks. Im Parque Nacional Talampaya - etwa 29 Kilometer hinter Pagancillo - informieren wir uns über die Verfügbarkeit von Exkursionen für morgen früh. Jetzt reservieren können wir nur für eine der verschiedenen Touren - für alles andere sollen wir morgen um 8 Uhr nochmal wieder kommen. Das trifft sich gut, da wir ohnehin auf dem parkeigenen Campground übernachten wollen.


Felswand im Parque Nacional Talampaya

Aber zunächst - der Tag ist noch recht jung - rollen wir weiter die ungefähr 80 Kilometer zum Parque Provincial Ischigualasto. Dieser Wüstenpark wird wegen der unwirtlichen Landschaft auch Valle de la Luna - das Tal des Mondes genannt. Hier (und im Parque National Talampaya) wurden jede Menge Fossilien aus der Triaszeit gefunden. Unter anderem auch ein Skelett des ältesten bekanntesten Dinosauriers - 230 Millionen Jahre alt. Um diese Landschaft zu schützen, sind Ischigualasto und Talampaya im Jahre 2000 zum UNESCO Weltnaturerbe ernannt worden. In Ischigualasto gibt es Touren, bei denen man mit dem eigenen Auto einem Rangerfahrzeug folgt. An insgesamt fünf Stationen wird Halt gemacht und der Ranger erklärt Details zur Geologie oder den in der Nähe gemachten Funden. Alleine darf man den Park nicht betreten.

Diese Rundfahrten starten einmal pro Stunde. Wir sind etwa um 14:30 Uhr da und spekulieren auf die Rundfahrt ab 15:30 Uhr. In der Zwischenzeit wollen wir uns das schön gestaltete Visitorcenter anschauen. Als wir dort nachfragen, schickt uns der nette Mensch an der Theke jedoch gleich weiter - die Tour ist zwar schon unterwegs, wir würden sie aber am ersten Haltepunkt schon einholen. Gesagt, getan. Wir fahren alleine in den Park und treffen am ersten Haltpunkt eine erstaunlich große Menge an Autos an. Der sehr nette Ranger fragt uns sogar, wo wir herkommen, ob wir seine spanischen Erklärungen verstehen oder ob wir zusätzliche Erklärungen in Englisch benötigen.

Der Rundweg ist etwa 40 Kilometer lang und jeder der sehr informativen Stopps beleuchtet unterschiedliche Aspekte der Geschichte des Parks und der hier gemachten Funde. Die vielen Autos - größtenteils Kleinwagen - quälen sich tapfer über die recht rumpelige und mit großen Steinen und Felsplatten versehene Strecke zwischen den Haltepunkten. An der ersten Station gibt es noch recht viele allgemeine Informationen - und zum Anschauen ein recht unscheinbares fossiles Blatt. Später kommen wir jedoch zu einem Tal, welches irgendwie an die Badlands in den USA erinnert, zu Kugeln, die sehr an die Moqui Marbles erinnern und zu sehr interessanten Formationen aus weißem Fels. Die auffälligsten dieser Formationen haben Namen. So gibt es einen Pilz, eine Sphinx und ein U-Boot. letzterem ist allerdings vor kurzer Zeit aufgrund eines Einsturzes ein gutes Stück im mittleren Teil des Rumpfes verloren gegangen.


"Painted Desert" im Parque Provincial Ischigualasto


Steinkugeln


El Submarino (das U-Boot)

Nach etwa der Hälfte, bei dem schon erwähnten Pilz - im Prinzip handelt es sich dabei um einen sehr großen Hoodoo - löst sich die Gruppe auf. Von hier darf jeder in seinem eigenen Tempo weiter fahren. Das nutzen wir gerne und kommen dabei an einer riesigen, mehrere hundert Meter hohen und viele Kilometer langen roten Felswand vorbei, schön angeleuchtet von der schon tief stehenden Sonne. Diese Wand ist gigantischer als alle roten Steine, die wir je in den USA gesehen haben und wäre dort der absolute Höhepunkt in jedem Nationalpark des Südwestens. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus und legen viele Fotostopps ein. Nach der roten Wand kommen wir noch an hohen weiß, grün und gelb gefärbten Felsformationen vorbei und dann ist die Rundfahrt - nach mehr als drei Stunden - leider schon wieder zu Ende.


El Hongo (der Pilz)


Rote Felswand in Ischigualasto

Wir schauen uns noch kurz im Visitorcenter um beziehungsweise in der daneben befindlichen großen Halle, in der es eine ausführliche und sehr informative Ausstellung zu den hier gemachten Dinosaurierfunden gibt. Dann fahren wir zurück zum Parque Nacional Talampaya. Auf der Fahrt sehen wir viele Guanakos am Rand der Straße, einige wachtelähnliche Vögel, die die Straße im Gänsemarsch überqueren, sowie einen Pampashasen. Letzteren hätten wir im Westen von Argentinien nicht erwartet. Als wir nach einer heftigen Bremsung zurückrollen, um das Tier aus der Nähe anzuschauen, hüpft es leider schon davon. Dirk macht sich aufgrund der großen Menge von Besuchern in Ischigualasto Gedenken, ob wir schon bei unserem ersten Stopp in Talampaya nach einem Stellplatz für unser Zelt hätten fragen sollen. Vor seinem inneren Auge sieht er einen überfüllten Campground und wir sind baff erstaunt, als die Fläche vor dem Visitorcenter von Talampaya komplett leer ist. Wir sind tatsächlich die einzigen Gäste - auch als wir nach dem Zeltaufbau zum Abendessen ins Restaurant des Parks gehen werden wir exklusiv von den beiden Angestellten bedient. Etwas später kommt noch ein anderes Paar mit einem spannenden Allradcamper und stellt sich auf einen der Stellplätze neben uns. Zum Abschluss des Tages treffen wir noch einen neugierigen Fuchs.


Felsstrukturen auf der Straße zwischen Ischigualasto und Talampaya
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