12.11.2014: Barreal - Maipu - Wünderlich

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12.11.2014: Barreal - Maipu
Nach dem Frühstück packen wir zusammen und halten beim Auschecken einen Plausch mit unserem Wirtspaar. Die beiden wohnen eigentlich in Buenos Aires, zusammen mit ihren Kindern. Das Hotel betreiben sie gemeinsam mit ihrer Schwester und deren Mann und betreuen es im Wechsel: Während eines der beiden Paare am Hotel ist, ist das andere daheim und umgekehrt. Eine nette Idee. Wir wünschen viel Glück für die Zukunft und brechen dann auf.

Der Himmel ist teilweise bewölkt und wir fahren weiter auf der Ruta 412 nach Süden durch das schöne Valle de Calingasta, in dem wir uns schon gestern bewegt haben: rechts von uns stehen die 6000er der Anden, links die niedrigere Gebirgskette der Sierra del Tontal. Etwas weniger als 20 Kilometer südlich von Barreal kommen wir zum Parque Nacional El Leoncito. Dieser Park umfasst einen Teil des Valle de Calingasta sowie der östlich davon stehenden Sierra del Tontal. Durch den Park wird hauptsächlich die Landschaft der hiesigen Puna geschützt, inklusive der ansässigen Tier- und Pflanzenwelt. Zum Beispiel leben hier Nandus, Guanakos und Kondore. Da zudem das Straßensystem der Inka durch das Valle de Calingasta führte, gibt es hier auch schützenswerte archäologische Fundstätten. Was zudem sehr interessant ist: Aufgrund der extrem klaren Luft hier in der Gegend und der dünnen Besiedlungsdichte, eignen sich die Berge im Nationalpark gut für astronomische Beobachtungen und so wurden auf zwei Berggipfeln im Park Teleskope errichtet.

Die Zufahrtsstraße zum Nationalpark zieht sich steil in die östlich des Tals liegenden Berge hinauf. Zunächst schnurgerade und asphaltiert durch steppenartige Landschaften, dann als Schotterstraße und über Serpentinen direkt in die Berge hinein und in ein schönes Seitental. Das Wasser diverser zusammenfließender kleiner Bäche schafft hier eine wunderschöne grüne Oase in der deutlich kargeren umgebenden Landschaft. Es gibt auch einige Wanderungen, zum Beispiel zu Wasserfällen. Diese müssen wir leider aus Zeitgründen auslassen. Stattdessen halten wir an zwei Aussichtspunkten an. Vom ersten haben wir einen schönen Blick in die grüne Landschaft des Nationalparks. Der zweite Aussichtspunkt liegt am Rand der gewundenen Straße zum astronomischen Anlage El Leoncito. Von hier aus haben wir einen tollen Blick auf die unter uns liegende Ebene des Valle de Calingasta. Neben der Ruta 412 sehen wir die große freie Fläche der Pampa Leoncito - eine etwa zehn auf drei Kilometer große und extrem flache Ebene aus Sandablagerungen. Diese ist wohl vor allem auch bei Autofahrern beliebt, die ihr Gefährt austesten wollen - und aufgrund der hier vorkommenden steifen Winde auch bei Strandseglern.


Blick auf die Andenhauptkette

Etwas oberhalb des zweiten Mirador kommen wir zum Verwaltungsbereich der astronomischen Anlage. Nach einigem Überlegen entscheiden wir uns dafür, eine Tour durch das Observatorium zu machen - obwohl tagsüber natürlich nicht die ideale Zeit ist, ein astronomisches Teleskop zu besuchen. Als wir uns vor dem Gebäude kurz mit der Katze der Astronomen anfreunden, kommt auch schon eine Dame vorbei, bei der wir den Eintritt bezahlen. Für die eigentliche Führung müssen wir noch ein Stück weiter den Berg hoch fahren, bis auf den Gipfel. Hier stellen wir unseren Pick-Up ab und müssen erst ein wenig den Eingang in das große weiße Gebäude des Observatoriums suchen. Wir werden von einem Astronomen begrüßt, welcher uns in den nächsten etwa 45 Minuten erklärt, was hier oben so getrieben wird. Hauptsächlich handelt es sich um eine Langzeituntersuchung des südlichen Sternenhimmels, um den Effekt der Ausdehnung des Universums nachzuweisen sowie um die Suche nach Asteroiden. Er zeigt uns eine kleine astronomische Ausstellung und das große Zwillings-Linsenteleskop des Observatoriums. Das ist zwar alles nichts weltbewegend Neues - aber dennoch recht interessant und vor allem angenehm hemdsärmelig.


Teleskop in einem der Observatorien im Parque Nacional Leoncito

Wir verabschieden uns und verlassen den Park wieder. Von allen angekündigten Tierarten sehen wir keine einzige, aber dafür jede Menge Meerschweinchen, die in den Büschen neben der Straße wuseln und nur schwer in den Blick oder gar auf ein Foto zu bekommen sind.


Unser Auto auf der Pampa Leoncito

Die Straße ist hier - entgegen unserer Erwartungen - nicht durchgehend asphaltiert, die Qualität der Schotterpiste ist jedoch sehr gut. Kurz vor Uspallata kommen wir an den Inkaruinen von Tambillos vorbei. Diese sind zwar angenehm unkommerziell, dies geht aber so weit, dass sämtliche Infotafeln fast komplett verwittert und somit auch nicht zu lesen sind. Schade! Herauszubekommen ist nur, dass dieser Ort bis vor etwa 500 Jahren von den Inka bewohnt war und das Charles Darwin - als er 1835 während seiner berühmten Weltreise die Anden überquerte - hier vorbeigekommen ist. Die Ruinen selber sind recht unspektakulär - sehr viel mehr als ein paar Grundmauern ist nicht mehr vorhanden.


Anden bei Uspallata


Inkaruinen von Tambillos

Die Landschaft erinnerte bis jetzt entfernt an Montana oder Wyoming. Kurz vor Uspallata kommen nun doch viele Bäume hinzu und der Gesamteindruck ändert sich eher Richtung Kanada. Von Uspallata könnten wir über die große Passstraße Ruta 7 entweder direkt zurück nach Santiago in Chile fahren - oder über die selbe Straße begab in Richtung Mendoza. Wir haben uns aber für einen Umweg entschieden und biegen direkt nach dem Ortseingang nach links auf die Ruta 52 ab - Richtung Paso de Paramillos de Uspallata. Dies ist übrigens genau die Strecke, auf der Charles Darwin während seiner Andenüberquerung unterwegs war. Die Straße führt steil bergauf in die Berge. Hier sollte sich ein schöner Rückblick auf den Andenhauptkamm bieten - die Berge sind in den Gipfelregionen leider von Wolken umhüllt. Wir kommen durch tolle karge Landschaften mit roten, grauen, gelben und grünen Felsen. Kurz vor der Passhöhe kommen wir an dem Areal vorbei, in dem Darwin einen versteinerten Wald entdeckte - und begeistert davon war, dass die Überreste der Bäume nicht etwa verstreut umherliegen, sondern noch genau so wie zu Lebzeiten dort stehen. An diese Entdeckung Darwins erinnert heute eine Marmorplakette, an der wir eine kurze Pause einlegen.


Etwas modernere Ruinen


Auf der Straße zum Cruz de Parasillos

Kurz darauf ist die Passhöhe am Cruz de Paramillos erreicht, auf knapp 300 Metern Höhe, und von hier an geht es bergab, vorbei an zahlreichen Gunakoherden. Bis zum Aussichtspunkt Balcon del Indio, von wo aus wir einen schönen Tiefblick in eine beeindruckende extrem schmale und tiefe Schlucht haben, verläuft die Straße noch relativ harmlos.


Auf der Passhöhe


Am Balcon del Indio

Aber dann wird es richtig lustig: Die Strecke herunter Richtung Mendoza - vorbei am Thermenhotel Villavicencio - nennt sich Straße der 365 Kurven. Und das ist keine Übertreibung. Eine dermaßen kurvige und lange Bergstrecke haben wir noch nie gesehen. Die Straße schmiegt sich abenteuerlich an die dicht grün bewachsenen Berghänge, die Blicke nach unten sind atemberaubend. Da es sich zudem um eine Gravelroad handelt, benötigen wir insgesamt ungefähr eine Stunde um eine Höhendifferenz von 1400 Metern zu überwinden. Leider haben wir die Kurven nicht mitgezählt und können daher keine Aussage darüber abgeben, ob die Anzahl 365 wirklich stimmt.


Die Straße der 365 Kurven

Im Tal angekommen, verläuft die Strecke - nun schnurgerade - Richtung Mendoza. Wir kommen vorbei an den Ruinen von Canota. Hier hat General San Martin, einer der großen Staatshelden Argentiniens, 1817 seine Truppen zusammen gezogen, ehe er die Anden überquerte und später im selben Jahr gemeinsam mit dem Chilenen O'Higgins in der Schlacht von Chacabuco einen spektakulären Sieg über die Spanier errang. Argentinien war damals schon unabhängig, aber die gemeinsamen Aktionen von San Martin und O'Higgins ebneten den Weg zur Unabhängigkeit Chiles - welche dann 1818 erfolgte. Heute führt die Straße - ganz pragmatisch - mitten durch die Ruinen von Canota hindurch, und auch die weitere Nutzung - als Grillplatz - kann nur als pragmatisch bezeichnet werden.


Ruinen von Canota

Bevor wir Mendoza erreichen, müssen wir den Vorort Las Heras durchqueren. Zuerst geht es schön durch die netten Sträßchen einer Kleinstadt, aber je mehr wir uns Mendoza nähern, desto stressiger wird das Ganze. In der Kombination aus sehr viel Verkehr und äußerst ungewöhnlichen Aktionen der anderen Verkehrsteilnehmer ergibt sich eine der stressigsten Ortsdurchfahrten im Verlauf unserer Reise. Man ist es aus Deutschland einfach nicht gewohnt, dass mitten auf einer Schnellstraße auf einmal ein sehr langsamer Fahrradfahrer vor einem auftaucht.

Letztendlich kommen wir in die kleine Ortschaft Maipu, wo wir ein Zimmer in einem kleinen und gemütlichen Weingut vorgebucht haben. Nach der Begrüßung fragt uns Hans - der Besitzer und Betreiber der Posada - ob wir an einem Asado, das ist die argentinische Version eines großen Grillfestes, teilnehmen wollen. Eigentlich wollten wir ja nach Maipu zum Abendessen fahren, aber bei so einem Angebot sagen wir nicht nein. Laut Hans veranstaltet er immer mal wieder ein Asado, zu dem alle Gäste und auch Freunde von Außerhalb eingeladen werden. Dann benötigt er ein paar Tage, um sich wieder zu erholen. Und dann steht das nächste Asado auf dem Programm. Die Posada hat nur vier Gästezimmer, momentan bewohnt von Leuten aus allen möglichen Ländern mit völlig unterschiedlichen Reisestilen: Backpacker, Leute die mit dem Bus oder Flugzeug zu einzelnen Zielen hüpfen und sich dort einen Mietwagen nehmen und eben wir, unterwegs auf einer Mietwagenrundfahrt. Dementsprechend lustig und sehr lang wird auch der Abend.


Abendstimmung in den Weinfeldern
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