01.11.2014: Purmamarca - Salta - Wünderlich

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01.11.2014: Purmamarca - Salta
Das Wetter ist im Vergleich zu gestern Abend deutlich besser und der Himmel zeigt sich blau mit vereinzelten Wolken. Daher machen wir uns direkt nach dem Frühstück - dieses wird vom Wirt direkt an die Cabana gebracht - nochmal kurz auf, um über eine kleine Abkürzung eine besonders schöne Stelle des Weges um den Cerro de las Siete Colores zu erreichen. In der noch tiefen Morgensonne leuchten die verschiedenen Farben des Berges richtig schön auf. Wir genießen den Anblick eine Weile, laufen dann zurück, checken aus und brechen auf. Hinter Purmamarca verläuft die Ruta 52 noch etwa 3 Kilometer nach Osten und trifft dann auf die in Nord-Süd-Richtung verlaufende Ruta 9. In nördlicher Richtung führt diese durch die Quebrada de Humahuaca. Diese etwa 150 Kilometer lange Schlucht beginnt knapp außerhalb der Stadt San Salvador de Jujuy und endet ungefähr 40 Kilometer nördlich von Humahuaca. Dabei geht es gewaltig bergauf: Von etwa 1400 Metern Höhe bis auf 3600 Metern Höhe. Humahuaca, die wichtigste Ortschaft des Tals liegt auf knapp unter 3000 Metern. Die Quebrada de Humahuaca gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Hier verlief ein Teil des Inka-Straßensystems und es finden sich viele Überreste von Ortschaften und Bewässerungssystemen.


Kakteen und Felsen in der Quebrada de Humahuaca

Wir wollen uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Tals anschauen und biegen daher nach Norden ab. Wie wir feststellen, ist die Quebrada de Humahuaca nicht nur kulturell sehr interessant, sondern auch vom landschaftlichen Gesichtspunkt her. Gut, das - zumindest in den tieferen Lagen - intensiv landwirtschaftlich genutzte Innere des Tals könnte sich so ähnlich auch irgendwo in Norditalien oder Südfrankreich befinden, aber die steilen Felswände links und rechts sind einmalig. Hier wiederholt sich mehr oder weniger das intensive Farbenspiel des Cerro de las Siete Colores: Während an manchen Stellen rote Felsen sehr an den Südwesten der USA erinnern, sieht das Ganze nur ein paar hundert Meter weiter ganz anders aus. Und wo im Südwesten gibt es komplette Berge aus grünen Felsen?


Maimara

Etwas mehr als 20 Kilometer, nachdem wir auf die Ruta 9 abgebogen sind, erreichen wir die Ortschaft Tilcara. Hier verlassen wir die Hauptstraße und fahren in den zunächst ziemlich unübersichtlich erscheinenden Ort. Alles ist sehr verwinkelt mit einigen leicht unübersichtlich angelegten Einbahnstraßen. Mit etwas Geschick finden wir den richtigen Weg zur am südwestlichen Rand der Ortschaft gelegenen Ruinenstadt Pukara de Tilcara. Diese Festung geht zurück auf den Stamm der Omaguaca und datiert ursprünglich etwa auf das 12te Jahrhundert. Die Omaguaca wurde erst gegen Ende des 15ten Jahrhunderts in das Inkareich integriert. Die Herrschaft der Inka dauerte dann nur etwa 50 Jahre, bis im Jahre 1536 die Spanier hier eintrafen. Die Historie dieser Festungsanlage erinnert uns ziemlich an diejenige der Atacama-Kultur auf der chilenischen Seite der Anden mit der wir uns in San Pedro de Atacama ausführlich beschäftigt haben.

Die strategisch wertvoll auf einem Hügel gelegene Anlage befindet sich in einem sehr guten Zustand. Dieser ist allerdings nicht irgendwelchen günstigen Witterungsverhältnissen oder ähnlichem geschuldet, sondern den hier durchgeführten Restaurierungsarbeiten: Die Pukara de Tilcara wurde zu Beginn des 20ten Jahrhunderts wiederentdeckt und damals waren von den meisten Gebäuden nur noch die Grundmauern erhalten. Diese wurden bis auf eine Höhe von etwa einem Meter wieder errichtet, einige ausgewählte Gebäude wurden auch komplett restauriert. Trotzdem oder gerade deshalb bietet die Pukara de Tilcara einen tollen Eindruck in die Lebensweise der präkolumbianischen Kulturen. Wir laufen den Rundweg ab und kommen dabei unter anderem an Wohnhäusern, religiösen Anlagen und einem Friedhof vorbei. Der Blick von dem Hügel in die umgebende Landschaft der Quebrada de Humahuaca ist toll und zwischen den Gebäuden stehen jede Menge Säulenkakteen. Auf dem Gelände befindet sich zusätzlich ein kleiner botanischer Garten, den wir uns ausgiebig anschauen, insbesondere den Teil der verschiedene Kakteenarten zeigt. Dann brechen wir wieder auf.


Blick von der Pucara del Tilcara ins Tal


Rekonstruierte Indiobauten in der Pucara del Tilcara

Ein paar Kilometer nördlich von Tilcara, in der Ortschaft Uquia legen wir den nächsten Stopp ein. Hier gibt es eine kleine Kirche, deren weiße Mauern einen schönen Kontrast zur Farbe der umgebenden Bäume sowie den roten und brauen Felsen der Quebrada darstellt. Bei dieser Kirche handelt es sich um eine der ältesten hier im Tal - sie wurde 1691 erbaut - der barocke Altar im Inneren ist der älteste der Region. Sehr interessant finden wir auch die Bilder der Erzengel - ausgerüstet mit spanischen Gewändern und Gewehren. Leider ist im Inneren der Kirche das Fotografieren verboten.

Nur etwa zehn Kilometer nördlich von Uquiqa erreichen wir Humahuaca. Hier parken wir unseren Pick-Up an der schönen grünen Plaza San Martin und laufen die paar hundert Meter durch enge Kopfsteinpflastergassen bis zum Stadtzentrum. Humahuaca erscheint uns stellenweise sehr touristisch - aber ein klein wenig abseits vom Trubel auch sehr schön und interessant. Nahezu sämtliche Gebäude im Zentrum sind im Kolonialstil errichtet. Das häufigste Baumaterial ist Adobe - wenn man genauer hinschaut kann man erkennen, dass an der einen oder anderen Stelle auch Kaktusholz verwendet wurde. An der zentralen Plaza befinden sich die schöne Kathedrale sowie das Rathaus mit seinem modernen Uhrenturm. Auch in der Kathedrale finden wir wieder viele Stellen, an denen Kaktusholz verarbeitet wurde. Da auch hier das Fotografieren verboten ist, können wir davon nur die Eingangstüre dokumentieren. An der Plaza finden sich auch zahlreiche Verkaufsstände von einheimischen Händlern - unterwegs in farbenfroher Kleidung, teilweise auch mit den runden Hüten, die man hauptsächlich aus Bolivien kennt.


Rathaus von Humahuaca

Von der Plaza aus ist es nur ein paar Schritte weit bis zum Unabhängigkeitsdenkmal. Dieses lässt sich über eine monumentale Treppe erreichen und von oben bietet sich uns ein toller Blick auf den Ortskern von Humahuaca. Das Denkmal selber besteht aus einer überdimensionalen Indio-Figur und soll an den Anteil der Ureinwohner am Unabhängigkeitskampf Argentiniens gegen die spanischen Kolonialherren erinnern. Wir halten das für ein klein wenig verlogen, denn schließlich hat kaum ein Land seine indianische Bevölkerung und deren Kultur so gnadenlos verfolgt wie Argentinien.


Unabhängigkeitsdenkmal in Humahuaca

Nach einem ausgiebigen Stadtbummel verlassen wir Humahuaca wieder und folgen der Ruta 9 nun nach Süden, wieder zurück durch die Quebrade de Humahuaca. Die Eindrücke, die die atemberaubende Landschaft bietet sind genauso toll, wie sie es auf der Hinfahrt waren und wir legen jede Menge Stopps zum Staunen und Fotografieren ein. Ein weiterer Halt führt uns zu einem riesigen Andenkenladen - vor dessen Tür ganz stilecht ein noch riesigeres überlebensgroßes Lama steht. So etwas würde uns auch irgendwo in den USA nicht überraschen. Hier decken wir uns mit Mitbringseln für daheim gebliebene Freunde ein. Im weiteren Verlauf unserer Fahrt müssen wir zwei Mal kurz hintereinander an Polizeikontrollen halten. Unser chilenisches Nummernschild macht die Polizisten offensichtlich leicht misstrauisch. Aber den Hinweis darauf, dass wir Touristen aus Deutschland in einem Mietwagen sind, wirkt jedes Mal sehr schnell und zuverlässig.


Souvenirshop in Lamaform

Das südliche Ende der Quebrade de Humahuaca ist mit dichten und tiefhängenden Regenwolken komplett zugehängt und wir fahren mitten in diese Wolkenwand. Die Sichtweite beträgt nun nur noch wenige Meter und strömender Regen klatscht an die Scheiben unseres Pick-Ups. Der erste Regen im Verlauf unserer Reise. Immerhin wird dadurch das Auto ein klein wenig entstaubt. Es geht noch ein Stück steil bergab und dann - durch eine für unsere Augen ungewohnt grün erscheinende Landschaft - in Richtung San Salvador de Jujuy. Wir umrunden diese Stadt auf der autobahnähnlichen Umfahrungsstraße - der Verkehr ist ziemlich dicht. Nach Salta - unserem Tagesziel - könnten wir auch direkt auf der großen Straße gelangen. Wir entscheiden uns aber für eine deutlich spannendere Alternative: Die alte Verbindung zwischen Jujuy und Salta über den Camino de Cornisa. Der zentrale Abschnitt dieser Straße führt durch dichten Yunga-Regenwald in vielen Kehren und Serpentinen steil bergauf. Da wir keine Zeit haben, im Verlauf der Reise einen der drei argentinischen Yunga-Nationalparks anzuschauen, nehmen wir die Fahrt durch den dichten grünen Wald sehr gerne mit. Die Straße ist zwar asphaltiert, aber sehr schmal. Sehr schmal bedeutet vier Meter - und zwar für beide Fahrtspuren. Theoretisch müssten also zwei entgegen kommende Autos gerade so aneinander vorbei passen - in der Praxis ergeben sich aber doch hektische Abbrems- und Ausweichmanöver. Wir halten mehrfach an, schauen uns um und unternehmen kurze Spaziergänge in den Wald. Dabei sind wir sofort umgeben von den seltsamen und exotischen Geräuschen des Regenwalds.


Yunga-Wald

Kurz vor Salta verlässt die Straße den Wald und verläuft deutlich ebener als vorher. Interessanterweise behält sie aber noch über eine weite Strecke ihre Breite von vier Metern bei - obwohl hier auch ausreichend Platz für eine breitere Strecke wäre. Das ist bei dem mit abnehmender Entfernung nach Salta deutlich zunehmenden Verkehr nicht immer ganz entspannend für die Fahrer.


Ehrengrab für Güemes und seine Gauchos

Salta ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und hat etwa eine halbe Million Einwohner. Wir kommen von Nordwesten in die Stadt, wechseln über eine Umfahrungsstraße auf die östliche Seite und erreichen relativ unkompliziert die Plaza 9. de Julio, den zentralen Platz von Salta, wo wir in unser vorgebuchtes Hotel einchecken.

Nach einer kurzen Pause im Hotelzimmer schauen wir uns kurz im Innenstadtbereich von Salta um, zuerst an der netten Plaza mit der daran befindlichen Kathedrale und weiteren schönen historischen Gebäuden. Im Inneren der Kathedrale finden wir unter anderem das Grab von Martín Miguel de Güemes, einem General des argentinischen Unabhängigkeitskampfes, der mit seinem berühmten Gauchoheer in der Gegend von Salta gegen die Spanier und ihre Verbündeten kämpfte. Salta ist die erste größere argentinische Stadt im Verlauf unserer Reise - daher wollen wir probieren, unsere mitgebrachten US-Dollar günstig in argentinische Pesos umzutauschen. Also marschieren wir auf eine direkt an der Plaza befindliche Wechselstube zu - die am späten Nachmittag natürlich schon geschlossen hat. Wie erhofft spricht uns jedoch ein vor der Wechselstube wartender Mensch an. Ob wir Dollar tauschen wollen? Natürlich - und wir bekommen sogar einen ziemlich guten Kurs. Zwei Blöcke östlich der Plaza kommen wir zur Iglesia San Francisco, einer Kirche mit einer wunderschönen rot-weiß-gelben Fassade. Im schönen Innenraum können wir einen Blick auf zahlreiche liebevoll gestaltete Heiligenfiguren werfen - sowie durch einen vergitterten Seitenausgang die Gärten des direkt nebenan gelegenen Konvents bewundern.


Arkardengang an der Plaza von Salta


Franziskuskirche von Salta

Zum Abschluss unseres Spaziergangs durch Salta laufen wir zurück zur Plaza und besuchen das MAAM, das Museo de Arqueología de Alta Montana, das Museum für Hochgebirgsarchäologie. Der Name dieses Museums klingt sehr weitumfassend und ist damit ein klein wenig irreführend: Die gesamte Ausstellung dreht sich um drei Kindermumien, die im Jahre 1999 auf dem Gipfel des Vulkans Llullaillaco entdeckt wurden. Dieser Vulkan ist in der Luftlinie etwa 315 Kilometer von Salta, direkt an der Grenze zu Chile gelegen. Die Mumien sind etwa 500 Jahre alt und waren Opfer der Inka an ihre Gottheiten. Aufgrund der kalten Temperaturen auf dem Gipfel des 6739 Meter hohen Llullaillaco sind die Mumien hervorragend erhalten. Sie werden hier im Museum in speziellen Kühlkammern und in einer Atmosphäre mit reduziertem Sauerstoffgehalt aufbewahrt. Das Museum erzählt kurz über die Geschichte und Kultur der Inka, dann wird über die von den Inka dargebrachten Menschenopfer allgemein und über die drei Kindermumien vom Llullaillaco im Speziellen berichtet. Zuletzt kann eine der Mumien - es wird immer nur eine ausgestellt - angeschaut werden. Diese befindet sich in einem ebenfalls gekühlten Ausstellungskasten. In Anbetracht dessen, wie lange es her ist, dass die drei Kinder geopfert wurden, ist der Zustand der ausgestellten Mumie erstaunlich gut. Ein sehr lohnenswertes Museum.


Kathedrale von Salta

Zum Abendessen gehen wir in eine hippe Sportbar. Wir sind scheinbar die allerersten Gäste, die Abendessen bestellen - das wundert uns aber in Anbetracht der absonderlichen Abendessenszeiten der Argentinier gar nicht. Unser Tisch befindet sich unter einem Fernseher auf dem Fußball läuft - bestimmt etwas Südamerikanisches, denken wir. Und sind erstaunt, als wir (nicht live sondern zeitversetzt) mit anschauen dürfen, wie Bayern München knapp gegen Borussia Dortmund gewinnt. Nach dem Abendessen geht es die paar Hundert Meter zurück ins Hotel und dort ins Bett.
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