22.10.2014: Antofagasta - Iquique - Wünderlich

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22.10.2014: Antofagasta - Iquique
Heute erwarten wir ein edles Hotelfrühstück mit Blick auf den Pazifik. Der Blick ist in der Tat wirklich toll, das Frühstück aber erreicht von der Qualität nicht ganz die Sternzahl des Hotels. Aber wir sind ja auch nicht zum Frühstücken in Südamerika. Also schnell das Gepäck zusammengeräumt und los geht's: Wir folgen der Küstenstraße einfach im Verlauf nach Norden und kommen so recht schnell in die Randbezirke von Antofagasta. Diese nicht gerade hübschen Vororte ziehen sich aber ziemlich und wir befinden uns in einer Art Industriegebiet, als wir die Straße wieder verlassen, um eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt anzuschauen, die La Portada. Dieser weiße Felsenbogen steht ein wenig einer Steilküste vorgelagert mitten im Pazifik und ist übrigens auch als Logo auf allen Bussen von Antofagasta zu sehen.


La Portada

Oberhalb der La Portada befindet sich ein schöner Aussichtspunkt welcher einen tollen Blick auf die Steilküste und die wild dagegen schlagenden Wellen bietet. Wir sind völlig alleine hier. Direkt am Aussichtspunkt führt eine - vermutlich aus Sicherheitsgründen - gesperrte Treppe nach unten. Dort haben es sich jede Menge Geier bequem gemacht. Wir bleiben einige Zeit, lassen dann die Geier Geier sein und fahren zurück zur Ruta 1, der Küstenstraße, auf der wir heute bis nach Iquique fahren wollen. Die Ruta 1 ist noch für ein paar Kilometer - bis zur Abzweigung nach Mejillones - autobahnähnlich ausgebaut, danach geht es als (sehr gute) Landstraße weiter. Ungefähr auf Höhe des Flughafens von Antofagasta überqueren wir den südlichen Wendekreis - ab nun sind wir in den Tropen unterwegs. Neben der Straße befindet sich ein Wendekreismonument, welches sich aber als ein recht uninspiriertes Betongebilde entpuppt.


Durch den Küstennebel nach Norden

Die Straße verläuft zunächst durchs Landesinnere, dann kommen wir an die Küste, wo sich immer wieder tolle Blicke aufs Meer bieten, rechts von uns immer die schroffen Küstenberge. Mal verläuft die Straße direkt auf Meereshöhe, mal um einiges darüber. Im zweiten Fall erinnert die Straßenführung ein wenig an die Great Ocean Road in Australien, nur ist hier in der Atacama die Landschaft deutlich weniger grün als an der Südküste von Australien. Wir halten an diversen Geisterstädten, eine davon ist Cobija, eine ursprünglich bolivianische Hafenstadt, welche nach der Eroberung durch die Chilenen im Salpeterkrieg und dem Bau der Eisenbahnlinie von Bolivien nach Arica und Antofagasta in die Bedeutungslosigkeit versank. Wenn man die traurigen Überreste dieser Ortschaft sieht, kann man es sich nicht vorstellen, dass hier vor etwa 150 Jahren 15000 Menschen gelebt haben. Zwischen die Ruinen mischen sich einige neue Häuser. Diese bestehen allerdings nicht aus solidem Stein, sondern es handelt sich um die farbenfrohen Bretterbuden, von denen wir im Verlauf der Küste jede Menge zu sehen bekommen.


Eine von unzähligen Geisterstädten entlang der Küste

Knapp 200 Kilometer hinter Antofagasta kommen wir nach Tocopilla. Diese Ansiedlung versorgt unter anderem die große Chuquicamata-Kupfermine mit Strom. Das erste, was wir von der Stadt sehen, ist konsequenterweise auch ein großes und ziemlich hässliches Kohlekraftwerk. Ehe wir in die Stadt dürfen, müssen wir durch eine Polizeikontrolle. Der Beamte will nur kurz die Wagenpapiere und Dirks internationalen Führerschein sehen - den Führerschein schaut er allerdings nicht einmal von innen an - und freut sich ansonsten, dass wir aus Deutschland kommen: "Weltmeister". Tocopilla selber hat in der Innenstadt ein paar schöne alte Gebäude zu bieten, die wir aber nur kurz aus dem Auto anschauen.


Piedra Camello in Tocopilla

Hinter der Stadt führt die Straße steil nach oben in die hier bis an den Pazifik reichenden Küstenberge. Von hier gibt es einen schönen Blick zurück auf die Stadt. Zudem sehen wir jede Menge Geier, die über der Straße kreisen - scheinbar gibt es in der Nähe leckeres Aas. Im weiteren Verlauf der Fahrt kommen wir am Golfplatz von Tocopilla vorbei. Dieser wirkt ziemlich absurd, da er nur aus Fels und Stein besteht - es fehlt also jegliches Grün - und so sehr an den Golfplatz von Coober Pedy in Australien erinnert.


Geier auf einer Mülltonne neben der Straße

Bald darauf kommen wir zum Rio Loa. Dieser Fluss, bzw. seine Vorgänger im Oberlauf, kommt aus den Hochebenen der Anden und erreicht tatsächlich - der Atacama zum Trotz - als kleines Bächlein den Pazifik. Wir halten am Fluss und machen einen kurzen Spaziergang zu den Überresten einer aus präkolumbianischen Zeiten stammenden künstlichen Bewässerungsanlage.


Der Rio Loa

Der Rio Loa liegt an der Grenze zwischen der zweiten und der ersten Region Chiles. Da die erste Region eine Freihandelszone ist, findet eine Kontrolle von Zoll und Polizei statt. Wir müssen zuerst zum Zoll, wo wir von einer nicht sehr motiviert wirkenden Dame ein schrecklich wichtiges Dokument ausgefüllt bekommen, mitsamt der Erklärung, dass wir damit zur benachbarten Polizeistation sollen, um dort das Dokument weiter bearbeiten und mit weiteren Stempeln versehen zu lassen. Wir schaffen es gerade so, die Polizeistation zu betreten, da fragt der Beamte schon, wo wir hinfahren. Iquique - fahrt weiter, passt scho! Aha? Wir schauen, ob wir die falsche Polizeistation erwischt haben, finden aber keine zweite und fahren - leicht skeptisch - weiter. Wir schauen noch ein paar Ruinen am Strand bei Granillos an und nähern uns dann langsam Iquique.


Ruinen bei Granillos

Etwa 70 Kilometer südlich der Stadt steht statt der zerklüfteten Berge eine riesige Sanddüne rechts von uns - die Straße fräst sich abenteuerlich entlang der Seite dieser Düne nach oben. Ein Vorgeschmack auf den Cerro Dragone - die berühmte Düne von Iquique - die beispielsweise bei Gleitschirmfliegern sehr bekannt und beliebt ist.

Ab dem Flughafen von Iquique ist die Straße wieder autobahnähnlich ausgebaut - allerdings ist der Ausbau noch nicht ganz fertig: Die Zahlstelle für die Maut wird über eine rumpelige Schotterpiste umfahren und direkt vor Iquique ist die eine Hälfte der Straße zwar fertig aber noch gesperrt. Die Stadt selber ist zwar voll und laut, gefällt uns aber deutlich besser als Antofagasta. Zunächst kaufen wir noch in einem Supermarkt Vorräte für unseren für die kommenden Tage geplanten Trip auf das Altiplano - die auf über 4000 Meter liegende Hochebene entlang der Anden - ein. Dann suchen wir unser Hotel - was sich selbst unter Zuhilfenahme unseres GPS-Geräts als nicht wirklich einfach erweist. Aufgrund dessen nur rudimentärer Routingfähigkeit fahren wir mehrfach sinnlos um den Block bis wir letztendlich doch das nicht sehr auffällig beschriftete Hotel finden. Eine halbe Stunde später - eingecheckt und frisch gemacht - laufen wir entlang der Strandpromenade in Richtung Innenstadt.


Strand von Iquique

Die Fußgängerzone - die Baquedano - ist sehr hübsch, mit vielen schönen alten Holzhäusern links und rechts. Die Gehwege bestehen teilweise aus Holz, das ist eine Reminiszenz an die erste Blütezeit der Stadt, die Ende des 19ten Jahrhunderts als Hafen für den im Landesinneren abgebauten Salpeter zu Reichtum kam. Diese Phase des Wohlstands endete erst, als 1916 Verfahren zur künstlichen Herstellung von Salpetersäure erfunden wurden.


Altstadt von Iquique

Am Ende der Baquedano befindet sich die Plaza mit einem schönen Uhrturm, dem Theatergebäude, und dem Spanischen und Kroatischen Casino - schön landestypisch gestaltete Gebäude, an denen erkennbar ist, von woher viele Einwanderer nach Iquique kamen.


Auf der Plaza von Iquique

Wir werfen eine erste Fuhre Postkarten ein und laufen dann vorbei am Museo Naval zur Hafenpromenade. Hier befindet sich eine Replik des Segelschiffs Esmeralda, welches im Salpeterkrieg 1879 vom peruanischen Flaggschiff Huascar in unmittelbarer Nähe von Iquique versenkt wurde, wobei auch der Kapitän der Esmeralda und heutige Nationalheld Chiles Arturo Prat ums Leben kam.


Nachbau der Esmeralda aus dem Salpeterkrieg

Wir laufen zurück zur Baquedano, wo wir in einem Fischrestaurant lecker zu Abend essen, und dann zurück zum Hotel. Leider scheint Katharina eine Unverträglichkeit zu den hiesigen Muscheln zu besitzen, was ihr eine weitestgehend schlaflose Nacht mit mehreren Aufenthalten im Bad unseres Hotelzimmers verschafft.


Abendstimmung in Iquique
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