19.10.2014: Valle Hurtado - Punta Choros - Wünderlich

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19.10.2014: Valle Hurtado - Caleta Gonzalo
Der heutige Tag begrüßt uns wieder mit tollem Wetter und blauen Himmel. Wir laden zuerst die Koffer ins Auto und wollen diese auch für die anstehende längere Ripio-Etappe bereit machen. Das bedeutet vor allem, die Koffer in große Müllbeutel zu verpacken, damit sie - auf der Ladefläche unseres Pick-Up liegend - nicht vollkommen verstauben. Unsere in Deutschland gekauften Jumbo-Müllbeutel müssten laut den angegebenen Maßen gerade groß genug für die Trolleys sein - in der Praxis jedoch sind sie ein klein wenig zu klein und beim Eintüten reißt die Tüte entzwei. Blöd - eventuell findet sich in einem chilenischen Supermarkt ja noch eine größere Alternative.


Morgenstimmung im Valle Hurtado

Wir bekommen ein sehr leckeres Frühstück und eine herzliche Verabschiedung - auch von der sehr flauschigen Katze der Hacienda - und dann geht es wieder los. Etwas rumpelig geht es bis in die Ortschaft Hurtado, schön am Talabschluss des Valle Hurtado gelegen. Auf dem Weg können wir noch einen letzten Blick zurück auf die Hacienda werfen. Am Ortsende von Hurtado knickt die Straße um neunzig Grad nach links ab und führt dann schnell recht steil nach oben. Es handelt sich immer noch um eine recht gute Gravelroad - allerdings muss man aufpassen, nicht auf die an einigen Stellen herumliegenden großen Gesteinsbrocken aufzufahren. In engen Serpentinen geht es bergauf und der Talgrund fällt schnell zurück. Um uns herum sehen wir Berge in immer neuen phantastischen Farben und es ergeben sich tolle Blicke zurück ins Tal.


Auf der Straße zum Paso Tres Cruces


Bunte Berge entlang der Straße

Ab und an sehen wir in dieser einsamen Gegend auch ein bewohntes Haus. Schnell erreichen wir den auf etwa 2000 Metern gelegenen Paso Tres Cruces. Von dieser Passhöhe aus ist vor allem der Blick zurück ins Valle Hurtado beeindruckend. Es ist unvorstellbar, welche verschiedenen Farben die Flanken von Bergen annehmen können. Auf der nördlichen Seite des Passes führt die Straße wieder herab ins berühmte Valle Elqui. Wir hätten erwartet, dass es hier ebenso steil wieder bergab geht, wie vorher bergauf. Daher sind wir überrascht, als die Straße nach einem kurzen Gefälle über weite Strecken eben ober sogar wieder bergauf verläuft. Die Straße ist hier auch deutlich besser zu befahren, als auf der südlichen Seite des Passes. Ab und an können wir auch einen Blick auf eines der auf zahlreichen Berggipfeln stehenden astronomischen Observatorien werfen. Letztendlich kommen wir über eine zweite Passhöhe und von dort aus geht es über einige letzte Serpentinen zunächst steil herab durch eine Karstlandschaft und dann durch dichte Baumhaine zur Ruta 41. Das ist die Straße von La Serena ins Valle Elqui und ab hier rollen wir wieder auf Asphalt.


Erster Blick ins Valle Elqui

Das Valle Elqui ist bekannt für seinen Weinanbau. Hier kommt der berühmte Pisco her - eine Art Weinbrand. Pisco gibt es übrigens auch in Peru und beide Länder streiten sich seit längerem darüber, wer diesen Namen verwenden darf und wer nicht. Um den eigenen Anspruch zu unterstreichen, hat Chile im Jahre 1936 die kleine Ortschaft La Union - am Ende des Valle Elqui gelegen - in Pisco Elqui umbenannt. Im Valle Elqui - in der Ortschaft Vicuna - wurde auch die erste Nobelpreisträgerin Lateinamerikas geboren, Gabriela Mistral, die im Jahr 1945 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde. Zudem ist das Valle Elqui ein sehr beliebter Ort für alle möglichen Esoteriker - Grund ist eine angeblich energetisch günstige Lage entlang eines der Weltmeridiane. Was uns allerdings zuerst auffällt, ist der starke Kontrast zwischen der eigentlich sehr kargen Landschaft und dem knalligen Grün der intensiv bewässerten Weinfelder.

Wir besuchen das Städtchen Vicuna - die größte Ortschaft im Tal. Unser erster Stopp hier führt uns zur schön angelegten Plaza, umgeben von interessanten Gebäuden: Der Torre Bauer ist ein sehr interessanter Uhrenturm aus Holz, dessen Design entfernt an eine mittelalterliche Ritterburg erinnert. Direkt daneben befindet sich die sehr hübsche Kirche der unbefleckten Empfängnis, in Rot und Weiß gehalten. Wir füllen in einem Supermarkt unsere Vorräte auf und fahren dann in Richtung Stadtausgang.


Torre Bauer in Vicuna

Das Gabriela Mistral-Museum lassen wir aus, aber wir wollen uns noch einen Überblick über die Ortschaft verschaffen und die kurze Wanderung auf den Cerro de la Virgen machen. Der Ausgangspunkt der Wanderung ist schnell gefunden, aber wo sollen wir das Auto abstellen? Ein paar hundert Meter vor uns parkt ein Auto einfach an der rechten Seite der Straße. Als wir es genauso machen, werden wir von einem Paar angesprochen, offenbar Bewohner eines der Häuser hier. Die beiden warnen uns, dass wir das Auto nicht an dieser Stelle abstellen dürfen - stattdessen sollen wir einfach in ihrer Hauseinfahrt parken. Sie machen einen vertrauenserweckenden Eindruck und falls jemand unser Auto plündern will, machen die zwanzig Meter zwischen den beiden Parkmöglichkeiten auch keinen Unterschied. Also bedanken wir uns, stellen den Pick-Up um und laufen los. Die Wanderung auf den Cerro de la Virgen ist deutlich kürzer als wir es erwartet hätten - der Blick von dem Aussichtspunkt auf Vicuna ist aber dennoch sehr schön. Der krasse Kontrast zwischen den Weinfeldern und den umgebenden kargen Bergen ist von hier oben besonders deutlich - zumal man im Osten die bis zu 5000 Meter hohen Berge der Zentralanden sehen kann. In dieser Richtung führt der Paso Agua Negra - eine äußerst spannende Schotterstraße - nach Argentinien. Geöffnet ist diese Route nur ein paar Monate im Hochsommer.


Ausblick vom Cerro de la Virgen

Wir verlassen Vicuna und fahren weiter Richtung Osten ins Valle Elqui hinein. Bei der kleinen Ortschaft Rivadavia biegen wir nach Süden ab. Hier verengt sich das Tal zusehends und die Landschaft wird noch spannender. Es geht steil bergan und die Straße klebt zunächst an der linken, dann an der rechten Seite des Tals. Wir erreichen die Ortschaft Monte Grande, in welcher sich neben einer schönen Holzkirche das Mausoleum von Gabriela Mistral befindet. Letzteres hat momentan aber leider geschlossen. Also schauen wir uns nur die Kirche an - auffällig ist die flache Holzdecke mit einem aufgemalten Sternenhimmel. Wir kaufen uns ein Eis und ruhen uns auf dem schönen Kirchenvorplatz etwas aus.


Statue von Gabriela Mistral auf der Plaza von Monte Grande

Ein paar Kilometer weiter im Inneren des Tals kommen wir nach Pisco Elqui. Auch hier gibt es eine schöne Kirche, direkt an der Plaza gelegen. Wir melden uns für eine Führung durch eine Pisco-Brennerei an und verbringen die Wartezeit bis zum Beginn der Führung zuerst auf der Plaza und schlendern dann etwas durch das Zentrum der netten kleinen Ortschaft.


Kirche von Pisco Elqui

Die Führung durch die Distillerie dauert etwa eine Stunde und ist sehr interessant und lehrreich. Sie ist komplett auf Spanisch, so dass wir leider nicht alle Detailaufführungen und Späße des Guides komplett mitbekommen. Dennoch erfahren wir einiges über die Historie des Valle Elqui, des Weinanbaus im Tal sowie darüber, wie früher und heute der Pisco hergestellt wurde. Zum Abschluss der Führung dürfen wir zunächst zwei verschiedene Sorten Pisco probieren und dann noch ein Glas des bekanntesten auf Pisco basierenden Cocktails - dem Pisco Sour. Pisco Sour besteht hauptsächlich aus Pisco, Limettensaft, Eiweiß und Zucker und ist das Nationalgetränk Chiles und - auch hier wird gezankt - Perus.


Pisco-Fässer in der Pisco-Destille

Nach der Besichtigung der Brennerei beenden wir unseren Kurzbesuch im Valle Elqui. Wir fahren wieder zurück nach Vicuna und weiter Richtung La Serena. Vorbei geht es an der beeindruckenden Embalse Puclaro - auch dieser Stausee macht einen recht wasserarmen Eindruck. Wir kommen zunächst recht gut voran und freuen uns - schließlich haben wir noch ein paar Kilometer vor uns.


Staumauer der Embalse Puclaro

Als wir das Valle Elqui fast schon verlassen haben, kommen wir kurz vor La Serena an das Ende eines Staus. Ein Blick auf die Karte verrät uns, dass es hier nicht ganz trivial sein dürfte, eine Umfahrung auszuknobeln. Zudem sehen wir nicht weit vor uns ein Fahrzeug mit Blaulicht und wir sind guter Hoffnung, dass es bald weiter geht. Also warten wir - letztendlich fast eine Stunde lang. Als es weiter geht, sehen wir aus dem Augenwinkel neben dem Polizeifahrzeug ein recht zerknautschtes Motorrad liegen und hoffen, dass es dem Fahrer besser geht als seinem Gefährt. La Serena selber ist eine sehr quirlige Großstadt - aufgrund der im Stau verlorenen Zeit müssen wir auf den ursprünglich angedachten Stadtbummel verzichten. Der Verkehr ist hektisch und stressig und wir sind froh, als wir ohne Unfall die Panamericana erreichen.

Die Panamericana ist zwischen Santiago und La Serena vierspurig als Autobahn ausgebaut. Richtung Norden - also in unserer Richtung - ist sie im Moment noch eine Landstraße, wird aber auch gerade zur Autobahn ausgebaut. Der Umbau findet - so wie wir das auch schon in Patagonien erlebt haben - über viele hundert Kilometer gleichzeitig statt. Die lange Baustelle ist ziemlich beeindruckend und wir sind froh, dass wir ungestört von den Bauarbeiten auf der alten Landstraße fahren können. Ebenfalls beeindruckend ist der Streckenverlauf: teilweise steil bergauf und bergab, dabei immer die beiden im Bau befindlichen neuen Straßenspuren nebenan, selbst dann, wenn die Straße abenteuerlich an einem Berghang klebt. Irgendwie wird immer ein Platz für die neuen Fahrspuren freigesprengt. Im Verlauf der Fahrt kommen wir wieder an den Pazifik, welcher hier mit viel Elan an große und flache Buchten rauscht. Etwas mehr als 20 km hinter La Serena verlassen wir die Panamericana und fahren etwas mehr als 40 Kilometer auf einer guten Erdstraße nach Westen.


Auf der Straße Richtung Punta Choros

Zum Großteil verläuft diese Straße eben. Zwischendrin geht es einmal steil in ein breites Quertal hinab und auf der anderen Seite ebenso steil wieder aus diesem Tal heraus. Wir kommen zur direkt am Pazifik gelegenen Ortschaft Caleta Gonzalo, wo wir eine Cabin auf einem nicht ganz einfach zu findenden Campground vorgebucht haben. Die Cabin selber ist zwar schön, aber leider stellenweise leicht dreckig. Dennoch machen wir uns ein leckeres Abendessen und genießen den Blick auf Pazifik und Sonnenuntergang.


Sonnenuntergang in Punta Choros
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