21.10.2014: Caleta Pan de Azucar - Antofagasta - Wünderlich

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21.10.2014: Caleta Pan de Azucar - Antofagasta
Wir stehen kurz nach dem Sonnenaufgang auf. Der Himmel ist zugezogen, die umgebenden Berge sind aber frei, da die Wolken deutlich höher hängen. Wir packen unser gesamtes Gepäck ins Auto - zum Auschecken ist es aber noch zu früh. Das macht aber nichts, da wir sowieso noch eine kurze Wanderung im Nationalpark unternehmen wollen, und zwar den etwa zweieinhalb Kilometer langen Weg zum Mirador Pan de Azucar. Um zum Trailhead zu gelangen, fahren wir zunächst auf der Hauptstraße, wie gestern eine gute Erdpiste, etwa fünf Kilometer Richtung Osten und dann auf einer deutlich kleineren und rumpeligeren Gravelroad zwei Kilometer nach Norden. Am Trailhead bauen ein paar Arbeiter an einem Unterstand - die Infrastruktur des Nationalparks wird momentan scheinbar deutlich modernisiert. Wir grüßen und machen uns dann auf den Weg.


Wüstenlandschaft im Parque Nacional Pan de Azucar

Dieser führt größtenteils auf einer Forststraße in Richtung Nordwesten und dabei stetig sanft bergauf. Links und rechts des Weges stehen flache Hügel mit jeder Menge Sträucher und Kakteen darauf. Durch die vom Küstennebel herangeschaffte Feuchtigkeit ist hier alles deutlich weniger karg als noch gestern im Verlauf der Fahrt auf der Ruta 5 nach Norden im Landesinneren.


Blühender Strauch

Am Ende des Trails flacht der Weg etwas ab und führt an einen Aussichtspunkt, direkt an einer nahezu senkrechten Abbruchkante gelegen. Direkt unter uns müsste eigentlich der Pazifik zu sehen sein, die Sicht ist aber leider durch den Frühnebel ziemlich eingetrübt. Das sah vor etwa einer Stunde von unten gesehen noch deutlich besser aus. Wir bleiben einige Zeit und können - immer wenn sich eine Lücke im Nebel öffnet - zumindest punktuell den Blick nach unten genießen. Zum Schluss öffnet sich auch noch das Panorama nach Süden - inklusive Blick auf den Cerro Pan de Azucar - fast komplett. Eine sehr schöne und lohnenswerte Wanderung - auch wenn wir keinen der Füchse gesehen haben, die es hier in großer Anzahl geben soll. Wir gehen entlang der Aufstiegsroute wieder zum Auto und rumpeln das kurze Stück zurück zur Hauptstraße und auf dieser zurück nach Caleta Pan de Azucar.


Blick auf den "Zuckerhut"


Toter Kaktus

Nun sollten wir auschecken können, nur ist leider an der Rezeption das Campgrounds immer noch niemand anwesend. Wir klopfen, rufen und laufen um das Haus herum - leider ohne Erfolg. Naja, bezahlt haben wir ja schon gestern, also schreiben wir einen kleinen Zettel und hängen diesen mitsamt den Schlüsseln für die Cabin an die Türe. Zum Abschluss unseres Besuchs im Parque Nacional Pan de Azucar schauen wir noch in der kleinen Rangerstation direkt gegenüber dem Campground vorbei. Da das Eingangshäuschen des Parks gestern unbesetzt war, sind wir ja ohne zu bezahlen in den Park gefahren. Das wollen wir - falls nötig - nachholen. Direkt neben der Rangerstation gibt es einen kleinen Kakteengarten - der aber in Anbetracht der vielen hier in freier Wildbahn vorkommenden Kakteen etwas unspektakulär ausfällt. Um ein paar Pesos ärmer brechen wir nach einem längeren Gespräch mit einem Parkranger - der sich sichtlich darüber freut, dass jetzt in der Nebensaison jemand vorbei schaut - auf, in Richtung Westen wieder zur Panamericana.

Die kurze Stichstraße zur Panamericana - eine gute Erdstraße - führt durch faszinierende karge Hügellandschaften, welche durch die immer noch tief stehende Sonne farbenfroh angestrahlt werden. Die Panamericana ist hier eine gut ausgebaute Landstraße. Das Tempolimit beträgt 100 km/h und wir kommen sehr gut voran. Alle zehn oder zwanzig Minuten gilt es, einen LKW zu überholen, ansonsten sind wir nahezu alleine auf der Straße unterwegs. Die faszinierende Wüstenlandschaft um uns herum wechselt immer wieder ihren Charakter - mal fahren wir durch eine Mondlandschaft, mal sieht es eher wie auf dem Mars aus.


Wüstenlandschaft

Wir kommen an hohen Bergen vorbei und fahren etwas später wieder durch absolut flache Ebenen. Etwa 100 Kilometer hinter dem Parkausgang haben wir die Wahl, entweder der Ruta 5 durch die Wüste zu folgen oder auf die Küstenstraße über Taltal abzubiegen. Wir entscheiden uns für erstere Möglichkeit - die Küstenstraße ist für die Rückfahrt Richtung Süden in etwas mehr als zwei Wochen angedacht. In Laguna Verde - hierbei handelt es sich um ein paar Häuser mitten im Nichts - tanken wir auf und prüfen den Reifenluftdruck. Dieser hat sich seit Beginn der Reise nicht geändert - trotz schon einiger netter Schotterstrecken - das festigt vor den noch vor uns liegenden herausfordernden Strecken das Vertrauen in die Technik.


Auf der Panamericana durch die Atacama nach Norden

Im weiteren Verlauf der Strecke lassen wir links neben uns die langgezogene Bergkette liegen, in der sich der 3064 Meter hohe Cerro Armazones befindet, auf dessen Gipfel momentan das E-ELT, das European Extremely Large Telescope, errichtet wird. Die Höhe dieses Berges ist vor allem deshalb beeindruckend, da er sich in Luftlinie weniger als 40 Kilometer vom Meer entfernt befindet. Die vor dem Armazones stehenden Vorgipfel schirmen den Blick auf den Gipfel und die Baustelle des Teleskops allerdings komplett ab.


Mondlandschaft entlang der Straße

Uns kommen in kurzem Abstand zwei Expeditionsmobile aus Deutschland entgegen. Wir sind jedes Mal ein klein wenig neidisch, denn die Fahrer dieses Autos haben für ihre Reise sicherlich mehr Zeit zur Verfügung als wir und das Endziel der Reise ist garantiert Ushuaia auf Feuerland - die südlichste Stadt der Erde, in der wir uns vor drei Jahren auch sehr wohl gefühlt haben. Etwa 60 Kilometer weiter kommen wir zur Mano del Desierto, einer 11 Meter hohen Skulptur einer aus der Wüste greifenden Hand. Diese wurde im Jahre 1992 geschaffen und soll dazu aufrufen, die Zerstörung der Umwelt zu stoppen, ehe die ganze Welt zu einer Wüste wird. Hier wiederholt sich ein für Südamerika typischer und von uns schon oft beobachteter Effekt: Die letzten Meter Anfahrt sind - selbst bei den bekanntesten Sehenswürdigkeiten - manchmal recht beschwerlich. In den USA wäre die Hand umgeben von einem perfekt asphaltierten Parkplatz nebst Kiosk und Visitor Center. Hier dagegen gibt es zwar eine eigene Ausfahrt von der Panamericana - die folgenden etwa 500 Meter müssen wir aber auf einer rumpeligen und mit fiesen Steinen versehenen Waschbrettpiste zurücklegen. Der Abstecher lohnt sich aber, denn die Hand steht auf einem kleinen Hügel, so dass wir nicht nur das Kunstwerk aus der Nähe bewundern können, sondern auch die umgebende Wüstenlandschaft. Die Hand selber ist dicht mit Graffiti bedeckt - das erinnert entfernt an die Cadillac Ranch bei Amarillo in Texas.


Die Mano del Desierto

Bald darauf treffen wir wieder auf die von Taltal entlang der Küste und vorbei am Cerro Paranal nach Norden führende Straße. Jetzt befinden wir uns im Einzugsgebiet von Antofagasta. Nachdem wir an ein paar äußerst hässlichen Industrieanlagen vorbei gekommen sind, biegen wir auf die Ruta 28 ab, welche als Stichstraße vierspurig durch schroffe Hügellandschaften in Richtung Küste und Antofagasta führt. Dort wartet eine Art Kulturschock auf uns: Nach vielen Hundert Kilometern durch Wüste und Einsamkeit landen wir in einer sehr vollen, wuseligen und lärmenden Stadt. Zum Glück ist unser vorgebuchtes Hotel leicht zu finden und hat zudem einen Parkplatz. Wir stellen unseren Pick-Up ab, checken ein, machen uns frisch und starten zu einer Stadtbesichtigung. Unser erstes Ziel ist die Plaza, wo neben dem schönen, 1911 fertig gestellten, Uhrenturm die etwas unscheinbare Kathedrale von Antofagasta steht. Zudem gibt es eine Postfiliale, in der wir uns mit Briefmarken für die Grüße an daheimgebliebene Freunde und Verwandte eindecken.


Auf der Plaza von Antofagasta

Wir laufen durch die Fußgängerzone in Richtung der historischen Markthalle. Auf dem Weg dorthin kommen wir an einem Kleinkunstfestival vorbei. Die historische Markthalle wurde 1920 eröffnet und beinhaltet jede Menge interessante Geschäfte - unter anderem einen riesigen Metzgerladen. Schön finden wir, dass das Gebäude noch mehr oder weniger für den originalen Zweck benutzt wird - die von uns eigentlich im Inneren erwarteten Touristenbuden tummeln sich auf der Plaza Sotomayor, dem Platz vor der Markthalle.


In der Fußgängerzone von Antofagasta

Wir laufen zurück zur Plaza und schauen uns noch einige nördlich davon gelegene historisch interessante Gebäude an: Das ist zum einen der historische Bahnhof. Dieser wurde 1878 fertiggestellt - damals gehörte Antofagasta noch zu Bolivien. Heute noch existiert eine Bahnstrecke von Antofagasta nach La Paz in Bolivien. Von dieser wird aber hauptsächlich nur noch der Abschnitt zwischen den im Landesinneren Chiles gelegenen Kupferminen und Antofagasta genutzt - um das abgebaute Kupfer zum Hafen zu transportieren. Zudem gab es eine Bahnlinie über die Anden nach Salta in Argentinien, welche aber nicht mehr in Betrieb ist. Lediglich die ersten etwa 200 Kilometer von Salta aus werden als Touristenattraktion vom Tren de las Nubes - dem Zug in die Wolken - befahren. Direkt hinter dem Bahnhof kommen wir an Holzgebäuden vorbei, in denen früher die Hafenverwaltung und das Zollamt untergebracht waren.


Altes Zollhaus von Antofagasta

Hier überqueren wir die mitten durch die Stadt verlaufende Panamericana und kommen zum Fischereihafen. Zwei große Seelöwen haben es sich direkt an der Promenade bequem gemacht und werden von einigen chileischen Schülerinnen neugierig in Augenschein genommen. Die Mädels gehen mit gezückten Handykameras immer näher an die Tiere heran - bis es einem der Seelöwen zu viel wird. Ein einziges böses Schnauben reicht, um die ungebetenen Beobachter sehr schnell zu vertreiben.

Wir beenden unseren Stadtrundgang, besorgen uns ein Abendessen und verbringen den Rest des Abends mit zwei Gläsern Pisco Sour in der Hotellobby, von wo aus wir einen schönen Blick auf den Pazifik haben.


Abendlicher Blick auf die Skyline von Antofagasta
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