30.10.2014: San Pedro de Atacama - Wünderlich

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30.10.2014: San Pedro de Atacama
Das leckere Frühstück gibt es auf der sonnenbeschienenen Pergola des Hotels - sehr stilvoll. Unser erstes Ziel für heute ist das Valle de la Muerte - das Tal des Todes - nur wenige Kilometer westlich von San Pedro de Atacama gelegen. Wir haben ja schon gestern vom Aussichtspunkt oberhalb der Pukara de Quitor auf dieses die Cordillera del Sal durchschneidende Tal schauen können. Der Name des Tals hat seinen Ursprung übrigens nicht in dem Schicksal von Siedlern die dort verdurstet sind oder ähnlichen Schauergeschichten. Nein, hier wurden einfach historische Gegenstände und auch menschliche Knochen gefunden. Wir fahren ein Stück auf der asphaltierten Ruta 23 Richtung Calama nach Westen. Auf dieser Straße wären wir nach San Pedro gekommen, wenn wir nicht den äußerst interessanten Schlenker über die Geiseres del Tatio gemacht hätten. Nur zwei Kilometer hinter dem Ortsausgang von San Pedro kommen wir in einer langgezogenen Linkskurve auf die nach rechts abgehende kleine Schotterstraße zum Valle de la Muerte. Diese führt lustig und rumpelig durch eine kleine Schlucht mit nahezu senkrechten Wänden stetig nach oben. Bei näherem Hinschauen offenbart sich, dass das Gestein stark salzhaltig ist. Wir wissen, dass die Straße nach ungefähr zwei Kilometern das eigentliche Tal des Todes erreicht, dieses durchquert und dann in einem Bogen zurück zur Ruta 23 führt. Das eigentliche Tal lässt sich nach aktuellen Informationen wohl nicht mehr durchfahren, also wollen wir einfach versuchen, mit dem Auto so weit wie möglich zu kommen und ab dort zu laufen.


Ein Tourbus mit Sandboardern rumpelt in Richtung des Valle de la Muerte

Der Charakter des Sträßchens ändert sich stetig von gut fahrbar zu leicht sandig zu extremer Rumpelei über große Felsbrocken und wieder zurück. Uns kommen zwei Kleinwagen entgegen und wir fragen uns, wie diese die Felsabschnitte überstanden haben. Wir selbst sind jedenfalls sehr froh über unser hochbeiniges Auto mit seinen All Terrain-Reifen. Kurz vor einem längeren und schlecht einsehbaren extrem felsigen Abschnitt stellen wir schließlich unseren Pick-Up an einer Kurve ab und laufen zu Fuß weiter. Kurz darauf überholt uns ein Tourbus mit Sandboardern und nur wenige Meter weiter erreichen wir das Valle de la Muerte, mit großen Sanddünen und faszinierenden Gesteinsstrukturen. Bis hierher wären wir mit viel Vorsicht wohl auch mit dem Auto gekommen, aber auch das Laufen in dieser Landschaft macht Spaß. Die Straße wird sandig, aber immer noch OK, und zieht sich im Laufe des Tals an dessen rechten Seite gut nach oben. Dort ist die Strecke teilweise von einer dicken und abschüssigen Sandschicht bedeckt. Diese Sandschicht hätten wir niemals durchfahren können. Von oben nach unten sollte es mit Allrad und eventuell einer Differentialsperre gehen, aber die Schräglage ist wirklich kriminell und es will ja niemand sein Auto in dieses schöne Tal schmeißen.


Im Valle de la Muerte

Wir laufen zu zweit den sandigen Weg nach oben und bewundern den Blick auf die skurrilen Gesteinsformationen und zurück nach Osten in Richtung San Pedro, wo in der Entfernung der perfekte Kegel des Licancabur steht. Am oberen Ende des Tals führt der Weg wieder in einer Schlucht weiter. Wir entscheiden, uns aufzuteilen: Katharina will durch diese Schlucht bis zur Ruta 23 weiter laufen, während Dirk zurück zum Auto geht, um Katharina letztendlich am Ende des Trails wieder abzuholen. Gesagt, getan. Während Katharina schneller als erwartet an der Bundesstraße ankommt, beobachtet Dirk noch kurz die Touristengruppe, die gerade Sandboarden beigebracht bekommt. Es scheint ziemlich schwierig zu sein - zumindest für Anfänger - auf Sand mit einem Snowboard überhaupt ins Rutschen zu kommen. Und wenn das einmal geklappt hat, passiert recht schnell genau dasselbe, wie man es von Anfängern in den Skigebieten der Alpen kennt: Batsch! Nach etwa 30 Minuten ist Dirk am Auto, nach zehn weiteren Minuten auf der Ruta 23 und kann schon bald die am Straßenrand fröhlich winkende Katharina ins Auto laden.


Valle de la Muerte von oben

Wir fahren zurück Richtung San Pedro de Atacama. Die Straße verläuft hier eindrucksvoll durch die Cordillera del Sal, deren Strukturen von Farbe und Form her teilweise sehr an das Monument Valley in Arizona und Utah erinnern. Unser nächstes Ziel ist die Aldea de Tulor, eine im Südwesten von San Pedro gelegene Ruinenstadt, die schon um 800 vor Christus errichtet wurde. Hier ist bei der Besichtigung die Begleitung durch einen Führer Pflicht. Wir sind zunächst wegen unserer nicht perfekten Spanischkenntnisse etwas skeptisch, aber die Verständigung klappt besser als erwartet und wir kommen mit unserem netten Guide sogar etwas zum Small-Talk. Er zeigt und erklärt uns zunächst die Ausstellungsräume zur Atacama-Kultur sowie zur Flora und Fauna der Wüste hier. Dann laufen wir zu den Ruinen, von denen bisher nur ein kleiner Teil ausgegraben ist. Das soll vorerst auch so bleiben, wie uns der Guide auf Nachfrage erklärt. Grund ist, dass die Bauwerke vor dem Einfluss von Wind und Wasser geschützt werden sollen. Direkt neben den Ruinen gibt es den Nachbau von zwei Rundhäusern, beeindruckend in ihrer schlichten aber energieeffizienten Adobe-Bauweise. Alle Baumaterialien sind aus der Gegend - selbst einzelne Bäume für das für die Dachstühle verwendete Holz lassen sich hier in der Wüste finden. Nach Besichtigung der Rekonstruktionen ist der Blick auf die originalen Ruinen sehr beeindruckend, auch wenn man außer ein paar niedrigen Mauerüberresten nicht wirklich sehr viel sieht. Aber dabei handelt es sich ebene um fast 3000 Jahre alte Mauerüberreste. Am Horizont steht wieder der Licancabur und daneben die sich steil nach oben ziehende Straße zum Paso Jama und weiter nach Argentinien, die wir morgen unter die Räder nehmen wollen.


Ruinen von Tulor

Nach einer herzlichen Verabschiedung von unserem Guide fahren wir wieder zurück in die Stadt, um zu tanken und eine kurze Mittagspause einzulegen. Die einzige Tankstelle in San Pedro ist bekanntermaßen sehr versteckt und trotz guter Vorausrecherche haben wir leichte Probleme, die im Hinterhof eines Hotels versteckten Zapfsäulen zu finden. Mit vollem Dieselkanister geht es zurück zu unserem Hotel und nach einer kurzen Siesta weiter zu Fuß in die Innenstadt von San Pedro mit der schönen Plaza. Hier steht die Kirche San Pedro de Atacama, erbaut im siebzehnten Jahrhundert und seitdem immer wieder umgebaut und erweitert. Die Kirche ist im Adobestil errichtet, verputzt und weiß gestrichen. Leider kommen wir nicht ins Innere, da momentan renoviert wird. Im Rahmen dieser Renovierung werden neue Adobeziegel gefertigt - und zwar in der Originaltechnik: Wir sehen zwei Arbeiter, die in einem mit Stroh versetzten Matschbad herumwüten - und direkt daneben das Resultat ihrer Mühen, zwei nagelneue Adobeziegel.


Kirche von San Pedro de Atacama - in Renovierung

An der Plaza gibt es auch zwei Banken mit Geldautomaten. Das wäre im Prinzip sehr praktisch, da unser chilenisches Geld langsam zur Neige geht. Leider hat eine der beiden Banken komplett zu und die zweite gibt uns kein Geld, trotz Einsatz von insgesamt drei Maestro-Karten an zwei Automaten. Na ja, ein bisschen Geld haben wir ja noch und morgen geht es sowieso weiter nach Argentinien. Weiter geht es zum archäologischen Museum, welches ursprünglich vom belgischen Pfarrer Gustavo Le Paige gegründet wurde und heute auch nach ihm benannt ist. Le Paige lebte seit den 50er-Jahren des 20ten Jahrhunderts in San Pedro de Atacama und beschäftigte sich intensiv mit der Historie und der Kultur der hier lebenden Menschen. Das Museum bietet einen schönen Überblick über die Geschichte der Besiedelung dieses Teils der Atacamawüste, beginnend mit den aus Richtung der Beringstraße sich auf den amerikanischen Doppelkontinent verbreitenden Ureinwanderern vor über 10000 Jahren bis zur Verbindung mit der bolivianischen Tiwanaku-Kultur, den Inka und natürlich den Spaniern.


Der Licancabur hinter Salzfelsen

Nun ist es später Nachmittag. Wir laufen zurück zum Hotel und fahren mit dem Auto zum Valle de la Luna, einem Tal im südwestlich von San Pedro de Atacama gelegenen Ausläufer der Cordillera del Sal. Hinter dem Parkeingang führt eine Straße in einem Halbbogen um die Berge herum bzw. durch diese hindurch. Wir legen diverse Stopps ein und laufen diverse kurze Trails: Der erste führt durch einen sehr schönen Canyon, mal breit mal eng. Teilweise erinnert das Ganze ein wenig an den Little Wildhorse Canyon in Utah. Allerdings ist das Material der Wände stark salzhaltig, und immer wieder sehen wir herausragende glitzernde Salzkristalle - faszinierend. Der Trail endet wieder an der Parkstraße, aber ein paar hundert Meter hinter dem Trailhead und auch etwas höher. Also laufen wir das kurze Stück über die Straße zurück zum Auto. Dort angekommen, nehmen wir gleich den nächsten Trail in Angriff. Dieser ist mit "Cuevas" betitelt und verläuft zunächst durch einen weiteren interessanten Canyon. Recht bald aber kommen wir zu den namensgebenden Höhlen - recht eng und auch dunkel. Hier hätten wir besser eine Stirnlampe mitgebracht, kommen mit etwas Glück und Geschick aber auch so durch. Nach Durchqueren der Höhlen führt der Weg an die Oberfläche, wo er entlang faszinierender Salzformationen wieder zurück zum Auto führt, am Schluss noch mittels einer kurzen und leichten Kletterei bergab.


Salzstrukturen


Sanddünen im Valle de la Luna

Am Parkplatz stehen nun sehr viele Autos, zumeist Tourbusse. Wohl alles Leute, die sich den Sonnenuntergang - wie wir auch - von der bekannten großen Düne aus anschauen wollen. Bis zum Sonnenuntergang ist es aber noch etwas hin, also fahren wir die Parkstraße zunächst bis an deren Ende und kommen dabei durch ein Red-Rock-Wonderland. Am Ende der Straße steht die bekannte Gesteinsstruktur Tres Marias - also die drei Marias - samt großem Parkplatz und es gibt eine Stichstraße zur ehemaligen Salzmine Crisanta. Eine ehemalige Salzmine - das hört sich interessant an. Da einige Autos in diese Richtung unterwegs sind, fahren wir einfach hinterher. Die Straße entpuppt sich als übelstes Gerumpel über große Steine mit zig Zentimeter tiefen Löchern dazwischen. Die meisten der anderen Autos scheinen wesentlich schneller drüberzuheizen. Wir probieren das auch aus und in der Tat tritt bei höherem Tempo ein etwas glättender Effekt ein, wie man ihn auch von normalem Waschbrett her auch kennt.


Las Tres Marias

Die Ruinen der Salzmine sind nicht allzu beeindruckend - irgendwie halt doch nur ein altes Haus. Aber die umgebende Salzebene ist einfach genial. Wir laufen mindestens eine Stunde umher und bewundern Salzkristalle, diverse faszinierende Gesteinsstrukturen (welche in den USA wohl alle einen Namen hätten) und den Blick auf die umgebenden Berge.


Alte Salzmine im Valle de la Luna

Rechtzeitig für den Sonnenuntergang rumpeln wir wieder zurück zur Parkstraße und zum Parkplatz unter der großen Düne. Dieser ist schon recht voll und ein Ameisenstrom an Menschen windet sich den Trail herauf. Der Weg ist nicht sonderlich schwierig und in ein paar Minuten zu schaffen. Oben befinden wir uns auf einem langgezogenen Grat und es bietet sich ein schöner Blick auf ein sich nach Osten öffnendes schüsselförmiges Tal, dahinter die Berge des zentralen Andenkamms mitsamt dem Licancabur. Bis zum Sonnenuntergang ist es noch etwa eine halbe Stunde und wir beobachten während dieser Zeit, wie immer mehr Menschen eintreffen, bis der Grat nahezu komplett mit Besuchern gefüllt ist. Während des Sonnenuntergangs leuchten zuerst die Felsen im Tal immer röter auf - und in einer zweiten Stufe die Anden. Da wir uns ganz knapp in den Tropen befinden (23 Grad südlicher Breite), ist das Ganze recht schnell vorbei.


Sonnenuntergang im Valle de la Luna

Kein absolutes Aha-Erlebnis wie der Sonnenuntergang am Uluru in Australien oder am Delicate Arch in den USA, aber dennoch sehr schön. Der Abstieg bzw. das Herabrutschen von der Düne verläuft - zumindest im ersten Teil - dank Sand sehr fix. Zurück in San Pedro de Atacama laufen wir nochmal in die Innenstadt und suchen uns dort ein Restaurant für das Abendessen. Nun hat auch die am Nachmittag geschlossene Bank den Zugang zu ihren Automaten wieder geöffnet, so dass wir unsere Reserven an chilenischem Bargeld wieder auffrischen können.


"Andenglühen" am Licancabur
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