02.11.2014: Salta - Cafayate - Wünderlich

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02.11.2014: Salta - Cafayate
Da wir noch einen kleinen Stadtspaziergang machen wollen, stehen wir früh auf. Das Wetter ist geringfügig besser als gestern, aber es hängt noch eine dichte Wolkendecke über der Stadt. Nach dem Frühstück laufen wir wieder in Richtung Kirche San Francisco, aber von dort aus weiter Richtung Osten zum Konvent San Bernardo, und von dort zum kleinen Park unterhalb des Cerro San Bernardo, den 1472 Meter hohen Hausberg von Salta. In diesem Park erinnert eine große Statue an General Güemes, den lokalen Unabhängigkeitshelden, dessen Grab wir gestern in der Kathedrale besucht haben.


Convento San Bernardo

Nun befinden wir uns in einem properen und schönen Stadtviertel, auch wenn - wie wohl fast überall in Südamerika - das eine oder andere Autowrack herumsteht. Hier beginnt direkt neben dem Anthropologischen Museum ein Kreuzweg, der bis hinauf zum Gipfel des Cerro San Bernado führt. Diesen Weg wollen wir laufen. Theoretisch würden auf den Gipfel auch eine Seilbahn und eine Straße führen, aber für die Bahn sind wir deutlich zu früh unterwegs und das Auto hat mal eine Pause verdient. Außer uns sind nur ein paar Frühsportler unterwegs. Der Weg führt über viele Stufen unschwer durch dichten Wald den Berg hinauf.

Kurz vor dem Gipfel kommen wir leider in tiefhängende Wolken, so dass wir vom Gipfelplateau aus die Stadt nur schemenhaft erahnen können. Wir warten ein wenig und schauen uns auf dem Plateau um, inklusive der Gipfelstation der Seilbahn, einem Gipfelkreuz und einer überlebensgroßen Statue des wiederauferstandenen Jesus Christus als letzte Station des Kreuzwegs. Wir haben tatsächlich das Glück, dass sich die Wolkendecke im Verlauf unserer Wartezeit ein wenig lichtet. Wir bekommen zunächst einen klaren Blick auf die südlichen Teile von Salta und bald darauf auch auf die Innenstadt.


Blick vom Cerro San Bernardo auf Salta

Wir bewundern den Ausblick eine Weile und brechen dann wieder nach unten auf. Dort angekommen, wandern wir durch ein äußerst wohlhabendes Wohnviertel zur Talstation der Seilbahn, im östlichen Zipfel des Parque San Martin. Dieser Park führt wie ein grüner Keil in die Innenstadt. Leider wird er in weiten Bereichen momentan umgebaut und ist dort nicht zugänglich. Wir laufen bis zum Ende des Parks - hier stehen Statuen von Leonardo da Vinci und Christoph Columbus - und von dort aus in einem Bogen über die Plaza zurück zu unserem Hotel.

Wir checken aus und begeben uns wieder auf die Straße. Die Innenstadt zu verlassen, fällt mit Hilfe unseres GPS-Geräts und auch dank des sehr spärlichen Sonntagvormittags-Verkehrs sehr leicht. Wir tanken noch den Pick-Up auf und verlassen dann Salta endgültig auf der Ruta 68 nach Süden. Diese Straße durchquert zunächst noch einige Salta vorgelagerte kleinere Städtchen, dann wird es immer ländlicher. Die Straße ist dicht gesäumt von saftig dunkelgrünen Bäumen und Sträuchern. Je weiter nach Süden wir kommen, desto trockener wird die Gegend, der Pflanzenbewuchs wird leicht spärlicher.

Knapp 100 Kilometer südlich von Salta, kurz vor dem Eingang in die berühmte Quebrada de las Conchas, das Tal der Muscheln, machen wir einen Stopp in der kleinen Ortschaft Alemania. Diese hat sowohl ihren Aufstieg Anfang des 20. Jahrhunderts als auch ihren Absturz nur wenige Jahre später der Eisenbahn zu verdanken: Im Jahre 1912 entstand der Ort als Zwischenstation der im Bau befindlichen Eisenbahnlinie von Salta nach Cafayate.


Am Eingang der Quebrada de las Conchas

Seinen Namen hat Alemania am Eisenbahnbau beteiligten deutschen Arbeitern zu verdanken. Der Ort wuchs schnell und bald lebten über 200 Familien dort. Die Bahnlinie wurde allerdings nur bis Alemania gebaut und im Jahre 1920 wurde entschieden, den Weiterbau abzublasen. Obwohl der Zug von Salta nach Alemania noch bis 1971 verkehrte, war der Niedergang von Alemania nicht mehr aufzuhalten. Heute leben dort nur noch ein paar Menschen. Zentraler Punkt ist der schön restaurierte Bahnhof, von dem aus die teilweise überwucherten bzw. überwachsenen Gleise nach Norden Richtung Salta führen. Nach Süden strecken sich die Gleise zwar hoffnungsfroh, enden aber ein paar Meter weiter im Nichts.


Bahnhof von Alemania

Die Berge südlich von Alemania und somit auch der Beginn der Quebrada de las Conchas dienen als natürliche Wetterscheide: War im bisherigen Verlauf der heutigen Strecke der Himmel relativ dicht mit Wolken bedeckt, kommen wir hier nahezu übergangslos in eine Gegend blauem Himmel und nur noch vereinzelten Wolken. Im Verlauf der Quebrada führt die Ruta 68 über ungefähr 50 Kilometern sehr kurvig entlang des Rio de las Conchas und entlang fantastischer Gesteinsstrukturen, wieder in allen möglichen Farben.


In der Quebrada de las Conchas


Rote Felsen in der Quebrada de las Conchas

Zusätzlich zu den unzähligen Stellen, an denen man anhalten und staunen kann sind mit kleinen Holzschildern besonders interessante oder auffällige Gesteinsformationen markiert. Die ersten beiden an denen wir vorbei kommen sind auch die bekanntesten: Die Garganta del Diablo und das Anfiteatro. Beim ersten handelt es sich um eine riesige, sich ungefähr im Winkel von 45 Grad eine hohe Bergflanke hochziehende Rinne. In diese Rinne kann man unten hineinlaufen und der Blick entlang der gigantischen Seitenwände aus rotem Stein nach oben ist atemberaubend.


Garganta del Diablo

Ungefähr einen Kilometer weiter kommen wir zum Anfiteatro, dem Amphitheater: Hier ist der Fels so erodiert, dass man durch eine schmale Öffnung in einen nahezu komplett von Felswänden umringten und nach oben hin offenen Raum eintreten kann. Der Bekanntheitsgrad der Garganta del Diablo und vom Anfiteatro wird von zahlreichen fliegenden Händlern ausgenutzt, die jede Menge Gerümpel, zumeist Schmuck, anbieten. Am Anfiteatro will zusätzlich ein Gesangsduo mit seinen Künsten Geld erspielen, hat aber bei uns kein Glück, denn wir finden an diesem schönen Ort die Musik eher störend.


El Anfiteatro

Wir kommen an einer Stelle vorbei, an der ein Teil der Straße durch die Quebrada de las Conchas vor ein paar Jahren offensichtlich im Rahmen einer Begradigung durch eine direktere Streckenführung ersetzt wurde. Die Argentinier haben recht pragmatisch denkend - wohl um Geld zu sparen - den alten Streckenbelag nahezu komplett liegen gelassen und nur an beiden Enden ein paar Meter des Asphalts weggebaggert. Das Resultat - eine knapp neben der Straße aus dem Nichts entspringende zweite Fahrbahn - erscheint reichlich skurril. Obwohl wir zur Nebensaison unterwegs sind, ist deutlich zu erkennen, dass der Bogen von Salta nach Cafayate und zurück über Molinos und Cachi ein sehr beliebter Bestandteil von Mietwagentouren in Argentinien ist: Auf der Strecke und den Parkplätzen sehen wir viele der kleinen Mietwägen, die für Argentinien typisch sind. Unser großer Pick-Up fällt da etwas aus dem Bild und fällt dementsprechend auch auf. Als wir vom kurzen Trail zum Anfiteatro zurückkommen, treffen wir einen Touristen aus den USA, der unser Auto fotografiert. Hauptsächlich, wie er uns erklärt, wegen des Nummernschilds aus Chile.


In der Quebrada de las Conchas

Wir fahren weiter und kommen an unzähligen weiteren interessanten Punkten vorbei, wie einem großen Felsen in Form einer Kröte, einem Felsen in Form eines Mönchs, einer Felswand mit Löchern, in denen Papageien nisten, einem großen Obelisken und einer beeindruckenden roten Felswand, welche Los Castillos - die Schlösser - genannt wird. Diese Schlösser liegen ganz am Ende der Quebrada de las Conchas und somit kommen wir nach mehreren Stunden im Wunderland der Steine wieder in deutlich flachere Gegenden.


Die Kröte


Los Castillos

Flacher ist relativ, denn wir fahren zwar durch eine Ebene, aber vor uns stehen die hohen Berge der Anden. Unser Tagesziel ist nun nur noch wenige Kilometer entfernt: Der für Weinanbau bekannte Ort Cafayate. Kurz vor Cafayate kommen wir an vielen edlen Weingütern vorbei, umgeben von großen Weinfeldern. Ähnlich wie wir es vor vier Jahren schon in Australien beobachtet haben, ist die Sonnenstrahlung hier so intensiv, dass der Wein nicht an Hängen angebaut werden muss.

Cafayate - aus 1680 Metern Höhe gelegen und mit knapp 12000 Einwohnern - ist eine gemütliche kleine Ortschaft und sehr touristisch geprägt. Das lässt sich an der hohen Anzahl an Hotels, Hostals und Restaurants ablesen. Fast alle Gebäude der Ortschaft sind im Kolonialstil errichtet. Wir fahren zu unserem vorgebuchten Hotel, checken ein und verbringen den Rest des Tages bei einem kleinen Stadtrundgang sowie bei der Siesta im sehr gemütlichen Innenhof des Hotels. Höhepunkt der Stadt ist die hübsche Plaza mit der Kathedrale Nuestra Señora del Rosario. Dabei handelt es sich um die einzige Kirche mit fünf Schiffen weit und breit. Am Abend gehen wir in die Casa de las Empanadas - das Haus der Empanadas - und essen uns mit diesen äußerst leckeren und in verschiedenen Sorten gefüllten Teigtaschen satt.


Kirche von Cafayate

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