18.10.2014: Illapel - Valle Hurtado - Wünderlich

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18.10.2014: Illapel - Valle Hurtado
Wir stehen früh auf und sind gleich zu Beginn des Frühstückzeitraums um 7:15 Uhr im kleinen Speisesaal unseres Hotels. Nach Frühstück, Bezahlen und Auschecken geht es los, auf der Ruta D-705 nach Norden. Unser erstes Ziel ist die Reserva Nacional Las Chinchillas. Hier werden die letzten wildlebenden Chinchillas in Chile geschützt. Diese niedlichen Nagetiere waren einst in Südamerika sehr stark verbreitet, wurden aber wegen ihres schönen und besonders feinen Fells gnadenlos gejagt und fast ausgerottet. Nachdem wir Illapel verlassen haben, verläuft die Straße kurz durch die Vororte und industriell genutztes Gebiet. Dann öffnet sich ein sehr schönes weites Tal - die kargen Hänge der Berge sind mit vereinzelten Büschen und Kakteen bedeckt. Das Wetter ist toll und am Himmel zeigen sich nur vereinzelte Wolkenschleier. Nach ein paar Kilometern zweigt die Straße nach links ab und direkt danach kommen wir zum Eingang und zur Rangerstation des Chinchilla-Schutzgebiets.


Vorsicht, querende Chinchillas!

Zwar sind wir etwas zu früh da (der Park macht offiziell um 9 Uhr auf), wir werden aber dennoch sehr freundlich von den netten Parkrangern begrüßt. Es gibt zwei Lehrpfade - einer davon beginnt etwa zwei Kilometer Gravelroad von der Rangerstation entfernt. Weil uns die Gegend so gut gefällt, laufen wir einfach zu Fuß zum Trailhead. Die Schotterstraße zieht sich in ein nettes Seitental und von dort aus führt der eigentliche Lehrpfad auf einen erhöht gelegenen Aussichtspunkt.


Kakteenwald in der Reserva Nacional Las Chinchillas

Die Gegend ist sehr hügelig und die Hügel sind über und über mit Gestrüpp und Säulenkakteen bedeckt. Tiere sehen wir keine - die Wahrscheinlichkeit auf ein Treffen mit Chinchillas in freier Wildbahn ist auch nahezu Null. Degus dagegen sollen sich abends und nachts ab und zu am hiesigen Zeltplatz blicken lassen. Wir laufen wieder zurück und schauen uns noch den zweiten Lehrpfad an - der sich aber im Prinzip nicht sehr vom ersten unterscheidet. Zum Abschluss gehen wir wieder zur Rangerstation und lassen uns von einem der Ranger in das Nachthaus führen. In diesem immer abgedunkelten Raum lassen sich Chinchillas, Degus und etliche andere kleine Nagetiere bewundern.


Chinchilla im Nachthaus

Wir verlassen den Park und folgen der Ruta D-705 weiter nach Nordwesten. Die Straße führt auf gutem Asphalt abenteuerlich bergauf und bergab, bis wir bei Los Pozos auf die Ruta D-71 nach Norden abbiegen. Diese Straße führt uns durch eine sehr schöne Steppenlandschaft bergauf. Kurz vor der Ortschaft Combarbala erreichen wir den höchsten Punkt - es eröffnet sich ein phantastischer Blick ins Tal - ab hier führt die Straße in vielen Serpentinen wieder runter ins Tal.


Am Horizont die Zentralanden

Entlang einer alten Schmalspureisenbahn kommen wir zum Rio Cogoti, entlang dessen wir bis zur Embalse La Paloma fahren. Übersetzt handelt es sich hier also um den Tauben-Stausee. Ursprung dieses Namens ist wohl, dass aus der Luft oder auf der Karte gesehen der Umriss des Sees im vollgefüllten Zustand tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit der Silhouette einer Taube hat. Allerdings präsentiert sich der See uns alles andere als voll gefüllt - es kommt uns fast noch schlimmer vor, als das was wir am Lake Mead und Lake Powell in den USA gesehen haben.


Alte Eisenbahnbrücke


Kirche von Chanaral Alto

Den ganzen Tag über haben wir viele Tiere auf und neben der Straße gesehen - hauptsächlich Ziegen außerhalb und Hühner innerhalb der Ortschaften. Kurz vor der Embalse La Paloma dann etwas Neues - hier müssen wir wegen einer direkt hinter einer Kurve fröhlich über die Straße galoppierenden Herde Pferde in die Bremsen treten. An der Staumauer des Sees halten wir an, schauen uns um und machen einen kurzen Spaziergang.


Embalse La Paloma

Dann geht es weiter Richtung Ovalle. Überraschend schnell kommen wir aus nahezu menschenleeren Landschaften in intensiv landwirtschaftlich genutzte Gegenden und weiter in eine quirlige Kleinstadt. Der Verkehr ist sehr chaotisch. Ganz so, so wie man sich Südamerika vorstellt. Wir besorgen uns ein Mittagessen und fahren weiter. Fast genauso schnell wie wir den Einzugsbereich der Stadt erreicht haben verlassen wir ihn auch wieder. Dabei kommen wir an ein paar Neubaugebieten und auch viel in der Gegend herumliegenden Müll vorbei, erreichen aber recht schnell wieder wunderschöne Landschaften. Ein Stück fahren wir nach Norden auf der Ruta 43 Richtung La Serena, biegen dann aber auf die D-595 Richtung des Valle Hurtado ab. Dieses Tal ist zunächst sehr breit und wirkt daher auf den ersten Kilometern nicht wie das urige Bergtal, welches wir uns vorgestellt haben. Die Straße ist gut ausgebaut und hinter der Embalse Recoleta - einem weiteren Stausee - auch sehr leer. Es geht kurvig bergauf und durch einige nette kleine Ortschaften. Hier sieht Katharina im Vorbeifahren im Gebüsch einen Kolibri.

Kurz vor der Ortschaft Pichasca machen wir noch einen Abstecher und biegen nach links ab in Richtung des Monumento Natural Pichasca. In diesem Nationalmonument wurden versteinerte Bäume, Überreste von Dinosauriern und Spuren von prähistorischer Besiedlung durch Menschen gefunden. Zuerst fahren wir ein paar Kilometer auf einer sehr schmalen Asphaltstraße bergauf, das letzte Stück bis zum Eingang des Parks verläuft dann auf sehr abenteuerlichem Schotter. Am Eingangshäuschen werden wir vom Parkranger freundlich begrüßt und bekommen die verschiedenen Wanderwege im Park erklärt. Die Trailheads erreichen wir, indem wir ein kurzes Stück auf sehr rumpeliger Straße weiter fahren. Der Ranger hatte uns in ein sehr winziges Besucherzentrum geführt - auf der Fahrt zu den Trailheads kommen wir an der Baustelle zu einem - grob geschätzt - zehnmal so großen neuen Besucherzentrum vorbei. Hoffentlich kommt einer der Verantwortlichen auf die Idee, im Rahmen dieser Erweiterung auch die Zufahrtstraße ein wenig auszubessern. Wir stellen ein paar Hundert Meter weiter unser Auto auf einem kleinen Parkplatz ab und laufen los.


Kakteen im Monumento Natural Pichasca


Versteinerter Baumstamm im Monumento Natural Pichasca

Der Trail führt durch tolle Landschaften, vorbei an versteinerten Bäumen bzw. Resten davon. Dinosaurierknochen gibt es zumindest entlang des Trails keine, aber ein Modell eines Sauriers aus Beton. Am Ende wartet noch ein großer steinerner Alkoven, unter dem Steinzeitmenschen gelebt haben. Hier treffen wir zwei junge Chilenen, die uns zuerst fragen, wie lange wir für die Wanderung gebraucht haben - scheinbar warten sie auf einige ihrer Freunde, die auch unterwegs sind. Danach geht das Gespräch Richtung Small-Talk und hier merken wir, dass unser Spanisch - obwohl deutlich besser als noch vor drei Jahren in Patagonien - recht schnell an seine Grenzen stößt. Immerhin reicht es zu einer kurzen Fachsimpelei über Fußball. Die beiden freuen sich, dass wir aus dem Land des amtierenden Weltmeisters kommen - der im Endspiel ja den ungeliebten Nachbarn aus Argentinien besiegt hat.


Beton-Saurier im Monumento Natural Pichasca


Prähistorischer Siedlungsort im Monumento Natural Pichasca

Wir beenden unseren Besuch im Nationalmonument, rumpeln wieder zurück zur Hauptstraße (wenn man diese Bezeichnung überhaupt für das schmale Sträßchen verwenden kann). Nach ein paar Kilometern endet der Asphaltbelag und es geht auf gutem Ripio weiter. Für die Nacht haben wir in der Hacienda Los Andes reserviert, einem kleinen Hotel, welches hauptsächlich für Reitferien bekannt ist. Es handelt sich um eine tolle Anlage mitten in der Natur, sehr liebevoll im Kolonialstil angelegt.


Garten der Hacienda Los Andes

Wir befinden uns fast am Ende des Valle Hurtado - und uns umgibt eine beeindruckend schöne Gebirgslandschaft. Wir werden sehr freundlich von den deutschsprachigen Besitzern der Hacienda begrüßt. Vor dem Abendessen schauen wir uns noch etwas um - unter anderem laufen wir den hauseigenen Planetenweg ab, aber nur bis zum Jupiter. Wir sind die einzigen Gäste und beim Abendessen ergeben sich nette Gespräche mit den Besitzern und dem Personal. Für den späteren Abend hat sich ein Team vom Chilenischen Fernsehen angekündigt, welches eine Reportage über das Valle Hurtado dreht. Wir halten uns dezent im Hintergrund, bewundern noch ausgiebig den tollen Südsternhimmel, und gehen dann ins Bett.

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