24.10.2014: Codpa - Putre - Wünderlich

Willkommen bei uns...
Title
Direkt zum Seiteninhalt
24.10.2014: Codpa - Putre
Nach dem Aufstehen gibt es ein einfaches aber sehr gutes Frühstück. Das Wetter ist wieder perfekt und der Himmel zeigt sich wolkenlos. Wir bezahlen unser gestriges Abendessen und brechen dann auf. Der Asphaltbelag der Straße endet in Codpa. Im weiteren Verlauf folgt die sehr enge und rumpelige Strecke noch ein gutes Stück dem Codpa Valley - dicht grün bewachsen. Nach etwa 5 Kilometern kommen wir zur Abzweigung zu den Geoglifos de Otrajija. Diese Gruppe von präkolumbianischen Felszeichnungen entstand in den Jahren 1000 bis 1500 nach Christus und verteilt sich über einen größeren Bereich an den Felsen der von uns gesehen linken Talseite. Einen bezeichneten Trailhead finden wir nicht, also stellen wir unseren Pick-Up einfach an eine deutlich breitere Stelle der Straße und laufen los. Ein nur wenige hundert Meter langer Weg führt direkt zu den Malereien bzw. Ritzereien. Wir sehen jede Menge Tiere, Menschen aber auch geometrische Formen und ein Sonnensymbol. Das war ein lohnenswerter Abstecher.


Petroglifos de Ofragia

Wir rumpeln zurück zur Hauptstraße, welche sich bezüglich des Straßenzustandes nicht wirklich von der Stichstraße zu den Geoglyphen unterscheidet - und auf dieser weiter Richtung Norden. Das Codpa Valley wird ebenso interessant verlassen wie wir gestern gekommen sind - die Straße schlängelt sich faszinierend durch immer enger zusammenstehende Felsen bergauf. Über viele Kehren geht es nach oben und dort angekommen bessert sich die Qualität der Straße merklich. Rechts von uns stehen immer die hohen Gipfel der Anden, links fällt die Landschaft flach ab - letztendlich bis zum Pazifik.


Straßenverlauf durch die Voranden

Nach etwa 20 Kilometern - bei der kleinen Ortschaft Timar - geht es wieder steil in ein Quertal hinab. Unten im Talgrund stehen als krasser Kontrast zur umgebenden kargen Hochebene wieder viele grüne Pflanzen. Ab hier ist die Straße wieder asphaltiert und sie bleibt es bis etwa 12 Kilometer hinter einer Abzweigung, von wo aus wir durch die Pampa de Chara direkt Richtung Arica fahren könnten. Wir allerdings biegen nach rechts ab und ab hier geht es in vielen Kurven steil nach oben. Die Farben der Landschaft sind phantastisch. Die Straße führt immer mal wieder bergauf und bergab von Tal zu Tal und die Landschaft ändert sich immer wieder von karg mit Sträuchern bewachsen auf der Hochebene zu Wüste in den etwas tiefer gelegenen Gegenden und zurück - und in den Tälern ist es schön grün.


Blick auf die Andenkette

In einem dieser Täler liegt die Ortschaft Tignamar und direkt vor der Ortschaft - etwas versteckt im Wald gelegen - die alte Dorfkirche. Dieser statten wir einen kurzen Besuch ab, während wir durch Tignamar selber nur durchfahren.


Alte Kirche bei Tignamar


Bunte Erde

In der Ortschaft Saxamar sehen wir unser erstes Lama am Wegrand. Zudem gibt es hier interessante Bewässerungssysteme, die sogar kurz in der Mitte der Straße parallel zu dieser verlaufen. Hier ist vom Fahrer Konzentration gefordert, um nicht mit einem Reifen in die tiefe Rinne reinzufahren.


Unser erstes Lama

Kurz vor der Ortschaft Belen kommen wir an einer interessant in den Berg gebauten kleinen Kapelle vorbei, dem Santuario de la Virgen de Tojo Tojone. Belen selber ist eine schöne kleine Ortschaft, die wir uns im Verlauf eines Spaziergangs genauer anschauen. Die Ortschaft wurde im Jahre 1625 von den Spaniern gegründet. Daher findet sich als zentraler Platz - wie in fast jeder südamerikanischen Ortschaft - eine Plaza, von der aus schachbrettförmig die engen Straßen ausgehen. Wir schauen uns in den Gassen und auf der Plaza mitsamt der erhöht gelegenen Kirche Virgen de la Candelaria und deren frei stehendem Turm um. Als wir fast schon wieder aufbrechen wollen, spricht uns der Dorfpfarrer an und fragt, ob wir einen Blick in die Kirche werfen wollen. Da sagen wir nicht nein - und es lohnt sich: Ein zwar sehr schlichter aber wunderschöner Holzbau mit einem Altar, der ebenfalls komplett aus Holz besteht. Die Kirche stammt zwar aus dem 18ten Jahrhundert, wurde aber etwa hundert Jahre später durch Erdbeben schwer beschädigt und erst vor wenigen Jahren wieder hergestellt.


Straßenverlauf über Berg und Tal


In Belen

Nach einiger Zeit verabschieden wir uns und fahren weiter. Entgegen all unserer Erwartungen ist der weitere Verlauf der Straße ab direkt hinter Belen asphaltiert, wenn auch nicht überall sonderlich breit. Was ein Mittelstreifen auf einer grob geschätzt zweieinhalb Meter breiten Straße soll, weiß auch nur derjenige, der den Streifen hat draufmalen lassen. Die Straße gewinnt steil an Höhe, unter anderem mittels abenteuerlicher Serpentinen. Auf diesem Streckenabschnitt können wir auch einen kurzen Blick auf den Cerro Milagro erhaschen, einen Teil der sehr farbigen Bergketten des Altiplanos. Ungefähr zur gleichen Zeit stellen wir auch laut unserem GPS-Gerät mit 3756 Höhenmetern einen vorläufigen Höhenrekord auf. Dabei fühlen wir uns ganz gut und auch das Auto zieht noch halbwegs - man muss halt häufiger mal einen Gang niedriger benutzen als sonst. Nach einer letzten Bergkuppe taucht die Straße wieder ab und erreicht bei einem Truckstop die Ruta 11, die große Verbindungsachse von Arica nach Bolivien. Ein großer Teil des Verkehrs auf dieser Straße besteht aus einem stetigen Strom von angestrengt bergauf schnaufenden LKW und neunzig Prozent dieser LKW stammen aus Bolivien. Das ist kein Wunder, da die Strecke über Ruta 11 nach Arica nahezu der einzige Meereszugang für Bolivien ist, nachdem Chile Bolivien nach dem Salpeterkrieg Jahr 1884 das gesamte Gebiet nördlich von Antofagasta weggenommen hat. Seitdem sind sich Bolivianer und Chilenen auch nicht sehr freundlich gesonnen.

Die Ruta 11 gewinnt steil an Höhe und bald sind fast 3800 Meter erreicht. Vor Erreichen unseres Tagesziels machen wir aber noch einen kurzen Abstecher in die etwa 5 Kilometer abseits der Strecke gelegene Ortschaft Socoroma. Diese ist bekannt für die schöne Plaza mitsamt Kirche. Schön ist Socoroma sicherlich - dem können wir nicht widersprechen - aber im Vergleich zu unserem Besuch in Belen gefällt es uns weniger gut. Vielleicht, weil hier alles wesentlich touristischer wirkt - und das, obwohl wir völlig alleine da sind.


Serpentinen hinunter nach Socoroma


Kirche in Socoroma

Unser Etappenziel heißt Putre und ist nur noch etwa 20 Kilometer entfernt. Kurz vor Putre öffnet sich der Blick ins wunderbar grüne Tal mit der Ortschaft. Direkt dahinter erhebt sich der dahinter den 5775 Meter Vulkan Taapaca. Die Ortschaft hat etwas weniger als 200 Einwohner, von denen ein Großteil Aymara sind, ein auf dem Altiplano von Peru, Bolivien und Chile heimisches Indiovolk. Putre ist die ideale Ausgangsbasis für Besuche der direkt östlich gelegenen Nationalparks, hauptsächlich den Parque Nacional Lauca.


Blick auf Putre mit dem Vulkan Taapaca

Wir verlassen die Ruta 11 und suchen unser Hotel für die kommenden beiden Nächte, die Terrace Lodge. Dort werden wir sehr freundlich von der Wirtsfrau in Empfang genommen, die uns auch mit Tipps für unseren für morgen geplanten Aufstieg in noch höhere Gegenden versorgt. Wir haben mit Absicht unsere vorige Übernachtung in Codpa auf rund 2000m gelegt und wollen heute in Putre auf etwa 3600 Metern Höhe bleiben, um uns schrittweise an die große Höhe zu gewöhnen. Obwohl wir in den Alpen auch schon bis fast 4000 Metern unterwegs waren, spüren wir die Höhe deutlich - gerade schnelles Laufen fällt doch deutlich schwerer als man es gewohnt ist. Daher ruhen wir und zunächst etwas in unserem gemütlichem Zimmer aus und machen dann einen kleinen Spaziergang in die westliche Umgebung von Putre. Dabei sehen wir in Gefangenschaft lebende Lamas und Alpakas sowie zwei Kolibris.


Kolibri

Wieder zurück in der Ortschaft laufen wir zur Plaza, an der es tatsächlich eine Bank mit Geldautomaten gibt. Letzterer wirkt in dieser Ortschaft ungefähr so, wie ein frisch gelandetes Ufo. Wir suchen uns ein Lokal für das Abendessen und kommen gerade rechtzeitig nach Sonnenuntergang zurück zu unserer Unterkunft.

< 23.10.2014: Iquique - Codpa                       25.10.2014: Putre >

Zurück zum Seiteninhalt