20.10.2014: Punta Choros - Caleta Pan de Azucar - Wünderlich

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20.10.2014: Caleta Gonzalo - Caleta Pan de Azucar
Wir sind um etwa sieben Uhr wach und gönnen uns erst einmal ein gemütliches Frühstück. Von unserer Cabin aus können wir direkt auf den kleinen Fischereihafen sehen, wo schon jetzt ein geschäftiger Betrieb herrscht. Heute wollen wir eine Bootsfahrt zu den vor der Küste liegenden Inseln der Reserva Nacional Pingüino de Humboldt unternehmen, wo es jede Menge Tiere zu sehen gibt - mit etwas Glück trifft man auf der Fahrt dorthin auch Delfine. Die Dame vom Campground wollte uns einen Platz in einem Boot zusammen mit drei deutschen Motorradtouristen reservieren, leider aber erst um 11 Uhr. Wir wollen aber früher los, da wir noch eine längere Autofahrt geplant haben. Daher packen wir nach dem Frühstück zusammen und rumpeln mit dem Auto die paar hundert Meter zum Hafen. Wir sprechen einen der Fischer an. Natürlich können wir eine Bootsfahrt machen - und entweder warten bis um 9:30 Uhr vorangemeldete Gäste aus La Serena kommen oder gleich zu zweit aufbrechen, letzteres natürlich um einiges teurer. Da wir schon da sind, entscheiden wir uns für die zweite Variante. Zuerst schickt uns der Fischer zur CONAF, der chilenischen Nationalparkbehörde. Hier sollen wir Tickets kaufen, die uns zum Betreten der Isla Damas berechtigen. Wir sind leicht verwundert, denn unseres Wissens hat dieses Nationalreservat in der Nebensaison an Montagen geschlossen. Wir hatten mit einer puren Bootsfahrt ohne Landgang an der Insel gerechnet. Dennoch folgen wir der Anweisung und stehen fünf Minuten später vor einem bärtigen Natioanlparkranger, der an seiner Kaffeetasse schlürft und uns verwundert anschaut. Nein, Tickets für die Isla Damas kann er uns nicht verkaufen, denn diese sei in der Nebensaison an Montagen geschlossen...


Morgenstimmung am Hafen von Punta Choros

Inzwischen rudert unser Fischer inklusive eines Benzinkanisters gegen die recht heftige Brandung heraus zu einem in einiger Entfernung zur Küste vertäuten kleinen Motorboot. Dort angekommen hängt er das Ruderboot an das Motorboot und tuckert zurück zur kleinen Mole von Caleta Gonzalo. Dort wurden wir inzwischen von einem zweiten Fischer mit Schwimmwesten versehen und hüpfen inklusive des zweiten Fischers in das ziemlich schwankende Boot. Wir sitzen vorne, die beiden Fischer hinten. Im Verlauf der Fahrt bekommen wir sehr nett und kompetent alle interessanten Stellen entlang der Küstenlinie inklusive der sich dort aufhaltenden Tiere gezeigt und erklärt. Wir haben den Eindruck, dass die beiden noch freundlicher werden, nachdem sie erfahren haben, dass wir aus Deutschland stammen, also keine Nordamerikaner sind. Ansonsten unterhalten sich die beiden über Gott und die Welt, ein bisschen erinnert das Ganze an die Unterhaltungen von Waldorf und Statler in der Muppet Show.

Unser Boot beschreibt zunächst einen weitgezogenen Bogen entlang der Küstennähe, zu einer Stelle, an der mit etwas Glück Delfine zu sehen sein sollen. Und in der Tat können wir ein paar Minuten lang einige um unser Boot tummelnde und hüpfende graue Gestalten bewundern. Unter die Delfine hat sich auch der eine oder andere Seelöwe gemischt.


Ein Delfin

Nach dieser tierischen Begegnung steuern die Fischer in Richtung offenes Meer bzw. Richtung Isla Damas. Betreten dürfen wir diese Insel - wie gesagt - nicht, aber wir können die sich im Uferbereich tummelnden sehr zahlreichen Vögel bewundern. Von Möwen über Pelikane und Kormorane ist so ziemlich alles vorhanden, was man an einer Meeresküste erwartet. An der Isla Damas gibt es auch einen Felsen, an der laut den beiden Fischern eine Population Seeotter lebt. Wir halten das für eine mehr oder weniger hypothetische Feststellung und sind dementsprechend amüsiert, als einer der Fischer anfängt, Pfiffe von sich zu geben, um die Otter anzulocken. Umso erstaunter sind wir, als wir nur wenige Sekunden später zweimal ganz kurz einen schnell über den Felsen huschenden Otter zu Gesicht bekommen.


Zwei Pelikane


Felsbogen vor der Isla Las Damas

Weiter geht es zur Isla Choros. Auf dem Weg dorthin sehen wir in der Luft, auf und unter dem Wasser jede Menge Möwen, Kormorane, Pelikane, Seelöwen und Pinguine. Bei letzteren handelt es sich um Humboldtpinguine - im Gegensatz zu den Magellanpinguinen, die wir vor drei Jahren in Patagonien bewundern konnten. Humboldtpinguine und Magellanpinguine ähneln sich optisch sehr und lassen sich am einfachsten an der Anzahl der weißen Streifen auf der Brust unterhalb des Kopfes unterscheiden: Humboldtpinguine haben einen solchen Streifen, Magellanpinguine zwei. Das Verbreitungsgebiet der Humboldtpinguine reicht deutlich weiter nach Norden als das ihrer zweigestreiften Kollegen, sie kommen sogar noch in Peru vor. Zuerst treffen wir nur schwimmenden Pinguine, es ragt nur der kleine Kopf aus dem Wasser und taucht dann blitzschnell ab. An der Küstenlinie der Isla Choros sehen wir dann auch jede Menge Pinguine an Land. Besonders überrascht sind wir von ihren Kletterkünsten: Während ein großer Teil der Pinguine in kleinen Gruppen am Strand herumsteht, können wir auch einige Exemplare beobachten, die recht abenteuerlich und halsbrecherisch auf Felsvorsprüngen und Klippen herumklettern. Dabei kommt es auch zu einem Beinaheabsturz, bei dem eines der Tiere ein gutes Stück abrutscht und sich dann doch wieder fängt. Abschluss und Höhepunkt der Bootstour ist ein Besuch bei einer Seelöwenfamilie mit an der Mutter säugendem Jungtier. Danach geht es durch ziemlich raue See wieder zurück zum Hafen, wo wir nach etwas mehr als zwei Stunden Fahrt wieder eintreffen.


Drei kletternde Humboldt-Pinguine


Ein Rotfußkormoran


In einem Felsbogen vor der Isla Choros


Säugende Seelöwen

Wir fahren die gestern Nachmittag zurückgelegte Strecke zur Ruta 5, der Panamericana, wieder zurück. Im auf dem Weg liegenden Quertal sehen wir auf der Wiese grasend das erste Guanako unserer diesjährigen Reise. So nah am Meer hätten wir keines dieser kamelähnlichen Tiere erwartet.


Auf der Fahrt zurück zur Panamericana

An der Ruta 5 angekommen biegen wir nach links, in Richtung Norden ab. Im Verlauf der kommenden 200 Kilometer fahren wir entlang der langen Autobahnbaustelle, die wir schon von gestern kennen und kommen auf der alten Spur sehr gut voran. Ab Vallenar bis kurz vor Copiapo ist der Ausbau schon abgeschlossen und die Straße vierspurig. Im Verlauf dieser Strecke ändert die Landschaft ihren Charakter von "ähnlich der Umgebung von Phoenix, Arizona, USA" zu "Mojave-Wüste, ebenfalls USA" zu "komplette Sandwüste": Wir sehen rechts und links der Straße große Sanddünen, teilweise wurde die Autobahn sogar mitten durch die Dünen hindurchgefräst. Wir sind endgültig in der Atacama, einer der trockensten Wüsten der Welt, angekommen.

Um Copiapo herum führt eine nagelneue Bypass-Straße und auch hinter Copiapo bis zur Ortschaft Caldera haben wir nicht die dort vorgefundene perfekt ausgebaute Autobahn erwartet. Allmählich nähern wir uns unserem Tagesziel und nehmen uns daher die Zeit, in Caldera kurz die Straße zu verlassen, um Geld abzuheben und einzukaufen. Caldera liegt direkt am Pazifik und von der Plaza aus kann man große Schiffe erkennen, die vor der Stadt vor Anker liegen. Wir schauen uns kurz die Plaza mit der sehr schönen Kirche San Vicente de Paul an, fahren dann zum nächstgelegenen Supermarkt und mit aufgefüllten Vorräten wieder zurück auf die Autobahn. Im weiteren Verlauf führt die Ruta 5 mehr oder weniger direkt nach Norden und dabei immer wieder schön an den Pazifik heran. Wir sind wieder entlang einer langen Autobahnbaustelle unterwegs. Hier befinden sich leider einige recht lange nur einspurig zu befahrende Abschnitte. Wie wir feststellen, kann es empfindlich lange Wartezeiten zur Folge haben, wenn man zum falschen Zeitpunkt an einer solchen Stelle eintrifft.


Schiffe vor Caldera

Die letzten Kilometer vor der Ortschaft Chanaral fahren wir wieder auf einer ganz klassischen zweispurigen Landstraße. Rechts der Straße sehen wir faszinierende Felsklumpen, die entfernt an die Remarkable Rocks in Australien oder die Alabama Hills in den USA erinnern. Etwas später gibt es links tolle Blicke auf das Meer, während rechts der Straße das steile Küstengebirge teilweise bis direkt an die Straße heranrückt. Kurz vor Chanaral fräst sich die Straße in einer weiten Rechtskurve abenteuerlich durch einen Sporn der Küstenberge und direkt danach erreichen wir die ersten Ausläufer der Stadt. Wir berühren diese aber nur am Rande und biegen bald nach links in Richtung unseres Tagesziels, des Parque Nacional Pan de Azucar ab. Dieser Nationalpark ist besonders bekannt durch die vielen Kakteenarten, die hier wachsen und gedeihen. Die zum Wachstum der Pflanzen notwendige Feuchtigkeit wird nicht durch Regen, sondern durch den regelmäßig vom Meer herbeigeschafften Küstennebel zur Verfügung gestellt. Den Parque Nacional Pan de Azucar erreicht man von Chanaral aus über eine etwa 20 Kilometer lange Erdstraße, welche recht spannend zwischen dem Meer und den Küstenbergen verläuft. Das Eingangshäuschen des Nationalparks ist unbesetzt, so dass wir zwar keinen Eintritt bezahlen müssen, aber auch kein Informationsmaterial erhalten.


Auf der Küstenstraße Richtung Parque Nacional Pan de Azucar

In der winzigen Ortschaft Caleta Pan de Azucar - eigentlich handelt es sich nur um ein paar Fischerhütten - halten wir an und checken in die vorgebuchte Cabin der Nationalparklodge ein. Der Name Lodge ist ein klein wenig hochgestochen: es handelt sich um einen Campingplatz mit ganzen drei Cabins. Die Cabins liegen direkt am Stand, mit einem traumhaften Blick auf das türkisfarbene Meer und die vorgelagerte Insel mit dem Cerro Pan de Azucar, dem zuckerhutförmigen Berg nach dem der Nationalpark benannt ist. Wir verbringen einige Zeit am Meer und beobachten zahlreiche Wasservögel und Muscheln. Nach dem Abendessen legen wir uns auf die Terrasse und bewundern den Sonnenuntergang.


Die Insel mit dem Cerro Pan de Azucar
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