05.11.2014: Salar de Rincon - Calama - Wünderlich

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05.11.2014: Salar de Rincon - Calama
Im Verlauf der Nacht hat zwar ein steifer Wind unser Zelt heftig durchgepustet, dennoch haben wir recht gut geschlafen. Nach einem kleinen Frühstück bauen wir das Zelt ab und fahren weiter. Im Licht der tiefstehenden Sonne - nun im Osten stehend - glüht der sich direkt unterhalb von uns ausbreitende Salar de Rincon sehr schön auf.


Morgenstimmung über dem Salar del Rincon

Das Wetter ist - wie könnte es anders sein - wieder sehr gut. Wir fahren zunächst über eine Hochebene, die vor uns von interessanten roten Felsrippen begrenzt wird. Hier macht die Straße einen Linksknick und nur wenig später stehen wir - eine Stunde nachdem offiziell der Betrieb aufgenommen wurde - am argentinischen Grenzposten. Solche Dinge wie definierte Öffnungszeiten sind aber recht sinnlos an einem Grenzposten, an dem pro Tag höchstens zwei oder drei Autos vorbei kommen. Auf jeden Fall sind die Beamten sichtlich überrascht, uns zu dieser Stunde hier zu sehen. Zudem scheint es momentan ein Problem mit der Stromversorgung zu geben: Die Abwicklung am Zoll verläuft noch problemlos - ohne Strom - dann tüftelt ein Beamter ein paar Mal am Sicherungskasten und kurz darauf wird im Nebengebäude ein Kompressor angeworfen. Die Lichter gehen an und nun kann auch die Immigration stattfinden - mit Computerunterstützung. Zum Abschied wird uns von einem diensthabenden Beamten höchstpersönlich der Schlagbaum hochgehoben und es geht weiter. Entlang der roten Felsrippen fahren wir wenig bergauf auf eine weitere Hochebene und auf dieser zur argentinisch-chilenischen Grenze. Diese ist hier lediglich durch ein großes Schild markiert - die chilenische Grenzstation befindet sich ungefähr 200 Kilometer entfernt - in San Pedro de Atacama.


Grenze nach Chile

Auf dem Weg Richtung San Pedro begrüßt uns zunächst eine deutlich schlechtere Straßenqualität als vorher. Wir bewegen uns wieder durch die farbenfrohe Landschaft der Puna - gelbe Steppenlandschaft und Berge in allen möglichen Farben - bei diesen handelt es sich oft um Vulkane. Wären wir vor drei Jahren in Patagonien noch froh darum gewesen, nur einen einzigen Vulkan ohne Wolken oder einen Schleier von Vulkanasche zu sehen, posieren hier manchmal mehrere dieser Gesellen gleichzeitig vor unserer Windschutzscheibe.


Mondlandschaft hinter der chilenischen Grenze


Auf der Fahrt durch die Anden

Bald hinter der Grenze beginnt ein reger Verkehr an Baufahrzeugen - hier wird intensiv an der Straße gearbeitet, teilweise fahren wir auf einer neben der eigentlichen Route angelegten Umleitung. Die Beschilderung ist für aus Richtung Argentinien kommende Fahrzeuge suboptimal. Einmal verpassen wir die Umleitung und machen, als wir ein paar hundert Meter weiter - auf der guten neuen aber eigentlich gesperrten Piste fahrend - an einem Bauarbeiter vorbeirollen, möglichst schuldbewusste Gesichter. Bald darauf kommen wir an einer Polizeistation vorbei. Das ist zwar noch nicht die eigentliche Grenzstation, aber hier wird die an der Grenze ebenso fällige Kontrolle auf verbotene landwirtschaftliche Güter durchgeführt. Wir werden in das Büro des zuständigen Beamten geführt und dürfen dort erstmal geschätzte zwanzig Minuten lang einem sehr intensiv und emotional geführten anscheinend privaten Telefongespräch zuhören. Die darauf folgende Abwicklung der Formalitäten ist aber tiptop - kompetent und nett - man merkt, dass der Mensch Spaß daran hat, die Insassen der wenigen hier durchkommenden Autos zu bearbeiten.


Vicunaherde vor bunten Bergen


Vicuna


Bunte Berge

Ein paar Kurven später - der Straßenbelag besteht wieder aus gutem Gravel - kommen wir zur Laguna Tuyajto - einen Salzsee mit einer vergleichsweise großen und intensiv türkisgrünen Wasserfläche. Der Kontrast zwischen dem Wasser, dem weißem Salz, der umgebenden Steppenlandschaft und den braungrauen Vulkanen rundherum ist phantastisch. Wir nehmen eine kleine Piste zum Ufer des Sees und lassen lange die Stimmung auf uns wirken.


Laguna Tuyajto

Nur etwas mehr als sieben Kilometer weiter kommen wir zur Laguna Aguas Calientes. Diese ist zwar deutlich größer als die Tuyajto, besteht aber zu einem weitaus größeren Teil aus weißem Salz. Die Berge sind teilweise sehr interessant hellgrau gefärbt und es gibt viele Flamingos. Auch hier gibt es Pisten direkt zum Ufer. Haben wir an der Laguna Tuyajto noch nur ein einziges anderes Auto gesehen, sind hier nun neben uns jede Menge anderer Autos unterwegs - größtenteils Tourbusse mit Tagesausflüglern aus San Pedro de Atacama. Der schönste Blick auf die Laguna Aguas Calientes bietet sich schon im Weiterfahren, als Rückblick von der Anhöhe aus, auf die sich die Straße - hier in Richtung Norden führend - hochzieht.


Flamingos in der Laguna Aguas Calientes


Die Laguna Aguas Calientes

War die Anzahl der anderen Touristen an der Laguna Aguas Calientes schon vergleichsweise hoch, wird das noch um Größenordnungen übertroffen von dem, was uns an unserem nächsten Ziel erwartet. 30 Kilometer hinter der Aguas Calientes kommen wir zur kleinen und äußerst rumpeligen Stichstraße zu den beiden direkt nebeneinander gelegenen Hochlandlagunen Miscardi und Miniques. Die Lagunen sind eines der klassischen Tourziele von San Pedro aus und ziemlich überlaufen. An den einzelnen Parkplätzen können wir ein regelrechtes Gewimmel von Tourbussen und Geländefahrzeugen auf der Suche nach freien Stellplätzen beobachten. Dennoch gefällt es uns hier richtig gut: Die Seen sind zwei tiefblaue Edelsteine in der gelben Punalandschaft, majestätisch überragt von den Vulkanen Miscanti (5622 Meter) und Miniques (5910 Meter). Wir machen uns nach einiger Zeit wieder auf und sind glücklich über diesen bisher sehr schönen Tag.


Laguna Miniques

Die Ruta 23 - übrigens ab etwa 16 Kilometer vor der Abzweigung zu den beiden Lagunen asphaltiert - führt nun steil hinab ins Tal. Vor uns und tief unter uns ist schon die riesige braun-weiße Fläche des Salar de Atacama zu sehen. Wir fahren vorbei an Socaire mit seiner sehr hübschen braunen Kolonialkirche und an Toconao - ab hier kennen wir die Strecke ja schon - und rollen Richtung San Pedro de Atacama und der dort befindlichen Zollstation. Wir haben das Glück, dass die ganzen Tourbusse Richtung Bolivien zu anderen Tageszeiten unterwegs sind und wir die einzigen Kunden sind. Die Immigration verläuft schnell und problemlos. Die Zollformalitäten aber entwickeln sich zu einem Nahezu-Desaster. Die Dame am Schalter ist wohl neu und hat noch nie den Laufzettel gesehen, den wir für die Grenzübertritte unseres Autos mit uns führen. Seit 2011 hat unser Mietwagenanbieter seine Fahrzeuge im Computersystem des Zolls registrieren lassen, und somit haben wir nicht mehr - wie noch in Patagonien - einen Zettel pro Grenzübertritt (und zurück). Stattdessen müssen die Zöllner die Grenzübertritte in ihren Computer eingeben und parallel auf unserem Zettel abstempeln. Dieser besteht aus zwei Seiten: Die erste beinhaltet die Daten des Autos, des Vermieters und von uns - und vier Stempelfelder für jeweils einmal Chile - Argentinien und zurück. Und die zweite Seite beinhaltet weitere Stempelfelder.

Die Dame vom Zoll versteht nicht, wo sie ihren Stempel hinhauen soll - das ist ja auch bei vier Feldern, von denen nur noch eines frei ist, wahnsinnig schwer. Sie fragt mehrfach nach und holt noch eine Mappe zu Hilfe, in der genauso ein Dokument als Beispiel abgeheftet ist. Dann werden wir beziehungsweise unser Gepäck zur Durchleuchtungsanlage geschickt, von wo uns ein - wohl erfahrenerer Kollege - gleich wieder zum Auto zurück schickt und dann seine Kollegin tadelt: Die beiden kommen doch vom Paso Sico - deren Gepäck muss nicht durchsucht werden. Akt drei und Höhepunkt des Dramas folgt sogleich: Die Dame weigert sich, uns den Laufzettel fürs Auto zurückzugeben. Erst als Dirk fragt, wie wir denn ohne das Dokument in ein paar Tagen über den Paso San Francisco kommen sollen, bekommen wir - äußerst widerwillig - die zweite Seite ausgehändigt. Die erste Seite aber behält die Dame, denn diese ist ja vollgestempelt. Obwohl uns das spanisch vorkommt, fahren wir erstmal ein gutes Stück weiter Richtung Calama.

Allerdings grübeln wir nach - auf dem verbleibenden Rest des Dokuments ist ja nicht jede nötige Information enthalten. Was, wenn wir an der nächsten Zollstation wieder zurück geschickt werden? Nach ein paar Kilometern halten wir an und rufen sicherheitshalber bei unserem Autovermieter an um nach Rat zu fragen. Der Rat fällt folgendermaßen aus: Um Gottes Willen sofort die erste Seite des Zettels zurückholen, diese sei absolut notwendig. Also wieder zurück nach San Pedro zum Zoll und unseren Zettel zurück verlangt. Nun ist neben der betreffenden Dame auch deren Chefin anwesend. Dank dieser haben wir auch bald unsere Dokumente wieder zusammen und im Prinzip ist somit alles gut. Als uns allerdings die Chefin - wohl in teilweiser Unkenntnis der Vorgeschichte - belehren will, dass ja nun ein Dankeschön angebracht sei, brechen wir schnell auf, ehe wir platzen.

Lieber fahren wir weiter Richtung Calama. Hier waren wir ja schon vor acht Tagen und haben uns die Chuquicamata-Mine angeschaut. Dieses Mal fahren wir natürlich direkt über die Ruta 23 nach Calama, nicht über die Geiseres del Tatio. Den schönsten und abwechslungsreichsten Streckenabschnitt über die Cordillera del Sal kennen wir größtenteils schon. Im weiteren Verlauf geht es recht langweilig und über weite Strecken schnurgerade durch die Wüste. Wir fahren auf einen sehr langsam fahrenden LKW aus Paraguay auf. Dieser wird immer langsamer, blinkt und drückt sich an den Straßenrand. Das ist aber nett, dass der uns mit so viel Aufwand vorbei lässt. Als wir vorbeiziehen, sehen wir, dass ein zweiter LKW - ebenso aus Paraguay, aber in die entgegengesetzte Richtung unterwegs - auf dieselbe Art und Weise in den Straßengraben zieht. Im Rückspiegel können wir beobachten, wie die beiden Fahrer aussteigen und sich herzlich begrüßen. Ach so, keine extrem netten Verkehrsteilnehmer, sondern eine Art Familientreffen.

Der Verkehr in Calama ist hektisch und wir brauchen einige Zeit, bis wir zu unserem vorgebuchten Hotel - am Rand von Calama gelegen - gelangen. Nach dem Einchecken fahren wir noch in die Innenstadt - und begehen den Fehler, nicht das vor dem Hotel stehende Taxi zu nehmen, sondern unbedingt mit dem eigenen Auto fahren zu wollen. In der Innenstadt von Calama findet gerade ein Festumzug statt und es ist die Hölle los. Die Hälfte der Straßen ist gesperrt und in der anderen Hälfte stapeln sich die Autos nahezu. Als wir mit Müh und Not eine Parklücke gefunden haben - diese ist nur wenig größer als unser Auto - und gerade dabei sind, das Auto irgendwie hinein zu bugsieren, spricht uns der Besitzer der hinter der Parklücke befindlichen Boutique an. Er hilft beim Einparken und will wissen, wo wir herkommen. Dann teilt er uns mit, dass das hier eigentlich eine sichere Gegend ist, verspricht aber, dennoch ein Auge auf das Auto zu werfen und aufzupassen. Nett. Wir schauen uns etwas um. Calama besitzt - mit Ausnahme von Chuquicamata - keinerlei bekannte Sehenswürdigkeiten und wir sind überrascht, dass wir in der Innenstadt ein paar schöne historische Gebäude und die 1906 errichtete Kirche San Juan Bautista de Calama vorfinden. Zum Abendessen gehen wir in ein deutsch-bayrisches Lokal - wo es im Grunde dasselbe Essen gibt, wie in jedem anderen chilenischen Restaurant auch. Aber die Dekoration ist nett, inklusive Ausschnitten aus deutschsprachigen Zeitungen, in denen - mit nachträglich hinzugefügter spanischer Übersetzung - bayerische Bräuche erklärt werden.


Kirche in Calama
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