08.11.2014: Fiambala - Chilecito - Wünderlich

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08.11.2014: Fiambala - Chilecito
Wir schlafen lange und erholsam aus, bauen dann unser Zelt ab und fahren dann nochmal die kurze Strecke vom Campground zu den Thermalquellen hoch. Katharina probiert nacheinander die Becken mit den verschiedenen Wassertemperaturen durch. Dirk muss wegen seines lädierten Knies leider draußen bleiben. Das Wetter ist wieder hervorragend und der Blick von den Thermen hinab in das Valle de Fiambala und auf die auf dessen anderer Seite aufragenden Ausläufer der Zentralanden - die wir gestern überquert haben - ist einfach toll. Nach ausgiebigen Badefreuden brechen wir am späten Vormittag wieder auf.


Morgendlicher Besucher am Campingplatz


Die Termas de Fiambala


Blick von den Thermen ins Tal

Zuerst fahren wir wieder herunter nach Fiambala und - nachdem wir uns durch diverse sehr verwirrend angeordnete (und in den eigentlich recht aktuellen Karten unseres GPS-Geräts nicht korrekt verzeichnete) Einbahnstraßen gequält haben - weiter nach Süden auf der Ruta 60. Das Valle de Fiambala wirkt recht arid, ist aber gut begrünt, wodurch sich ein sehr mediterran wirkender Gesamteindruck ergibt. In vielen Ortschaften gibt es schöne alte Adobe-Häuser - so dass hier offiziell eine sogenannte "Ruta de Adobe" eingerichtet wurde. Hinweisschilder weisen auf besonders interessante Gebäude hin. Noch in Fiambala selber halten wir an der 1770 errichteten und hübsch weiß getünchten Iglesia San Pedro. Das Innere dieser kleine Kirche ist sehr schlicht und wird geprägt durch den starken Kontrast zwischen weißen Wänden und den Dachstreben und der Inneneinrichtung aus dunklem Holz. Die Wände sind geschmückt mit Heiligenbildern. Da keine Fenster vorhanden sind, ergibt sich ein leicht düsterer Gesamteindruck.


Iglesia de San Pedro in Fiambala

Ein paar Kilometer weiter südlich kommen wir zur Ortschaft Andacollo - mit der 1833 errichteten Kirche Nuestra Senora de Andacollo. Die sehr schlicht gehaltene Fassade mit den beiden niedrigen Türmen ist nicht angestrichen, so dass sich aus der Nähe betrachtet die Struktur des Adobe - inklusive der eingearbeiteten Strohhalme - gut erkennen lässt. Vor der Kirche treffen wir auf eine große Gruppe junger Menschen, die sich anscheinend hier treffen und dann zu einer Mischung aus Wochenendspaziergang und Schnitzeljagd aufmachen.


Nuestra Senora de Andacollo

Wir fahren nur ein paar hundert Meter auf der Ruta 60 weiter nach Süden und biegen dann in Richtung der kleinen Ortschaft El Puesto ab. Diese winzige Ansiedlung ist sehr pittoresk - ein großer Teil der sich an der Hauptstraße befindlichen Gebäude besteht aus Adobe. Höhepunkt ist die kleine Kapelle Oratorio de los Orquera, welche im Jahre 1740 errichtet wurde. Hier gäbe es im Prinzip auch ein kleines Museum, aber leider sind dieses und die Kapelle selber im Moment geschlossen. Da die Kapelle zudem auf Privatgrund steht, schauen wir uns nur kurz um und fahren dann weiter. Als nächstes kommen wir zum etwas größeren Städtchen Tinogasta. Hier gäbe es eine Art Umfahrungsstraße, wir fahren aber mit Absicht mitten durch - weil unser Pick-Up allmählich Durst nach etwas Diesel bekommt. Der Straßenverkehr in Tinogasta begrüßt uns mit einem sehr südeuropäisch wirkenden Gewusel. Im Vergleich zu Chile benutzen hier in Argentinien wesentlich mehr Verkehrsteilnehmer Mofas oder kleine Motorräder. Teilweise quetschen sich komplette Familien auf so ein Gefährt. Wer - so wie wir - in einem sowieso schon ungewohnt großem Auto unterwegs ist und sich zudem in der Stadt nicht auskennt, muss höllisch aufpassen, nicht aus Versehen einen der um ihn herum zirkulierenden kleineren Verkehrsteilnehmer abzuräumen. An der Tankstelle ist auch die Hölle los. Wir nutzen die Gelegenheit, uns im Shop ein zweites Frühstück zu organisieren und fahren dann weiter.

Etwa 15 Kilometer hinter Tinogasta kommen wir zur Ortschaft Copacabana. Hier gibt es - auch wenn der Name anderes vermuten lässt - keinen Traumstrand, sondern eine große und sehr gemütliche zentrale Plaza mit einer für diese Ortschaft reichlich überdimensionierten Kirche. Nach all den Kirchen mit weißen oder adobefarbenen Fassaden bildet dieses Gebäude einen überraschenden Kontrast: Sowohl an der Fassade als auch im Innenraum dominiert Rosa - im Inneren kommt an den Dachgewölben ein sich gut einfügender Hellblauton dazu. Trotz der gewöhnungsbedürftigen Farbgebung gefällt uns diese Kirche sehr gut - insbesondere die in die Seitenwände eingelassenen Nischen mit schön gestalteten Heiligenschreinen, allesamt sehr farbenfroh mit Blumen geschmückt. Interessant finden wir die Straßenanordnung von Copacabana: Es gibt so gut wie keine Nebenstraßen, stattdessen reiht sich die Ortschaft über Kilometer hinweg wie eine Perlenschnur entlang der Ruta 60 auf.

Hinter Copacabana wird die Landschaft deutlich trockener. Hier kommen wir an den Ruinen der kleinen Ansiedlung Cerro Negro vorbei - hier gruppieren sich ein paar verfallene Gebäude um einen sich ebenfalls nicht mehr in Betrieb befindlichen Bahnhof. Heute lebt niemand mehr in Cerro Negro außer einem auf einer Telegrafenleitung sitzenden großen Schwarm Papageien, der uns beim Näherkommen laut kreischend und protestierend begrüßt. Als wir keine Anstalten machen, sofort zu verschwinden, hebt der komplette Schwarm flatternd ab und sucht sich ein wenig entfernt ein ungestörteres Plätzchen. Wir untersuchen die Ruinen eingehend. Augenscheinlich waren dies früher wirklich herrschaftliche Gebäude - heute stehen teilweise nur noch die Außenmauern. Die Stimmung ist gespenstisch. Wir stoßen auf eine Küche mit einem riesigen Ofen sowie auf einen Lagerraum, in dem heute noch jede Menge Kisten mit alten Flaschen herumstehen.


Ruinen in Cerro Negro

Direkt hinter Cerro Negro trifft die Ruta 60 auf die von Norden kommende Ruta 40 - die über 5300 km von Norden nach Süden quer durchs Land führende argentinische Traumstraße. Auch wir wären von Norden über die Ruta 40 hierher gekommen, wenn wir vor fünf Tagen von Cafayate aus nach Süden gefahren wären, anstelle den großen Schlenker über Abra del Acay und Paso Sico nach Chile und zurück über den Paso San Francisco nach Argentinien zu machen. Wir folgen der Ruta 40 nach Süden, entlang des westlichen Abhangs der Ausläufer des westlichen Arms der Sierra de Velasco. Nur ein kleines Stück westlich von uns befindet sich eine flache und weite Halbwüste - die Pampa de Toruma. Wir allerdings fahren parallel zum Rio Los Sauces - ein schmaler Streifen Landschaft links und rechts des Flusses ist dicht grün bewachsen und auch dicht besiedelt. Dass hier auch schon vor einigen hundert Jahren gesiedelt wurde, sehen wir an den Ruinen von Hualco, die wir über eine kleine Nebenstraße erreichen. Bei Hulaco handelte es sich um eine Siedlung am Inka-Trail, errichtet zwischen den Jahren 700 und 1000. Wir stellen unser Auto am kleinen Besucherzentrum ab. Hier sind jede Menge Leute unterwegs, dabei handelt es sich aber ausschließlich um Einheimische, die hier ein Grillfest veranstalten. Bei unserem kurzen Abstecher ins Besucherzentrum sind wir völlig alleine, ebenso wie auf dem kurzen Trail zu den Ruinen.


Schlucht bei den Ruinen von Hualca

Die hier vorhandenen Informationstafeln sind leider entweder verrottet und somit unlesbar oder fehlen komplett. Aber immerhin helfen die traurigen Überreste der Schilder, den korrekten Weg zu den Ruinen zu finden. Von etwa 150 Steinhäusern stehen hier - sich in eine tolle Gebirgslandschaft schmiegend - nur noch die Grundmauern bis auf eine Höhe von etwa 50 bis 60 Zentimetern. Dazwischen sehen wir jede Menge große Säulenkakteen, teilweise auch blühend. Der Blick auf die sich unter uns befindliche Pampa de Toruma mit dem hier schnurgeraden weiteren Verlauf der Ruta 40 ist grandios.


Ruinen von Hualca


Kaktusblüte

Der weitere Verlauf der Fahrt nach Chilecito lässt sich eher als eintönig zusammenfassen. Nach den etwa 30 Kilometern durch die Pampa de  Toruma knickt die Straße nach Süden ab, in das Valle de Antinaco. Auf beiden Seiten stehen nun hohe Berge.


Unterwegs auf der Ruta 40


Berge bei Chilecito

Kurz vor Chilecito kommen wir an einer Art außer Kontrolle geratener Müllkippe vorbei - ausgehend von einer wohl offiziellen Abladestelle hat der Wind hier jede Menge Plastiktüten und Flaschen über mehrere Kilometer entlang der Straße verteilt. Das ist kein sehr schöner Anblick, der uns das übelste für die Ortschaft Chilecito selber befürchten lässt. Dennoch fahren wir - nachdem wir ein Zimmer in unserer in einem Vorort gelegenen Unterkunft bezogen haben, in die Stadt, um uns umzuschauen. Und wir werden positiv überrascht. Ein hübsches kleines Städtchen und es pulsiert das Leben. An der zentralen Plaza findet ein Freiluftgottesdienst statt. Wir setzen uns zum Abendessen in ein schlichtes Lokal an der Plaza und beobachten die Menschen auf dem Platz: Hier sind spielende Kinder unterwegs, Jugendliche, Erwachsene und alte Leute - in einem fröhlichen Durcheinander und einer guten Stimmung. Irgendwie ist das hier anders als in Europa - vermutlich hauptsächlich deswegen, weil hier niemand gestresst erscheint. Ein sehr schöner Abend.


Plaza von Chilecito
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