04.11.2014: Molinos - Salar de Rincon - Wünderlich

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04.11.2014: Molinos - Salar de Rincon
Nach einem leckeren Frühstück beladen wir unser Auto und brechen wieder auf. Kurz hinter Molinos halten wir an und besteigen einen kleinen neben der Straße gelegenen Hügel, von dem aus wir einen schönen Rückblick auf das Dorf haben, mitsamt der Kirche und der Hacienda.


Rückblick auf Molinos

Die Straße unterscheidet sich nicht sehr vom letzten Teil der gestrigen Etappe. Es geht am westlichen Rand des breiten Tals des Rio Calchaqui entlang. Die Landschaft ist recht arid und, steppenähnlich. Allerdings sorgt das Wasser des Rio Calchaqui - rechts von uns - für saftig grüne Wiesen. Wie gestern sehen und hören wir einige Papageien, heute in Bäumen direkt neben der Straße sitzend. Etwa 45 Kilometer nördlich von Molinos liegt die Ortschaft Cachi, unser erstes Ziel für heute.


Im Tal des Rio Calchaqui

Cachi selbst ist ein nettes Städtchen mit etwas mehr als 500 Einwohnern und liegt malerisch unter den im Nordwesten steil emporragenden Flanken der Nevado de Cachi. Die höchsten Berge dieser Kette sind über 6300 Meter hoch. Cachi existierte bereits, ehe die Spanier hier eintrafen. Hier siedelte der Stamm der Diaguitas und legte ausgeklügelte Bewässerungsanlagen an. Die Ortschaft wurde im Jahre 1673 erstmals urkundlich erwähnt. Nachdem wir die etwas versteckt gelegene Tankstelle gefunden und unserem Auto ein paar Liter Diesel spendiert haben, fahren wir in die Innenstadt und schauen uns etwas um. Sämtliche Gebäude um die hübsche Plaza herum sind im Kolonialstil errichtet, inklusive der im 17ten Jahrhundert errichteten Kirche San José. Auch in dieser Kirche wurde, wie wir schon oft im Verlauf der Reise gesehen haben, in weitreichendem Maße Kakteenholz als Bauholz verwendet. Selbst der Beichtstuhl ist aus Kakteenholz.


Straße in Cachi

Zum Abschluss unseres Besuchs in Cachi spazieren wir in die lokale Tourismusinformation. Wir fragen nach, ob sie uns denn den aktuellen Zustand der Passstraße über den 4950 Meter hohen Abra del Acay verraten können. Dieser Pass bildet die direkte Verbindung in Richtung Norden nach San Antonio de los Cobres - und ist damit für uns der kürzeste Weg weiter zur Passstraße über den Paso Sico und damit zurück nach Chile. Der Abra del Acay kann sich gerade im Frühling in sehr schlechtem Zustand befinden. In jeglichen Reiseführern wird daher empfohlen, in Cachi oder in der näher am Pass gelegenen Ortschaft Poma nach dem Zustand der Straße zu fragen. Die junge Dame am Schalter der Tourismusinformation sieht auf den ersten Blick gesehen nicht so aus, als könne sie etwas über einen noch etwas mehr als 80 Kilometer entfernten hochandinen Straßenabschnitt erzählen. Wir werden aber positiv überrascht und bekommen ein detailliertes und mehrere Minuten langes Referat über die aktuelle Situation am Abra del Acay: Es schaut gut aus, nur nachts sollten wir nicht fahren, damit wir nicht in einem der tiefen Abgründe seitlich der Straße landen. Das haben wir so definitiv nicht vor, bedanken und verabschieden uns.

Nördlich von Cachi ist die Ruta 40 ein kurzes Stück asphaltiert, allerdings ist der Straßenbelag in einem recht bemitleidenswerten Zustand. Nach etwas mehr als zehn Kilometern geht nach rechts die Straße über die Abra del Acay und den 3300 Meter hohen Paso Piedra del Molino zurück Richtung Salta ab. Diese wunderschöne Gebirgsstraße wird von den meisten Touristen hier verwendet, um den Kreis von Salta nach Cafayate und zurück über Molinos und Cachi wieder zu schließen. Wir hatten den Paso Piedra del Molino leider nicht sinnvoll in unserer Route unterbringen können und uns daher für die kürzere, aber auch deutlich höhere und spannendere Alternative über den Abra del Acay entschieden. Die nach Norden führende Straße dorthin verläuft die ersten paar Kilometer eben und gerade als Schotterautobahn durch eine Art Hochebene. Am Horizont stehen die beeindruckenden hohen Berge der Anden. Dann taucht die Straße in ein Tal ab und ist hier rechts und links von wunderschönen roten Felsen eingerahmt. Wieder fühlen wir uns in den Südwesten der USA versetzt.


Ruta 40 nördlich von Cachi

Aufgrund zahlreicher Kurven und auch zahlreicher nötiger Stopps zum Staunen und Fotografieren kommen wir nicht mehr allzu schnell voran. Kurz vor der kleine Ortschaft La Poma verlassen wir das hübsche Tal wieder und kommen wieder auf eine Hochebene. Nun stehen die tollen roten Felsen weiter von uns entfernt. Wir kommen an einem Paar rechts der Straße gelegenen schwarzen Vulkanen vorbei, den Gemelos. Auf einen Besuch in La Poma verzichten wir, ebenso lassen wir die Puente del Diablo aus, eine ursprünglich von Lava gebildete Röhre im Gestein, durch die nun ein Fluss fließt. Ein Besuch dieser Klamm ist nur mit einem lokalen Führer erlaubt. Stattdessen bewundern wir lieber in aller Ruhe die uns umgebende Landschaft. Die Qualität der Piste verschlechtert sich graduell immer mehr, zuletzt fahren wir auf einem sehr schmalen, mit größeren Felsklumpen durchsetzten Schotterband und alle paar Minuten lustig durch eine Furt. Wir kommen immer näher an die vor uns liegenden Berge heran bzw. durch enge Täler an diesen vorbei. Dabei bekommen wir immer neue Einblicke in sich vor uns öffnende Täler und fragen uns jedes Mal von neuem, wo denn die Straße weiter gehen soll.


Auf der Zufahrt zum Abra del Acay

Die Anzahl der entlang der Straße stehenden Häuser nimmt immer mehr ab. Haben wir weiter unten noch ab und zu einen Menschen - zum Beispiel eine Ziegenhirtin mit ihrer Herde - gesehen, so sind wir nun bald völlig alleine unterwegs. Die Straße führt immer steiler und abenteuerlicher bergauf - teilweise reicht der erste Gang fast nicht mehr aus. Wir durchfahren viele Serpentinen und am Schluss geht es sehr abenteuerlich an der Flanke um einen steilen Berg herum. Hier darf der Beifahrer keine Gefühle von Höhenangst entwickeln... Im starken Kontrast zu unserer vorher gemachten Beobachtung, dass wir völlig alleine sind, steht ein hypermoderner Straßenbaubagger etwa 100 Meter unterhalb der Passhöhe. Darin sitzt ein sehr gelangweilter Bauarbeiter - entweder momentan ohne konkreten Arbeitsauftrag oder in der Mittagspause. Vor allem ist uns schleierhaft, wie dieser Bagger hierhergekommen ist.


Fast auf der Passhöhe

Schließlich erreichen wir die Passhöhe. Diese ist markiert durch diverse Schilder, welche allesamt mit hunderten von Aufklebern bedeckt sind. Hier haben sich andere Reisegruppen verewigt, teilweise sogar mit speziell für ihre Reise entworfenen Aufklebern. Laut unserem GPS-Gerät sind wir 4981 Meter hoch - im Rahmen der Messgenauigkeit stimmt das mit den offiziellen Höhenangaben der NASA recht gut überein. Unsere auf dem chilenischen Altiplano gewonnene Akklimatisation hält noch an und wir haben glücklicherweise keinerlei Probleme mit der großen Höhe. Es ist extrem windig und wir haben einen tollen Blick in die im Norden und Süden liegenden Täler bzw. Ebenen. Im Osten und Westen stehen der 5378 Meter hohe Cerro Saladillo und der 5716 Meter hohe Nevado de Acay.


Der Abra del Acay


Blick vom Abra del Acay nach Norden

Nördlich des Abra del Acay ist der Straßenverlauf deutlich flacher und einfacher zu fahren. Nicht ohne Grund wird Besuchern mit einem normalen PKW gerne die Auffahrt auf diese Seite als lohnenswerter Ausflug von San Antonio de los Cobres aus empfohlen. Nach ein paar Serpentinen kommen wir an einem schönen Bofedal vorbei, dicht bevölkert mit Alpakas und Guanakos. Ein paar hundert Höhenmeter weiter erreichen wir die auf etwa 4000 Meter Höhe gelegene Ebene des Altiplano. Ab hier verläuft die Straße wieder als Schotterautobahn. Hinter einer Kurve, wir sind wegen der auf der rechten Seite der Straße stehenden Guanakos langsam unterwegs, erhebt sich auf einmal erschrocken eine Gruppe von vier Nandus, die direkt neben der Straße Rast gemacht haben. Eine sehr schöne und unerwartete Tierbegegnung.


Guanako


Nandu

Kurz darauf treffen wir auf die Ruta 51, welche von Salta hier herauf führt. Diese wird auf diesem Abschnitt momentan asphaltiert und es ist ein wenig kompliziert, korrekt auf die Straße abzubiegen, ohne im Baustellenbereich zu landen. Letztendlich erfolgreich legen wir die 13 Kilometer nach San Antonio de los Cobres zurück. Diese Ortschaft, gelegen auf 3774 Metern Höhe, ist vor allem bekannt für den Tren de las Nubes, den Zug in die Wolken. Dabei handelt es sich um die verbleibenden etwa 200 Kilometer der Bahnstrecke zwischen Salta und Antofagasta. Der Zug in die Wolken ist eine große Touristenattraktion und sollte eigentlich einmal pro Woche verkehren. Ein Stopp wird dabei in San Antonio eingelegt und der Umkehrpunkt des Zuges ist das - etwa 12 Kilometer hinter dieser Ortschaft befindliche - bekannte Polvorilla-Viadukt. Allerdings gab es im Juli diesen Jahres einen Unfall, bei dem in einem Tunnel ein Wagen entgleiste. In der Folge entspann sich eine längere Diskussion um die Sicherheit des Zuges und letztendlich entzog die Provinzregierung der Betreibergesellschaft die Genehmigung zum Betrieb der Züge.

Nachdem wir keinen großen Hunger verspüren und auch die Tanks unsers Autos noch recht voll gefüllt sind, fahren wir durch San Antonio de los Cobres nur durch, weiter auf der hier gut geschotterten Ruta 51 Richtung Paso Sico und Chile. Fünf Kilometer hinter San Antonio machen wir einen Abstecher und biegen nach Norden auf die Ruta 40 ab, welche hier ein schmales uns steiniges Sträßchen ist. Elf Kilometer Rumpelei von der Abzweigung entfernt kommen wir zum Polvorilla-Viadukt, dem schon erwähnten Umkehrpunkt des Tren de las Nubes. Diese beeindruckende Stahlbrücke befindet sich selber auf 4188 Meter Höhe, ist 224 Meter lang und 63 Meter hoch. Die Ruta 40 führt unter dem Viadukt hindurch. Es gibt ein kleines Hüttchen, an dem Andenken und Erfrischungen verkauft werden, aber wohl hauptsächlich zu den Zeiten, an denen der Zug hier hält. Der Blick entlang der Streben nach oben zum Viadukt ist atemberaubend, allerdings wollen wir das Ganze auch gerne von den Schienen aus sehen. Hierzu benutzen wir einen kleinen Pfad, der sich ziemlich steil den Hang an der östlichen Seite des Viadukts hochschlängelt. Auf dem Weg spüren wir dann doch den Einfluss der großen Höhe - so schnell wie hier sind wir noch nie auf einem vergleichbaren Anstieg außer Atem gekommen. Aber es lohnt sich: Von oben - hier befinden sich auch die Flächen, auf denen vor den Ankunft des Tren de la Nubes allerlei fliegende Händler ihre Stände aufbauen - haben wir einen tollen Blick auf das leicht nach links geschwungene Viadukt und nach unten, auf den Verlauf der Ruta 40 durch das Altiplano.


Das Polvorilla-Viadukt

Wir rumpeln zurück auf die Ruta 51. Eine vorgeplante Übernachtungsmöglichkeit für diese Nacht haben wir nicht. Stattdessen wollen wir so weit fahren wie es geht und dann nach einem schönen Plätzchen für unser Zelt suchen. Die Ruta 51 verläuft zunächst immer entlang des Schienenstrangs der Bahnstrecke Salta - Antofagasta. Dabei fahren wir zunächst keinesfalls nur flach über eine Hochebene - zum Beispiel kommen wir über den 4560 Meter hohen Paso Alto Chorillo, von wo aus sich ein schöner Rückblicke nach Osten bietet. Vor hier aus verläuft die Straße relativ eben weiter und wir kommen gut und schnell voran. Die Sonne sinkt immer tiefer und wir sehen am Horizont in einiger Entfernung schon die argentinische Zollstation. Etwa zehn Kilometer vor dem Paso Sico taucht die Straße herab zum Salar de Rincon, rechts von uns steht ein schöner Bergrücken. Hier wollen wir zelten und finden nach einigem Suchen einen kleinen Weg, der hinauf in Richtung der Berge führt. Diesem Weg folgen wir ein paar hundert Meter und suchen einen Stellplatz für unser Zelt. Von hier aus haben wir einen tollen Blick auf den unter uns ausgebreitet liegenden Salzsee. Während dem Aufbauen des Zelts legen wir eine kurze Pause ein, um den über den östlich von uns gelegenen Bergen aufgehenden Mond zu bewundern. Nach dem Abendessen gehen wir früh ins Bett.


Abendstimmung über dem Salar de Rincon
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