10.11.2014: Talampaya - San Agustin de Valle Fertil - Wünderlich

Willkommen bei uns...
Title
Direkt zum Seiteninhalt
10.11.2014: Talampaya - San Agustin de Valle Fertil
Vor unserer Reise haben wir Gerüchte von riesigen Spinnen im Parque Nacional Talampaya gehört, die beispielsweise gerne mal beim Abbau des Zeltes zwischen Innen- und Außenzelt herausfallen. Als Gerüchte bezeichnen wir dies deswegen, weil Berichte über diese Spinnen hauptsächlich von Teilnehmern geführter Reisen eines ganz bestimmten Anbieters stammen - ansonsten liest man nicht viel davon. Nun ja, wir sind entweder zur falschen Zeit da - oder die Spinnen existieren wirklich nicht. Sie würden sich hier zumindest sehr wohl fühlen, denn die Anzahl an Fliegen hat fast schon australische Dimensionen - und es gibt kein Mittel, die Viecher loszuwerden.

Der Parque Nacional Talampaya schützt - ähnlich wie der gestern von uns besuchte Parque Provincial Ischigualasto - Gesteinsschichten der Triaszeit in denen viele Fossilien gefunden wurden. Die in Talampaya vorkommenden Schichten liegen etwas oberhalb denen von Ischigualasto und haben daher auch eine andere Farbe: Der größte Teil von Ischigualasto (mit Ausnahme der gigantischen roten Felswand, an der wir am Ende unseres Besuchs dort vorbeigekommen sind) besteht aus weißem Gestein - in Talampaya dagegen sind alle Felsen rot. Die Kombination der in den Gesteinsschichten beider gefunden Fossilien ist ein Traum für jeden Paläontologen, da sich der zeitliche Ablauf der Entwicklung der Lebewesen über die gesamte Triaszeit ablesen lässt. Hauptattraktion in Talampaya ist der Canon de Talampaya, ein sich durch die Sierra Los Colorados ziehender Canyon. Im Gegensatz zum Parque Provincial Ischigualasto - den wir ja im Konvoi mit unserem eigenen Auto durchfahren durften - ist der Besuch des Parque Nacional Talampaya nur im Rahmen geführter Exkursionen erlaubt.

Wir bauen unser Zelt ab und stehen um acht Uhr im Verkaufsbüro für die Exkursionen. Hier kaufen wir uns Tickets für die große Rundfahrt in den Canyon Talampaya und den Nebencanyon Cajones de Shimpa, die insgesamt drei Stunden dauern soll. Wir haben im Internet auch Informationen zu einer viereinhalbstündigen Tour gesehen, diese gibt es aber scheinbar nicht mehr. Die kurze Wartezeit bis zum Beginn der Tour verbringen wir mit dem Ablaufen eines kurzen Lehrpfades durch die Wüste. Höhepunkt auf diesem Spaziergang sind die vielen Spuren im Sand, unter anderem von Füchsen und Guanakos sowie der Vorbeimarsch an einem recht ausgetrockneten Fluss, wo wir ein stoisches Guanako und drei schüchtern weghüpfende Pampashasen treffen.


Einsames Guanaco

Pünktlich um neun Uhr sind wir wieder am Nationalparkkomplex und dort am Abfahrtspunkt für die Exkursionen. Anstelle eines Tourbusses treffen wir einen Mitarbeiter des Nationalparks, der uns mitteilt, dass die Tour abgesagt wurde und dass wir doch bitte im Büro unsere Tickets umtauschen sollen. Das tun wir - und sind sehr gespannt, den Grund für die Absage zu erfahren. Dieser ist wie folgt: In der Nacht gab es ein kleines Erdbeben, welches wohl die Zufahrt zum Cajones de Shimpa unzugänglich gemacht hat. Also buchen wir einfach - gegen eine entsprechende Rückerstattung - auf dieselbe Tour um, nur halt ohne den nicht zugänglichen Teil.


Tourbus im Canon de Talampaya

Mit uns im Tourbus hocken neben dem Fahrer und dem Guide ein Pärchen aus La Rioja, der Provinzhauptstadt, sowie das Pärchen, das gestern Abend nach uns noch auf dem Campground eingetroffen ist. Die beiden kommen aus der Schweiz und sind unterwegs auf einem Sechswochen-Trip durch ganz Argentinien in einem coolen Allradcamper mit Dachzelt. Diese Fahrzeuge sind in Südamerika sehr selten und dementsprechend in der Miete extrem teuer. Unser Tourbus fährt erstmal einige Zeit auf einer Asphaltpiste schnurgerade auf die Sierra Los Colorados zu. Unsere Exkursion durchfährt den gesamten Canon de Talampaya. Dabei werden insgesamt vier Stopps eingelegt: Zuerst am Eingang des Canyons, an einem Bereich, in dem es Spuren - vor allem Ritzzeichnungen - von prähistorischer Besiedlung gibt.


Prähistorische Zeichnungen

Zweiter Stopp ist im Canyon an einer Stelle mit dichtem Pflanzenbewuchs und darin herumwuselnden Meerschweinchen. Hier gibt es auch eine der bekanntesten Felsformationen des Parks, einen etwa 150 Meter hohen senkrechten Schacht im Fels, den sogenannten Kamin. Wenn man sich hier hinstellt und in den Kamin hereinruft, kann man noch einige Zeit sein Echo hin- und herhallen hören, gebündelt vom Kamin und zurückgeworfen von der gegenüberliegenden Wand des Canyons. Das muss natürlich vorgeführt werden - unser Guide sucht nach einem passenden Wort, welches alle Mitglieder der Gruppe auf Kommando gemeinsam rufen sollen. Das argentinische Pärchen schlägt "Gol" - also spanisch für "Tor" vor. Aber der Guide - wohl ein Fußballfan - weigert sich, in der Anwesenheit von Deutschen dieses Wort zu rufen. Stattdessen einigt man sich auf "Sol", also "Sonne", und der Echoeffekt funktioniert tatsächlich.


Im Canon de Talampaya

Nach einer Trinkpause - wir dürfen wählen zwischen Wasser und Wein aus der Region (für den auch gleich kräftig die Werbetrommel gerührt wird) - geht es weiter zur gotischen Kathedrale. Hierbei handelt es sich um einen Abschnitt der Canyonwand, der aus vielen senkrechten Türmchen und Spitzen besteht - eben wie eine Kathedrale. Hier nisten auch viele Papageien, die wir aber zum Großteil nur hören und nicht sehen können. Der letzte Haltepunkt und gleichzeitig auch der Umkehrpunkt der Tour ist am Torre, dem Turm, einem gigantischen Hoodoo. Dieser steht schon außerhalb des Canyons. Der Blick auf die Ebene und die überall herumstehenden Gesteinsformationen ist sensationell.


Die "gotische Kathedrale"


El Totem und La Torre


El Monje (der Mönch)

Nach diesem Stopp geht es über die Anfahrtsstraße wieder zurück zum Nationalparkkomplex. Eine tolle Tour, während der wir neben den schon erwähnten Meerschweinchen auch einige Guanakos, einen hoch über uns fliegenden Kondor sowie eine Nandu-Familie, bestehend aus dem Muttertier (bzw. Vatertier, denn bei den Nandus übernimmt das Männchen sowohl das Ausbrüten der Eier als auch die Aufzucht der Jungtiere) und vielen kleinen mit Federn und Schnabel versehenen Kugeln, gesehen haben. Nach herzlicher Verabschiedung von Guide, Fahrer und den Mitfahrern schauen wir uns noch den Trias-Lehrpfad an, auf dem es Nachbauten der Dinosaurier zu bestaunen gibt, die hier in der Gegend einmal gelebt haben.


Junge Nandus


Saurierskulptur auf dem Trias-Lehrpfad

Dann geht es weiter nach San Agustin de Valle Fertil, wo wir recht früh ankommen und in unserer Unterkunft einchecken. Diese macht zunächst einen etwas seltsamen Eindruck: Keine Rezeption, niemand ist da - wenn nicht der Name der Unterkunft vorne drauf stehen würde, würden wir daran zweifeln, dass wir überhaupt vor dem korrekten Haus stehen. Nach einigem Suchen und Klopfen kommt ein junger Mann aus dem Gebäude - offensichtlich der Sohn der Besitzer - und führt uns in unser Zimmer. Und dieses gefällt uns richtig gut - urig und gemütlich eingerichtet. Allgemein gefällt uns die ganze Anlage - abgesehen vom etwas missglückten Empfang - sehr gut. Es gibt einen netten Garten mit Swimming Pool und Liegestühlen herum. Genau das richtige, um nach einen langen und warmen Frühlingstag ein wenig auszuspannen.


Picknickplatz an der Straße

Aber zunächst einmal schauen wir uns noch ein wenig in der Ortschaft um. Wir laufen bis zum Stausee der Ortschaft, halb um diesen herum bis zu einer interessanten modernen Kirche und dann - mit einem Schlenker über die Hauptstraße - wieder zurück zum Hotel. Diese Ortschaft ist überhaupt nicht touristisch geprägt, und das gefällt uns eigentlich recht gut: Eine wilde Mischung von ärmlichen Häusern und reichen Villen, Metzgereien und Autohändlern mit interessant handgeschriebenen Verkaufsschildern, Autowracks (aber noch fahrbereit) auf der Straße - so stellt man sich Südamerika vor. Vor dem Abendessen - die Argentinier fangen damit ja erst zu extrem späten Zeiten an - ruhen wir uns noch etwas im Garten unserer Unterkunft aus und suchen uns dann eine gemütliche Bar. Das Essen ist gut, die Bedienung freundlich - alles super, einziger Wermutstropfen ist lediglich das Fernsehprogramm: Wir dürfen eine irgendwo in Europa aufgezeichnete Matinee von André Rieu bewundern...


Stausee von San Agustin de Valle Fertil


Laden in San Agustin
Zurück zum Seiteninhalt