03.11.2014: Cafayate - Molinos - Wünderlich

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03.11.2014: Cafayate - Molinos
Nach dem Frühstück und Auschecken aus dem Hotel verlassen wir Cafayate. Eigentlich wollen wir nach Norden fahren, um über San Antonio de los Cobres und den Paso Sico wieder nach Chile zurückzufahren. Allerdings nehmen wir uns die Zeit, um wegen einer besonderen Sehenswürdigkeit einen Bogen nach Süden zu fahren. Die Straße, welche Cafayate in Nord-Süd-Richtung durchquert, ist die Ruta 40 und zum ersten Mal seit unserem Patagonien-Urlaub vor drei Jahren sind wir wieder auf dieser legendären Straße unterwegs. In Patagonien war die Ruta 40 größtenteils geschottert - auch wenn es sich dort über hunderte Kilometer um eine geschotterte Parallelstraße handelte, während die eigentliche Ruta 40 gerade frisch asphaltiert wurde und somit ihrem ursprünglichen Charakter beraubt wurde. Asphaltiert ist das erste Stück der Ruta 40 von Cafayate aus nach Süden auch. Dennoch gibt es immer wieder Stellen - teilweise alle paar hundert Meter - an denen der Verkehr mittels Tempolimits auf sehr geringe Geschwindigkeiten abgebremst wird. Hier wird die Straße von betonierten Senken, sogenannten Baden, unterbrochen. An diesen Stellen quert ein Fluss oder Bach die Straße und über diese künstlichen Furten soll das Wasser in der Regenzeit die Straße queren, ohne größeren Schaden anzurichten.

Direkt außerhalb von Cafayate kommen wir an einigen sehr edlen Weingütern vorbei, danach werden die Gegend und die an der Straße stehenden Häuser etwas profaner, aber keineswegs ärmlich. Das System der Täler um Cafayate herum wird Valles Calchaquíes genannt - eines dieser Täler, die Quebrada de las Conchas, haben wie ja gestern schon besucht. Nun sind wir unterwegs im breiten Tal des Rio Santa Maria, rechts und links von uns stehen hohe Berge.


Weinfelder bei Cafayate

Knapp 50 Kilometer hinter dem Ortsausgang von Cafayate kommen wir zur Abzweigung zu den in Fahrtrichtung rechts von uns gelegenen Ruinen von Quilmes. Hier lebte ab etwa 800 nach Christus der Stamm der Quilmes-Indianer, die Ansiedlung hatte bis zu 15000 Einwohner. Im 14ten Jahrhundert wurden die Quilmes in das Inka-Reich integriert. Im 16ten Jahrhundert trafen die spanischen Eroberer in dieser Gegend ein und die Quilmes leisteten über mehr als hundert Jahre erbitterten Widerstand. Erst im Jahre 1667, nach über 35-jähriger Belagerung konnte die Festungsanlage von den Spaniern erobert werden. Danach wurde der größte Teil der Überlebenden Quilmes in einer Art Todesmarsch über mehr als tausend Kilometer nach Buenos Aires umgesiedelt. Ein großer Teil der Indianer starb auf dem Marsch oder danach an Krankheiten. Heute heißt ein Vorort von Buenos Aires Quilmes und - bitterböse Ironie der Geschichte - das dort gebraute Bier, die wohl meist getrunkene Biersorte Argentiniens.

Von der Ruta 40 führt eine etwa 5km lange Schotterpiste zu den Ruinen. Nachdem wir Eintritt bezahlt haben, werden wir am Parkplatz freundlich begrüßt und bekommen die Regeln erklärt: Wir dürfen eigentlich überall frei herumlaufen, wenn wir auf den Wegen bleiben. Das ist leichter gesagt als getan, denn richtig ausgezeichnete Wege gibt es hier nicht: Die sehr beeindruckenden Ruinen bestehen aus etwa einen Meter hohen Mauerresten, doppelt gemauert, sehr dick und im Inneren mit der grauen Erde dieser Gegend aufgefüllt. Das ergibt grau aufgefüllte Mauern und graue Landschaft mit grauen Wegen dazwischen. Dazu gibt es in der gesamten Anlage vielleicht zehn bis zwanzig blaue Wegweiser, die die erlaubten Wege symbolisieren wollen. Das funktioniert nicht wirklich - wir landen einige Male, einem vermeintlichen Weg folgend, auf irgendeiner Mauer, von der wir leicht verschämt wieder runter hüpfen müssen.


Ruinen von Quilmes

Die Ruinenanlage schmiegt sich in einen Talkessel und zieht sich sehr interessant einen Berghang hoch. An beiden Flanken des Talkessels führen Wege zu hoch gelegenen Aussichtspunkten herauf, von denen aus man die Größe der Pukara sehr schön in Augenschein nehmen kann. Es gibt auch einen - sehr lohnenden Weg - über den die Aussichtspunkte auf beiden Seiten miteinander verbunden sind. Auf dem Weg zurück zum Auto freunden wir uns noch mit zwei Lamas und einer Katze an und verlassen dann, beeindruckt von der hier stattgefundenen Geschichte, die Ruinen wieder.


Quilmes von oben


Lama in Quilmes

Wir fahren auf der Ruta 40 zurück nach Cafayate, wo wir eine kleine Mittagspause in einem Café an der Plaza einlegen und dabei einige der verfügbaren sehr guten Eissorten durchprobieren. Dann geht es, frisch vollgetankt, weiter nach Norden. Auch hier sind wir auf der Ruta 40 unterwegs und kommen zuerst zur kleinen Ortschaft San Carlos, mit einer wunderschönen Plaza und der an der Plaza stehenden Kirche San Carlos de Borromeo. Hier gefällt es uns mindestens ebenso gut wie in Cafayate. Es ist aber an der geringeren Anzahl an Restaurants und Cafés deutlich zu merken, dass San Carlos weniger vom Tourismus entdeckt und geprägt wurde als Cafayate. Ob wohl die Einheimischen darüber glücklich oder unglücklich sind? Wir schauen uns kurz um und fahren dann weiter.


Skulpturen auf der Plaza von San Carlos

Hinter San Carlos ist die Straße nur noch für einige Kilometer asphaltiert. Die Landschaft und die Vegetation werden deutlich karger. Grund ist, dass die Straße langsam aber stetig an Höhe gewinnt. Bald endet auch der Asphalt und wir sind auf Schotter unterwegs. Die Qualität des Straßenbelags wird sich im Verlauf der folgenden Strecke von sehr gut über leichtes Waschbrett bis zu mit ein paar größeren Steinen versetzt ändern - immer hin und wieder zurück. Im Grunde ist aber alles leicht und problemlos zu fahren - vor allem mit unserem hochbeinigen Pick-Up mitsamt seinen robusten Reifen. Auf der von uns aus gesehen rechten Talseite zeigen sich wieder farbige Felsen, vor allem in Grün und allen möglichen Rottönen. Auf unserer Seite dagegen sind die Felsen in einer helleren Farbe gehalten, einer Art Beige bis Creme. Wir kommen vorbei an ein paar kleinen Ortschaften, teilweise mit hübschen Kirchen. Einige Male sehen wir über uns hinwegfliegende Gruppen von grünen Papageien.


Ein Papagei

Grob geschätzt 60 Kilometer nördlich von Cafayate endet mehr oder weniger plötzlich jegliche Besiedlung oder landwirtschaftliche Nutzung der Flächen entlang der Straße. Wir kommen in die Quebrada de las Flechas - das Tal der Pfeile - einen Bereich, der für seine skurrilen Felsformationen bekannt ist. Diese bestehen aus teilweise um 90 Grad gedrehten, größtenteils aber lediglich schräg geneigten Schichten aus hellem Gestein. Letztere sehen teilweise so aus wie sich in die Erde bohrende riesige Pfeile aus Stein - und hier kommt wohl auch der Name der Schlucht her.


Felsstrukturen in der Quebrada de las Flechas

Die um 90 Grad gedrehten Schichten bilden stellenweise Felsrippen. Wenn zwischen diesen Felsrippen Erosion stattfindet, erinnert das Ganze teilweise sehr an die Vorform der Arches im gleichnamigen Nationalpark in den USA. Wir fahren einige Zeit durch das geologische Wunderland der Quebrada de las Flechas und kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. An einer Stelle gibt es auch einen kurzen Trail zu einem leicht erhöhten Aussichtspunkt, von dem aus sich diese Formationen noch schöner betrachten lassen.


Friedhof in der Quebrada de las Flechas


Aussichtspunkt in der Quebrada de las Flechas


Blick auf die Nevados de Cachi vom Talausgang der Quebrada de las Flechas

Hinter der Quebrada de las Flechas kommen wir wieder in landwirtschaftlich genutzte Gegenden und fahren an einigen bewohnten Häusern vorbei. Auch der Rio Calchaqui lässt sich wieder neben der Straße blicken. Das Staunen hat jedoch kein Ende, denn wir sehen auf beiden Seiten des Tals jede Menge rote, braune und orangefarbene Felsstrukturen, die an anderen Stellen der Welt wohl jede für sich benannte Sehenswürdigkeiten wären. Nach etwa einer weiteren Stunde Fahrt durch diese schöne Landschaft, insgesamt etwa 110 Kilometer hinter Cafayate, erreichen wir Molinos, unser Tagesziel für heute. Diese Ortschaft wirkt etwas ärmlicher als die anderen, durch die wir heute gekommen sind, ist aber trotzdem recht hübsch. Wir haben in der Hacienda de Molinos gebucht. Diese Anlage war der Wohnsitz von Nicolás Severo de Isasmendi (1753-1837), dem letzten spanischen Vizegouverneurs hier in der Gegend. Die Anlage ist sehr ruhig und gepflegt. Direkt gegenüber befindet sich die Kirche des Ortes, San Pedro de Nolasco. In dieser befinden sich auch die sterblichen Überreste von Herrn Isasmendi. Nach einer kurzen Besichtigung der Kirche verbringen wir den Rest des Nachmittags im Schatten des großen Baumes im Innenhof der Lodge und schauen uns vor dem Abendessen noch kurz im Dorf um.


Kirche von Molinos


Innenhof der Hacienda de Molinos

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