31.08.2015: Kongola - Livingstone - Wünderlich

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31.8.2015: Kongola - Livingstone
Wir stehen recht früh auf und fahren bei sehr gutem Wetter zurück auf der C49 nach Kongola. Wir überlegen etwas Geld abzuheben und dann unser Auto vollzutanken. Aber anscheinend ist heute Zahltag. Jedenfalls sind die Schlangen vor dem lokalen Geldautomaten extrem lang. Also gibt es nur ein paar Liter Diesel und weiter geht’s. Relativ ereignislos - ab und an überqueren vor uns wilde Tiere die Straße - kommen wir zur etwas mehr als 110 Kilometer von Kongola entfernten Stadt Katima Mulilo, am Sambesi und damit dem Grenzfluss zu Sambia gelegen. Diese Stadt hat nur etwa ein Drittel der Einwohnerzahl von Rundu. Wir fahren zunächst durch die Randbezirke. Da wir ja aber immer noch Geld brauchen, biegen wir dann aber in Richtung Innenstadt ab. Hier macht Katima Mulilo einen recht urbanen und sehr quirligen Eindruck. Alles in allem fühlen wir uns als Weiße hier deutlich weniger unwohl oder beobachtet als in vielen der Städte in Südnamibia, wo man als weißer Tourist manchmal wie ein Magnet auf selbst ernannte Parkplatzwächter oder Bettler wirkt. Ziemlich sicher liegt das daran, dass diese Gegend eine der letzten ist, in die sich ein Namibia-Urlauber verirrt. Auch in Katima Mulilo finden wir sehr lange Schlangen an den Banken, witzigerweise stehen diese Leute aber alle nicht an den Geldautomaten sondern am Schalter an, worauf uns ein paar nette Einheimische aufmerksam machen.

Mit etwas mehr Geld in der Tasche fahren wir weiter zur Grenze. Schon auf der namibischen Seite sprechen uns erste Geldwechsler an, ob wir sambische Kwacha benötigen. Das ist praktisch, darauf hatten wir sogar gehofft. Denn ein Teil der zur Einreise nach Sambia fälligen Einreisegebühren sind in Kwacha zu errichten, dummerweise aber noch ehe man zur ersten offiziellen Möglichkeit zum Geldwechseln kommt. Und sich Kwacha schon vorher - sei es in Europa oder auch in Namibia - an einer Bank zu besorgen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Keine Bank möchte sich mit einer so instabilen Währung abgeben. Naja, wir handeln jedenfalls ein bisschen - vermutlich zu wenig - und halten bald darauf ein paar extrem zerfledderte Papierfetzen in der Hand. Für die Ausreise aus Namibia ist im Grunde nur derselbe Zettel wie bei der Einreise erneut auszufüllen. OK, manchmal dauert es ein wenig, bis jemand am Schalter ist, aber grundsätzlich läuft alles schnell und problemlos ab. Am Zoll werden wir sogar sofort wieder weggeschickt.

Also weiter zur Einreise nach Sambia. Alle Grenzformalitäten finden in einem recht neuen zentralen Gebäude ab. Im Grunde ist das Ganze auch nicht weiter schwierig, sobald man die korrekte Reihenfolge herausgefunden hat die unterschiedlichen Schalter abzuklappern. Zuerst müssen wir zur Immigration und dort eine Einreisegebühr von 50 US$ pro Person berappen. Dann geht es weiter zum Zoll, damit auch unser Auto einreisen darf. Dann wird an einem anderen Schalter die Carbon Tax bezahlt. Und dann wird - wieder an einem anderen Schalter - eine Zusatzversicherung fürs Auto abgeschlossen. Dann geht es raus und um die Ecke, wo die allgemeine Straßennutzungsgebühr bezahlt wird und wir uns in ein Registerbuch eintragen müssen. Alles sehr spannend und ab und an kommt bei den zuständigen Beamten die afrikanische Mentalität durch. Sprich: richtig schnell geht nichts voran. Aber: alle Beteiligten sind unglaublich nett und hilfsbereit. Im Ganzen hat uns der Grenzübertritt etwa eine Stunde und 20 Minuten gedauert. Das ist nicht wirklich schlimm im Vergleich zu manchen Erlebnissen, die wir in Südamerika hatten. Hilfreich ist, vorher zu wissen, wie das Ganze ungefähr abläuft und wie viel Geld in welchen Währungen man in etwa dabei haben sollte.


An der Grenze nach Sambia

Jetzt haben wir wirklich Afrika erreicht: die Gegend und die Menschen auf sambischer Seite wirken ungleich afrikanischer als alles, was wir bisher gesehen haben. Eine Ausschilderung ist quasi nicht vorhanden oder wird von uns übersehen. Jedenfalls fahren wir erst einmal einige Kilometer in falscher Richtung entlang des Sambesi nach Norden und kommen dabei durch Ausläufer der Stadt Sesheke. Glücklicherweise bemerken wir unseren Irrtum rasch. Also zurück bis fast zur Grenze. Weiter geht es auf der M10 in Richtung Osten, wo wir mittels einer langen Brücke den hier schon ziemlich breiten Sambesi überqueren. Die M10 beginnt als schmale aber recht gut ausgebaute Asphaltstraße, verwandelt sich dann aber in eine recht üble Ansammlung von Schlaglöchern, ehe wir ab etwa 75 Kilometer vor Livingstone über eine nagelneu asphaltierte Piste rollen. Wir fahren durch eine leicht hügelige Landschaft und kommen durch dichte Mopanewälder. Sehr viele Tiere sehen wir nicht, aber ab und an läuft ein Hornrabe auf dem Waldboden herum. Manchmal durchqueren wir kleine Ortschaften. Kurz vor Livingstone kommen wir an eine Polizeikontrolle und etwas später - bei der Durchfahrt durch den Mosi-oa-Tunya Nationalpark - an zwei Kontrollstationen, werden aber immer nur durchgewunken. Das hatten wir anders befürchtet, ist es doch bekannt, dass die hiesigen Polizisten sich gerne abenteuerliche Gründe für Strafgebühren einfallen lassen, die sie von Touristen verlangen können.


Straßenszene in Sambia


Hornrabe

In Livingstone selber ist sehr viel los. Was die Straßenführung angeht, ist es die erste größere Ortschaft durch die wir nach vielen Tagen einsamer Pisten und kleiner Ortschaften kommen. Hier gibt es mehrspurige Straßen und Ampeln. Wahnsinn. Die Abbiegespuren an den Ampeln sind nicht wirklich gut markiert und die anderen Autofahrer wechseln nach Bedarf hin und her. Als wir uns an einer Stelle falsch eingeordnet haben und auch spontan wechseln müssen, werden wir prompt von einen Motorradpolizisten überholt und angehalten, der uns eine Standpauke hält. Wir hätten beim Spurwechsel nicht ausreichend geschaut. Unsere ehrlich zerknirschte Reaktion und ein "Sorry" besänftigen den guten Mann aber, so dass wir zu unserem nicht mehr weit entfernten Hotel weiter fahren dürfen. Dieses liegt direkt im Mosi-oa-Tunya Nationalpark, also in dem Park, in dem sich auch die berühmten Victoriafälle befinden. Das hat den gigantischen Vorteil, dass die nicht gerade günstige Parkeintrittsgebühr im - zugegebenermaßen auch nicht gerade günstigen - Übernachtungspreis mit inbegriffen ist. Zweiter Vorteil ist, dass wir direkt vom Zimmer aus zu Fuß zu den Wasserfällen laufen können. Das machen wir dann auch nach einer kurzen Pause.

Bei den Victoriafällen handelt es sich im Gegensatz zu den meisten anderen berühmten großen Wasserfällen nicht um eine frei stehende Abbruchkante, über die der Fluss fließt. Sondern um eine in einem Plateau gelegene breite und lange Schlucht, in die das Wasser von einer Seite hineinfließt. Das hat den Vorteil, dass man von der anderen Seite der Schlucht mehr oder weniger erhöht auf die Wasserfälle schauen kann. Von unserem Hotel aus kann man auf dem Plateau auf beide Seiten der Schlucht laufen. Wir sind in der Trockenzeit da, der Sambesi führt wenig Wasser - sogar noch weniger als wir erwartet hätten - und in der Folge sind weite Teile der Wasserfälle ausgetrocknet. Die Aussichtspunkte am Flussoberlauf sind daher zum Großteil recht unspektakulär. Wo eigentlich der Fluss fließen müsste, hüpfen wir über im ausgetrockneten Flussbett liegende Steine. Den langen Weg zum berühmten Devils Pool, einem Badepunkt direkt an der Kante des Wasserfalls sparen wir uns gleich.


Livingston-Statue an den Viktoriafällen


Erster Blick auf die Viktoriafälle. Nicht wirklich viel Wasser da...

Stattdessen laufen wir den Trail auf der dem Wasserfall gegenüberliegenden Kante ab. Dieser führt über die Knife Edge Bridge, eine lustige kleine Fußgängerbrücke und eröffnet hinter dieser Brücke schöne Blicke auf das Wasser. Der größte Teil des Wassers fällt zwar auf der zu Simbabwe gehörenden Seite, aber auch hier in Sambia haben wir einige schöne Einblicke. Der berühmte Nebel, vom fallenden Wasser stammende Gischt, ist zwar kaum zu sehen, dafür haben wir einen besseren Blick auf des Wasser selber. Der Weg führt in einem großen Bogen über eine Nase des Plateaus und dann wieder zurück. Vom weitesten Punkt aus bietet sich ein Blick auf die Victoria Falls Bridge, die berühmte Straßenbrücke, welche in schwindelnder Höhe den Sambesi direkt unterhalb der Wasserfälle überquert und dabei auch die Grenze zwischen Sambia und Simbabwe darstellt. Diese Brücke wird in etwas mehr als einer Woche ihren 110ten Geburtstag feiern. Auf und an der Victoria Falls Bridge werden jede Menge spaßige Aktivitäten angeboten, so stürzt sich zum Beispiel alle paar Minuten ein Bungeejumper von der Brücke.


Die Victoria Falls Bridge


Noch ein Blick auf die Viktoriafälle

Ein weiterer Wanderweg führt in die Schlucht hinein, bis ganz nahe an die Victoria Falls Bridge. Lustig geht es in Serpentinen steil bergab, dann eben weiter bis zum Boiling Pot, einer schönen Badestelle mit sehr wildem Wasser. Hier ist richtig was los: im und am Wasser viele badende Einheimische und in den Felsen darum jede Menge erstaunlich unschüchterne Klippschliefer. Wieder zum Plateau hochgestiegen, laufen wir final noch - vorbei an recht aufdringlichen Pavianen - eine Wanderung, welche uns bis fast zur Victoria Falls Bridge führt. Vom Weg aus haben wir schöne Blicke auf die Knife Edge Bridge, auf den östlichsten in Simbabwe gelegenen Aussichtspunkt der Victoria Falls und auf den Boiling Pot.


Palmenwäldchen am Grund der Schlucht


Klippschliefer


Pavianfamilie


Am linken Bildrand ragt Simbabwe ins Bild


Trinkende Impalas am Rasensprenger des Hotelparks
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