17.08.2015: Canyon Lodge - Lüderitz - Wünderlich

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17.8.2015: Canyon Lodge - Lüderitz
Vor dem Frühstück machen wir einen Spazierganz über das schön angelegte Gelände der Canyon Lodge. Direkt vor uns hüpft ein Steinböckchen davon, das ist eine äußerst niedliche Zwergantilopenart. Die Schulerhöhe von Steinböckchen beträgt nur etwa einen halben Meter, charakteristisch sind die markante Zeichnung der Ohren sowie die absolut geraden kleine Hörner. Die Hörner sehen so aus, als könne man sie prima dafür verwenden, um damit Unterlagen zu lochen oder gelochte Unterlagen darauf abzuheften. Direkt vor dem Frühstücksraum machen wir noch eine Begegnung mit einem kleinen Tier, welches nicht davonläuft als es uns sieht, sondern sich vorsichtig nähert und dann auch noch sehr anschmiegsam verhält. Deswegen sind wir zwar nicht nach Afrika gekommen, wir freuen uns aber dennoch über eine Kuscheleinheit mit der lodgeeigenen Katze. Das Frühstücksbuffet ist zwar ähnlich dem in der Kalahari Anib Lodge, kommt aber qualitativ nicht ganz an dieses heran.


Morgenstimmung


Ein Steinböckchen

Wir fahren wieder los. Das Wetter ist wieder perfekt. Die ersten Kilometer, über eine nicht sonderlich abwechslungsreiche flache Ebene, entpuppen sich als Traumstrecke für alle Antilopenfans. Neben vielen Springböcken sehen wir Oryxe, Kudus und ein Steinböckchen. Die Straße führt immer mal wieder bergauf und bergab. An einer Stelle sehen wir wieder eine Gruppe von Tieren rechts und links der Straße und nähern uns vorsichtig. Zu unserer großen Überraschung handelt es sich dieses Mal nicht um Antilopen, sondern um eine Herde von Bergzebras, welche gemütlich die Straßenseite wechselt. Vorbei geht es an der Abzweigung nach Ai-Ais, gelegen direkt am Fish River und am südlichen Ende der Mehrtageswanderung durch den Canyon. In einem frühen Planungsstadium unserer Tour wollten wir hier übernachten, haben dies aber geändert, um mehr Zeit am Mesosaurus Fossil Camp zu haben. Ab hier wird die Strecke viel bergiger und spannender. Ab und an stehen auch wieder eine oder mehrere Antilopen am Straßenrand. Kurz ehe wir die D212 erreichen, die hier am südlichsten Ende Namibias entlang des Orange River und damit der Grenze zu Südafrika verläuft, kommen wir zum Gamchab River mit einem aktuell ausgetrockneten sehr flachen Flussbett. Hier gibt es einen 13 Kilometer langen Allradtrack, der uns, immer entlang des Gamchab River, auch zur D212 führen würde. Aber halt deutlich spannender als die perfekt gegradete Schotterstraße, auf der wir aktuell unterwegs sind. Unsere Karte behauptet, der Track würde eineinhalb Stunden reine Fahrtzeit kosten und wir zögern ein wenig denn wir haben so oder so heute noch eine lange Strecke vor uns. Aber man ist ja hier, um was zu sehen. Also runter von der Straße und der Spaß geht los.


Eine Herde Bergzebras


Eine Oryx-Antilope

Der Gamchab River Trail führt zunächst noch ein Stück parallel zur großen Straße, knickt dann aber ab und schlängelt sich wunderschön durch ein immer enger werdendes Flusstal, mit schroffen Hügeln beiderseits des Trail. Die Spuren spalten sich immer wieder auf und die richtige Entscheidung für eine Seite ist nicht immer leicht. Das ist halt Offroad-Fahren, da gibt es keine Markierungen. Ein paarmal müssen wir aber über ein Feld von Steinen wieder zu einer offensichtlich besseren Spur zurückrumpeln. Ein toller Abstecher. Zu diesen Bedingungen und zu dieser Jahreszeit problemlos machbar. Trotz jeder Menge Stopps zum Schauen, Staunen und Fotografieren sind wir auch deutlich unter den angegebenen eineinhalb Stunden geblieben.


Der Gamchab River Trail

Auf der D212 biegen wir nach rechts, in Richtung Westen ab. Südlich von uns fließt der Orange River, der Grenzfluss zu Südafrika. Dieser führt erstaunlich viel Wasser und dementsprechend sind die Uferstreifen auch dicht grün bewachsen. Gerade in dieser ansonsten recht kargen Gegend fällt das extrem auf und erinnert ein wenig an die Umgebung von Needles in den USA, wo der Colorado River in der trockenen Umgebung von Arizona bzw. Kalifornien eine kleine grüne Oase erschafft. Was es am Colorado River aber nicht gibt, sind die zahlreichen Paviane, die wir hier sehen. Dafür, dass diese Tiere an den Campgrounds in nördlichen Namibia teilweise eine echte Plage sein sollen und unter anderem mit Witz, teilweise aber auch mit Gewalt Essen von gedeckten Tisch klauen, sind sie hier erstaunlich schüchtern und verschwinden schnell, sobald unser Auto näher kommt. Viel zu schnell verlässt die Straße den Orange River wieder und knickt nach Norden ab. Ab kurz vor der Minenstadt Rosh Pinah sind wir auch wieder auf Asphalt unterwegs, und das über weite Strecken ohne die kleinste Andeutung einer Kurve stur geradeaus. Die Landschaft - leere Wüste mit Bergen am Horizont - erinnert irgendwie an die USA. Aber wieder macht die Tierwelt den Unterschied. In den USA laufen keine Strauße oder Oryx-Antilopen neben der Straße umher. Wir kommen gut voran und haben daher kurz vor Aus - hierher hätten wir auch wesentlich kürzer aber auch langweiliger direkt auf der asphaltierten B4 von Ketmanshoop fahren können - Zeit für einen kleinen Abstecher.


Am Orange River

Direkt vor dem Ortseingang von Aus verlassen wir die Straße und folgen einem kleine Track nach rechts, wo wir zu einem 1915 eingerichteten Kriegsgefangenenlager für deutsche Soldaten kommen. Namibia ist im ersten Weltkrieg relativ schnell von Südafrika aus erobert worden. Danach wurde im Jahre 1915 das Kriegsgefangenenlager bei Aus eingerichtet. Zunächst lebten die Gefangenen in Zelten; sie stellten aber selber Ziegelsteine her, um sich feste Häuser zu errichten. Letztendlich lebten die Gefangenen in besseren Unterkünften als ihre Bewacher. Im Jahre 1918 starben viele Gefangene an der Spanischen Grippe und im Jahre 1919, nach dem Kriegsende, wurde das Lager aufgelöst. Heute sieht man nicht mehr viel - neben einer Gedenktafel finden wir hauptsächlich Grundmauern der Ziegelhäuser und zahlreiche Gräber.


Überreste des Kriegsgefangenenlagers von Aus

Auf der B4 geht es weiter nach Westen, Richtung Lüderitz. In Klein Aus Vista - auch hier wollten wir in einer frühen Planungsphase der Reise übernachten - biegen wir ab und folgen einer Schotterpiste in Richtung der zwei traumhaft gelegenen Chalets der Anlage. Wir fahren ein wenig an die Hügel heran und kommen zu einem alten Autowrack. Und zwar ein Hudson von 1930, von Einschusslöchern durchsiebt. Angeblich wollten mit diesem Auto Diamantendiebe aus Lüderitz fliehen. Allzu weit kamen sie ja offensichtlich nicht. Wir schauen uns das Wrack ausführlich an und bewundern die schöne Landschaft. Dann geht es zurück auf die B4. 28 Kilometer hinter Lüderitz kommen wir zu einer weiteren Hinterlassenschaft der deutschen Präsenz in Namibia, und zwar zu den Wildpferden von Garub. Es ist bis heute nicht abschließend geklärt, wo diese Pferde ganz genau herstammen. Auf jeden Fall aber handelt es sich um deutsche Militär- oder Zuchtpferde, die in den Wirren des ersten Weltkrieges ausgekommen und seitdem verwildert sind. Es gibt einen an einem Wasserloch gelegenen Aussichtpunkt. Allerdings sehen wir Pferde nicht nur am grob geschätzt hundert Meter entfernten Wasserloch sondern auch direkt in der Nähe des Aussichtspunktes. Ein tolles Erlebnis. Nur wenig entfernt befindet sich direkt an der B4 die Ruine des Bahnhofs von Garub und auch hier stoßen wir wieder auf Wildpferde. Diese sind clever und nutzen den Schatten des alten Gebäudes aus um der Hitze zu entfliehen. Mit uns beobachtet auch eine deutsche Familie die Pferde. Nach einem kurzen Hallo fahren wir weiter.


Der Hudson von 1930


Blumen in der Wüste


Wasserstelle mit Wildpferden von Garub


Am Bahnhof von Garub

Kurz vor Lüderitz wird es extrem windig. Wir fahren durch die Ausläufer der Namib, eine waschechte Sandwüste, und auf der Straße bilden sich kleinere Sandverwehungen. Vorbei an den Ruinen der Minenstadt Kolmannskuppe rollen wir in die am Meer gelegene Ortschaft, die Keimzelle der deutschen Kolonie. Der Händler Adolf Lüderitz kaufte dem örtlichen Häuptling ein Landstück von 40 auf 20 Meilen Größe ab. Erst nach Vertragsabschluss machte er dem Verkäufer klar, dass es sich selbstverständlich nicht um die üblicheren englischen Meilen (also etwa 1.6 Kilometer pro Meile), sondern um preußische Meilen (7.5 Kilometer) handelte. Der Häuptling hatte also für etwas Gold und ein paar Gewehre einen großen Teil seines Stammesgebietes verkauft. Nachdem wir in unser vorgebuchtes B&B eingecheckt haben, machen wir uns auf zu einem Spaziergang durch die Stadt. Als wir aufbrechen, checkt gerade die Familie ein, die wir am Bahnhof von Garub getroffen haben. Nun gibt es ein umfangreicheres Hallo. Man sieht Lüderitz sein deutsches Erbe auch heute noch deutlich an: Häuser sind mit "Glück auf!", "Kegelbahn" oder "Konzert- und Ballsaal" beschriftet. Auch von der Architektur her könnte ein großer Teil der Gebäude irgendwo in Deutschland stehen. Das gilt insbesondere für die evangelische Felsenkirche, eingeweiht 1912. Wirkt der Rest der Stadt etwas verschlafen, vielleicht stellenweise sogar ein wenig heruntergekommen, ist die Waterfront am Hafen mit netten Geschäften und Restaurants neu gestaltet. Hier suchen wir uns ein Abendessen, ehe wir zurück zum B&B und ins Bett gehen.


Straße in Lüderitz
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