23.08.2015: Swakopmund - Spitzkoppe - Wünderlich

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23.8.2015: Swakopmund - Spitzkoppe
Nach einem zeitigen Frühstück laufen wir noch einmal in die Innenstadt um den gestern wegen der einbrechenden Dunkelheit abgebrochenen Stadtrundgang zu beenden. Es ist zur frühen Stunde noch recht wenig los. Zwischen dem Hotel und der Innenstadt kommen wir noch an einigen netten Sehenswürdigkeiten vorbei, die wir gestern auf dem Hinweg nicht gesehen haben, da wir ja am Strand entlang gelaufen sind. Zum Beispiel das neobarocke Hohenzollernhaus aus dem Jahre 1906 und das 1902 im Jugendstil errichtete Prinzessin-Rupprecht-Heim, ein früheres Krankenhaus. Nach dem Aufbruch vom Hotel füllen wir in einem Supermarkt unsere Vorräte auf und suchen uns danach am nördlichen Stadtrand eine Tankstelle. Die Tankwarte - und es sind im Vergleich zu deutschen Tankstellen wirklich eine Menge Tankwarte - machen sich einen Spaß daraus, uns wie ein Formel-1-Auto einzuweisen und parallel abzuarbeiten, gleichzeitiges Scheibenputzen von allen Seiten inklusive.


Das Prinzessin-Rupprecht-Heim

Wir verlassen bei perfektem Wetter die Stadt in Richtung Norden auf der C34. Diese ist ein ganz kurzes Stück asphaltiert, dann geht der Straßenbelag über in eine Piste aus komprimierten Salz. In Südamerika würde so etwas "estabilizado" heißen. Der Belag ist jedenfalls fast so gut zu befahren wie Asphalt und es ist sogar Tempo 100 erlaubt. Wir rollen durch eine extrem kontrastarme Wüstenlandschaft, aber immer nicht weit vom links von uns liegenden Meer entfernt. Nun sind wir an der berühmten Skelettküste unterwegs, an der sich jede Menge Schiffswracks aus den vergangenen paar hundert Jahren befinden. Wir stoppen nach etwa 55 Kilometern am Wrack der Zeila. Dieser Fischtrawler ist im August 2008 havariert und da das noch nicht so lange her ist, sieht das Wrack noch recht gut aus. Es hat sich auch zu einer kleinen Sehenswürdigkeit entwickelt. Es stehen viele andere Autos und auch ein Reisebus herum. Leider sind auch einige recht anhängliche Bettler unterwegs. Naja, sie geben sich nicht als Bettler aus, sondern wollen uns ziemlich überteuerte ganz profane Steine verkaufen.


Wrack des Fischtrawlers Zeila

Wir fahren weiter, vorbei an der Ortschaft Henties Bay. Ab hier wird die Straße deutlich schmaler. Knapp 60 Kilometer hinter Henties Bay kommen wir zum Cape Cross. Dieses ist benannt nach dem Kreuz, welches im Jahre 1486 vom portugiesischen Seefahrer Diogo Cão hier aufgestellt wurde. Das Kreuz sollte den Anspruch Portugals auf diesen Teil Namibias dokumentieren und gleichzeitig zukünftigen Seefahrern als Orientierungshilfe dienen. Das Originalkreuz wurde allerdings im 19ten Jahrhundert zum Deutschen Historischen Museum in Berlin verbracht. Heute stehen witzigerweise an seiner Stelle gleich zwei spätere Versionen bzw. Kopien des Kreuzes. Wir zahlen den Nationalparkeintritt und fahren zum Strand. Nachdem wir uns die beiden Kreuze angeschaut haben, widmen wir uns der hiesigen Tierwelt: direkt hinter den Kreuzen befindet sich eine große Robbenkolonie. Hier führen hölzerne Laufstege ganz nahe an die Tiere heran bzw. teilweise sogar über diese hinweg - denn die Tiere nutzen den Schatten der Holzplanken, um der brennenden Sonne zu entkommen.


Das namensgebende Kreuz von Cape Cross (zumindest eins davon)

Die Robbenkolonie von Cape Cross ist bekannt für den durchdringenden Gestank, den die Tiere verbreiten. Wir finden den Geruch gar nicht so schlimm - viel beeindruckender ist die enorme Geräuschkulisse. Das ganze Kap ist eingehüllt in einen aus Röhren, Stöhnen und Bellen zusammengesetzten Klangteppich. Ganz klar zu unterscheiden sind die helleren Rufe der zahlreichen Jungtiere - obwohl die meisten Jungen im Oktober und November geboren werden, sind auch schon viele kleine Robben da. Toll auch der Blick über die ans Ufer peitschenden Wellen auf das Meer, wo zig Robbenköpfe gleichzeitig aus dem Wasser ragen. Wir bewundern das Schauspiel ausgiebig und machen uns dann wieder auf den Weg. Es geht zurück in Richtung Süden, nach Henties Bay. Hier biegen wir auf die in Richtung Landesinnere führende D1918 ab, eine kleine aber gute Schotterpiste durch eine flache Schotterebene. Schon fast von Begin dieser Straße an sehen wir das charakteristische Massiv der Spitzkoppe mit seinen abgerundeten Gipfeln vor uns stehen. Die Spitzkoppe ist zwar noch etwa 100 Kilometer entfernt und auch nur gut 1700 Meter hoch, aber da die Landschaft ansonsten bretteben ist, können wir unser heutiges Tagesziel schon mit gebührendem Vorlauf bewundern.


Seelöwe mit Schmusekissen


Alter Friedhof bei Cape Cross

Wir nähern uns der Spitzkoppe ohne größere Zwischenfälle, fahren auf dessen südlicher Flanke um das Massiv herum und erhaschen dabei schöne Blicke auf den zentralen Gipfel des Massivs, die namensgebende Spitzkoppe. Dieser Berg wird auch als das Matterhorn Namibias bezeichnet und es gibt Blickwinkel, von denen aus gesehen sofort klar ist, wo dieser Name her kommt. Wir haben einen Stellplatz auf dem hiesigen Campground vorgebucht, werden freundlich begrüßt und bekommen erklärt, dass wir uns hinstellen dürfen wo wir wollen. Das ist praktisch. Wir fahren ganz ans Ende des Areals und schauen uns auf dem Weg die verfügbaren Stellplätze an. Schön sind sie alle. Insbesondere ist auffällig, wie weit die Plätze voneinander entfernt sind. Hier kommt sich jeder Camper so vor, als sei er völlig alleine da. Wir finden einen tollen Platz ganz hinten, traumhaft in einem kleinen Talkessel gelegen und mit integriertem Zoo: die Felsen ringsherum sind bewohnt von einer Gruppe Klippschliefer, die deutlich zahmer sind als ihre Kollegen, denen wir im bisherigen Verlauf der Reise begegnet sind. Nachdem wir ausgiebig Tiere beobachtet haben fahren wir wieder los um das Areal zu erkunden.


Blick auf das Spitzkoppen-Massiv


Kletternder Klippschliefer


Zwischen den Felsen des Spitzkoppen-Massivs

Wir kommen am Rock Arch vorbei, einem schönen Felsbogen, der in den USA eine Top-Sehenswürdigkeit wäre. Hier dagegen ist nichts los. Wir klettern ein wenig auf den umgebenden Felsen umher, um den Bogen von allen Perspektiven zu bewundern. Inzwischen steht die Sonne schon recht tief und die gelblich-roten Felsen fangen an, im flach einfallenden Licht zu glühen. Als wir weiter fahren, sehen wir am Little Bushmans Paradise eine geführte Tour und fragen, ob wir uns spontan anschließen dürfen. Netterweise dürfen wir. Eigentlich hätten wir erwartet, nur Erklärungen zu den hier befindlichen prähistorischen Felsmalereien zu bekommen. Zwar geht es auch so los - und zwar äußerst lehrreich, inklusive einer Erklärung der Unterschiede der verschiedenen Klicksprachen der heute hier lebenden Damara und der San-Buschleute - letztere haben die Felsmalereien angelegt. Zudem bekommen wir von unserem Guide Frans erklärt, wie die Buschleute die hier wachsenden Pflanzen verwendet haben, zum Beispiel als Nahrungsmittel oder als Medizin. Die Felsmalereien selber sind sehr interessant und bilden sowohl die einheimische Tierwelt als auch die Buschleute selber ab. Wie uns Frans erklärt, waren diese Malereien teilweise Botschaften einer Gruppe von Buschleuten an eine andere Gruppe. Quasi eine prähistorische Version von SMS. Leider sind viele der Malereien durch Vandalismus stark beschädigt oder zerstört worden.


Der Rock Arch


Felsmalerei von einem Zebra

Nach der Besichtigung der Felsmalereien geht die Tour aber weiter, und zwar in den individuell nicht zugänglichen Nordteil des Gebiets. Dieses erreichen wir über eine Art Pass, von wo aus sich ein toller Blick auf das Tal unter uns bietet. Hier wurden Szenen des Films "10000 B.C." gedreht und seitdem leben hier Zebras, Springböcke und Hyänen. Die Tiere wurden eigens für den Film hierher geschafft und nach dem Dreh einfach hier belassen. Wir bekommen davon immerhin eine Herde Zebras zu Gesicht. Die Tour führt einmal um das weitläufige Gelände. Wir besteigen einen Aussichtspunkt und besuchen zum Abschluss noch die Goldene Schlange, die Felszeichnung einer Schlange, deren Kopf leider schon vor längerer Zeit von Vandalen aus dem Stein geschlagen wurde. Dann verlassen wir den gesperrten Bereich wieder. Eigentlich würde die Tour jetzt sogar noch weiter führen. Da es aber schon kurz vor Sonnenuntergang ist, entscheiden alle Teilnehmer, hier anzubrechen. Wir später dazu gekommenen bezahlen nachträglich noch die Teilnahmegebühr inklusive Trinkgeld für Frans. Dann fahren wir zu unserer Campsite zurück, wo sich die letzten Klippschliefer gerade schlafen legen. Die umgebenden Felsen leuchten im letzten Tageslicht toll rot auf. Wir grillen uns ein Abendessen, bewundern noch einige Zeit den Sternenhimmel und gehen dann ins Bett.


Spitzkoppe im Abendlicht


Aus der Felswand wachsender Baum
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