22.08.2015: Swakopmund - Wünderlich

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22.8.2015: Swakopmund
Für unsere Verhältnisse schlafen wir vergleichsweise lange aus, denn wir haben erst für 8 Uhr eine Verabredung. Nach dem Frühstück stellen wir uns genau um diese Zeit vor unser Hotel. Der Himmel ist bedeckt und es ist auch deutlich kühler als im Verlauf der vergangenen Tage. Pünktlich werden wir abgeholt und auf geht's zur Living Desert Tour. Unser deutschsprachiger Guide heißt Douglas und kommt aus Südafrika. Insgesamt sind letztendlich zwei Jeeps mit deutschen Touristen unterwegs. Eine zweite Gruppe mit englischsprachigen Gästen macht sich parallel dazu auf den Weg.


Die Tourfahrzeuge der Living Desert Tour

Die Living Desert Tour führt in die Wüstengegend um Swakopmund und stellt die typische Tierwelt der Wüste vor. Genauer gesagt, die "little five" der Wüste. Diese Tiere sind auf den ersten Blick ein klein wenig unspektakulärer als die bekannten "big five", also die Tiere die jeder vernünftige Großwildjäger bzw. Safaritourist erschossen bzw. gesehen haben sollte: Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard. Und die "little five"? Dabei handelt es sich um den Namibgecko, die Zwergpuffotter, die Schaufelschnauzenechse, die Afrikanische Radspinne und das Wüstenchamäleon. Diese Tiere sind natürlich nur der Aufhänger und die Tour erklärt allgemein einiges zu den Eigenschaften und Geheimnissen der hiesigen Wüste. Nach einer sehr humoristischen Einführung in die Tierwelt der Wüste machen wir uns auf die Suche. Zuerst wird ein Namibgecko - Douglas bezeichnet diesen auch als Entenfußgecko - aus seinem Loch gebuddelt. Nachdem das Tier von allen Anwesenden ausführlich bewundert wurde, wird es wieder vorsichtig in den Sand gesteckt.


Namibgecko

Den Gecko fanden alle Anwesenden niedlich, auch die sehr kleine Tochter einer deutschen Familie ist überaus glücklich. Die Begeisterung fällt beim zweiten im Verlauf der Tour gefundenen Tier allerdings schon ein wenig gedämpfter aus: die Afrikanische Radspinne ist etwa zwei Zentimeter groß, mit weißen Beinen und Vorderkörper sowie einem etwas dunkleren Hinterleib. Bei Gefahr hebt diese Spinne ihre Vorderbeine und geht somit in eine sehr interessante Drohstellung. Sehr interessant finden wir auch, wie die Radspinne ihren Bau mit Spinnenseide auskleidet, um den losen Wüstensand zu stabilisieren. Absoluter Höhepunkt ist aber, dass sich Radspinnen bei Gefahr auf die Seite kippen können und - einem Rad gleich - mit bis zu 44 Umdrehungen pro Sekunde pro Sekunde Dünen herunterrollen.


Eine Afrikanische Radspinne

Als nächstes wird lange nach einem Chamäleon gesucht bis die Suche schließlich ergebnislos abgebrochen werden muss (was wir ein wenig schade finden). Es mag auch ein wenig am heute herrschenden eher kühlen Wetter liegen, dass sich die Tiere eher bedeckt bzw. versteckt halten. Im Verlauf der Suche nach einem Chamäleon kommen wir von einer lose mit Pflanzen bewachsenen und mit kleinen Steinen übersäten Wüstenfläche in eine waschechte Sandwüste mit riesigen Dünen. Hier finden wir dann schließlich auch noch einen weiteren Vertreter der "little five", und zwar eine Schaufelschnauzenechse. Diese hat - wie der Name schon sagt - eine flache Schnauze und zusätzlich lange Füße. Perfekt zugeschnitten auf schnelles Einbuddeln im Sand, was sich auch gut erkennen lässt, als das Tier letztendlich wieder frei gelassen wird und in Sekundenschnelle im Sand verschwindet. Nach der Tour geht es halsbrecherisch um die Dünen herum zurück in die Stadt. Nach einer Verabschiedung von den sehr netten Mitfahrern werden wir letztendlich wieder am Hotel abgesetzt. Das war ein nettes und lehrreiches Erlebnis. Ob es angebracht ist, die Tiere auf diese Art und Weise zur Schau zu stellen, kann man diskutieren. Der Anbieter der Touren jedenfalls ist ein bekennender Umwelt- und Naturschützer und wir können bezeugen, dass unser Guide extrem vorsichtig mit den Tieren umgegangen ist.


Unterwegs in der Dünenlandschaft der Namib

Die noch am Morgen über der Stadt hängenden Wolken haben sich verzogen. Wir steigen in unser eigenes Auto und machen uns auf den Weg zum östlich der Stadt in der Wüste gelegenen Welwitschia-Drive. Die ersten paar Kilometer der Strecke kennen wir schon von gestern, dann biegen wir nach Norden auf eine leicht zu fahrende Allradpiste ab. Für diese ist ein Permit nötig, auch dieses haben wir uns schon in Sersriem besorgt. Hier kommen wir durch die sogenannte Mondlandschaft, eine wild zerklüftete Felslandschaft, welche entfernt an die Badlands in den USA erinnert. Es gibt mehrere nummerierte Haltepunkte. Die durch diese Punkte markierten Dinge sind aber teilweise recht unspektakulär (z.B. Felsen mit Flechten) oder wir finden sie gar nicht erst (irgendwo im Wüstenboden zu erkennende über hundert Jahre alte Spuren der ersten weißen Siedler in dieser Gegend). Etwas später kommen wir zu einer Stelle, an der verrostete Überreste von Gegenständen herumliegen. Das sind Überreste eines Kampfes der britischen Armee gegen die deutsche Schutztruppe im ersten Weltkrieg. Sehr interessant, auch wenn wir anstelle der im Reiseführer versprochenen Teilen von Panzerketten hauptsächlich Bruchstücke von Benzinkanistern und Konservendosen finden.


Die Mondlandschaft


Überreste eines Kampfes aus dem Ersten Weltkrieg

Aber eigentlich sind wir ja wegen den Welwitschien da. Nach etwa 33 Kilometern auf der Allradpiste biegen wir erneut nach Norden ab, fahren zunächst in ein Tal hinab und dort durch einen Teil der Mondlandschaft. Auf der anderen Seite aus dem Tal wieder hinaus kommen wir auf eine Hochebene, wo wir auf beiden Seiten der Straße unsere ersten Welwitschien sehen. Dabei handelt es sich um sehr seltsame und eigentlich ziemlich hässliche Pflanzen. Welwitschien sind entfernt mit Nadelbäumen verwandt, wachsen dennoch direkt auf dem Boden und sehen irgendwie so aus, wie ein paar auf den Komposthaufen geschmissene halbvertrocknete längliche Blätter. In der Wüste überleben sie dank ihrer mehrere Meter in den Boden reichenden Wurzeln. Zudem haben sie ein sehr weit reichendes System von flachen Wurzeln. Trotz ihres nicht wirklich anziehenden Äußeren haben es Welwitschien bis auf das namibische Staatswappen geschafft und auch das namibische Rugby-Nationalteam ist nach diesen Pflanzen benannt. Hauptbesonderheit von Welwitschien ist ihr großes Alter. Einzelne Exemplare werden bis zu 2000 Jahre alt und gehören damit zu den ältesten Pflanzen der Welt. Über eine Stichstraße kommen zu einer besonders großen und etwa 1500 Jahre alten Welwitschia. Diese ist zum Schutz des empfindlichen Flachwurzelsystems eingezäunt. Bei den in der direkten Umgebung befindlichen kleineren Welwitschien ist der Abstand, den man nicht unterschreiten sollte, mit Steinringen markiert. Diese Markierung scheint leider nicht jeder Besucher zu verstehen, jedenfalls sehen wir innerhalb der Steinkreise einige Schuhabdrücke. Alles in allem fanden wir die Welwitschien sehr sehenswert. Wer sich diese Pflanzen anschauen will und nicht allzu viel Zeit dafür hat, muss aber definitiv nicht den kompletten Welwitschia-Drive fahren.


Die 1500 Jahre alte Welwitschia


Wüste mit Welwitschien


Dolorit-Band am Welwitschia Drive

Ab späten Nachmittag kommen wir wieder in Swakopmund an und unternehmen noch einen kleinen Stadtrundgang. Vom Hotel aus laufen wir entlang des Strands zur alten, 262 Meter weit ins Meer ragenden, Landungsbrücke. Die Landungsbrücke wurde ab 1912 errichte, ist später verfallen und wurde erst ab 2005 wieder saniert. Heute befindet sich am Ende der Landungsbrücke ein edles Restaurant, für uns definitiv zu edel. An der Mole mit dem dahinter stehenden Leuchtturm, im typisch norddeutschen Design und rot-weiß-rot gestreift, biegen wir ab und laufen in die Innenstadt. An sehr vielen Gebäuden lässt sich die deutsche Vergangenheit ablesen, unter anderem am alten Amtsgericht von 1906. In der Innenstadt gesellen sich diese alten Gebäude neben jede Menge modernere Geschäfte, was eine sehr faszinierende Mischung aus Afrika und Deutschland ergibt. Nach einem Besuch in einem schönen Bücherladen liefern wir uns danach noch relativ erfolglos einen Kampf mit einem Geldautomaten. Da inzwischen die Dämmerung eingesetzt hat, brechen wir den Stadtbummel ab und laufen zurück zum Hotel. Nicht weit davon entfernt finden wir eine coole Strandbar wo es ein gutes Abendessen und live-Schlagermusik auf Afrikaans gibt.


Landungsbrücke von Swakopmund


Leuchtturm von Swakopmund


Altes Amtsgericht von Swakopmund
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