16.08.2015: Mesosaurus Fossil Camp - Canyon Lodge - Wünderlich

Willkommen bei uns...
Title
Direkt zum Seiteninhalt
16.8.2015: Mesosaurus Fossil Camp - Canyon Lodge
Das Bett im Dachzelt unseres Geländewagens ist sehr bequem und wir schlafen gut aus. Nach dem Aufstehen machen wir uns frisch, klappen das Zelt zusammen (das Bettzeug kann praktischerweise drin bleiben) und gönnen uns ein leckeres Frühstück. Danach machen wir einen Morgenspaziergang durch die nun von der tiefstehenden Morgensonne schön beschienenen Köcherbäume. Wieder zeigt sich keine einzige Wolke am Himmel. Leider sind die hier wohnenden Klippschliefer immer noch genauso schüchtern wie gestern. Wir brechen auf und rumpeln die drei Kilometer zur Gästefarm zurück. Auf dem Weg kommen wir an jeder Menge Schafen vorbei. Es sind auch viele Jungtiere unterwegs. Nun wollen wir - das hatten wir auch gestern schon angekündigt - die geführte Tour zu den auf dem Gelände gefundenen Fossilien unternehmen. Leider ist Giel, der Chef, im Moment nicht da. Nachdem wir im Urlaub sind und nicht auf der Flucht, warten wir. Kurz darauf schaut Hendrik, der Sohn von Giel vorbei. Sein Vater ist gerade irgendwo unterwegs und lässt sich auch per Mobiltelefon nicht erreichen. Anstatt dass er uns wegschickt, zeigt uns Hendrik den Weg zu den Fossilien und erlaubt uns, diese alleine anzuschauen.

Gesagt, getan. Hinter einem Weidegatter rumpeln wir einige Kilometer voran und dann steil einen Hügel hinauf. Hier kommen wir zu einem Grab eines Soldaten der deutschen Schutztruppen, welcher genau an dieser Stelle 1904 von Einheimischen erschossen wurde. Nicht weit entfernt, geschützt von einer Blechabdeckung, befinden sich die ersten Fossilien. Bei den hier gefundenen Mesosauriern handelt es sich um rein äußerlich krokodilähnliche Tiere welche vor etwa 260 Millionen Jahren gelebt haben. Es handelte sich aber um deutlich harmlosere Tiere als die heutigen Krokodile, denn sie hatten ganz weiche Zähne, mit denen sie ihre Nahrung aus dem Wasser filterten. Soweit wir das von den Überresten her sehen können, handelte es sich auch um äußerst niedliche Tiere. Wir schauen uns die Fossilien ausgiebig an und besteigen dann den Gipfel des nebenan stehenden Hügels. Von hier aus sehen wir, wie sich ein großer SUV recht schnell in unsere Richtung bewegt. Wir haben einen leichten Verdacht, wer der Fahrer ist und warten bis das Fahrzeug eintrifft. Unser Verdacht bestätigt sich. Hendrik hat seinem Vater Bescheid gegeben und dieser ist uns gefolgt, damit die versprochene Tour doch stattfinden kann. Nett.


Grab für einen Soldaten der deutschen Schutztruppen an der Mesosaurus Fossile Site


Ein Mesosaurus-Fossil

Also geht alles zurück auf Los und wir schauen uns das Grab und die Fossilien ein zweites Mal an. Dieses Mal aber mit sehr viel mehr Hintergrundinformationen. Wir erfahren unter anderem, wie der damals zehnjährige Hendrik die Fossilien vor 25 Jahren beim Spazieren entdeckt hat, während sein Vater den Feldweg angelegt hat, über den wir hierhergekommen sind. Neben solchen Anekdoten gibt es auch tiefer gehende wissenschaftliche Erklärungen zur Geologie dieser Gegend und zur Biologie der Mesosaurier. Gemeinsam mit Giel fahren wir ein kleines Stück weiter und schauen uns dort weitere Fossilien an. Noch etwas weiter, vorbei wieder an vielen in den Dolomitsteinen neben der Straße umherhüpfenden Klippschliefern kommen wir zu einem schönen Köcherbaumwald. Für hier hat uns Giel Musik mit Steinen versprochen und wir sind sehr gespannt aber auch ein wenig skeptisch. Letztendlich laufen wir gemeinsam den kleineren Überresten eines riesigen aber zerbrochenen Teile Dolomit-Findlings. Ein kleiner Steinbrocken, gegen die die größeren Stücke geschlagen, erzeugt Töne. Die Tonhöhe hängt von der Größe des Felsens ab, gegen den geschlagen wird. Wir wissen nicht, wie lange er dafür üben musste, aber Giel spielt uns erstaunlich sicher unter anderem eine recht passable Version von Bruder Jakob vor. Cool. Zum Abschluss der Tour erfahren wir noch einiges über die Köcherbäume. Wo kommt der Name dieser Bäume her? Was kann man mit den verschiedenen Teilen der Bäume anfangen? Danach kommt die Tour zu ihrem Ende, Giel verabschiedet sich freundlich und fährt wieder nach Hause. Wir dürfen bleiben und uns weiter umschauen. Das machen wir gerne und unternehmen eine kleine Klippschliefer-Safari. Leider kommen wir auch jetzt weder zu Fuß noch mit dem Auto einem dieser scheuen Tiere wirklich nahe. Manchmal sehen wir auf den Felsen um uns herum grob geschätzt mindestens zehn Klippschliefer, die uns sehr neugierig beäugen und nur darauf warten, bei der geringsten Bewegung in ihre Richtung sofort wegzulaufen.


Ein Klippschliefer

Wir fahren zurück zur Gästefarm der Mesosaurus Fossil Site und von dort aus weiter - vorbei am Giants Playground - in Richtung Ketmanshoop. Von dort aus folgen wir zunächst der B4 in Richtung Aus und Lüderitz, welche wir aber in Seeheim wieder verlassen. Hier biegen wir nach Süden auf die C12 ab, wo wir wieder auf Schotter unterwegs sind. Recht eintönig führt die Straße über ein karges Plateau. Ein gewisses Stück folgt sie der Eisenbahnlinie, welche über Karasburg in Richtung Südafrika und dort unter anderem nach Upington führt. Je weiter wir nach Süden kommen, desto näher rücken von links die gar nicht mal so hohen aber dennoch imposant wirkenden Klein-Karasberge an die Straße heran. Wir sehen entlang der Straße jede Menge Tiere, unter anderen eine größere Gruppe Springböcke. Diese Antilopenart kennen wir inzwischen ja schon recht gut. Etwa 75 Kilometer hinter Seeheim biegen wir nach rechts auf die noch kleinere D601 ab und erreichen auf dieser recht bald das Canyon Roadhouse. Hierbei handelt es sich im Grunde um eine Raststätte mit Unterkunft. Allerdings ist das Ganze so absurd gestaltet, inklusive einer Sammlung von Nummernschildern aus aller Welt und im Speiseraum abgestellten Oldtimern, dass es sich auch irgendwo in den USA befinden könnte, ohne dort deplatziert zu wirken.


Unterwegs auf der D601


Im Canyon Roadhouse

Auf der Weiterfahrt in Richtung Fish River Canyon sehen wir eine größere Gruppe Oryx-Antilopen direkt neben der Straße. Mit dem charakteristischen schwarz-weiß gefärbten Gesicht und den langen und gebogenen Hörnern wirken diese Tiere sehr majestätisch. Wir haben in der Canyon Lodge gebucht. Diese Anlage mit einem zentralen größeren Gebäude und vielen kleinen Bungalows befindet sich nicht direkt am Canyon, sondern einige Kilometer entfernt, pittoresk zwischen schroffen Felshügeln. Das Ganze wirkt zwar ein bisschen kitschig, gefällt uns aber dennoch sehr gut. Wir beziehen unsere Cabin und machen uns dann auf dem Rückweg zum Auto. Wir wollen den Rest des Nachmittags nutzen, um uns den eigentlichen Fish River Canyon anschauen. Auf dem Weg zum Auto kommen wir zum allerersten Mal recht nahe an einen Klippschliefer heran. Diese Tiere scheinen hier auf dem Gelände ein wenig ihre Scheu verloren haben und liegen und sitzen in sehr geringer Entfernung zu den menschlichen Unterkünften herum.


Eine Herde Oryx-Antilopen


Unterwegs Richtung Canyon Lodge


Ein Klippschliefer

Wir bezahlen den Eintritt zum Canyon und fahren noch gut zehn Kilometer in Richtung Westen zum Aussichtspunkt. Neben den zentralen Viewpoint kann man noch über recht rumpelige Pisten weiter südlich und nördlich gelegene Aussichtspunkte erreichen. Allen gemeinsam ist ein sehr imposanter Blick nach unten. Der Fish River Canyon ist 160 Kilometer lang, ist der größte Canyon Afrikas und gilt nach dem Grand Canyon als zweitgrößter Canyon der Welt. Wir sehen eine Gruppe von Wanderern, die sich auf eine Mehrtageswanderung durch den Canyon bis nach Ai-Ais aufmacht. Der Fish River Canyon Hiking Trail führt über 88 km durch die beeindruckende Landschaft des Canyons und darf nur in Gruppen und nach Vorlage eines ärztlichen Attests begangen werden. Wir beobachten die Gruppe einige Zeit und sind ein klein wenig neidisch. Danach suchen wir uns eine stille Stelle nicht weit weg vom Abhang, wo wir uns hinsetzen und den Moment und das Leben genießen. Es ist erstaunlich, wie ruhig es an diesem Canyon im Gegensatz zum großen Bruder, dem Grand Canyon, zugeht. Als sich nach einiger Zeit die Sonne dem Horizont zuneigt, machen wir uns wieder auf in Richtung der Lodge. Neben und auf der Straße sind nun viele Strauße unterwegs, direkt vor uns überquert eine Gruppe dieser Vögel die Straße. Direkt an der Lodge sehen wir zwei Kudu-Antilopen mit ihren faszinierend verzwirbelten Hörnern. Den Sonnenuntergang beobachten wir vom Bungalow aus, dann gibt es ein Abendessen und danach fallen wir müde und zufrieden ins Bett.


Der Fish River Canyon


Sukkulenten am Fish River Canyon


Blick nach Süden in den Fish River Canyon


In der Canyon Lodge
Zurück zum Seiteninhalt