20.8.2015: Sesriem - Naukluftberge
Heute wollen wir wieder viel Zeit in den Vleis und der faszinierenden Wüstenlandschaft der Namibwüste verbringen. Wer auf dem nationalparkeigenen Campground übernachtet darf 30 Minuten vor allen externen Besuchern den Nationalpark betreten. Momentan ist das um 5:30, also etwa eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang. Dann setzt üblicherweise ein Wettrennen ein - die meisten Leute fahren nämlich auf der schmalen Asphaltstraße mit weit überhöhter Geschwindigkeit (das Limit sind 60 km/h) in den Park, um den Sonnenaufgang an einer der prominenten roten Dünen zu erleben. Dummerweise befinden sich diese so weit hinten im Park, dass die zur Verfügung stehenden 30 Minuten recht knapp bemessen sind. Wir wollen uns den Stress ersparen und fahren nur zum Trailhead zur Wanderung der recht nah am Parkeingang befindlichen Elim-Düne.
Die Wanderung auf diese Düne erweist sich als schwieriger als gedacht. Wieder ist jeder Schritt bergauf begleitet von einem fast ebenso weiten Abrutschen im Sand. Es geht steil bergauf und jedes Mal, wenn wir den vermeintlichen Gipfel erreicht haben, ragt ein noch höherer Sandberg vor uns auf. Zwischen den hier wachsenden Schilfhalmen sehen wir viele Tierspuren: von Käfern, Nagetieren, Vögeln, Raupen, Geckos und irgendwelchen katzenähnlichen Tieren. Unterdessen ist die Sonne hinter den im Osten stehenden Naukluftbergen aufgegangen. Im Licht der tiefstehenden Sonne und bei wieder wolkenlosem Himmel gibt es tolle Licht- und Schattenspiele auf dem Sand. Als wir den Gipfel der Düne erreichen, haben wir einen atemberaubenden Blick in alle Himmelsrichtungen: nach Osten auf die Naukluft- und Tsarisberge, und in eigentlich fast alle anderen Richtungen auf die Dünenlandschaft der Namib.
Eine Käferspur
Sonnenaufgang auf der Elim-Düne
Als wir den Ausblick gebührend bewundert und uns auch etwas gestärkt haben, geht es wieder an den Abstieg, welcher im Sand wieder sehr viel schneller verläuft als der Aufstieg. Viel später als das Gros der Besucher machen wir uns auf der Asphaltstraße auf dem Weg zum 2WD-Parkplatz. Dieser ist überraschend voll. Gut, das sind all die Sonnenaufgang-Besucher und -Fotografen. Aber wieso waren wir dann bei unserem Besuch gestern am späten Nachmittag, bei auch perfektem Fotografenlicht hier fast alleine? Egal. Unser nächster Punkt ist die etwa vier Kilometer lange Wanderung zum Hidden Vlei. Am Trailhead gibt es einen Wegweiser und ab hier sollen bemalte Holzpfosten den Weg markieren. Diese sind allerdings nicht leicht zu finden und wir laufen zunächst etwa eine Stunde völlig falsch herum. Dabei finden wir jede Menge Dünen und auch ein nettes kleines Vlei. Als wir schließlich aufgeben und zum Auto zurücklaufen wollen, stoßen wir etwa einen Kilometer hinter dem Trailhead auf die Markierungen und merken, dass wir uns viel zu weit westlich gehalten haben. Also zurück und auf zu einem zweiten Versuch. Wieder laufen wir etwa eine Stunde durch den tiefen Sand. Als wir das Vlei erreichen, sind wir KO und zugegebenermaßen ist die Menge Wasser die wir für den eigentlich erwarteten kurzen Hike dabei haben etwas zu gering für eine doppelt so lange Wanderung.
Toter Baum in der Wüste
Dünenlandschaft
Aber die Mühen haben sich gelohnt. Wir erreichen den Gipfel einer hohen aber flachen Düne, der Weg flacht ab und gibt den Blick frei auf eine große weiße Fläche unter uns, direkt vor einer riesigen Sanddüne. Um zum Vlei zu kommen, rutschen wir wieder schnell und einfach im Sand hinab. Im und am Hidden Vlei gibt es wieder einige dekorativ herumstehende Bäume. Wir schauen uns ausführlich um und machen uns dann wieder auf den Rückweg. Gerade die erste Düne, die wir vorher noch fröhlich herab gerutscht sind, geht nun ziemlich in die Beine. Wieder am Auto angelangt wird als erstes der Kühlschrank geplündert und unser Flüssigkeitsdefizit aufgefüllt.
Im Hidden Vlei
Als nächstes wollen wir dem eigentlichen Sossusvlei einen Besuch abstatten, wir müssen also wieder den 4WD-Sandtrack zwischen den beiden Parkplätzen hinter uns bringen. Heute entscheiden wir uns, nicht selber zu fahren, sondern stattdessen den Shuttleservice in Anspruch zu nehmen, was uns zu einer sehr lustigen Achterbahnfahrt verhilft. Unser Fahrer liefert sich ein Rennen mit den Fahrern zweier weiterer Shuttles und lässt sich dabei immer mal wieder zurück fallen, nur um dann mit Karacho wieder aufzuholen. Auf der extrem welligen Piste wird das gerade für die hinten im Jeep sitzenden Passagiere zeitweise recht ruppig. Am Deadvlei müssen wir aussteigen und die verbleibende Distanz zum Sossusvlei laufen. Dieses Vlei ist direkt von der Straße bzw. dem Parkplatz aus zu sehen, wirkt aber zunächst noch recht unscheinbar.
Wir entscheiden spontan, noch eine Dünenwanderung zu unternehmen, und zwar auf die direkt neben dem Sossusvlei stehende Big Mama. Im Gegensatz zur Big Daddy, auf die wir gestern gestiegen sind, ist diese Düne ein wenig kleiner und der Anstiegsweg ist auch erheblich kürzer. Insgesamt eine nette kleine Wanderung, die sich aber aufgrund des schönen Ausblicks auf das Sossusvlei und die umgebende Wüstenlandschaft sehr gelohnt hat. Runter geht es - wie inzwischen schon gewohnt - sehr schnell rutschend. Dieser Abstieg endet am nördlichen Ende des Sossusvlei und wir müssen die helle Pfanne überqueren, um wieder zurück zum Parkplatz zu kommen. Dabei halten wir uns nahe am Rand des Vlei, und stoßen auf eine unter einem Busch dösende Oryx-Antilope. Finden wir diese Tiere in einiger Entfernung aus dem Auto heraus betrachtet immer recht nett anzuschauen, halten wir nun respektvoll Abstand. Wir wissen nicht, wie leicht man als Fußgänger eine Oryx reizen kann, aber wir wollen keine Bekanntschaft mit den sehr langen Hörnern dieses Tieres machen und gehen daher lieber auf Nummer sicher.
Blick von Big Mama auf das Sossusvlei
Oryx-Antilope beim Mittagsschlaf
Wir wollen wieder zurück zu unserem Auto. Das nächste Shuttle lässt sehr lange auf sich warten. Da es inzwischen recht warm ist, ist die Wartezeit auch nicht sonderlich angenehm. Nächstes Mal fahren wir doch wieder mit dem eigenen Auto. Wobei - dann hätten wir eine kleine Anekdote verpasst, welche schön aufzeigt, dass das Fahren im Tiefsand halt doch nicht unbedingt immer trivial ist. Dass einem anderseits aber zumindest hier immer irgendwie geholfen wird. Ein Fahrer eines Mietwagens hat sein Gefährt im Sand festgefahren, hat Hilfe geholt und wird mittels eines anderen Shuttlejeeps zurück zum Auto gebracht. Mit uns im Jeep sitzt die zum Fahrer gehörende Familie. Das stellen wir spätestens dann fest, als wir uns über Taktiken unterhalten, ein im Sand steckendes Auto wieder frei zu bekommen und als Reaktion darauf hinter uns ein wüstes Schimpfen über den "Idioten, der das Auto festgefahren hat" ertönt. Das havarierte Auto wird schnell wieder flott gemacht, der Fahrer erzählt seiner Familie überglücklich etwas von "Luft ablassen" und nur wenig später überholt uns auf der Rückfahrt zum Parkeingang dasselbe Fahrzeug mit überhöhtem Tempo.
Wir verlassen den Campground und machen vor der endgültigen Abreise aus Sesriem noch einen Abstecher zum gleichnamigen Canyon. Ganz entfernt erinnert der Sesriem Canyon an die Wanderung zu den Waterpockets im Capitol Reef Nationalpark in den USA. Wir finden sogar einen Wassertümpel. Das Ganze in einem irgendwie unspektakulären Canyon. Immerhin ist es im Canyon kühl. Dennoch halten wir uns nicht lange auf, gönnen unserem Auto noch ein paar Liter Diesel und brechen dann auf. Zuerst folgen wir unserer Route von gestern ein Stück zurück nach Süden, dann auf eine Stichstraße nach Osten. Über die M36 ein kleines Stück wieder nach Norden erreichen wir schließlich die D854 in Richtung Naukluftberge. Die Qualität dieser Schotterpiste ist nicht so gut wie diejenige der anderen Routen auf denen wir bisher unterwegs waren. Zum ersten Mal im Verlauf unseres Aufenthalts in Namibia sind wir auf einer richtigen Waschbrettpiste unterwegs. Für den Hilux stellt das allerdings kein größeres Problem dar. Auf diesem Streckenabschnitt kommen wir wieder an vielen Straußen, Oryx-Antilopen und Springböcken vorbei.
Im Sesriem Canyon
Wieder On the Road
Die Straße schmiegt sich an den Rand der nördlich von uns sehr schroff aufragenden Naukluftberge. In diesen befindet sich die Naukluft-Sektion des Namib-Naukluft-Nationalparks und hier wollen wir die Nacht verbringen. Also am schönen Eingangstor des Parks nach Norden abgebogen und mitten hinein in eine faszinierende Gebirgslandschaft. Die schmale Straße zieht sich gut bergauf und führt am Abzweig zum Trailhead des Olive Trail vorbei. Hier sehen wir zuerst einige Paviane, genauso schreckhaft wie ihre Kollegen, denen wir weiter im Süden begegnet sind. Später kommen wir an einer Herde Bergzebras vorbei. Auf einer Passhöhe liegt die Rezeption der Nationalpark-Campsite, inklusive einer kleinen Cafeteria. Diese nutzen wir zu einem Nachmittagssnack, ehe wir zur wunderschön in einem kleinen Wald am Rande eines Bachs gelegenen Campsite weiter fahren. Gegenüber des Baches, in einer steil aufragenden Felswand leben, den weißen Spuren auf den Felsen nach zu urteilen, viele Klippschliefer. Einige dieser putzigen Gesellen bekommen wir aus der Entfernung zu Gesicht.
Bergzebras
Säugende Klippschliefer
Mit uns auf dem Campground ist eine deutsche Busreisegruppe. Diese haben es sich in einem Halbrund vor ihrem Gefährt bequem gemacht und bekommen ein leckeres Abendessen gekocht. Eine ganz andere Art zu reisen als wir das machen, aber sicherlich auch sehr schön und spannend. Nach einem leckeren selbstgegrillten Abendessen begeben wir uns in unser Dachzelt zur Ruhe.
Unser Nachtquartier steht bereit