07.09.2015: Moremi (3rd Bridge) - Moremi (Xakanaxa) - Wünderlich

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7.9.2015: Moremi (3rd Bridge) - Moremi (Xakanaxa)
Unser Stellplatz befindet sich direkt unter einem großen Leberwurstbaum und dieser ist mit einigen schön großen Früchten behangen. In der Nacht müssen wir feststellen, dass so ein Stellpatz gewisse Risiken mit sich bringt. Und dass die Früchte eines Leberwurstbaums ziemlich schwer werden können. Eine dieser Früchte löst sich, fällt mit einem riesigen Rumms auf unser Dachzelt und rollt scheppernd über Windschutzscheibe und Motorhaube ab. Auch wenn es nicht angenehm ist, so aus dem Schlaf gerissen zu werden, haben wir riesiges Glück gehabt, dass das Teil nicht direkt auf die Windschutzscheibe gefallen ist. Im besten Fall wäre diese zersplittert. Im schlimmsten Fall hätte die Leberwurst ein Loch reingeschlagen. Und das mitten im Nichts und weit von jeder Werkstatt entfernt.

Wir schaffen es wieder einzuschlafen, stehen früh auf und starten recht bald unsere heutige Pirschfahrt. Wir wollen nach Mboma Island fahren, eine Insel die nordwestlich vom Third Bridge Camp weit ins Okavangodelta hineinragt. Dazu folgen wir zunächst ein Stückchen der Straße Richtung Second Bridge und First Bridge, welche wir gestern in der Früh genommen haben. Noch ehe wir nach ein paar Hundert Metern nach rechts abbiegen, sehen wir eine die Straße überquerende Tüpfelhyäne. Etwas später, nun schon auf dem direkten Weg nach Mboma Island, Giraffen, Elefanten und Impalas. Die Sonne steht noch sehr tief im Osten und taucht die nun rechts von uns auftauchenden Wasserflächen und die am Ufer stehenden Bäume in ein schönes Licht. In den Bäumen hocken zahlreiche Vögel, unter anderem Wiedehopfe und Graulärmvögel. In alle Richtungen um uns herum steht dichtes und hohes Schilfgras. In diesem wuseln Warzenschweine umher. Ab und an führt die Strecke durch eine lustige, zumeist aber recht flache, Bachdurchquerung.


Morgendliche Tüpfelhyäne


Sonnenaufgang im Sumpf

In einem Baum an der Spitze der Insel sehen wir Meerkatzen, welche von dort auf einen nebenanstehenden Leberwurstbaum hüpfen, einige der scheinbar sehr gut schmeckenden Blüten frühstücken, dann zurückhüpfen und sich vom Acker machen. Wir kommen am Abzweig zur Mboma Boat Station vorbei. Eine Alternative wäre nun, dort eine Einbaumfahrt durch die Sümpfe zu unternehmen. Wir überlegen kurz und entscheiden uns dann dagegen. Lieber nutzen wir die Zeit, um vom Auto aus Tiere zu beobachten. Um die Bootsstation herum herrscht ein wenig Flaute an Tiersichtungen, dann kommen wir zu einer gigantischen Gruppe von Pavianen mit Jungtieren unterschiedlichen Alters. Die Strecke führt im Folgenden lustig und rumpelig durch einen lichten Laubwald. Es sind viele Antilopen unterwegs, neben Impalas sehen wir ganz nah eine Gruppe Wasserböcke. Diese Tiere mit ihrem extrem langen und flauschigen Fell sehen so aus, als würden sie einen Norwegerpullover tragen. Kurz darauf treffen wir eine direkt neben der Straße stehende Giraffe sowie ein direkt auf der Straße stehendes Warzenschwein. Letzteres lässt sich zunächst gar nicht von unserem sich langsam nähernden Fahrzeug stören und hüpft nach einigem Zögern dann doch recht panisch davon. Zum Abschluss des Loops um Mboma Island sehen wir direkt neben der Straße in einem Busch einen Zwergbienenfresser, einen extrem schönen Vogel mit grünem Rücken, orangefarbiger Brust, und grün-schwarz-gelb gestreiften Kopf. Sowie ein klein wenig weiter einen Elefanten mit kleinem Jungtier.


Meerkatzen


Zwei Wasserböcke


Zwergbienenfresser

Wir fahren weiter nach Xakanaxa, um beim dortigen Campground einzuchecken. Auf dem Weg dorthin - wir nehmen die direkte Piste über die Fourth Bridge - sehen wir wieder viele Tiere, hauptsächlich Zebras und Antilopen. Am Campground selber, auf einer vom Sumpf umgebenen Halbinsel gelegen, sind viele Vögel und Buschhörnchen unterwegs sowie ein sehr zahm wirkender männlicher Sitatunga, eine Sumpfantilope. Wir sind gespannt, ob wir noch das dazugehörende Weibchen zu Gesicht bekommen. Nach einem kurzen Mittagssnack brechen wir wieder auf. Nicht weit vom Camp entfernt sehen wir in einer Reifenspur eine Wachtel mit Wachtelküken. Die beiden wollen im rechten Winkel zur Reifenspur laufen, allerdings hat das Jungtier Probleme, im rutschigen Sand aus der Reifenspur herauszukommen. Nach einigen Versuchen, auch unter Mithilfe der Mutter klappt es dann aber irgendwann doch.


Zebra


Buschhörnchen


Sitatunga

Im Verlauf des Nachmittags wollen wir uns die südlich bzw. südwestlich von Xakanaxa gelegene Gegend anschauen. Hier führt ein wirres Netz von kleinen Pisten durch ein sehr feuchtes Marschgebiet. Vor zwei Tagen haben wir uns auf unserer Fahrt von Xakanaxa in Richtung Fourth Bridge schon einmal kurz in dieses Gebiet verirrt. Die Navigation ist nicht wirklich einfach: die Pisten sind nicht ausgeschildert, selbst in unserer OSM-Karte nur sehr bruchstückhaft vorhanden und die sonst sehr hilfreiche gedruckte Shell-Karte hat auch nicht wirklich viel mit der Realität zu tun. Kurz gesagt: es macht richtig Spaß, hier unterwegs zu sein.


Schlankmanguste

Am Jesse's Pool, einem langgezogenen und breiten Flussarm sehen wir viele Hippos, zumeist im Wasser schwimmend und dösend, einige sind auch am anderen Ufer an Land unterwegs. Was das angeht, wirkt der See manchmal über einige Minuten lang recht kontemplativ, um nicht zu sagen langweilig. Dann aber erwacht einer der schwimmenden Kolosse zu Leben und es wird lautstark gespritzt und geschnaubt. Ein faszinierender Anblick. Jesse's Pool ist auch ein Paradies für jeden Birder. Es kreisen Schreiseeadler, Blatthühnchen stapfen über die Wasserpflanzen und zwei Glanzstare gehen lautstark gegen eine Manguste vor, vermutlich ein potenzieller Nesträuber. Wir schauen uns das Ganze eine Zeitlang an und fahren dann nach Süden weiter. Die Gegend wird immer sumpfiger und ist von immer mehr Wasserkanälen durchzogen. Weiter nach Westen liegen Inseln, welche nur durch Durchfahren von Furten zu erreichen sind. Wenn das Wasser hoch steht, kommt man sehr schnell nicht mehr weiter. In etwas trockeneren Zeiten, so wie jetzt im Moment, kann teilweise immer noch Fingerspitzengefühl und auch etwas Erfahrung nötig sein, damit man die Wasserdurchfahrten nicht unterschätzt und im schlimmsten Falle das Auto ertränkt.


An der Ostseite des Jesse's Pool

Wir wollen zur in westlicher Richtung nächstgelegenen Insel, nach Nkwe Island. Vorbei an einigen Impalas, Zebras und einer Gruppe badender und plantschender Elefanten kommen wir südlich vom Jesse's Pool zu einer Flussdurchquerung zu dieser Insel. Diese ist gut machbar, vor allem wenn man nicht schnurgerade der Piste folgt, sondern ein wenig nach rechts ausweicht. Auf der Insel zeigt nun auch das hochgelobte OpenStreetMap nur noch einen leeren Bildschirm ohne irgendwelche Landschaftsstrukturen oder Wege an. Netterweise aber zeichnet das GPS-Gerät den gefahrenen Weg auf und so bildet sich bei unserer Exkursion über Nkwe Island eine Hänsel-und-Gretel-mäßige Brotkrumenspur in Form des Straßennetzes dieser Insel. Dieser müssten wir theoretisch im Notfall nur noch zurück folgen, um wieder gut von der Insel runter zu kommen. Die Wege sind teilweise nur noch als prekär zu bezeichnen, aber das macht ja gerade einen Teil des Reizes aus, hier zu fahren. Auf der Ostseite der Insel kommen wir wieder zum Jesse's Pool, nun halt am anderen Ufer als vorher. Nun befinden wir uns sehr nahe an den träge im Wasser treibenden Hippos. Allgemein sind auf dieser Seite der Insel sehr viele sehr unscheue Tiere unterwegs. Nach einer frechen Meerkatze sehen wir einige Zebras und Elefanten. Auf der Westseite der Insel dagegen halten sich die Tierbeobachtungen etwas in Grenzen.


Meerkatze


Nilpferdfamilie von der Westseite des Jesse's Pool aus gesehen

Während unserer Rundfahrt um Nkwe Island schauen wir uns aus Interesse die verschiedenen Möglichkeiten an, von der Insel wieder herunter zu kommen. Die Querungen, über die man nördlich vom Jesse's Pool wieder zurück nach Xakanaxa käme, sind definitiv nicht zu befahren. Das hatten uns auch schon vorgestern beim Anmelden die Ranger am North Gate so berichtet. Für die im Süden von Nkwe Island gelegenen Furten auf die nächste im Westen gelegene Insel, Dead Tree Island, gilt unserer Abschätzung nach dasselbe. Somit fällt Dead Tree Island definitiv flach. Fast am Ende der Rundfahrt, im Süden der Insel, ist die Piste an einer Engstelle zwischen zwei Bäumen nicht passierbar und wir müssen die Umfahrung in Form eines Gewirrs von Spuren nehmen. Mehr oder weniger gleichzeitig verliert unser GPS-Gerät - wir wissen nicht warum - während eines Wechsels der Zoomstufe die aufgezeichnete Brotkrumenspur. Macht erstmal nichts, denn wir wollten sowieso auf anderem Wege von Nkwe Island runter als wir gekommen sind: im Süden der Insel gibt es zahlreiche nach Osten führende Tracks, die über ein Gewirr von Flüsschen und kleinen Inseln wieder aufs Festland führen. Wir fahren durch zahlreiche Flussdurchquerungen, stoßen aber immer am entscheidenden letzten Schritt, der letzten Furt vor dem Festland, auf zu tiefes Wasser.

Also bleibt nur, so zurück zu fahren wie wir gekommen sind und nun fehlt uns bitter die verloren gegangene Brotkrumenspur. Sowohl die elektronische als auch die gedruckte Karte sind nicht wirklich hilfreich und so müssen wir ein wenig suchen und uns an markanten oder schon gesehenen Landmarken orientieren. Auf dem Weg kommen wir an einer großen Gruppe Zebramangusten vorbei und rollen letztendlich glücklich durch dieselbe Furt wieder von der Insel runter, über die wir vor mehreren Stunden gekommen sind. Da wir noch ein wenig Zeit haben, besuchen wir unseren definitiven Lieblingsspot des Tages nochmal, und zwar den Jesse's Pool mit seinen Hippos. Wir stellen uns auf einen schönen Platz am Ostufer, der offensichtlich auch bei den Betreibern der hiesigen Edel-Lodges nicht unbekannt ist. In Sichtweite stehen insgesamt fünf Tourfahrzeuge, für die Insassen von zweien davon ist sogar eine kleine Bar aufgebaut und es werden Sundowner-Drinks gereicht.

Einen Sundowner-Drink gibt es bei uns nicht und wir können leider nicht bis zum Sonnenuntergang bleiben und brechen daher nach etwas mehr als einer halben Stunde wieder auf. Auf dem Weg nach Hause haben wir noch eine nette Begegnung mit einer Familie Paviane mit einem ganz kleinen Jungen. Bei Sitzen darf das Kleine auf dem Schoß, beim Laufen wird es ganz platzsparend unter dem Bauch geklemmt. Auch wenn wir mit Pavianen im Verlauf der Reise nicht immer die besten Erfahrungen gemacht haben, ist das einfach nur niedlich. Vorbei an vielen Elefanten, Zebras und Kuhantilopen rollen wir um kurz vor Sonnenuntergang ins Camp. Wir bauen das Dachzelt auf, gönnen uns einen kurzen Abendsnack und fallen dann erschöpft ins Bett.
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