08.09.2015: Moremi (Xakanaxa) - Maun - Wünderlich

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8.9.2015: Moremi (Xakanaxa) - Maun
Dies ist leider schon unser letzter Tag im Okavangodelta und er beginnt mit einer unerfreulichen Aufgabe: der Mülleimer neben unserem Stellplatz wurde in der Nacht umgeworfen und der Inhalt großräumig auf der Wiese verteilt. Da ist wohl im Verlauf der Nacht ein sehr neugieriges oder hungriges Tier vorbei gekommen. Wir fühlen uns nicht wirklich verantwortlich, da zum einen schon bei unserer Ankunft der Mülleimer bis oben hin voll mit Hinterlassenschaften der Vorbewohner des Stellplatzes war und zum anderen der Mechanismus, der das Ding vor dieser Art ausleeren schützen soll offensichtlich defekt ist. Da wir aber nicht den Platz in diesem Zustand hinterlassen wollen, beißen wir in den sauren Apfel und räumen in einer leicht ekligen Aktion alles wieder ein und ersetzten den defekten Mechanismus mit einem Ast.

Auf dem Weg vom Campground bekommen wir tatsächlich - wie wir es gestern schon erhofft haben - das Weibchen zur sehr zahmen Sumpfantilope zu Gesicht. Eigentlich sind es sogar zwei Weibchen. Bei fast allen anderen Antilopenarten unterscheiden sich Männchen und Weibchen nicht großartig, außer natürlich in der Tatsache, dass die Männchen Hörner oder ein Geweih tragen. Bei den Sitatungas dagegen haben die Weibchen ein deutlich hellbrauneres Fell als die Männchen. Das sind wirklich sehr schöne Tiere. Wir verlassen Xakanaxa in östlicher Richtung, vorbei an einem alten aufgegeben Flughafen direkt am Eingangstor (die neue Piste haben wir ja schon vor drei Tagen bewundern dürfen) und fahren in Richtung North Gate, also dorthin, wo wir vor drei Tagen den Park auch betreten haben. Dabei halten wir uns dieses Mal soweit es geht nördlich, also so nah am Wasser wie möglich. Auf dem Weg sehen wir einige Elefanten beim Trinken, Baden und Fressen und kommen ansonsten recht ereignislos zu den Dombo Hippo Pools. Hier ist deutlich weniger los als neulich, einzig eine größere Gruppe Antilopen und viele Vögel sind anwesend.


Sitatunga-Weibchen


Morgenstimmung an der alten Landepiste von Xakanaxa


Im Sumpfwald


Die neue Landepiste von Xakanaxa - mit Feuerwehr und VIP-Wartebereich

Weiter geht es nach Osten. An einer Stelle, gar nicht mehr weit vom North Gate entfernt, sehen wir nördlich der Straße einige Geier kreisen. Wo Geier sind, muss es doch auch Aas geben und wo es das gibt, befinden sich möglicherweise auch eines oder mehrere Raubtiere, welche auf der Jagd nach Nahrung das Aas überhaupt erst zu Aas gemacht haben. Wir verlassen die Piste und kommen auf einen kleinen Loop. Nun befinden sich die Geier noch ein wenig westlich von uns. In genau diese Richtung führt eine winzige Sandpiste, in keiner Karte eingezeichnet. Wir fahren langsam weiter und diskutieren, ob es Sinn macht, irgendwelchen kreisenden Vögeln zu folgen uns bis wohin wir das machen wollen. Schließlich befindet sich um uns eine weite Fläche aus hohem Gras. Wie sollen wir dort irgendwelche sich versteckenden Tiere finden?


Badende Elefanten


Elefanten-Portrait


Wasserlandschaft im Moremi Game Reserve

Als wir kurz vor der Entscheidung sind, umzudrehen, sehen wir in den Bäumen links vom Auto, nur ein paar Meter entfernt im Schatten der Äste einen jungen männlichen Löwen liegen. Das Tier hat noch keine voll ausgeprägte Mähne und sieht daher ein wenig wie ein Löwen-Punk aus. Es hat einen Wasserbock erlegt - das sind die schönen Antilopen mit flauschigem Fell, die so aussehen, als hätten sie einen Norwegerpullover an. Dieser Norwegerpullover ist teilweise abgeknabbert und liegt sauber zusammengefaltet als Lunchpaket neben dem Löwen. Der Löwe macht offensichtlich eine Art Verdauungsschlaf. Man muss schon ein wenig warten, bis er ab und zu den Kopf reckt und sich umschaut. Und dann legt er sich wieder hin. Zum Aufstehen kann er sich leider gar nicht durchringen. Wir sehen uns das Ganze über einen langen Zeitraum an und stellen fest, dass sich einige hundert Meter vor uns ein temporäres Camp eines Safarianbieters befindet. Aus der Entfernung kann man ein Zelt erahnen, auch herumlaufende Bedienstete (die Gäste sind vermutlich unterwegs auf einer Safari) und einmal kommt uns tatsächlich ein Geländewagen entgegen. Nachdem wir uns satt gesehen haben geht es weiter Richtung North Gate.


Junger Löwe

Beim Versuch, uns so weit wie möglich nördlich zu halten, ist unser GPS-Gerät mit dem OpenStreetMap-Kartenmaterial eine sehr große Hilfe. Die Landschaft ist richtig toll: links das gelbe Gras der Marschlandschaft und rechts ein lichter Laubwald mit skurrilen Termitenhügeln. Leider machen sich hier die Tiere etwas rar, auch wenn es die perfekte Löwengegend wäre. Kurz vor dem North Gate sehen wir immerhin noch einen trinkenden Pavian, einen Reiher sowie in einiger Entfernung ein paar Elefanten. Am North Gate statten wir wieder der Tabelle gesichteter Tiere einen Besuch ab, können diese aber nicht ergänzen, da unser junger Löwe schon eingetragen ist. Die Sichtung fand um 8:30 in der Früh statt, also etwa zweieinhalb Stunden, ehe wir das Tier gefunden haben.


Piste im Moremi Game Reserve


Jagender Graureiher

Vom North Gate aus folgen wir der Transit Road etwa 30 Kilometer schnurgerade nach Südwesten direkt zum South Gate. Und damit an all den schönen Gegenden der Moremi Game Reserve und des Okavangodeltas vorbei, die wir uns in den letzten Tagen anschauen konnten. Im Verlauf dieser Strecke haben wir kaum Tierbeobachtungen. Witzigerweise treffen wir erst dann wieder auf größere Ansammlungen von Wildtieren, als wir den Park verlassen haben, und zwar auf viele Elefanten und Giraffen. Außerhalb der Moremi Game Reserve sind die Straßen allgemeinen etwas breiter und besser in Schuss als im Park, allenfalls das eine oder andere Mal mit recht welliger Oberfläche. Etwa 33 Kilometer hinter dem South Gate kommen wir zu einer Kontrolle an einem südlichen Buffalo Fence. Fleisch haben wir keines mehr, schließlich waren wir zuletzt in Kasane beim Einkaufen. Der nette Kontrolleur hält uns für so glaubwürdig, dass er auf eine Kontrolle unserer tatsächlich fast nicht mehr vorhandenen Nahrungsvorräte verzichtet.


Auf der Transit Road geht es schnurgerade in Richtung Maun


Giraffe

Kurz vor der Ortschaft Shorobe, noch etwa 40 Kilometer von Maun entfernt, kommen wir wieder aus Asphalt. Ein wirklich ungewöhnliches Gefühl. Maun ist der wichtigste Startpunkt für Safaris in das Okavangodelta. Die Ortschaft besitzt etwa 50000 Einwohner und auch wenn es kein richtiges Stadtzentrum gibt, erscheint Maun uns sehr groß, trubelig und anstrengend. An der Stelle, die noch am ehesten dem Stadtzentrum entspricht, gibt es einen riesigen Kreisverkehr und darum recht locker verstreut große Autohäuser und Supermärkte. Nein, da hatte Kasane deutlich mehr Charme. Wenn es überhaupt im Verlauf dieser Reise eine Fehlbuchung gegeben hat, dann ist es hier in Maun. Nach den Tagen im Okavangodelta haben wir mit Absicht keine der zahlreichen Safarilodges in direkter Nähe von Maun gebucht, sondern sind in das zentral gelegene angeblich edelste Hotel der Stadt gegangen, welches Teil eines zusammengewachsenen Konglomerats aus Supermarkt, Autowerkstatt, Restaurant und Hotel ist. Das Ganze ist nicht schlecht, wirkt aber etwas abgewohnt und nun in der Nebensaison auch seltsam leer. Und eine Innenstadt, in die man am Abend noch spazieren gehen könnte, gibt es hier auch nicht wirklich. Daher beschränken wir uns auf etwas Ausspannen im Garten des Hotels, dann gibt es ein leckeres Abendessen und danach zum ersten Mal seit einigen Tagen ein echtes Bett zum drin schlafen.
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