18.08.2015: Lüderitz - Namtib Desert Lodge - Wünderlich

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18.8.2015: Lüderitz - Namtib Desert Lodge
Für unsere Verhältnisse schlafen wir recht lange aus. Im Stadtgebiet von Lüderitz gibt es eben keine Tiere, die man zum Sonnenaufgang beobachten kann. Wir bekommen ein sehr gutes Frühstück und unterhalten uns dann noch einige Zeit mit der Wirtin unseres B&B. Das Gebäude war früher das Versammlungshaus der hiesigen Freimaurer, wurde dann länger privat benutzt ehe es einige Zeit leer stand und teilweise verfiel. Die jetzigen Besitzer haben alles wieder hergerichtet und in die schöne Unterkunftsmöglichkeit verwandelt, in der wir übernachtet haben. Prima. Wir werden herzlich verabschiedet. Ehe wir Lüderitz wieder verlassen, machen wir aber noch einen vormittäglichen Spaziergang durch das Städtchen und nutzen die Gelegenheit uns Geld aus einem Automaten zu ziehen und unsere Vorräte aufzustocken. Der hiesige Supermarkt ist zwar gut sortiert, aber gescheites Fleisch für unseren Grill finden wir keines. Unser Auto hat auch Bedarf an Verpflegung und wird mit Diesel vollgetankt.


Alte Lesehalle und Turnhalle von Lüderitz

Durch die direkt hinter der Stadt befindliche Dünenlandschaft fahren wir entlang der Anreiseroute von gestern wieder zurück nach Osten. Allerdings fahren wir vorerst nicht sonderlich weit, denn etwas mehr als zehn Kilometer hinter dem Ortsausgang von Lüderitz kommen wir nach Kolmannskuppe. Hier sind wir gestern noch vorbei gefahren und wollen uns nun diese alte Minenstadt genauer anschauen. In den Jahren 1905 und 1906 wurde die Eisenbahnlinie zwischen Lüderitz und Aus errichtet. Einige Jahre später, 1908, entdeckten zwei Eisenbahnarbeiter direkt am Bahnhof Grasplatz durch Zufall einen Diamanten. Der Abbau von Diamanten ließ eine Bergbaustadt entstehen, die zeitweise als die reichste Stadt Afrikas galt - und das mitten in der Wüste. Die Blütephase von Kolmannskuppe war aber rasch wieder vorbei, da die leicht zugänglichen Diamanten der örtlichen Diamantenfelder rasch abgeerntet waren und der Diamantenabbau weiter nach Süden zog, in ein Gebiet, welches teilweise heute noch als Diamantensperrgebiet deklariert ist. Aber auch heute noch werden hier Diamanten gefördert. Direkt neben den Ruinen von Kolmannskuppe stehen die modernen Gebäude eines Bergbau Joint-Ventures welches zur Hälfte dem namibischen Staat gehört. Das Verlassen von Kolmannskuppe nach Süden ist daher verboten und beim Betreten und Verlassen der Ruinenanlagen wird streng kontrolliert. Wer weiß, es könnten ja Besucher einen Diamanten finden und mitnehmen wollen...

Wir sind gerade rechtzeitig für eine der Führungen durch Kolmannskuppe da und laufen diese mit. Es wird von der Geschichte der Ortschaft erzählt, von dem Luxus, in dem die Arbeite lebten. Interessant auch, wie schnell technische Neuerungen hierher kamen. Kolmannskuppe hatte beispielsweise das erste Elektrizitätswerk in ganz Namibia. Der Strom wurde schlicht benötigt, um das diamanthaltige Gestein zu waschen. Auch gab es die erste Röntgenstation Afrikas - und auch diese wurde aus einem ganz pragmatischen Grund angeschafft: es wurden Arbeiter durchleuchtet, um runtergeschluckte Diamanten zu finden. Es gab eine Kegelbahn, ein großes Krankenhaus und vieles mehr. Nach der Führung können wir uns ausführlich auf eigene Faust umschauen. Die alten Ruinen sind sehr beeindruckend, insbesondere an den Stellen, wo sich die Wüste ihr Territorium zurückerobert. Durch Türen und Fenster dringt der Sand und türmt sich im Inneren der Gebäude teilweise hoch auf. Einige Gebäude sind schon komplett im Sand verschwunden. Darum gibt es auch eine eherne Regel für die touristischen Besucher: beim Betreten eines hergerichteten Gebäudes immer sofort die Türe hinter sich zu machen. Hergerichtet bedeutet, dass einige Gebäude partiell wieder instand gesetzt wurden oder vom Sand frei geräumt. Eine alte Villa wurde sogar fast vollständig renoviert. Hierbei wurde aber unserer Meinung nach leicht übertrieben. So wurden zum Beispiel wunderschöne Bordüren an den Wänden einfach überpinselt.


Schablonenmalerei in der Kegelbahn von Kolmannskuppe


In einem Haus in Kolmannskuppe


Direktorenvilla in Kolmannskuppe

Gegen Mittag brechen wir aus Kolmannskuppe wieder auf. Hingen am Morgen noch einige Wolken am Himmel, so ist dieser nun wieder makellos blau. Die Strecke nach Aus kennen wir ja schon von gestern - wir kommen auch wieder an einigen Wildpferden vorbei. Da wir in Lüderitz kein gescheites Grillfleisch bekommen haben, besuchen wir in Aus eine kleine Metzgerei und kaufen uns ein paar Scheiben Fleisch. Kurz hinter Aus verlassen wir die B4 und biegen nach Nordosten auf die F605 in Richtung Helmeringshausen ab. Diese Straße ist eine schöne Schotterpiste und führt uns im lustigen Bergauf und Bergab in Richtung der Tirasberge. Links und rechts der Straße sehen wir immer wieder in einiger Entfernung Wildtiere. Einmal zwei Strauße, die aber - wie sie es eigentlich immer tun - recht schnell wegrennen als wir uns nähern. Wir schauen den Tieren hinterher und erkennen, dass es sich in Wirklichkeit nicht um zwei Strauße handelt, sondern um zwei ausgewachsene Tiere und zwei kleine Jungvögel. Süß. Nach etwa 55 Kilometern auf der F605 biegen wir nach links ab und folgen ab dort der D707. Und diese entpuppt sich als der schönste Streckenabschnitt, auf dem wir in Namibia bisher unterwegs waren. Rechts von uns stehen immer die Tirasberge, links zunächst auch noch Ausläufer dieses Gebirgszuges und später eine flache Ebene, in einiger Entfernung begrenzt von der Wüstenlandschaft des Namib-Naukluft Nationalparks. Wir sehen viele Tiere, in der Mehrzahl handelt es sich um Oryx-Antilopen.


Auf der B4 durch die Namib


Auf der F605 nähern wir uns den Tirasbergen


Strauß mit Jungtier (links)


Eine Rüppeltrappe

Unser Tagesziel ist die Namtib Desert Lodge, welche wir von der D707 aus über eine 12 Kilometer lange Stichstraße erreichen. Am Rande dieser Straße sehen wir wieder viele Oryxe und zwei Springböcke. Die Lodge selber ist eine zwar schlichte aber wunderschön und sehr liebevoll angelegte Anlage, in einen Talkessel in den Ausläufern der Tirasbergen geschmiegt. Wir werden sehr freundlich begrüßt und bekommen von Linn, der Betreiberin der Lodge, die verschiedenen Wanderwege in der Gegend erklärt. Wandern? Prima, das lassen wir uns nicht zweimal sagen. Das Gepäck wird ins Zimmer geräumt, die Stiefel geschnürt und los geht's. Wir laufen eine kurzen Trail, welcher von der Lodge zum Gipfel des direkt nebenan befindlichen Berges führt. Vom Gipfel aus haben wir einen tollen Blick auf die Tirasberge und die davor befindliche Ebene. Auf der Rückseite des Berges geht es lustig wieder bergab, um den Berg herum und wieder zurück zur Lodge. Eine zwar sehr schöne Wanderung, aber wir sind etwas enttäuscht, dass es zu keinen Tierbeobachtungen gekommen ist. Zum Trost wollen wir es uns auf der lodgeeigenen Sundowner-Plattform gemütlich machen. Eine ähnliche Idee hatte scheinbar auch ein Pärchen von Klippspringern. Diese Zwergantilopenart ist zwar geringfügig größer als Steinböckchen, aber aufgrund des fein geschnittenen Gesichts fast noch niedlicher. Wir machen es uns auf Liegestühlen bequem und beobachten über eine längere Zeit die beiden Tiere, welche scheinbar hier heimisch sind und ohne jede Scheu über die Felsen kraxeln und hüpfen.


Die Namtib Desert Lodge


Aussicht auf die Tirasberge


Ein Klippspringer


Sonnenuntergang über den Tirasbergen

Um sieben Uhr gibt es Abendessen. Es ist nicht viel los. Neben Linn sind nur noch zwei andere Gäste da: ein Ehepaar aus Frankreich. Er ist momentan für seinen Arbeitgeber einige Zeit in Südafrika tätig. Sie ist zu Besuch da und gemeinsam wird ein Urlaub veranstaltet. Der Chef des Hauses ist beim Einkaufen und so etwas kann hier durchaus auch über Nacht dauern. Bis wir zu Bett gehen, kommt er jedenfalls nicht zurück. Linn erzählt uns, dass die Farm von den Eltern ihres Mannes aufgebaut wurde und vor etwa fünf Jahren von den beiden übernommen wurde. Die Küche ist sehr gut und die Portionen sind mehr als reichlich. Gemeinsam mit den anderen verbringen wir einen sehr netten und geselligen Abend und gehen danach ins Bett.
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