27.10.2011: Santiago de Chile - Petrohue - Wünderlich

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Donnerstag, 27.10.2011: Santiago de Chile - Petrohue
Noch sind es mehrere Stunden zum ursprünglich geplanten Flugtermin und wir machen uns noch keine Sorgen. Die Sorgen nehmen allerdings zu, als wir in regelmäßigen Abständen nachfragen und immer weiter vertröstet werden. Erschwerend kommt dazu, dass Katharina trotz rudimentärer Spanischkenntnisse noch so ihre Schwierigkeiten hat, das chilenische Spanisch zu verstehen. Und das Niveau von Dirks Spanisch ist noch etliche Stufen unterhalb von rudimentär einzustufen. Die anfänglichen sprachlichen Probleme sind wohl auch die Ursache für ein beinahe folgenschweres Verständigungsproblem: Irgendwann scheinen uns nämlich die sichtlich gestressten Flughafenangestellten nicht mehr gesagt zu haben, dass wir in einer Stunde ("una hora") wiederkommen sollen, sondern, dass wir um ein Uhr ("una hora") zum Einchecken kommen sollen. Zum Glück fällt uns auf, dass die anderen auf denselben Flug wartenden Passagiere zum Schalter gehen. Wir fragen noch mal direkt an der Schlange zum Baggage Drop nach und können letztendlich einchecken. Uff, Glück gehabt.


Dieser Flieger bringt uns letztendlich - trotz Vulkanasche - nach Puerto Montt.

Wie viel Glück wir tatsächlich hatten, haben wir erst später durch unser Reisebüro erfahren: Wegen einer vom Vulkan Puyehue ausgestoßenen Aschewolke waren für mehrere Tage fast alle Flüge nach Puerto Montt und zu weiter südlich gelegenen Zielen ausgefallen. Die aktuelle Ausbruchserie dieses Vulkans begann Anfang Juli 2011 - damals waren auch in der deutschen Presse Bilder von dicken Ascheschichten in der etwas mehr als 40 Kilometer entfernten argentinischen Stadt Villa la Angostura zu sehen. Die Aschewolke des Juli-Ausbruchs umrundete mehrfach den Erdball und sorgte sogar mehrmals für Flugausfälle in Australien.

Wir starten in Santiago bei herrlichem Sonnenschein, leider zieht auf dem Flug nach Süden der Himmel immer mehr zu. Dass gerade das regnerische Wetter im Süden unseren Flug überhaupt erst ermöglicht hat, indem es die Asche aus der Luft gewaschen hat, wird uns erst später bewusst. Wir haben eine äußerst nette Sitznachbarin: Eine ältere Amerikanerin, die in einer geführten Reisegruppe unterwegs ist, die sich in den kommenden Tagen das chilenische Seengebiet anschauen wird. Ob wir uns dabei über den Weg laufen werden?


Unterwegs von Santiago de Chile Richtung Süden.

Der Flughafen von Puerto Montt ist winzig und nach ein paar Minuten Wartezeit haben wir - mit unserem Gepäck in der Hand - die erste Phase der Anreise glücklich überstanden. Nun brauchen wir noch unseren Mietwagen. Diesen hat unser Reisebüro bei einer kleinen Agentur gemietet - persönliche Übergabe inklusive. Nach einigem Umherschauen finden wir tatsächlich einen netten Herrn mit einem Schild auf dem Dirks Nachname steht. Dieser führt uns direkt zu zwei Pick Ups direkt vor dem Terminal - unserer ist leider der deutlich ältere und einfachere von den beiden. Das Auto ist aber völlig in Ordnung - auch der bestellte Reservekanister und der zweite Reservereifen sind da.


Unser Pick Up.


Unterwegs auf der Panamericana Richtung Norden.

Wir fahren los - durch den Regen zunächst ein Stück Richtung Puerto Montt. Aufgrund des Regens schauen wir uns diese Stadt gar nicht erst an und fahren gleich nach Norden weiter. Dabei sind wir auf der Ruta 5 unterwegs, der längsten Autobahn von Chile, die von der peruanischen Grenze bis nach Puerto Montt führt. Hier entspricht diese Autobahn auch der legendären Panamericana. Nach knapp 15 Kilometern durch eine sehr mitteleuropäisch wirkende Landschaft erreichen wir das Städtchen Puerto Varas, direkt am Ufer des Lago Llanquihue gelegen - das ist der zweitgrößte See von Chile. Hier lassen wir uns den Stadtbummel nicht vom Wetter verderben. Die hübsche Stadt zeigt deutliche Spuren der Besiedlung durch ausgewanderte Deutsche: Die Kirche könnte so ähnlich auch irgendwo im Schwarzwald stehen - auch wenn dann die Fassade sicherlich aus Stein oder Holz bestehen würde und nicht aus Wellblech.


Wellblechkirche in Puerto Varas.


Unterwegs in Puerto Varas.

Wir parken unser Auto nahe dem Seeufer. Von hier aus müsste man bei gutem Wetter den am anderen Seeufer stehenden Vulkan Osorno sehen können - immerhin über 2600 Meter hoch. Leider ist momentan nur ein winziger Teil einer Flanke des Vulkans zu sehen - schade. Wir laufen einen Trail, der an wichtigen historischen Gebäuden von Puerto Varas vorbei führt. Auch an diesen ist der deutsche Einfluss deutlich zu erkennen. Wir finden sogar die Vorbereitungen zu einem Oktoberfest - witzigerweise ist die Dekoration dabei nicht in weiß-blau gehalten, sondern komplett in schwarz-rot-gold. Der Regen ist inzwischen leider deutlich stärker geworden und erreicht die Ausmaße eines veritablen Regengusses. Wir stellen uns zunächst kurz unter das Dach eines Geschäfts für Autozubehör und flüchten dann in einen Supermarkt, wo wir uns mit ersten Vorräten für den weiteren Reiseverlauf eindecken.


Puerto Varas.


Casa Kuschel in Puerto Varas.

Die letzte Etappe des heutigen Tages führt uns auf einer schmalen Straße an der Südseite des Sees nach Osten - in Richtung des Osorno. Die Straße ist zwar asphaltiert, weist aber einige ziemlich fiese Schlaglöcher auf. Nach einigen Kilometern kommen wir dann an eine ziemlich lange Baustelle, hier wird der löchrige Asphalt erneuert. Und Dirk beginnt gleich damit, seinen spanischen Wortschatz zu erweitern: Die Aufschrift "PARE" auf dem achteckigen roten Schild, welches uns an einigen Stellen von Beauarbeitern vor die Nase gehalten wird, ist jedenfalls sehr leicht zu übersetzen. An der Ortschaft Ensenada biegen wir ab in Richtung unseres heutigen Tagesziels, dem Lago Todos los Santos. Wir fahren durch dichten Regenwald. Bis zu den Saltos de Petrohue im Parque Nacional Vicente Pérez Rosales ist die Straße gut geteert. Hier staute der vor vielen Jahren bei einem Ausbruch des Osorno ausgeworfene Lavastrom den Rio Petrohue auf. Es entstand der Lago Todos los Santos und als sich das Wasser einen Weg durch die erkaltete Lava bahnte auch äußerst spektakuläre Wasserfälle und Stromschnellen. Leider ist der offizielle Aussichtspunkt schon geschlossen, aber wir kommen ja morgen noch mal hier vorbei. Im Verlauf der verbleibenden Strecken - nun auf Ripio (spanisch für Gravel) - können wir noch den einen oder anderen schönen Blick auf die Stromschnellen des Rio Osorno erhaschen.


Ufer des Lago Llanquihue.


Hier müsste jetzt eigentlich ein Vulkan zu sehen sein.

Am Ufer des Lago Todos los Santos endet die Straße. Von hier aus geht es nur mit dem Schiff über den See zur Ortschaft Peulla und letztendlich weiter nach Argentinien. Auf unserer Seite des Sees befindet sich die Ortschaft Petrohue, welche sich als ein Kiosk am Anlegesteg, ein Privathaus und als drittes unser Hotel - eine tolle und edle Lodge - entpuppt. Nachdem wir eingecheckt haben, spazieren wir noch kurz zum Seeufer. Der direkt hinter dem Hotel stehende Osorno versteckt sich immer noch hinter Wolken. Der Blick in die andere Richtung - über den See auf die umgebenden Berge ist aber trotz der trüben Stimmung wunderschön. Dieser Ort wäre eine hervorragende Kulisse für Fantasyfilme. Wir bleiben einige Zeit und realisieren währenddessen langsam, dass wir wieder einmal an einem entgegengesetzten Ende der Welt angekommen sind. Dann geht es aber schnell ins Zimmer und ins Bett - immerhin waren wir nun mehr als 44 Stunden wach.


Die Petrohue Lodge.


Mystische Abendstimmung am Lago Todos los Santos.

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