12.11.2011: El Calafate - Wünderlich

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Samstag, 12.11.2011: El Calafate
Heute steht die Bootsfahrt auf dem Programm, für die wir gestern Abend in El Calafate die Tickets gekauft haben. Wir haben uns für die "Rios del Hielo"-Tour entschieden, im Verlauf derer die verschiedenen Gletscher am Nordteil des Lago Argentino angefahren werden. Für 155 Pesos pro Person mehr hätten wir eine andere Tour buchen können, die mit einem schnelleren Schiff bei identischer Abfahrts- und Ankunftszeit exakt die gleiche Route nimmt, aber zusätzlich noch den Glaciar Perito Moreno besucht. Aber da waren wir ja gestern schon. Angeblich sollte es an unserer Hosteria ab sieben Uhr Frühstück geben - es ist uns allerdings gestern Abend zu spät aufgefallen, dass wir beim Einchecken nicht gefragt worden sind, wann wir genau frühstücken wollen. Dass wir in der Folge auch jetzt um vierten nach sieben vor verschlossenen Türen stehen, scheint nicht ganz normal zu sein. Der Mensch von der Hosteria, der nach ein paar Minuten auftaucht ist nämlich auch etwas verwundert und beginnt hektisch zu telefonieren. Wie er uns erklärt, müsste eigentlich jemand von der Küche hier sein und wir sollen doch noch ein wenig warten. Leider können wir das nicht, da wir mit etwas zeitlichem Sicherheitsabstand vor der Abfahrt unseres Bootes am Puerto Bandera sein müssen bzw. wollen. Daher lassen wir das Frühstück heute mal komplett ausfallen.


Unterwegs auf der Ruta 11 nach Puerto Bandera.

Nach ein paar Minuten Fahrt, zunächst auf der selben Route wie gestern während der Fahrt zum Glaciar Perito Moreno, ab der Straßengabelung an der Peninsula Magellanes auf der nach Norden führenden Ruta 8 erreichen wir das am Südufer des Lago Argentino gelegene Puerto Bandera. Es ist noch deutlich vor der Abfahrtszeit der Schiffe und wir sind erstaunt ob der riesigen Menge an Reisebussen und auch Menschen, die hier rumstehen. Wie sich herausstellen wird, hat allerdings ein großer Teil der anderen Touristen die längere Schifffahrt gebucht, die parallel von zwei sehr vollen Schiffen ausgeführt wird, während unser Boot zu maximal einem Drittel gefüllt ist. Aber der Reihe nach: Zunächst stellen wir unseren Pick Up auf dem kleinen Parkplatz des Hafens ab. Beim Aussteigen fällt uns ein kleines, offensichtlich verletztes Tier auf, das leicht humpelnd durch die dem Parkplatz angrenzende Wiese flüchtet. Ein patagonisches Stinktier. Diese Art Stinktiere unterscheidet sich von ihren bekannteren nordamerikanischen Verwandten vor allen durch das leicht rötlichbraune Fell.


Ein patagonisches Stinktier.

Die Tickets für die Bootsfahrt haben wir gestern schon bezahlt aber da uns die Route des Boots bis in den Bereich des Parque Nacional los Glaciares führen wird, ist natürlich auch hierfür Eintritt fällig - noch mal wie gestern während unserer Fahrt zum Glaciar Perito Moreno 100 Pesos pro Person. Nach kurzer Wartezeit bezahlen wir diese fällige Gebühr an einem Häuschen der Nationalparkverwaltung. Wir müssen erneut ein wenig warten und um viertel nach acht beginnt das Boarden der Schiffe. Unser Schiff besitzt eine große und verglaste Panoramakabine, in der wir zunächst Platz nehmen müssen. Im weitern Verlauf der Fahrt werden dann sukzessive auch das um dieses Panoramadeck herum führende Außendeck und das eine Stockwerk höher befindliche Aussichtsdeck freigegeben. Um neun Uhr geht es endlich los, zunächst nach Norden. Nach ein paar Minuten biegt das Boot scharf nach Westen ab, in Richtung Boca del Diablo, der mit etwa 800 Metern Breite engsten Stelle des Lago Argentino.


Rückblick auf den Boca del Diablo.

Der Arm des Sees, in dem wir hinter dem Boca del Diablo zunächst unterwegs sind, heißt Brazo Norte. Hier befinden sich auf beiden Seiten des Sees mehr oder weniger hohe Berge. Es schwimmen auch schon die ersten Eisberge im See, interessant türkisgrün schimmernd. Das Wetter ist wieder sehr gut. In einem blauen Himmel hängen vereinzelte Wolken, vor allem an den Gipfeln der Berge. Auf dem See macht sich der für Patagonien so typische heftige Wind besonders stark bemerkbar. Das Boot muss teilweise schon sehr stark kämpfen, um gegen die heftigen Wellen voran zu kommen. Und beim Aufenthalt auf den äußeren Decks müssen sich die Passagiere manchmal sehr bemühen, um von den heftigen Böen nicht einfach weggeweht zu werden. Die vom Bug des Boots aufgeworfene Gischt wird teilweise in großen Wasserwolken bis auf das obere Aussichtsdeck getragen. Das führt zu hektischen Ausweichmanövern vor allem bei den Besitzern von Kameras. Und wenn das Ausweichmanöver nicht erfolgreich war, folgt ein ebenso hektisches Putzen des Kameraobjektivs.


Unterwegs auf dem Lago Argentino.

Am Ende des Brazo Norte sollte die Fahrt eigentlich in den Brazo Upsala führen, den Arm des Sees, in den der riesige Glaciar Upsala fließt. Von diesem Gletscher ist allerdings vor einigen Jahren ein größeres Stück Eis abgebrochen, dessen Einzelteile sich als unüberwindbare Barriere an den Eingang des Brazo Upsala geschoben haben. Somit können wir weder zum Glaciar Upsala noch zum benachbarten Glaciar Onelli fahren. Das ist zwar sehr schade, aber halt einfach nicht zu ändern. Auf diese Einschränkung wurden wir auch mehrfach sehr deutlich beim Kauf der Tickets hingewiesen. Immerhin steuert der Kapitän das Boot so nah es geht an die aus vielen großen türkisfarbenen Eisbergen bestehende Barriere heran. Hinter dieser Barriere lässt sich in einiger Entfernung die riesige Eisfläche des Glaciar Upsala erahnen.


Diese Eisbarriere macht die Fahrt zu Glaciar Upsala und Glaciar Onelli unmöglich.

Wir biegen in den fjordartigen Canal Spengazzini ab, in dessen südlichen Ende der Glaciar Spengazzini mündet. Auf der Fahrt durch diesen Seitenarm des Lago Argentino kommen wir am rechts von uns liegenden Glaciar Seco vorbei, einem durch ein relativ schmales Tal fließenden Seitenarm des Glaciar Spengazzini.


Der relativ kleine Glaciar Seco.

Direkt danach folgt, auch auf der rechten Seite, der Cerro Peineta, ein 2450 Meter hoher schroffer und komplett vergletscherter Gipfel. Dieser Gletscher geht über in die Flanke des aus dem südpatagonischen Eisfeldes gespeisten Glaciar Spegazzini, der nun direkt vor uns liegt.


Die vergletscherte Kuppe des Cerro Peineta.

Dieser Gletscher ist zwar um einiges kleiner als der Glaciar Upsala aber dennoch sehr beeindruckend. Ähnlich dem Glaciar Perito Moreno handelt es sich um einen relativ flachen und breiten Eisfluss, der sich direkt in den See ergießt. Wie gestern sind wir begeistert von der sauberen weißen bzw. türkisgefärbten Farbe des Gletschers und dessen Wildheit. Im Gegensatz zur relativ flachen und zahmen Oberfläche vieler Gletscher in den Alpen, vor allem den Ostalpen, besteht die Oberfläche hier ausschließlich aus Rissen, Eisbrocken und einzeln stehenden Seracs, Türmen aus Eis, die durch vollständige Zersplitterung des umgebenden Eises entstanden sind.


Glaciar Spegazzini mit zwei anderen Schiffen (die kleinen weißen Punkte links).


Wir fahren näher an den Glaciar Spegazzini heran.

Beeindruckend ist auch die hohe Gletscherfront. Praktischerweise sind die beiden schnelleren Boote schon da, so dass sie sich schon aus einiger Entfernung als Maßstab für die gewaltige Größe dieses Naturschauspiels verwenden lassen. Der Kapitän steuert das Boot so nah es geht an den Gletscher heran. Dabei bieten sich immer wieder neue und beeindruckende Blicke auf das Eis.


Eisfront des Glaciar Spegazzini.

Was uns besonders fasziniert, ist der starke Kontrast zwischen dem unwirtlichen Gletschereis und dem linkerhand davon befindlichen grün mit Gras und Bäumen bewachsenen Berghang. Wir haben ein paar Minuten Aufenthalt und dann geht es wieder zurück. Während der Rückfahrt ist es erheblich weniger windig als im Verlauf der Hinfahrt. Wir sehen wieder jede Menge Eisberge.


Auf der Rückfahrt nach Puerto Bandera.

Am Hafen von Puerto Bandera kommen - wie angekündigt - alle drei Boote gleichzeitig wieder an. Wieder gibt es eine große Ansammlung von Reisebussen, in die ein Großteil der Bootspassagiere strömt. Wir haben es nicht eilig, freunden uns vor der Abfahrt kurz noch mit der Hafenkatze an und fahren dann zurück zu unserer Hosteria. Als wir dort wegen dem heutigen Abendessen und auch dem morgigen Frühstück nachfragen bekommen wir - ohne das Thema von uns aus anzusprechen - eine deutliche Entschuldigung wegen des ausgefallenen Frühstücks, inklusive der Zusage, als Entschädigung auf das heutige Abendessen einen Rabatt von 50 % zu bekommen. So heftig wäre das nicht nötig gewesen, aber wir wehren uns natürlich auch nicht dagegen. Vor dem Abendessen schauen wir uns noch etwas das Gelände der Estancia an. Es gibt einen schöne Rosen- und Kräutergarten und dahinter einen Zugang zum Strand des Lago Argentino. Während des Spaziergangs dorthin werden wir von den beiden sehr anhänglichen Hunden des Anwesens begleitet. Wir haben unsere liebe Mühe, die Hunde beim Ziel unserer kleinen Runde wieder loszuwerden: Direkt auf dem Gelände der Hosteria befindet sich ein kleiner Teich, an dem ein Vogelhaus angelegt wurde. Dabei handelt es sich um einen kleinen Holzverschlag, in den man sich setzen kann, um die Vögel auf dem Teich zu beobachten. Das machen wir und sehen einen Schwarzhalsschwan, diverse Entensorten, jede Menge Blesshühner, Ibisse, Gänse, Möwen und noch jede Menge anderes Getier. Wir bleiben fast eine Stunde und können während dieser Zeit nicht nur die Vögel beobachten. In einiger Entfernung auf der anderen Seite des Teichs bekommen einige Tagesbesucher der Estancia gerade gezeigt, wie Schafe zusammengetrieben werden. Auch ein interessanter Anblick.


Schwarzhalsschwan auf dem Teich unserer Hosteria.

Auf dem Rückweg zur Hosteria treffen wir noch ein direkt durch den Garten laufendes sehr junges Lamm und sind froh, kein Lammfleisch vorbestellt zu heben. Das Abendessen findet im schön eingerichteten Restaurantbereich der Hosteria statt und ist sehr lecker. Die Tagesgäste sind auch da und für diese wird wieder volles Programm abgezogen. Somit kommen auch wir in den Genuss einer recht netten Tangovorführung.
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