22.11.2011: Ushuaia - Porvenir - Wünderlich

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Dienstag, 22.11.2011: Ushuaia - Porvenir
Heute schlafen wir ein klein wenig länger aus, frühstücken, bezahlen unser Hotel und fahren los. Auf derselben Stecke, über die wir vor zwei Tagen gekommen sind, geht es nach Osten aus der Stadt heraus und in die Berge. Das Wetter ist ähnlich wie gestern: Wolkig aber trocken, so dass wir die heute Vormittag geplante Wanderung zur Laguna Esmeralda im Valle Tierra Mayor in Angriff nehmen können. Unser Wanderführer beschreibt detailliert, wie man mit dem Bus oder Taxi zum an einer Schule für Schlittenhunde gelegenen Ausgangspunkt der Wanderung gelangt. An eine Anfahrtsbeschreibung für Autofahrer hat leider niemand gedacht und wir kommen bei der Suche nach dem Trailhead ziemlich ins Schwimmen. Nachdem wir ein paar Minuten von einem falschen Parkplatz aus einem recht interessanten Trail ins Nichts gefolgt sind, finden wir letztendlich doch die Einfahrt zum Valle des Lobos, der Schlittenhundeschule mit angeschlossenem Cafe und Restaurant. Direkt vor uns sind drei Jungs da, die sich mit dem Taxi haben herfahren lassen. Als die drei am Cafe vorbeimarschieren wollen, werden sie vom Cafe aus zurückgepfiffen: Für die Wanderung ist eine Registrierung nötig und es werden zehn Pesos Eintritt pro Person fällig. Dafür gibt es eine kleine kopierte Karte des Wegverlaufs sowie eine mündliche Beschreibung.

Der Trail führt uns zunächst an den Huskies der Schule vorbei, an blaue Plastiktonnen angebunden und zu unserer großen Verwunderung trotz schon ziemlich fortgeschrittenem Vormittag noch ziemlich schläfrig. Weiter geht es durch ein kurzes Stück Wald, über eine wackelige kleine Holzbrücke und auf eine offene und mit Peat Bogs bedeckte Fläche. Wie wir vorgestern im Parque Nacional Tiera del Fuego festgestellt haben, handelt es sich bei Peat Bogs um eine Art Moor und daher gestaltet sich der Weg dementsprechend schlammig und matschig. Wir kommen vorbei an mehreren großen Biberdämmen, hinter denen sich beeindruckende Seen aufgestaut haben. Leider bekommen wir aber keinen der Bauherren der Dämme zu Gesicht.


Biberdamm entlang des Trails zur Laguna Esmeralda.

Weiter geht es in einen Wald, hier führt der Weg ein kurzes Stück relativ steil bergauf, ehe wir eine zweite Moorfläche erreichen. Es sind relativ viele Vögel unterwegs, vor allem die frech vor uns rumhüpfenden Magellanämmerlinge sind sehr auffällig.


Ein Magellanämmerling.

Ein letztes Stück führt der Weg auf eine Felsbarriere hinauf und dann sind wir an der Laguna Esmeralda angelangt. Dabei handelt es sich um einen wunderschönen See, eingerahmt von schneebedeckten Bergen. Direkt hinter dem See hängt ein Gletscher, der Glaciar Ojo del Albino. Das Wasser der Laguna Esmeralda ist schön grün gefärbt und steht damit in deutlichen Gegensatz zu den vielen türkisgefärbten Gletscherseen, die wir im Verlauf unserer Reise gesehen haben. Leider ist das Wetter immer noch nicht wirklich gut, so dass wir auf die Möglichkeit verzichten, denn See zu umrunden um noch ein Stück in Richtung des Gletschers zu marschieren. Wir genießen ausgiebig die Stimmung und brechen dann wieder auf.


Die Laguna Esmeralda.

Der Rückweg zur Hundeschule gestaltet sich etwas abenteuerlicher als der Hinweg: Der Mensch, der uns die Karte in die Hand gedrückt hat, hat uns erklärt, dass wir zurück auch etwas abseits des Weges laufen könnten, wenn wir uns nur am Fluss orientieren und diesen niemals überqueren. Das klappt zunächst auch ganz gut aber dann finden wir uns in einem ziemlich weglosen Waldstück wieder.


Rückweg von der Laguna Esmeralda über Peat Bogs.

Da die grobe Richtung klar ist und die verschiedenen hier fließenden Flüsse und Bäche das Gebiet gut eingrenzen, stapfen wir querfeldein durch die Wildnis ehe wir nach einiger Zeit wieder auf einen Weg und etwas später sogar auf große Holzstangen stoßen. Diese markieren im Winter die Strecke, auf der die Hundeschlitten unterwegs sind. Irgendwann kommen wir auf dieser Strecke zu unserem Hinweg zur Laguna und folgen diesem das letzte Stück zum Parkplatz. Die Schlittenhunde sind nun auch etwas wacher - einige von ihnen beobachten uns jedenfalls aufmerksam mit großen hellblauen Augen.


Ein Husky im Valle des Lobos.

Wir brechen auf und fahren die schon bekannte Strecke wieder zurück: Durch das Valle Tierra Mayor, über den Paso Garibaldi, vorbei an der Hosteria Kaiken am Lago Fagnano - wo wir vor drei Tagen übernachtet haben - an Tolhuin und an Rio Grande.


Sägewerk am Lago Escondido.


Ruta 3 in Feuerland kurz vor Rio Grande.

Die Landschaft ändert sich wieder von Wald zu Steppe. Am argentinischen Grenzposten stellen wir unseren Pick Up auf dem letzten Stück Asphalt für die kommenden paar hundert Kilometer hinter einem LKW ab und erledigen in der Grenzstation die fälligen Formalitäten. Es ist sehr viel los - direkt vor uns ist ein Reisebus aus Chile eingetroffen und dessen Insassen wollen natürlich auch alle durch die Immigration. Letztendlich kommen wir doch überraschend schnell dran und können uns den letzten von vielen Argentinienstempeln in unsere Pässe hauen lassen. Dann geht es ein paar Meter weiter zum Zoll. Der Beamte, der hier Dienst hat ist irgendwie auf Valium: Er schaut sich minutenlang unsere Dokumente an, schaut zwischendrin auch mal aufmerksam bei den Dingen zu, die am Nachbarschalter getrieben werden, nippt dann langsam an einer Tasse Kaffee und schaut sich dann wieder unsere Dokumente an. Schließlich haut er mit viel Rumms den benötigten Stempel auf das Dokument welches die Ein- und Ausreise unseres Autos dokumentiert. Fertig. Die chilenische Grenzstation ist ja etwa 15 Kilometer Schotterpiste entfernt. Auf dieser Strecke entdecken wir zunächst neben der Straße zahlreiche Schafe mit sehr jungen Lämmern. An einer Stelle kommen wir sogar an einer Art Schafskindergarten vorbei - hier kommt eine ganze Gruppe von Lämmern angaloppiert und läuft eine Weile neben uns her. Süß.


Schafskindergarten zwischen den Grenzstationen von Argentinien und Chile.

Direkt vor der chilenischen Grenze entdecken wir mit Schrecken aber neben den Schafen aber auch noch etwas anderes und zwar einen kleinen Krater und einen mehrere Zentimeter langen Riss am Rand unserer Windschutzscheibe. Dieser Schaden war auf der Fahrt in Argentinien definitiv noch nicht da und wir haben seitdem keinen Einschlag mitbekommen. Hat eventuell der LKW, hinter dem wir an der Grenzstation unser Auto abgestellt haben, beim Anfahren ein Steinchen hochgewirbelt und auf unsere Scheibe geschmissen? Herausfinden werden wir das nie und ein gewisses Mysterium bleibt. Die ganze Geschichte ist so oder so saublöd, nach so langer Strecke über Gravel ohne Schäden und in Anbetracht dessen, dass laut unserem Mietvertrag Glasschäden voll auf uns gehen. Und so ein sich vom Rand der Scheibe in deren Mitte ziehender Riss kann definitiv nicht geklebt werden.

Die Einreise nach Chile erfolgt problemlos und schnell. Um nicht die komplette Strecke zwischen Ushuaia und Punta Arenas doppelt fahren zu müssen, haben wir uns entschieden, einen Abstecher über die Ortschaft Porvenir zu machen, der größten chilenischen Ansiedlung auf Feuerland. Diese Ortschaft liegt an der Westküste der Insel. Die Strecke dorthin führt am Meer entlang und es soll viele Tiere geben. Zunächst fahren wir 44 Kilometer auf gutem Gravel mehr oder weniger schnurgerade nach Westen durch die Steppe. Dann kommen wir an eine große Kreuzung mitten im Nichts. Eigentlich müssten wir hier geradeaus weiter fahren, wir folgen aber ein paar Kilometer der Strecke nach Süden, um uns die Überreste der alten Estancia Caleta Josefina anzuschauen. Diese Estancia wurde 1893 gegründet und war eine der erfolgreichsten Estancias auf Feuerland. Heute ist hier nichts mehr los und außer dem kleinen Krankenhaus der Estancia und einer riesigen Lagerhalle stehen auch keine Gebäude mehr. Ein wenig weiter südlich befindet sich nicht weit von der Straße entfernt der Friedhof der Estancia. Dieser sogenannte englische Friedhof wurde 1976 zum Nationalmonument erklärt. Wir schauen uns den Friedhof und die alten Gebäude ausführlich an, fahren zurück zu der großen Kreuzung und nehmen dort die nach Westen führende Y-71.


Englischer Friedhof der Estancia Caleta Josefina.


Unterwegs auf der Y-71 entlang der Bahia Inutil Richtung Porvenir.

Auf dieser erreichen wir recht bald das Meer bzw. die große Bahia Inutil. Die Landschaft ändert sich von grasbewachsener Steppe zu Buschland. Wir sehen jede Menge Schafe und Pferde. Die Begegnungen mit Wildtieren beschränken sich dagegen auf Guanacos und viele Wasservögel. Wir überholen einen PKW mit einem Nummernschild aus New Jersey. Auch wenn der Fahrer sein Gefährt ganz bestimmt nicht die komplette Strecke hergefahren hat - schließlich besitzt die Panamericana zwischen Panama und Kolumbien in den Darien-Sümpfen eine große Lücke, finden wir diese Begegnung trotzdem cool. Unsere Begegnung mit nicht aus Chile und Argentinien stammenden Nummernschildern beschränkte sich bisher auf Expeditionsmobile aus Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und Großbritannien.


Ein Guanaco.

Weiter im Westen kommen wir an armseligen Wellblechhütten mitten am Meer vorbei. Wir hoffen, dass es sich dabei nicht um dauerhafte Wohngebäude handelt, sondern nur um temporäre Unterstände für die hiesigen Fischer. Ein paar Kilometer später - insgesamt 144 Kilometer hinter der chilenischen Grenzstation - erreichen wir schließlich Porvenir. Diese Ortschaft wurde 1894 gegründet und blühte in Folge eines Goldrauschs schnell auf. Ein großer Teil der zu dieser Zeit nach Porvenir gekommenen Einwanderer stammte aus Kroatien, was auch heute noch an den Straßennamen und den Namen der Hotels und Restaurants deutlich wird. Nach dem Goldrausch ging es mit Porvenir bergab und nach der Beschreibung, die wir in dem Buch von Klaus Bednarz gelesen haben, erwarten wir eine äußerst ärmliche und heruntergekommene Ortschaft. Wir sind positiv überrascht, als wir ein hübsches Städtchen mit bunten Häusern und netten Einwohnern finden. Sicherlich gibt es einige ärmlich wirkende Gebäude, aber die gibt es in jeder Ortschaft hier. Unser Hotel ist schnell gefunden und nach einem leckeren Abendessen geht es ins Bett.


Porvenir.

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