23.11.2011: Porvenir - Punta Arenas - Wünderlich

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Mittwoch, 23.11.2011: Porvenir - Punta Arenas
Wir schlafen gemütlich aus und frühstücken. Dann wollen wir unser Gepäck in das Auto einladen und bekommen einen Schreck: Nach der beschädigten Windschutzscheibe hat unser Pick Up nun noch ein weiteres Zipperlein dazu bekommen. Der rechte Hinterreifen ist platt. Das ist derjenige Reifen, den wir schon in El Chalten haben reparieren lassen und dessen Profil stellenweise auch nicht mehr allzu gut ausschaut. Was tun? Nachdem wir heute keine allzu lange Etappe vor uns haben entscheiden wir, nach Möglichkeit den Reifen noch vor Ort reparieren zu lassen. Katharina geht zurück ins Hotel und fragt, ob es hier eine Gomeria - eine Reifenreparaturwerkstatt - gibt. Die Frau an der Rezeption hat keine Ahnung und holt die Putzfrau zu Hilfe. Diese weiß auch nicht weiter und letztendlich wird ein zufällig anwesender anderer Gast gefragt. Dieser weiß Bescheid und bietet auch gleich an, uns zur Gomeria zu fahren. Eigentlich wollten wir ja nur den Weg wissen - wir haben ja zwei Reservereifen dabei und hätten auch selber fahren können - aber wir wehren uns nicht dagegen. Also wird der Reifen abgebaut, Katharina bleibt mit dem Gepäck am Hotel und Dirk fährt mit unserem Helfer zur Gomeria. Diese hat laut dem dort hängenden Schild offiziell noch geschlossen. Egal - scheinbar kennt man sich, denn einen langen Druck auf die Klingel und ein paar erklärende Worte später wird extra für uns geöffnet. Der Reifen wird abgegeben und begutachtet. Die Reparatur soll 45 Minuten dauern. Dirk wird wieder zum Hotel zurückgebracht. Eigentlich wollen wir nun einen Reservereifen montieren und selber zur Gomeria fahren, um dort auf die Reparatur des lecken Reifens zu warten. Doch der andere Gast wartet mit uns und holt gemeinsam mit uns den reparierten Reifen auch wieder ab. Unser herzliches Dankeschön für die Hilfe nimmt er an, den Pesos-Schein den wir ihm als Vergütung für Zeit und Benzin zustecken wollen lehnt er allerdings vehement ab. Eine Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft - das ist der Wahnsinn. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt jedoch, und zwar bezieht sich dieser auf unsere Spanischkenntnisse: Diese haben zwar ausgereicht, um bisher halbwegs unfallfrei durch die Reise zu kommen und alle nötigen Gespräche irgendwie hinzubekommen. Heute müssen wir aber zum wiederholten Male feststellen, dass es für einen ungezwungenen Smalltalk leider eben doch nicht reicht - das ist ein großer Unterschied zu unseren bisherigen Reisen nach USA und Australien. Wir nehmen uns fest vor, vor einer möglichen weiteren Reise nach Südamerika intensiver Spanisch zu pauken und brechen auf.


Unterwegs in Porvenir.

Zunächst schauen wir uns kurz Porvenir an. Besonders interessant finden wir die zahlreichen an der Hafenmole aufgestellten Kunstwerke, Statuen und Denkmäler, die neben wichtigen Personen der chilenischen Geschichte auch diverse Gegenstände wie Weltkugeln oder Anker zeigen. Auch ein aus Holz geschnitzter Ureinwohner der Gegend steht hier herum. Ehe wir nach Norden aufbrechen, fahren wir noch zum Fährhafen von Porvenir. Hier fährt einmal pro Tag eine Fähre nach Punta Arenas und wieder zurück.


Statue eines Selknam-Indianers in Porvenir.

Hinter dem Hafen folgen wir ein Stück einer fast direkt am Ufer verlaufenden Schotterstraße bis zur Stelle, an der die große Bahia Inutil in die Magellanstraße mündet. Hier befindet sich ein Aussichtspunkt auf die Magellanstraße und ein großes weißes Stahlkreuz. Der Himmel ist wieder fast vollständig mit Wolken bedeckt. Wir bleiben nicht sehr lange, denn schließlich werden wir die Magellanstraße ja heute hoffentlich heute noch ein weiters Mal aus der Nähe, und zwar von einer Fähre aus, sehen. Also zurück nach Porvenir und dort auf die Y-65 Richtung Norden und der Laguna Cisnes abgebogen. Die Laguna Cisnes ist ein großes Naturschutzgebiet nördlich der Stadt. Hier gibt es kaum Vegetation aber jede Menge Wasservögel wie Flamingos und diverse Arten von Schwänen, Enten und Gänsen. Obwohl die Straße in einem gewissen Abstand zum See verläuft, sehen wir immerhin viele Gänse und auch Ibisse. Zudem überquert vor uns ein patagtonischer Fuchs die Straße und verschwindet im Buschwerk. Die Straße ist ein gutes Stück asphaltiert und selbst der folgende Gravel ist sehr gut zu fahren.


Ein patagonischer Fuchs etwas nördlich von Porvenir.

Wir fahren durch fast vollkommen flache Steppe mit einem endlos entfernt scheinenden Horizont. Die Straße verläuft schnurgerade und da kein einziges Auto entgegen kommt oder überholt macht das Fahren richtig Spaß. Nach einigen zig Kilometern endet der Gravel und wir kommen wieder auf die große Ruta 257, die uns zur Fährstation bei Puerto Espora führt - hier sind wir vor vier Tagen auf unserer Etappe nach Tolhuin mit südlicher Fahrtrichtung vorbei gekommen. Am Fähranleger ist heute deutlich mehr los als damals, dennoch kommen wir problemlos auf die nächste Fähre und auch das Beladen der Fähre geht recht flott von sich.


Unterwegs in Feuerland auf der Y-65 Richtung Norden.

Während der Fährfahrt über die Magellanstraße stehen wir wieder auf Deck und beobachten, wie die Küste von Feuerland langsam hinter uns verschwindet und gleichzeitig das Festland immer näher kommt. Im Wasser können wir auch dieses Mal wieder einen Delfin und einen Pinguin erspähen. Wieder auf dem Festland angekommen könnten wir nun direkt nach Punta Arenas zurück fahren - das wäre aber irgendwie witzlos, denn dann hätten wir stattdessen auch die Fähre direkt von Porvenir aus nach Punta Arenas nehmen können. Wir haben uns aber für diesen Urlaub noch einen letzten Nationalparkbesuch inklusive Wanderungen rausgesucht. Und zwar wollen wir zum fast direkt an der Grenze nach Argentinien gelegenen Parque Nacional Pali Aike.


Begegnung zweier Fähren auf der Magellanstraße.

Wir folgen zunächst für 14 Kilometer der Ruta 257, bis wir wieder auf die Ruta 255 treffen, der großen Verbindungsstraße von Punta Arenas Richtung dem in Argentinien gelegenen Rio Gallegos. Dieser Straße folgen wir ein paar Kilometer nach Osten und biegen dann bei der Ortschaft Punta Delgada nach Norden auf eine kleine Gravelroad ab. Der Nationalpark liegt 28 Kilometer nördlich und diese sehr rumpeligen 28 Kilometer haben es in sich - vor allem, wenn man sie mit einem kleinen Riss in der Windschutzscheibe fährt. Es lohnt sich aber, alleine auf der Fahrt zum Parque Nacional Pali Aike sehen wir jede Menge Guanacos, Nandus und einen patagonischen Fuchs.


Ein Nandu im Parqua Nacional Pali Aike.

Am Eingangshäuschen zum Park, mitten im Nichts gelegen, bezahlen wir den Eintritt und bekommen eine Parkkarte. Der Nationalpark schützt unter anderem eine Lavahöhle, in der die mit 11000 Jahren ältesten Spuren menschlicher Besiedlung in der weiteren Umgebung gefunden wurden und zudem Reste eines Mylodons. Dann gibt es große Lavafelder mit interessanten Lavaformationen, mehreren großen Vulkankegeln und Kratern. Und als drittes die Laguna Ana, einen See, an dem sich sehr viele Vögel befinden. Wir wollen uns nach Möglichkeit alle drei Punkte anschauen und fahren zunächst zum Trailhead der Wanderung, die zu den Kratern Morada del Diablo und Pozos del Diablo führt. Diese Wanderung führt über weite Strecken durch bzw. über das Escorial del Diablo, das sich hier ausdehnende weite Lavafeld. Im Verlauf des Weges bieten sich sehr interessante Blicke auf die Struktur der Lava. Diese ist relativ porös, was darauf schließen lässt, dass der Vulkan beim Ausbruch auch viele Gase ausgestoßen hat. Wir sehen an bzw. in aufgebrochenen Lavabrocken filigrane Strukturen, die an die Boxwork-Strukturen erinnern, die wir in den USA zum einen im Wind Cave National Park und zum anderen an der Wave gesehen haben. Zum anderen haben sich in der Lava viele Blasen und Tunnel gebildet. Der Hohlraum dieser Blasen ist typischerweise etwa einen halben Meter hoch, die Wanddicke 15 Zentimeter. Teilweise sind diese Blasen durch den Einfluss der Erosion geöffnet worden, was sehr interessante Einblicke ermöglicht. Nach etwa eineinhalb Kilometern erreichen wir den Morada del Diablo, einen interessanten Vulkankrater. Das letzte Stück Anmarsch ist sehr lustig, denn es führt durch eine surreale Landschaft von phantastisch geformten Lavatürmen, Felsen und Strukturen.


Morada del Diablo im Parqua Nacional Pali Aike.

Der Pozos del Diablo, noch etwa zwei Kilometer weiter besteht aus zwei separaten Kratern: Der erste ist ein "echter" Vulkankrater und etwas neuer als der zweite. Am Rand des tiefen Kraters befindet sich ein Aussichtspunkt. Die steil abfallenden Innenwände bestehen aus sehr losem Geröll. Das Ganze erinnert ein wenig an den Cinder Cone im Lassen Volcanic National Park und wir sind froh, hier nicht aus dem Kraterinneren rausmarschieren zu müssen. Das sieht aber scheinbar nicht jeder so: Wir beobachten zwei Hasen, die sich in wilder Jagd quer über die Kraterwände hetzen, dabei immer wieder fast auf dem losen Geröll ausrutschen und in die Tiefe purzeln.


Weg über das Escorial del Diablo zum Pozos del Diablo.


Maar des Pozos del Diablo.

Der zweite Krater, etwas nördlich des ersten gelegen, ist riesig. In Wirklichkeit handelt es sich auch nicht um einen Vulkankrater, sondern um ein Maar, also eine Stelle, an der eine unterirdische Lavablase eingesackt ist. Die Seitenwände sind mit Gras bedeckt, so dass das ganze ein wenig wie eine große Vertiefung in der umgebenden Steppenlandschaft wirkt. Wir laufen zurück zum Auto und fahren zur Cueva Pali Aike, der Höhle, an der die Spuren historischer Besiedlung durch Tehuelche-Indianer gefunden wurden. Hier gibt es einen kurzen Rundweg entlang einer senkrechten Lavawand, an dessen Ende sich die etwas unspektakuläre Höhle befindet. Da sich das Ganze etwas erhöht auf einem Hügel befindet, bieten sich vom Trail aus an der einen oder anderen Stelle schöne Blicke auf die endlose Weite der Steppe und die darauf grasenden Guanacoherden.


Einblütige Pantoffelblume.


Lavawand an der Cueva Pali Aike.

Wir wollen uns zum Abschluss noch die Laguna Ana anschauen und fahren daher zurück zum Parkeingang. Dort biegen wir nach Norden ab und folgen ein paar Kilometer einer rumpeligen Gravelroad zu dem See. Gerade die letzten paar hundert Meter zu einem Viewpoint auf dem See haben es in sich. Die Wanderung, die vom Aussichtspunkt zum etwas unterhalb gelegenen See führt müssen wir uns leider sparen, da es genau in diesem Moment recht heftig zu regnen anfängt. Also kurz aussteigen, ein Foto machen, einsteigen und wieder losfahren. So stellen wir uns den Besuch von Nationalparks eigentlich nicht vor. Zu allem Überfluss erweist es sich als keine glückliche Idee, aufgrund der recht kühlen Temperaturen die Heizung und das Gebläse des Autos zu aktivieren. Die Kombination aus heißer Luft im Wageninneren und kaltem Regen draußen führt zu Spannungen in der Windschutzscheibe und wir können sehen, wie der Riss in der Windschutzscheibe binnen ein paar Sekunden um mehrere Zentimeter wächst. Wir schalten die Heizung wieder aus und glücklicherweise behält der Riss seine aktuelle Größe. Im Verlauf der nun insgesamt 32 Kilometer langen Fahrt auf Ripio zurück zur 255 wird der Riss von uns argwöhnisch im Auge behalten. Während der Fahrt kommen wir neben zahlreichen anderen Tierbeobachtungen noch an einer kleineren Guancaoherde vorbei, die ein sehr kleines und süßes Jungtier dabei haben. Leider kennen wir uns mit Guanacos nicht gut genug aus um abschätzen zu können wie alt dieses Tier wohl sein wird.


Guanacoherde mit Jungtier.

Die letzten rund 160 Kilometer nach Punta Arenas verlaufen problemlos. Unser Auto, das uns in den letzten Tagen doch mehr kleinere Probleme gemacht hat als erwartet und erhofft, ist wieder brav. Wir checken in denselben Hotel ein, in dem, wir schon vor fünf Tagen waren. Abendessen gibt es wieder in einem Restaurant in der Innenstadt von Punta Arenas.

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