17.11.2011: Hotel Las Torres - Wünderlich

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Donnerstag, 17.11.2011: Hotel Las Torres
Für unseren letzten Tag im Parque Nacional Torres del Paine haben wir uns wieder eine schöne Wanderung rausgesucht und zwar den rechten vertikalen Strich der berühmten "W"-Wanderung. Dieser startet direkt vor unserem Hotel und führt zu den turmartigen Berggipfeln, die diesem Nationalpark ihren Namen gegeben haben, den Torres del Paine. Aber zuerst geht es zum Frühstück. Dieses ist sehr lecker und zu unserer Freude gibt es auch Dulce di Leche, die typisch südamerikanische Karamellcreme, die wir in den vergangenen Wochen sehr zu schätzen gelernt haben.

Das Wetter ist sehr gut, auf dem fast komplett blauen Himmel sehen wir nur ein paar relativ hohe Schleierwolken und etwas Hochnebel. Wir laufen zunächst über das Hotelgelände ein Stück nach Westen, dann geht es leicht bergab und es werden mit Hilfe zweier sehr wackeliger Hängebrücken zwei Arme des Rio Ascencio überquert.


Beginn des Trails zum Valle Ascencio. Hinten rechts der Monte Almirante Nieto.


Hängebrücke über den Rio Ascencio.

Direkt hinter der zweiten Brücke knickt der Weg nach Norden ab und verläuft ab hier mehr oder weniger entlang des Rio Ascencio in das Valle Ascencio. Mehr oder weniger deswegen, weil der Trail - hier durch baumloses Grasland verlaufend - ziemlich schnell an Höhe gewinnt, während sich der Fluss in eine sehr tiefe Schlucht mit dunkelgrauen Gesteinswänden eingegraben hat. Hier erinnert uns diese Wanderung ein wenig an eine Almwanderung irgendwo in den Alpen. Wir laufen durch ein v-förmig geschnittenes Tal, links von uns die steilen Hänge des 2668 Meter hohen Monte Almirante Nieto. Die Bergkette rechts von uns bildet den Abschluss des Torres del Paine-Massivs und ist mit knapp 1500 Metern deutlich niedriger.


Valle Ascencio.

Wir erreichen eine Art Passhöhe, ab der der Weg wieder langsam bergab führt. Von hier aus ist in einiger Entfernung schon die Berghütte am Campamento Chilenico zu sehen, unser erstes Etappenziel für heute. Der Weg dorthin verläuft entlang einer recht steil abfallenden Bergflanke und teilweise recht schmal über frische Lawinenrisse. An und für sich kein Problem, aber extrem höhenempfindliche oder nicht schwindelfreie Wanderer könnten hier leichte Probleme bekommen. Die Hütte hat noch geschlossen und wir trinken nur kurz etwas von unseren mitgebrachten Getränken. Weiter geht es ein kurzes Stück direkt entlang des Rio Ascencio, dann entfernt sich der Weg ein wenig vom Fluss und verläuft in einem lichten Südbuchenwald. Der Rio Ascencio und einige seiner Nebenarme werden über mehr oder weniger wackelige Holzkonstruktionen überquert.


Unterwegs im Valle Ascencio.


Blick auf den Rio Ascencio.

Ab hier gewinnt der Weg auch wieder stetig an Höhe. Sehr interessant ist, dass wir relativ kurz hinter der Hütte am Campamento Chilenico an einem Eingangsschild zum Parque Nacional Torres del Paine vorbei kommen: Unser Hotel und eben auch der erste Teil dieser Wanderung befinden sich auf einem großen halbmondförmigen Privatgrundstück mitten im Nationalpark. Und die Nationalparkverwaltung konnte sich mit den Eigentümern dieses Geländes scheinbar nicht einmal auf eine einheitliche Beschilderung einigen: Die Gestaltung der Wegweiser ändert sich mit einem Schlag komplett. Links von uns ist durch den Wald ab und zu der von beeindruckenden Gletschern bedeckte Rücken des Monte Almirante Nieto zu erkennen. Zudem der Torre Central, der höchste der drei Felstürme, die wir heute besuchen werden. Wir laufen einige Zeit durch den Wald immer wieder bergauf und bergab. In der Summe zieht der Weg aber immer nach oben und letztendlich erreichen wir das Campamento Torres. Hier führt das Valle Ascencio weiter in das noch etwa vier Kilometer entfernte und ausschließlich für Kletterer reservierte Campamento Japones. An diesem Campground schließlich knickt das Tal nach Westen ab und wird zum Valle Silencio. Das ist das Tal, in das wir vor zwei Tagen beinahe einen Blick hätten werfen können, als wir die Schotterhänge oberhalb des Valle Frances weiter hinauf gestiegen sind als ursprünglich geplant.


Gletscherbedeckter Rücken des Monte Almirante Nieto.

Unser Trail dagegen knickt am Campamento Torres nach links ab und führt von nun an relativ heftig bergauf. Zunächst noch durch Wald, dann über Schotter auf die riesige Wand einer Gletschermoräne zu. Auf den ersten Blick lässt sich nicht erkennen, wo entlang über diese Schotterhalde ein Weg führen soll. Die nun folgende Mischung aus zwischen grobem Blockwerk gerade so vorhandenem Weg und leichter Blockkletterei erinnert an den Gipfelaufbau so mancher Berge in den europäischen Zentralalpen.


Letzter Aufstieg zum Aussichtspunkt auf die Torres del Paine.

Was aber nach dem letzten Aufschwung des Weges direkt vor uns liegt, sucht in den Alpen seinesgleichen: Direkt vor uns liegt ein langgezogener türkisgrüner Gletschersee, direkt dahinter ein vom Gletscher glattgeschliffener Felshang, ein teilweise vom Schnee bedecktes Schuttkar und direkt darüber die drei senkrechten Türme der Torres del Paine: Torre Sur, Torre Central und Torre Norte. Der höchste dieser Gipfel ist der 2600 Meter hohe Torre Norte, das ist schon mächtig im Vergleich zu unserem auf 850 Höhenmetern gelegenen Gletschersee. Die senkrechte Steilwand des Torre Central ist 1200 Meter hoch - eine gewaltige und sehr viele Seillängen lange Aufgabe für Kletterer. Die Schönheit dieses Aussichtspunks ist beeindruckend.


Die Torres del Paine mit Gletschersee.


Die Torres del Paine.

Da wir recht früh unterwegs sind, sind wir auch fast alleine hier. Wir suchen uns eine bequeme Stelle und genießen ausgiebig den Ausblick. Nach geraumer Zeit werden wir von einer starken Böe des patagonischen Windes aufgeschreckt und brechen zum Rückmarsch auf. Nun kommen uns größere Menschenmassen entgegen. Zum Teil sind das bis zu dreißig Mann starke Wandergruppen, die den Trail hochmarschieren. So mancher marschiert auch nicht mehr sondern quält sich nur noch. Die Temperaturen haben inzwischen recht hohe Werte erreicht und wir können nachvollziehen, dass das sehr steile Wegstück über die Felsen dadurch nicht unbedingt einfacher wird. Naja, das ist nicht unser Problem und unser Abstieg verläuft gerade in diesem steilen Teil des Weges außerordentlich schnell. Nach ungefähr einer halben Stunde stehen wir wieder am Campamento Torres.

Im weiteren Verlauf des Weges durch den Wald kommen uns hauptsächlich jede Menge Mitglieder einer chilenischen Jugendgruppe entgegen - einer davon trägt ein älteres FC Bayern München-Trikot. An der Hütte vom Campamento Chileno ist inzwischen auch wesentlich mehr los - es stehen auch einige Pferde angebunden herum. Das sind die Transportmittel einer der zahlreichen Touren, die von unserem Hotel angeboten werden. Ähnlich wie vor zwei Jahren am Grand Canyon sind wir sehr froh, nicht auf dem wackelnden R??cken so eines Tieres sondern auf unseren eigenen Beinen unterwegs zu sein. Zudem die Reittouren an dieser Stelle des Valle Ascencio enden und somit den schönsten Teil des Tals verpassen. Bevor wir eine kurze Rast an der Hütte einlegen, freundet sich Dirk mit einem der Pferde an.


Rückweg zum Hotel las Torres mit dem Lago Nordenskjöld.


Ein Ibis.

Trotz zahlreicher Pausen während dem Rückmarsch von der Hütte sind wir relativ früh wieder am Hotel. Wir nutzen die verbleibende Zeit des Tages um uns frischzumachen, auszuspannen und die riesige parkähnliche Anlage des Hotels etwas zu erkunden. Zum Abendessen gehen wir heute in die Bar des Hotels und bestellen je einen leckeren Hamburger mit Pommes. Hier sind die Mengen etwas kleiner als beim gestrigen Buffet - für uns völlig ausreichend und nicht ganz so gesalzen teuer. Von der Bar aus haben wir einen schönen Blick nach draußen. Hier läuft ständig eine kleine Pferdeherde hin und her. Zeitweise werden die Tiere sogar publikumswirksam von zwei Gauchos gezielt um das Gebäude getrieben. Die gestern umherschleichenden Füchse sehen wir leider nicht mehr. Stattdessen treffen wir im Verlauf eines Abendspaziergangs viele Hasen und eine sehr dekorativ auf einem Gartentor sitzende Schwalbe.


Eine Schwalbe.
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