25.04.2019: Fort William - Wünderlich

Willkommen bei uns...
Title
Direkt zum Seiteninhalt
25.04.2019 Fort William
An einem unserer beiden Ruhetage in Fort William wollten wir eine Fahrt mit dem Jacobite Train machen. Dieser Zug fährt einmal täglich (im Sommer zweimal) auf der normalen Bahntrasse von Fort William nach Mallaig, etwa 70 Kilometer entfernt. Mallaig ist ein kleines Dörfchen und Fährhafen für die Isle of Skye. Der Jacobite Train ist ein von einer Dampflokomotive gezogener Museumszug, der an besonders interessanten Punkten entlang der Strecke zusätzliche Stopps einlegt.

Während wir die Unterkünfte entlang unserer Wanderung akribisch vorgeplant - und gebucht haben, haben wir das für die Zugfahrt nicht getan. Grund: wir wollten diese je nach Wetter und Laune auf einen der beiden Ruhetage legen. Gestern dann eine unerwartete Überraschung, als wir gesehen haben, dass das online verfügbare Ticketkontingent für die kommenden Wochen mehr oder weniger komplett vergriffen ist. Es blieben zwei Möglichkeiten: entweder mit dem normalen Zug dieselbe Strecke fahren (die Landschaft ändert sich ja nicht, nur weil eine Dampflok vorne dran hängt). Oder versuchen, Tickets aus dem direkt am Zug verkauften Kontingent zu bekommen. Dieses Kontingent wird als "Reservetickets" bezeichnet - was leider nichts darüber aussagt, um wie viele Karten es sich dabei handelt. Dennoch wollen wir die zweite Möglichkeit ausprobieren.

Ein Dreiviertelstunde ehe der Zug einfährt und fast zwei Stunden ehe er abfährt kommen wir zum Bahnhof und reihen uns an fünfter Stelle in eine rasch anwachsende Warteschlange ein. Die vier Personen vor uns sind zum Teil Familienväter und wollen mehrere Tickets kaufen. Ob es also für uns auch noch reicht? Kurze Antwort: ja, es reicht. Der komplette Bistrowagen wird nicht online gefüllt - das heißt, dass 44 Tickets direkt vor der Fahrt verfügbar sind. Tipp für alle, die das auch probieren wollen: unbedingt wirklich früh da sein. Wir sind uns ziemlich sicher, dass einige Personen am Ende der Schlange wieder heimgeschickt wurden.

Mit den Fahrkarten in der Hand schauen wir uns den Zug und auch einige der anderen Fahrgäste genauer an: am imposantesten ist natürlich die große schwarze Lokomotive, Baujahr 1937. Man darf vor und nach der Fahrt im Führerhaus posieren, was hauptsächlich von kleinen Kindern, aber auch von einer asiatischen Reisegruppe ausgiebig ausgenutzt wird. Interessant ist, dass sowohl bei der Hin- als auch bei der Rückfahrt am hinteren Zugende eine Diesellokomotive angekoppelt ist. Wird die zum Rangieren benötigt, als Pannen-Backup oder gar als heimlicher Mithelfer?

Zu den anderen Fahrgästen: die Route des Zugs hat zur Folge, dass eine besondere Spezies Mensch besonders stark vertreten ist, und zwar Harry Potter-Fans. Entlang dieser Bahnlinie wurden nämlich die Zugfahrt-Szenen aus den Harry Potter-Filmen gedreht. Den meisten Zuschauern dürfte sich dabei das beeindruckende Glenfinnan-Viadukt eingeprägt haben. Wir sehen also sehr viele Menschen mit rot-gelben Schals (was sogar Dirk als prinzipienbedingter Verweigerer der Potter-Manie als die Farben von Gryffindor identifizieren kann) und viele Kinder, welche begeistert den bordeigenen Fanshop besuchen. Den Vogel schießen aber zwei Mädchen ab, welche in kompletter Zauberermontur mitfahren.

Die Zugfahrt selber führt zunächst am dicht besiedelten Ufer des Loch Linnhe und Loch Eil entlang. Hier sehen wir auch die ersten Kilometer des Great Glen Way, bis zu der Neptune's Staircase genannten Ansammlung von Schleusen am Ende des Caledonian Canal. Dann geht es rasch in menschenleereres Gebiet, und zwar eine wunderschöne Hochlandlandschaft voller Berge und Seen. In der Ortschaft Glenfinnan gibt es einen kurzen Stop. Hier kann man sich unter anderem ein winziges Museum zur Bahnlinie anschauen - es gibt aber auch eine sehr nette Demonstrationsvorführung der Technik des Stellwerks. Auf dem kurz vor der Ortschaft befindlichen Viadukt bleibt der Zug auf der Rückfahrt kurz stehen, was zu einem hektischen Betrieb und viel (Kamera)-Klicken auf der rechten Seite des Zuges führt.

Kurz vor Mallaig kommen wir ans Meer, welches bei schönstem blauen Himmel eine türkise Farbe zeigt, wie man sie eher vom Mittelmeer erwarten würde. Mallaig selber ist ein hübsches und recht touristisches Dörfchen. Wir sind fast ein wenig traurig, nicht hier bleiben oder - besser - die benachbarten Inseln besuchen zu können. Naja, es ist immer gut, einen Grund zu haben, wieder zu kommen.

Von der Rückfahrt gibt es nicht viel zu berichten, außer dass sich das Wetter stetig verschlechtert und es kurz vor Fort William sogar leicht zu regnen beginnt. Da es noch früh ist, entspannen wir noch etwas im B&B, ehe wir in einem guten Pub zu Abend essen.


Der Jacobite Steam Train steht im Bahnhof von Fort William zur Abfahrt bereit


Zwischenstopp in Glenfinnan


Hafen in Mallaig


Der Jacobite Steam Train auf dem Glenfinnan-Viadukt
Zurück zum Seiteninhalt