24.04.2019: Kinlochleven - Fort William - Wünderlich

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24.04.2019 Kinlochleven - Fort William
So, jetzt haben wir tatsächlich unseren ersten Fernwanderweg erfolgreich hinter uns gebracht. Aber fangen wir von vorne an.

Nach einem extrem reichhaltigen Frühstück brechen wir gestärkt auf. Das Wetter ist noch ähnlich gut wie in den letzten Tagen, allerdings weht seit gestern ein starker Wind, der besonders in höheren Lagen durchaus unbequem wird, wenn er einen fast vom Weg weht. Zunächst geht es steil wieder aus dem Tal von Kinlochleven hinaus. Oben dann hat man noch einmal einen schönen Rückblick auf die Ortschaft und auf das Loch Leven.

Hier treffen wir wieder auf eine Versorgungsstraße, wohl zum Bau eines weiteren Wasserkraftwerks. Als sich der West Highland Way wieder von der Straße löst, weist ein Hinweisschild eventuell dort fahrende Baustellenfahrzeuge explizit auf die "increased number of walkers" hin. Wir sind nun wieder auf der alten Militärstraße, die bis zum Ende des Seitentals sanft ansteigend zwischen den grasbewachsenen Hängen entlang führt.

Ebenso sanft fällt sie im nächsten Tal wieder ab. Hier kommen wir an den Ruinen zweier ehemaliger Farmhäuser vorbei. Gerade als wir uns anfangen zu fragen, wie wir über die Bergkette vor uns kommen sollen, biegt der Weg plötzlich nach rechts in ein weiteres Tal ab. Vor nicht allzu langer Zeit muss es hier noch dicht bewaldet gewesen sein. Ob der Wald menschlichem Kahlschlag oder einem Unwetter zum Opfer fiel, können wir nicht sagen. Auf jeden Fall schauen die Hänge voller ausgeblichener Baumstümpfe recht trostlos aus.

Fast am tiefsten Punkt markiert ein Steinhaufen die Stelle, bis zu der nach einer im Jahre 1645 im Rahmen des schottischen Bürgerkriegs (es kämpften Royalisten gegen Truppen des schottischen Parlaments) stattgefunden Schlacht die MacDonalds die Verwundeten Truppen der Campbells verfolgten. Die Campbells stiegen nach dieser Niederlage aus dem Burgergeschäft aus und auf Dosensuppen um. Der letzte Satz war jetzt geflunkert, was aber stimmt ist, dass noch heute jeder vorbeikommende MacDonald einen Stein zu dem Haufen hinzu fügt, jeder Campbell dagegen einen weg nimmt.

Ganz unten im Tal liegt das Lochan Lunn Da Bhra. Dieses lassen wir jedoch links liegen und schwingen uns den nächsten Hang empor. Über grüne Weiden und danach wieder durch abgeholzten Wald laufen wir nun genau auf die mächtige Wand des Ben Nevis, mit 1344 Metern der höchste Berg Großbritanniens, zu. Dieser hüllt sich heute leider in Wolken.

Bei den Überresten eines keltisch/piktischen Forts, stoßen wir auf eine größere Forststraße. Vorbei an Forstarbeitern, die gerade ein weiteres Stück Wald abholzen, verlieren wir auf Serpentinen rasch an Höhe. Wie auch gestern zieht sich der Talhatsch ab hier ein wenig. Über ein letztes kurzes Stück schöner Wanderweg erreichen wir das Ufer des Nevis. Hier geht es dann weiter auf dem Fußweg einer recht stark befahrenen Straße, vorbei am Glen Nevis Visitor Center und dem Braveheart Car Park.

Endlich tauchen die ersten Häuser auf und wenig später erreichen wir den offiziellen ursprüngliche Endpunkt des West Highland Ways (später wurde der Endpunkt um ein paar hundert Meter bis ans Ende der hiesigen Fußgängerzone verlegt). Vor dem Endschild bilden sich regelrechte Schlangen von Wanderern, denn jeder, auch wir, braucht ein Beweisfoto dafür, es geschafft zu haben. Im benachbarten Shoppingcenter stärken wir uns noch schnell für die letzten Meter bis zu unserem B&B.

Dieses ist in der ehemaligen Chorschule der benachbarten Kirche untergebracht, einem neuromanischen Gebäude von 1880 und wirkt wie ein typisches britisches Herrenhaus. Ein wenig frisch gemacht begeben wir uns noch auf einen kleinen Stadtspaziergang, hauptsächlich auf der Suche nach Abendessen. Weitere Erkundungen werden wir in den nächsten Tagen etwas ausgeruhter unternehmen.

Für die kommenden Tage, ehe wir auf dem Great Glen Way Richtung Inverness weiterlaufen, hatten wir angedacht, auch den Ben Nevis zu besteigen. Zumindest falls das Wetter mitspielt. Zum einen aber wird das Wetter in den kommenden Tagen laut dem Wetterbericht leicht schlechter. Was übrigens noch einmal daran erinnert, was für unverschämtes Glück wir gehabt haben, den gesamten West Highland Way ohne einen Regentropfen gelaufen zu sein. Zum anderen haben die letzten Etappen doch ihren Tribut gefordert, vor allem bei Dirk, der nach dem Exitus seiner eigentlichen Schuhe 25 Kilometer mit leichten und nicht perfekt passenden Joggingschuhen gelaufen ist und danach nagelneue Wanderschuhe einlaufen musste. Die Folge sind zwei größere Blasen und ein wunder Zeh am rechten Fuß. Das wird sich hoffentlich in den nächsten Tagen beseitigen lassen. Wir werden berichten.


Rückblick auf den Loch Leven


Ruinen der Farm Tigh-na-sleubhaich


Vor uns der Ben Nevis - in Wolken


Das alte Ende der West Highland Way
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