02.05.2019: Clansman Harbor - Inverness - Wünderlich

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02.05.2019 Clansman Harbour - Inverness
Heute stehen nun die letzten 26 Kilometer des Great Glen Way aber auch unserer gesamten Wanderung an. Dazu hat sich Schottland noch einmal etwas typisches für uns einfallen lassen: typisches schottisches Wetter - also Regen. Schon gestern Abend haben wir vom Hotelzimmerfenster aus leicht beunruhigt verfolgt, wie der See zunehmend hinter grauen Regenschleiern verschwand. Da freuen wir uns, als wir morgens den Vorhang aufziehen und das andere Ufer klar sehen können. Auch der Parkplatz trocknet langsam wieder ab. Die ersten Kilometer heute entsprechen den letzten von gestern: wir steigen den alten Abstiegsweg wieder steil nach oben. Allerdings laufen wir nicht ganz so zurück wie wir gestern gekommen sind, sondern können über einen weiter nach oben führenden Pfad direkter zum Great Glen Way durchstoßen. Auf diesem Verbindungsweg ist noch eine nette kleine Überraschung versteckt: neben dem Pfad gibt es ein nachgebautes Schwarzbrennerversteck, welches man auch betreten kann. Drinnen wartet ein Gästebuch auf findige Wanderer.

Kurz vor dessen letzten Hochpunkt stoßen wir wieder auf den Great Glen Way, hier auf einer Forststraße. Hier beginnt es auch zu regnen, anfangs nur schwach. Haben wir in den letzten Wochen leider nur zu oft sehen müssen, wie hier Bäume gefällt wurden, können wir wenig später das Gegenteil beobachten: drei Forstarbeiter sind hier dabei in Plastiksäcken verpackte Jungbäume in die raue Wildnis zu entlassen. Weiter unten kommen wir auf einen kleineren Pfad durch ein Heidewäldchen. Bunte Holztafeln werben hier über einen Kilometer für den Abriachan Öko-Campground mit Café. Viele sind zwar schon so verwittert, dass man sie kaum noch lesen kann. - Was man jedoch lesen kann, ist umso verführerischer: Wer würde sich mitten im nassen Heidekraut nicht über eine heiße Schokolade freuen? Dennoch verzichten wir auf einen Besuch, wir wollen lieber schnell dauerhaft ins Trockene kommen.

Kurz hinter dem Campground kommen wir noch einmal auf das offene Moor. Zu beiden Seiten hören wir zwitschernde Lerchen. Der Regen setzt eine Weile aus, fast kommt sogar die Sonne raus. Schließlich öffnet sich vor uns unter tiefhängenden Wolken der Blick in ein saftiges grünes Tal. Alles könnte wunderbar sein. Leider beschließt unsere Kamera just in diesem Moment, dass sie nicht mehr mit ihrer Speicherkarte reden will. Oder die Speicherkarte nicht mehr mit der Kamera. So oder so können wir keine Fotos mehr machen und müssen nun auf unsere Smartphones als Fotoequipment zurück greifen.
Von dem Hochmoor steigen wir durch einen verwunschenen wirkenden Lärchenwald weiter ab. Nun setzt auch der Regen wieder ein und wird zunehmend stärker. Wir treffen auf eine moosüberwucherte Steinmauer. Dieser folgen wir nun für vier Kilometer, ohne dass sie sich wesentlich ändert. An ihrem Ende kommen wir auf einem Hügel heraus, von dem aus wir einen ersten Blick auf Inverness bekommen.

Durch einen kleinen Park geht es den Hügel hinunter. Der Regen hat nun wieder aufgehört. Wir geraten in ein im Entstehen begriffenes Neubaugebiet, das nach den Tagen in der Natur einen ziemlichen Kulturschock darstellt. Neben dem Neubaugebiet befindet sich ein modern und interessant wirkendes Gebäude der Regionalverwaltung mit garantiert toller Sicht über das Tal. In dieses Tal steigen wir nun am Rand eines Golfplatzes hinab. Weiter unten gibt es etwas ältere Neubauviertel. Interessanterweise ist zwischen den einzelnen Planungsabschnitten immer ein schmaler Grünstreifen freigelassen worden, durch den der Great Glen Way als Trampelpfad geführt wird. Ganz unten stoßen wir noch einmal auf den kaledonischen Kanal, dem wir noch einmal ein Stück folgen. Vorbei am Botanischen Garten und dem Rugbystadion gelangen wir dann an das Ufer des River Ness. Eine hübsche weiße Hängebrücke bringt uns auf die Inseln in der Mitte des Ness. Diese sind durch kleine Brücken zu einem hübschen Park verbunden. Am Nordende führt eine identische weiße Hängebrücke ans andere Ufer des Ness.

An diesem entlang laufen wir vorbei an schmucken Häuschen Richtung Innenstadt. Bald schon ragen vor uns die Kathedrale und der Burgberg auf. Letzteren erklimmen wir noch, um zum offiziellen Endpunkt des Great Glen Way zu gelangen. Dann geht es erst mal auf dem schnellsten Weg zum Hotel.
In warmen, trockenen Klamotten unternehmen wir dann einen ersten Erkundungsgang durch die Stadt. Wir erstehen eine Ersatzspeicherkarte für die Kamera. Dann laufen wir noch zur viktorianischen Markthalle, in der sich heute alle möglichen verschiedenen Läden befinden. Um diese Uhrzeit haben allerdings alle schon geschlossen. Dann suchen wir uns einen Pub zum Abendessen. Unser erster Eindruck der Stadt ist recht positiv, wenn auch in der Innenstadt überdurchschnittlich viele Läden leer stehen und andere eher obskur wirken.

Das war nun also der Great Glen Way. Auch hier hatten wir - wie beim West Highland Way - fast unverschämtes Wetterglück. Das Laufen im Regen heute war zwar nicht schön, aber am einem einzigen Tag gerade zwei bis drei Stunden mittelstarker Regen und das noch dazu auf einem nicht sehr anspruchsvollen Wegstück - das ist doch super. Auf einer der High Routes dagegen würden wir nicht bei Regen laufen wollen. Apropos High Routes: diese werten den Great Glen Way sehr stark auf und es bleibt bei uns insgesamt ein überwiegend positiver Eindruck: waren die ersten Kilometer entlang des Kanals noch nicht sonderlich abwechslungsreich, so wurde der Great Glen Way danach von Tag zu Tag spannender (wir würden auch ganz stark dazu raten, den Weg in diese Richtung zu laufen). Der West Highland Way bleibt sicherlich - vor allem aufgrund der schwierigeren und spektakuläreren Wegführung - der (deutlich überlaufenere) König der schottischen Fernwanderwege, wir sind dennoch sehr froh, nun beide geschafft zu haben und zu kennen.


Wieder im Hochmoor


Erster Blick auf Inverness


River Ness und Kathedrale von Inverness


In der Fußgängerzone von Inverness
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