01.05.2019: Drumnadrochit - Clansman Harbor - Wünderlich

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01.05.2019 Drumnadrochit - Clansman Harbour
Wenn wir schon am Loch Ness sind, wollen wir uns etwas intensiver mit dem See selber und mit seiner berühmtesten Bewohnerin befassen. Dafür haben wir die heutige Etappe extra ein wenig kürzer gestaltet. Eigentlich würde es heute über etwa 30 Kilometer von Drumnadrochit direkt bis zum Ende des Great Glen Way in Inverness gehen. Eine Königsetappe, auf der es laut Wanderführern (außer für Leute die ihr eigenes Zelt dabei haben) keine Übernachtungsmöglichkeit gibt. Wir haben dennoch eine ganz nette Möglichkeit gefunden, die Etappe aufzuspalten. Dazu später mehr.

Zuerst schlafen wir ein bisschen länger aus als sonst und frühstücken dann. Hier bestätigt sich unser Grundeindruck vom B&B: alles wirklich sehr nett, aber es fehlt irgendetwas. Ob das damit zusammenhängt, dass das Anwesen zum Verkauf steht? Eventuell sind wir aber auch nur von den vielen anderen tollen B&B in den vergangenen Wochen ein wenig verwöhnt.

Dass man bis 10:00 ausgeheckt haben muss, passt nicht so ganz zu unseren Plänen, uns noch ein bisschen in der Ortschaft umzuschauen. Nach kurzer Rücksprache mit den Gastgebern dürfen wir unsere fertig verschnürten Rucksäcke im Eingangsbereich abstellen und später wieder abholen. Wir laufen zum Loch Ness Centre & Exhibition, einem Museum um die Legende von Nessie, dem berühmten Loch Ness-Monster. Das Ganze ist mit acht Pfund pro Nase nicht unbedingt billig, vor allem wenn man bedenkt, was geboten wird: wir laufen durch sechs Kammern, in denen jeweils etwa fünfminütige Filme gezeigt werden. Zusammengenommen wird erzählt, wie es zur Nessie-Legende kam und was der wissenschaftliche Hintergrund ist. Die erste Sichtung datiert schon auf das Jahr 565 und wurde vom heiligen Columban von Iona gemacht. Der wahre Hype setzte aber erst im Jahre 1934 ein, als ein Foto einen im See schwimmenden Saurier zu zeigen schien. Dieses Bild wurde erst 60 Jahre später als Fälschung entlarvt. Großangelegte Sonar-Untersuchungen konnten niemals die Existenz eines Monsters nachweisen und zudem würde eine Familie von Sauriern im Loch Ness gar nicht genügend Nahrung finden. Es bleiben Theorien, dass manche Augenzeugen außergewöhnlich große Fische gesehen haben könnten, die vom Meer in den Loch Ness geschwommen sind. Alles recht interessant, aber wieso die Filmchen auf sechs Kammern aufgeteilt sein müssen, ist nicht klar. Das Ganze ist wohl der Versuch, das Thema multimedial darzustellen, aber es klappt nicht so ganz, zumal die Akustik nicht wirklich gut ist. Insbesondere, wenn man recht deutlich auch den Ton der nachfolgenden Gruppe aus der vorherigen Kammer hört.

Nach dem Museumsbesuch schauen wir uns ausführlich in den benachbarten Nessie-Shops um (erstaunlich, wie viel Kitsch es hier zu kaufen gibt), holen unsere Rucksäcke und brechen auf. Der Great Glen Way führt zunächst entlang der A82 Richtung Norden aus Drumnadrochit hinaus. Hier kommen wir an dem kleinen Hafen vorbei, an dem John Cobb 1952 seinen verhängnisvollen Rekordversuch startete: Cobb war bereits Inhaber zahlreicher Geschwindigkeitsrekorde für Fahrzeuge auf Land und wollte den bei etwa 290 km/h liegenden Geschwindigkeitsrekord für Wasserfahrzeuge brechen. Bei einer Geschwindigkeit von 320 km/h verunglückte bei diesem Rekordversuch tödlich.

Der Great Glen Way zieht sich nun in die Hügel und entfernt sich damit langsam von der A82. Ein wenig geht es durch einen lichten Wald, dann über eine Schafwiese mit netten Lämmern und dann endgültig in einen sehr schönen und urwüchsigen Nadelwald. Hier geht es zunächst steil bergauf, dann flacht es etwas ab (hier gibt es auch einen Aussichtspunkt auf den nun tief unter uns liegenden Loch Ness) und nach einiger Zeit kommen wir auf ein schönes Hochmoor.

Und nun kommen wir zu der von uns in die lange Etappe eingeschobene zusätzliche Übernachtungsmöglichkeit: kaum haben wir die Hochebene erreicht, verlassen wir den Great Glen Way um auf Nebenwegen zum Seeufer zu kommen. Wir hatten keine Ahnung, wie gut diese Wege in Schuss sind. Die ersten paar hundert Meter der von uns gewählten Route sind ohne gutes Kartenmaterial sicherlich nicht leicht zu finden, dann sind wir aber positiv überrascht, recht gute Wanderwege mit einer guten Ausschilderung vorzufinden. Nach einiger Zeit geht es wieder steil bergab, final über zwei große Serpentinen und letztendlich stehen wir vor dem Clansman Hotel, direkt am Seeufer gelegen. Das Ganze ist per Straße gerade einmal sechs Kilometer von unserem vorherigen B&B entfernt, vom Verlauf des Great Glen Way haben wir ungefähr acht Kilometer zurückgelegt (und sind insgesamt etwas mehr als zehn Kilometer gelaufen). Haben nun aber - es ist ja noch früh am Tag - die Gelegenheit zu einer Bootsfahrt auf dem See.

Die Tickets für diese Fahrt haben wir vorgebucht, was zu dieser Jahreszeit aber nicht nötig gewesen wäre. Der Anlegesteg ist direkt neben dem Hotel und mit uns an Bord sind nur wenige andere Individualtouristen sowie eine Reisegruppe. Während der einstündigen Fahrt bekommen wir einiges über den See und seine Geschichte erklärt (im Grunde aber nichts Neues im Vergleich zu was wir heute früh im Museum gelernt haben), haben kurz einen schönen Blick auf das Urquhart Castle und sehen leider kein Seeungeheuer. Trotzdem ein schönes Erlebnis, gerade nachdem wir nun schon so lange an diesem See entlanglaufen.

Abendessen gibt es aufgrund chronischen Mangels an Alternativen im sehr edlen Hotelrestaurant.


Loch Ness Centre & Exhibition


Auf dem Hochmoor oberhalb vom Loch Ness


Bootsfahrt auf dem Loch Ness


Urquart Castle vom See aus
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