23.04.2019: Bridge of Orchy - Kinlochleven - Wünderlich

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23.04.2019 Bridge of Orchy - Kinlochleven
Heute steht die streckenmäßig längste aber auch eine der schönsten und abwechslungsreichsten Etappen unserer Wanderung auf dem West Highland Way auf dem Programm. Daher sind wir auch schon recht früh beim Frühstück zu finden. Länger im Bett liegen zu bleiben, hätte aber auch aufgrund des zunehmenden Verkehrs auf der A82 (die mehr oder weniger direkt vor unserem nicht wirklich gut schallgedämmten Zimmerfenster vorbei läuft) nicht wirklich Sinn gemacht. Ist der happige Übernachtungspreis der Größe und Qualität des Zimmers nicht wirklich angemessen, so entschädigt das wirklich ausgezeichnete Frühstück ein wenig.

Um 7:30 sind wir unterwegs. Der erste Teil des Weges, etwa vier Kilometer lang führt über einen kleinen Hügel, den 325 Meter hohen Mam Carreigh. Bergauf geht es durch lichten Wald, oben dann durch karge Karstlandschaft. Es bieten sich schöne Ausblicke, unter anderem auf das Inveroran Hotel, wo wir ganz ursprünglich übernachten wollten, um die heutige Etappe nicht gar so lang werden zu lassen. Das (recht kleine) Hotel war aber leider im Januar für unsere Reisezeit schon komplett ausgebucht. Beim Vorbeigehen beobachten wir zwei Gäste - auch Wanderer auf dem West Highland Way - die Reste ihres Frühstücks an einen eigentlich wilden aber in der Realität recht handzahm wirkenden Hirsch verfüttern.

Etwa einen Kilometer hinter dem Inveroran Hotel kommen wir zur hübschen Victoria Bridge, wo wir eine erste Trinkpause einlegen und uns mit Sonnencreme einschmieren. Kurz hinter der Brücke kommen wir zu einer kleinen Jagdhütte, die der Familie Fleming gehört, also der Familie von Ian Fleming, dem Autor der literarischen Vorlage von James Bond. Dieser Familie gehören hier große Ländereien und wir kommen ein wenig später auch an einem Steinmonument für Peter Fleming vorbei, den Bruder von Ian. Aber bis zu diesem Monument ist es ein weiter Weg: hinter der Jagdhütte verläuft der West Highland Way auf einer alten Straße, im Jahre 1933 außer Betrieb genommen und heute qualitativ mit einem Forstweg zu vergleichen. Zunächst geht es gut bergauf, dann flacher und über viele Kilometer entlang des Rannoch-Moors. Die Landschaft hier ist schottisch-karg und die sich bietenden Blicke auf das Moor und die umgebenden Berggipfel ist beeindruckend. Das bereits erwähnte Monument steht auf dem höchsten Punkt des Weges, ein bisschen abseits. Die meisten Wanderer laufen vorbei, aber wir lassen es uns nicht nehmen, die paar Meter auch noch zu erklimmen.

Von hier an geht es stetig bergab in das Tal Glen Coe, also das Tal des Flusses Coe. Die Landschaft wird noch um einiges schroffer und beeindruckender. Das Tal ist neben seinem Skigebiet für die zahlreichen Filme bekannt, für welche Szenen hier gedreht wurden. Unter anderem Highlander ("Es kann nur einen geben!"), James Bond - Skyfall und der dritte Harry Potter-Film. Bei der Blackrock Cottage, einer pittoresken kleinen Hütte des Ladies Scottish Climbing Club erreichen wir den Talboden und kommen ein paar hundert Meter (und eine nicht ganz ungefährliche Straßenüberquerung) später das Hotel Kingshouse, auch eine beliebte Unterkunft bei West Highland Way-Gehern. Ursprünglich handelte es sich um einen Zwischenhalt für Viehtreiber, heute steht hier neben dem ursprünglichen winzigen Gebäude ein architektonisch nicht uninteressanter hochmoderner Klotz. Auch wir legen einen Zwischenhalt ein und treffen dabei viele altbekannte Gesichter, unter anderem das Pärchen aus Carlisle.

Um kurz vor ein Uhr brechen wir wieder auf, zum letzten Abschnitt unserer heutigen Etappe. Dieser führt zunächst Richtung Westen durch das Glen Coe, ein paar hundert Meter auf einem kleinen Asphaltsträßchen, dann deutlich interessanter auf einem Bergpfad, der so ähnlich auch irgendwo in den Hochalpen verlaufen könnte. Etwa fünf Kilometer hinter Kingshouse kommen wir nach Altnafeadh, einem schönen kleinen Wald. Hier verläuft der Weg für ein kurzes Stück direkt an der großen Straße und der hier befindliche Wanderparkplatz ist recht voll. Unser Weg knickt nach Norden ab und führt steil bergauf. Trotz des vollen Parkplatzes treffen wir erstaunlich wenige Tagesausflügler, sondern hauptsächlich andere Fernwanderer. Unter anderem zwei Mädchen aus Deutschland, die zuerst eine Einheimische darum bitten, ein Bild von Ihnen mit ihrer Kompaktkamera zu machen. Als wir dazu kommen, hängen wir uns mit derselben Bitte dran, irgendwann holen die beiden Mädel ihre Spiegelreflexkamera raus und etwas später sind wir mitten in einer lustigen Fotosession, im Rahmen derer alle Bilderwünsche mehr als erfüllt werden.

Der höchste Punkt des Weges liegt auf 500 Meter Höhe und von hier an geht es stetig bergab bis zum fast auf Meereshöhe liegenden Kinlochleven. Der Weg ist zwar wunderschön, zieht sich nach hinten raus aber gewaltig. Das letzte Stück verläuft entlang diverser Wasserbecken und Röhren - letztere transportieren Wasser zum örtlichen Kraftwerk. Die Röhren sind teilweise schon etwas marode (ursprünglich wurde das System für die im Jahre 1907 in Betrieb genommene und 2000 stillgelegte Aluminiumfabrik errichtet) und es ist sehr spannend, zu beobachten, wo überall Wasser ausspritzt oder tropft. Nach fast 34 Kilometern kommen wir endlich in Kinlochleven an, wo wir freundlich im vorgebuchten B&B, untergebracht in einer ausrangierten historischen Bankfiliale, in Empfang genommen werden. Zum Abendessen wollen wir nicht mehr allzu weit laufen und gehen daher in den nahegelegenen Pub - wo es uns aber hervorragend schmeckt.


Halbzahmer Hirsch vor dem Inveroran Hotel


Denkmal für Peter Fleming


Stob Dearg im Glen Coe


Im Glen Leven
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