21.04.2019: Rowardennan - Crianlarich - Wünderlich

Willkommen bei uns...
Title
Direkt zum Seiteninhalt
21.04.2019 Rowardennan - Crianlarich
Eine traurige Nachricht zuerst: Dirks Schuhe sind irgendwo zwischen Inversnaid und Inveraran in die ewigen Jagdgründe eingegangen. Irgendwann hat der zur Reparatur verwendete Superkleber nachgegeben und irgendwann hat es keinen Sinn mehr gemacht, immer mehr Panzerband darum zu wickeln. Nachdem nicht nur die Sohlen abgefallen sind, sondern auch der Aufbau darüber gebröselt hat, würde es auch keinen großen Sinn machen, neu besohlen zu lassen. Daher haben wir eine auf dem Campground von Inveraran bereit stehende Mülltonne für ein feierliches Begräbnis mißbraucht - siehe Foto unten.

Aber der Reihe nach: Wir haben netterweise schon um 7:00 Frühstück bekommen - eine Stunde eher als üblich. Die beiden anderen Gäste - ein Pärchen aus Carlisle - haben dieselbe Etappe vor wie wir und frühstücken daher mit uns zu dieser frühen Stunde. Im Gegensatz zu gestern ist es schön, neben unserer Gastgeberin noch weitere Gesprächspartner zu haben. Um dreiviertel Acht starten wir zu unserer bisher längsten Etappe: 30 Kilometer, welche sich in drei etwa gleich lange Teile gliedert.

Die ersten etwa zehn Kilometer führen immer mehr oder weniger direkt am Ufer des Loch Lomond entlang nach Norden in Richtung Inversnaid. Das Ganze immer auf guten Wegen und durch lichten Laubwald. Trotz gutem Wetter ist es noch kühl und der Frühnebel zaubert eine manchmal fast mythische Stimmung über den großen See. Schön finden wir auch, dass heute - zumindest am Vormittag - die übliche Begrüßungsfloskel beim Treffen mit anderen Wanderern "Happy Easter!" lautet. Nach etwas mehr als drei Stunden kommen wir früher als erwartet in Inversnaid an. Diese winzige Ortschaft besteht im Grunde nur aus einem wohl im Laufe der Jahre immer wieder erweiterten und vergrößerten Hotel. Architektonisch sehr interessant das Ganze. Nach einer kurzen Pause geht es auch gleich wieder weiter.

Weiter geht es Richtung Inveraran bzw. dem direkt daneben befindlichen Beinglas Campground. Im Prinzip geht es so weiter wie zuvor, aber mit deutlich mehr Bergauf- und Bergab-Stellen als zuvor. Das alles sehr spaßig, leider beginnt nun hier aber der Todeskampf von Dirks Schuhen, was uns viel Zeit kostet. Hinter der Insel Island I Vow entfernen wir uns für einige Zeit vom Ufer. Der Wald wird dünner bzw. endet ganz. Der gesamte Landschaftseindruck wird daher sofort schroffer und karger. Leider ist hier der Weg teilweise noch sehr nass. Wir bekommen hier schnell heraus, dass die alten Laufschuhe, die Dirk von Lucy geschenkt bekommen hat nicht wasserdicht sind. Wir sind natürlich dennoch sehr dankbar für die Gabe, freuen uns aber auf den Moment, an dem wir adäquaten Ersatz beschaffen können. Bei Ardleish entfernen wir uns endgültig vom Loch Lomond. Der Weg schraubt sich lustig in die Höhe, verläuft über eine kleine Hochebene, um dann bei Inveraran ins Tal des River Falloch abzutauchen. Für diesen zweiten Abschnitt haben wir etwas mehr als vier Stunden benötigt und gönnen uns eine Rast am schönen Campground.

Der dritte Abschnitt der Wanderung führt zunächst - immer bergauf - durch das Tal des Falloch. Wir kommen an den Falls of Falloch vorbei, einem netten Wasserfall, den aber Autofahrer, die am entsprechenden Viewpoint anhalten, sicher besser bewundern können, als Wanderer, die auf dem viel weiter oben verlaufenden West Highland Way unterwegs sind. Wir kommen in eine wunderschöne karge Hochebene mit schroffen Bergen links und rechts. Die Wiesen sind gesprenkelt mit grasenden Schafen. Besonders niedlich sind die jungen Lämmer, deren Fell noch viel weißer ist als das der Eltern. Das hier ist Schottland wie aus dem Bilderbuch und wegen solcher Erlebnisse sind wir hier. Einmal müssen wir hier auch eine große Pfütze durchqueren, die von Kaulquappen nur so wimmelt. Wäre es nicht schon relativ spät, würden wir hier gerne länger zuschauen.

Kurz vor Crianlarich verlassen wir den West Highland Way und laufen durch einen schönen Wald zur kleinen Ortschaft. Angeblich handelt es sich um ein Zentrum des Outdoor-Sports. Wer nun so etwas wie Moab in Utah erwartet, wird bitter enttäuscht sein, denn es handelt sich lediglich um ein paar Häuser mit einem Bahnhof. Wir sind dagegen nur darüber enttäuscht, dass der kleine Dorfladen schon zu hat. Wie uns die Dame an der Hotelrezeption auf Nachfrage mitteilt, könnten wir alternativ mit dem Auto zum Supermarkt in... Ach halt, geht nicht. Kein Auto. Apropos Rezeption: Unsere Zimmerbuchung ist unauffindbar und wurde wohl hotelseitig aufgrund irgendwelcher Probleme mit Dirks Kreditkarte gecancelt. Ob und wie wir davon informiert worden sind, können wir schlecht nachprüfen - und sind stattdessen gelinde gesagt recht froh, dass es noch freie Zimmer gibt - sogar deutlich günstiger als wir ursprünglich bezahlt hätten.

Abendessen gibt es im Hotelrestaurant - das ist gar nicht mal schlecht und wir sind froh, nicht mehr weit laufen zu müssen. Die Füße schmerzen nach dem langen Tag doch etwas. Insbesondere Katharina wird wohl seit gestern Zeit im wahrsten Sinne des Wortes gepiekt: Wir entdecken im Schuh einen kleinen Blutfleck und bei genauerer Inspektion eine innen steckende abgebrochene Nähnadel. Wo die herkommt ist uns ein Rätsel. Könnte es sein, dass unserem Schuhster vor vielen Jahren (als die Nähte nachgezogen worden sind) die Nadel abgebrochen ist und sich diese über viele tausend Schritte von einer unkritischen zu einer ungünstigen Stelle gearbeitet hat? Extrem dumm so etwas, es bleibt nur zu hoffen, dass sich der leicht verletzte Fuß nicht entzündet.


Blick über den Loch Lomond auf Inveruglas


Die aufgelassene Doune Farm


Dirks Stiefel haben ihr Lebensende erreicht


Keilator Farm kurz vor Crianlarich
Zurück zum Seiteninhalt