15.09.2007: Kayenta - Kingman - Wünderlich

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15.9.2007: Kayenta - Kingman
Dirk steht relativ früh auf und fragt an der Rezeption nach, wo man in Kayenta einen kaputten Reifen flicken lassen kann. In ganz Kayenta scheint es keine richtige Autowerkstatt zu geben, Dirk wird zu einer Speedys-Filliale nicht weit weg vom Hotel geschickt. Dort angekommen erfährt er, dass hier zwar Reifen verkauft werden, nicht aber montiert oder repariert werden. Dafür sei die Tankstelle auf der gegenüberliegenden Straßenseite zuständig. Also schnell die Straßenseite gewechselt und dort nachgefragt, was möglich ist: Reifenwechsel geht im Prinzip schon, wenn denn irgendwann die Mechaniker da sind. So ab neun Uhr oder halb zehn. Ach, Moment, es ist ja Samstag, da kann es sein, dass die Mechaniker auch gar nicht kommen. In solchen Momenten wünscht man sich nach Deutschland mit zwar eingeschränkten aber wenigstens festen Öffnungszeiten. Glücklicherweise erinnert sich eine Kundin der Tankstelle an einen Reifenservice, 9 Meilen vor Kayenta direkt am Highway. Nach kurzem Anruf dort ist klar, dass man uns dort uns einen gebrauchten Austauschreifen verkaufen kann. Also auf dem Notrad ganz langsam die neun Meilen zurückgelegt, dann durch Schlaglöcher in einen Hof gerumpelt, der auch schon mal bessere Zeiten gesehen hat: Hier steht ein Trailer, jede Menge Schrott und es laufen viele Hühner, Katzen und Hunde rum. Aber Reifen montieren kann der Mann: Keine 20 Minuten später ist alles geschehen, und das für insgesamt 30 Dollar. Dirk bekommt erzählt, dass er nicht der erste ausländische Kunde ist, es seien schon viele Japaner, Italiener und andere Deutsche da gewesen. Na, wo die sich wohl alle ihre kaputten Reifen geholt haben? Zurück im Hotel nehmen wir uns die Zeit um das ganz vorzügliche Frühstück zu genießen, ehe wir auf dem neuen Reifen in Richtung Flagstaff rollen.


Elaphant Feet

Als wir uns Flagstaff nähern, finden wir es wieder sehr interessant, wie schnell sich die Landschaft von Steppe zu einer beinahe nordischen Waldlandschaft ändert, während wir die Flagstaff umgebende Hochebene erklimmen. Links von der Straße sehen wir den Sunset Crater. In Flagstaff angekommen, schauen wir kurz bei National-rent-a-car vorbei, um wegen des Reifentauschs bescheid zu geben. Das sei normal und der Wertverlust durch den nun älteren Reifen im Mietpreis inbegriffen, erklärt die Dame. Gut, wieder etwas gelernt.

Wir verlassen Flagstaff Richtung Westen und sind somit zum ersten Mal seit drei Tagen wieder auf der Route 66 unterwegs. Diese führt zum Teil sehr schön durch die Wälder, manchmal müssen wir aber leider auch auf die I 40 ausweichen. Hinter Bellemont kommen wir auf eine Schotterstraße, die einsam durch schöne Bergwiesen und Wälder zum angeblich ehemals höchsten Punkt der Route 66 führt. Auch nachdem die Straße wieder einen Asphaltbelag hat, geht es ziemlich pittoresk an vielen Bäumen und einsamen Farmen vorbei. Einige Zeit später erreichen wir Williams. Diese Stadt ist der Startpunkt der Eisenbahnstrecke zum Grand Canyon und bietet viele alte Motels, Restaurants und Saloons. Bekannt ist beispielsweise Rod's Steak House mit seinem alten Neonschild. Williams ist auch die letzte Ortschaft auf der Hochebene, danach führt die Autobahn sehr steil bergab in die Halbwüste von Arizona. Diese Halbwüste entspricht so sehr allen Klischees, dass Katharina in der nächsten Ortschaft, Ash Fork einen lange gehegten Wunsch erfüllt bekommt: Vor unserem Auto rollt eines der runden Gestrüppgebilde, die man aus Westernfilmen kennt, über die Straße.


Zum ersten Mal Los Angeles...


Zur Schotterpiste runtergekommene Route 66 in Arizona


Rod's Steak House in Williams

Wir rollen auch weiter, aber in eine andere Richtung. Wir müssen noch 40 km auf der Interstate zurücklegen, dann wartet ein Highlight auf uns: Der Streckenabschnitt zwischen Seligman und Kingman ist berühmt, da hier die Route 66 ziemlich weiträumig von der Autobahn umfahren wird. Die an der alten Straße gelegenen Ortschaften sind daher mit dem Bau der Interstate in eine Art Dornröschenschlaf gefallen, vergleichbar mit dem Schicksal von Radiator Springs aus "Cars". Witzigerweise ging aber auch die momentane Route 66-Renaissance zum Teil von hier aus: In Seligman wohnt Angel Delgadillo, berühmter Friseur und Andenkenladenbesitzer, der seit Jahren darum kämpft, die Historic Route 66 zu erhalten. Wir müssen aber erst noch ein paar Kilometer fahren, um nach Seligman zu kommen. Die Straße fügt sich sehr schön in die hügelige Landschaft ein. Und hier gibt es echte Burma-Shave-Tafeln mit den originalen Werbesprüchen aus den 60er Jahren. Wir fühlen uns wie mit einer Zeitmaschine 50 Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt.


Route 66 in Arizona


Riesige Heuschrecke in Arizona

Seligman ist ein sehr lustiges Städtchen: Da man nur von der Route 66 lebt, sind alle Geschäfte und Restaurants auch dementsprechend kitschig und übertrieben dekoriert. Wir schlendern eine Weile die Hauptstraße entlang. Im berühmten Barber Shop treffen wir leider nicht Angel Delgadillo persönlich, aber immerhin ist seine Frau Vilma da. Die direkt nebenan gelegene Eisdiele, ursprünglich von Angels inzwischen leider verstorbenem Bruder Juan gegründet, hat geschlossen. Auf der anderen Straßenseite steht ein "Green Turtoise"-Bus, dementsprechend hippes Publikum gemischten Alters ist unterwegs. Dirk ist begeistert, einen Blick ins Innere so eines Busses werfen zu können. Nachdem er Katharina den entsprechenden Abschnitt im Grundmann zum Lesen gegeben hat, kann sie seine Begeisterung nachvollziehen.


Oldtimer vor Andenkenladen in Seligman


Angel Delgadillos Barber Shop

Von Seligman führt die Route 66 durch eine schöne und einsame Gegend weiter nach Westen. Hier ist die Landschaft die Hauptsehenswürdigkeit. So verwundert es auch nicht, dass wir von unseren nächsten Stopp ein klein wenig enttäuscht sind: Wir buchen eine Führung durch die Grand Canyon Caverns und stehen wenig später in den Höhlen. Man merkt ganz klar, dass die Feriensaison vorbei ist, denn die Gruppe besteht nur aus uns beiden und der Führerin. Die Dame ist klasse und hat jede Menge Anekdoten auf Lager. An vielen Stellen zeigt sie uns Felsformationen, die bei Bestrahlung mit der Taschenlampe in einem bestimmten Winkel wie das Gesicht von George Washington oder eine Frühstücksplatte mit Rührei und Schinken aussehen. Höhepunkt der Tour ist ein mehr als 150 Jahre alter mumifizierter Luchs. Trotz allem sind die Höhlen insgesamt nicht ganz so beeindruckend wie die Meramac Caverns.


Mumifizierter Luchs in den Grand Canyon Caverns

Als wir in Kingman, gut 90 Kilometer hinter den Höhlen, ankommen, beginnt es schon, zu dämmern. Hier sehen wir den ersten Säulenkaktus unserer Reise. Das Ding ist zwar künstlich vor einem Verwaltungsgebäude eingepflanzt worden, wir freuen uns aber trotzdem. Wir suchen uns ein billiges Motel aus dem Couponheft raus. Das Motel ist an und für sich recht schön, aber wir haben - obwohl wir es aus diversen Reiseberichten hätten wissen müssen - den typischen Route 66-Fehler begangen, eine Absteige direkt an der Bahnlinie zu nehmen. Der Lärm der regelmäßig vorbeidonnernden Züge lässt sich recht gut mit Ohrstöpseln in den Griff bekommen, das ebenfalls von den Zügen verursachte Vibrieren des gesamten Gebäudes aber leider nicht.


Säulenkaktus in Kingman

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