7.9.2007: Tulsa - Oklahoma City
Bei etwas besserem Wetter als gestern folgen wir der Route 66 durch Tulsa. Zunächst führt die Straße typisch amerikanisch entlang dutzender Gebrauchtwagenläden und Autowerkstätten, später lässt sich tatsächlich eine Art Downtown blicken. Aus dem Auto wirken die zwei, drei Hochhäuser aber nur halbherzig und trostlos. Am westlichen Stadtrand von Tulsa fahren wir an riesigen Ölraffinerien vorbei.
Ölraffinerien bei Tulsa
Nur wenige Kilometer hinter Tulsa, in Sapulpa kommen wir wieder auf ein altes und schmales Stück der Route 66. Teilweise ragen von rechts und links die Äste großer alter Bäume über die Straße. Die alten Stahlbrücken wirken nicht sehr vertauenserweckend, halten aber dem Gewicht unseres Impalas stand. Sehr interessant ist, dass auf den Brücken teilweise noch der Original-Belag der alten Straße zu sehen ist: Hier bestand die Route 66 aus roten Backsteinen, war quasi eine riesige, waagrechte Mauer.
Alte Brücke und ganz alter Route 66-Straßenbelag
Unsere erste Pause des Tages legen wir in Bristow ein. Das ist ein hübsches Westernstädchen mit tadellos restauriertem Bahnhof. Wir schlendern einige Zeit durch das Stadtzentrum, kommen dabei auch zu einer Art Freilicht-Geschichtsbuch: Hier stehen Tafeln, auf denen die Geschichte einiger Familien der Stadt erzählt wird. Für einen Mitteleuropäer ist es schon faszinierend zu lesen, dass die ersten Siedler Ende des 19ten Jahrhunderts hier ankamen und stolz das erste in der Stadt geborene Kind präsentiert wird - dessen Geburtsjahr schon im 20ten Jahrhundert liegt. Auf dem Weg von diesen Tafeln zum dahinter gelegenen Bahnhof treffen wir ein sehr junges und schüchternes Kätzchen. Das Tier will sich nicht fotografieren lassen und läuft immer dann davon, wenn wir auf den Auslöser drücken wollen. Letztendlich gelingt es uns aber, durch ein Balkongitter ein Bild zu machen.
Schön restaurierter Bahnhof in Bristow
Schüchterne Katze in Bristow
Auf dem Weg nach Stroud kommen wir an der Shoe Tree Trading Post vorbei. Dieser Laden hat als Werbung zwei Schuhbäume neben der Straße stehen. Das ist zwar absurd aber auch irgendwie cool und absolut Route 66-typisch. In Stroud gibt es das Rock Cafe, zu dessen Bau Steine verwendet wurden, die beim Bau der Route 66 geschlagen wurden. Das Essen hier soll sehr gut sein, da wir aber noch keinen Hunger haben, bewundern wir nur die vor dem Lokal befindlichen Sperrholz-Nachbauten einiger Charaktere aus dem Film "Cars" und fahren denn weiter.
Schuhbaum an der Route 66
Weiter geht es durch die immer noch sehr grüne aber schon viel weniger hügelige Landschaft, vorbei an Davenport mit einer alten Tankstelle, vor der mehrere Straßenkreuzer aus den 60er-Jahren abgestellt sind. Wir halten in Chandler an, noch ein altes Westernstädtchen. Auch hier gibt es eine alte Phillips-Tankstelle, leider im etwas verfallenen Zustand. In einem Andenkenladen gibt es ein T-Shirt mit dem Spruch "Friends Don't Let Friends Drive the Interstate" - sehr passend. Falls wir es noch nicht gewusst hätten, würde es uns auch spätestens hier klar werden, dass wir uns in der Tornado Alley befinden: Mitten in der Stadt fragt ein großes Schild "Are you StormReady?". Zum Mittagessen suchen wir uns das "Country Kitchen" aus, hier fallen wir als Auswärtige auf wie bunte Hunde. Das Essen ist zwar einfach aber sehr gut und die Bedienung ist - wie überall im mittleren Westen - herzlich.
Fassaden im Westernstil in Chandler
Dass wir uns in Oklahoma und damit wirklich im mittleren Westen befinden, wird vor allem an der berühmten roten Erde deutlich: Diese sieht man besonders gut an den Flüssen, die wir kreuzen: Diese schneiden sich teilweise tief in die Landschaft, die Abhänge am Ufer sind auffällig rot gefärbt. Auf einen Wal-Mart-Parkplatz fällt uns auf, dass man auch sehr schön sieht, welche Autos Landbewohnern gehören: Diese Autos sind mit einer dicken roten Staubschicht bedeckt.
Knapp 50 Kilometer hinter Chandler kommen wir nach Arcadia, hier steht ein absolutes Route 66-Highlight, die berühmte Arcadia Round Barn. Ehe wir uns die Scheune anschauen, fotografieren wir ein paar Meter weiter einen alten VW Käfer, der rot angemalt, mit schwarzen Tupfern sowie Flügeln versehen und so zum Marienkäfer umgewandelt wurde. Die Rundscheune ist sehr beeindruckend, vor allem der riesige Raum im ersten Stockwerk. Wir reden eine Weile mit dem Menschen vom Andenkenladen im Erdgeschoss. Als wir erzählen, dass wir aus Deutschland kommen, zeigt er uns begeistert Fotos von bauähnlichen Rundscheunen in Deutschland. Außerhalb der Scheune treffen wir ein anderes Pärchen, das im Mustang Cabrio unterwegs ist. Wir tauschen uns kurz aus, verabschieden uns und der Mustang braust davon. Bis die beiden den Marienkäfer entdecken… Dem folgenden Geräusch nach zu urteilen scheinen die Bremsen des Mustangs absolut in Ordnung zu sein.
Zum Marienkäfer umdekorierter VW Käfer in Arcadia
Die berühmte Rundscheune von Arcadia
In Edmond findet unser Plüsch-Reise-Nilpferd einen größeren Gefährten
Arcadia gehört schon zum Einzugsbereich von Oklahoma City, der Hauptstadt von Oklahoma. Hier wollen wir übernachten. Da es noch relativ früh ist, beschließen wir, ein wenig Sightseeing zu betreiben. Als erstes fahren wir zum State Capitol und sind bitter enttäuscht: Das Capitol an sich ist zwar sehr schön - es hat sogar seit 2002 eine nachträglich drauf gebaute Kuppel. Aber die Umgebung ist trostlos: Schnellstraßen, Parkplätze und Verwaltungsgebäude soweit das Auge reicht. Als kleine Auflockerung steht lediglich ein Ölbohrturm direkt vor dem Capitol. Wir fahren weiter nach Downtown, um dort die Touristeninfo zu besuchen. Schon jetzt fällt uns auf, dass diese Gegend der Stadt sehr viel schöner und interessanter wirkt. Morgen werden wir uns mehr anschauen.
Capitol mit Kuppel und Ölbohrturm in Oklahoma City