09.09.2007: Erick - Tucumcari - Wünderlich

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9.9.2007: Erick - Tucumcari
Da wir es heute bis nach New Mexico schaffen wollen, stehen wir sehr zeitig auf. Wir fahren zunächst nach Erick und folgen von dort aus wieder dem Verlauf der Route 66 nach Westen. Etwas mehr als 10 km später überqueren wir die Grenze nach Texas. Die von unseren Reiseführern angekündigte sofortige Änderung der Landschaft lässt etwas auf sich warten. Als sie dann aber eintrifft, ist der Effekt umso stärker: Wir fahren durch eine Ebene mit hellem, fast silbernen Gras, die sich in alle Himmelsrichtungen endlos fortzusetzen scheint. So etwas haben wir uns unter dem Begriff "Great Plains" vorgestellt. Das Wetter ist immer noch nicht sehr gut, starker und schwacher Regen wechseln sich ab. Die alte Straße ist voller Unebenheiten, in denen sich tiefe Wasserpfützen bilden. Nachdem wir durch einige dieser Pfützen gefahren sind, merken wir, dass amerikanische Autos nicht ganz den aus Europa gewohnten Qualitätsstandard einhalten: Unser Impala ist unten undicht, im Fußraum des Beifahrers hat sich eine Pfütze gebildet.

Die erste größere Ortschaft, die wir in Texas durchqueren, ist Shamrock. Hier steht das U-Drop-Inn, ein altes Cafe mit interessanter Art-Deco-Architektur. Dieses Gebäude taucht in leicht veränderter Form auch im Film "Cars" auf. In McLean, 35 km später kommen wir an einer schön restaurierten alten Tankstelle vorbei. Noch mal 55 km weiter kommen wir nach Groom. Hier steht der bekannte schiefe Wasserturm, ein absolutes Highlight für jeden Route-66-Reisenden. Die Leute hier sind sichtlich stolz auf diese Sehenswürdigkeit, auf einem Werbeschild sehen wir sogar eine Miniaturversion des Wasserturms. Am westlichen Rand von Groom gibt es eine weitere, ebenfalls sehr merkwürdige, Sehenswürdigkeit: Hier wollte ein Ingenieur Werbung für Jesus machen und steckte seine gesamten Ersparnisse sowie von Freunden gesammeltes Geld in den Bau eines 60 Meter hohen Kreuzes. Wie gigantisch dieses Ding ist, erkennt man durch Vergleich mit den lebensgroßen Figuren des darunter befindlichen Kreuzwegs.


U-Drop-Inn Cafe in Shamrock


Schiefer Wasserturm von Groom


60 Meter großes Kreuz mit Kreuzweg bei Groom

In Texas führt die Route 66 über weite Strecken als Frontage Road entlang der Interstate. Teilweise kennt Lisa diese Frontage Road nicht, so dass wir auf dem Display abwechselnd mitten in die Wiese oder als Geisterfahrer auf die nach Osten führende Spur der Autobahn versetzt werden.

Kurz vor Amarillo schauen wir uns die Bug Ranch an. Das ist eine Hommage an die berühmte Cadillac Ranch: Fünf VW Käfer stecken kopfüber in der Erde und wurden mit Grafitti verziert.


Die Bug Ranch

Im Amarillo verlassen wir zunächst die Route 66 und fahren auf der I 27 zum Palo Duro Canyon State Park. Dieser Canyon - auch als Grand Canyon of Texas bezeichnet - ist der zweitgrößte Canyon der USA. Die Parkrangerin am Eingang warnt uns, dass wir nicht den ganzen Park durchfahren können, das ist uns egal. Der Park ist auch so sehr beeindruckend. Die Straße führt zunächst am Rand des Canyons entlang. Von hier aus bieten sich tolle Blicke in den Canyon. Zum ersten Mal auf unserer Reise sehen wir rote Steine. Bald nachdem die Straße über einige Serpentinen ins Innere des Canyons führt, sehen wir, was die Rangerin meinte: Direkt hinter einem Campingplatz ist der Prairie Dog Town Fork durch die starken Regenfälle über das Ufer getreten. Ein paar Arbeiter sind mit dem Bagger dabei, Schlamm von der Straße zu beseitigen. Aufgrund des Wasserstands wird es aber wohl noch länger dauern, bis die Straße wieder offen ist.


Im Palo Duro Canyon State Park

Wieder im Amarillo suchen wir zuerst einen Wal-Mart und kaufen uns eine Rolle Küchenpapier. Damit wollen wir die Pfütze in unserem Auto austrocknen. Das gelingt nicht auf Anhieb, da anscheinend Feuchtigkeit aus einem Reservoir nachsickert. Wir trocknen den Teppich so gut wie es geht und legen dann frische Küchentücher unter die Fußmatte. Die Tücher wollen wir in den nächsten Tagen so lange austauschen, bis das Auto wieder trocken ist.

Zum Mittagessen gehen wir in das bekannte Big Texan Steak House. Die Innenausstattung dieses Restaurants ist eine Ausgeburt an Kitsch, wir finden es aber auch irgendwie cool. Steak gibt es zu bezahlbaren Preisen in fast beliebiger Größe. Schafft man es, innerhalb von einer Stunde ein 2.2 kg großes Stück inklusive Beilagen zu verputzen, muss man sogar gar nichts bezahlen. Wer das versuchen will, muss sich dafür an einen zentral gelegenen erhöhten Tisch mit Stoppuhr setzen. Wir beschränken uns auf etwas kleinere Portionen, haben allerdings das Glück, zu erleben, wie jemand den Angriff auf das 2.2 kg-Steak wagt: Als die Uhr 45 Minuten anzeigt und der Fleischberg nicht unwesentlich kleiner geworden ist, brechen wir aber auf.


Angriff auf das 2.2 kg-Steak

Westlich von Amarillo schauen wir uns die originale Cadillac Ranch an. Das Prinzip ist dasselbe wir bei der Bug Ranch, nur handelt es sich hier um zehn in der Erde steckende Cadillacs. Dieses bekannte Kunstwerk soll den amerikanischen Traum von Freiheit symbolisieren und wurde 1974 im Auftrag des Milliardärs Stanley Marsh 3 errichtet. Der Winkel, in dem die Autos in der Erde stecken, entspricht angeblich dem Winkel der Seitenwände der großen Pyramide von Gizeh.


Cadillac Ranch

Etwas mehr als 70 km hinter Amarillo erreichen wir den Mittelpunkt der Route 66: In der Ortschaft Adrian kommen wir zum Midpoint Cafe, das aber leider geschlossen hat. Ein daneben stehendes Auto ist über und über mit Unterschriften von Route 66-Reisenden bedeckt, auf der gegenüberliegenden Straßenseite markieren zwei Schilder den Mittelpunkt der Strecke Chicago-Los Angeles.


Mittelpunkt der Route 66

Wir fahren weiter in Richtung New Mexico. Der Charakter der Landschaft ändert sich erneut stark: Es tauchen immer mehr flache Mesa-Berge auf. Dirk fühlt sich zusehends an seinen Santa-Fe-Aufenthalt vor einem Jahr erinnert. Direkt an der Grenze nach New Mexico schauen wir uns die Ghost Town Glenrio an. Viel ist leider nicht mehr übrig, selbst das bekannte Motelschild ("Last Motel in Texas" auf der einen Seite, "First Motel in Texas" auf der anderen) ist nur noch teilweise vorhanden.


Route 66 in Texas

Die Landschaft in New Mexico ist wunderschön, eine beeindruckende Weite, auf der viele Mesa-Berge stehen. Die erste größere Stadt dieses Staats ist Tucumcari. Hier kommen wir an einem Überangebot an billigen Motels vorbei, fahren aber weiter zum Blue Swallow Motel. Dieses Vintage-Motel ist vor allem für sein schönes altes Neonschild bekannt. Wir werden äußerst herzlich begrüßt. Die Entscheidung, welches Zimmer wir bekommen, fällt nach einer Abschätzung unserer Körpergröße: Da die Duschköpfe in den Zimmern unterschiedlich hoch hängen, werden den Gästen Zimmer mit passender Dusche zugewiesen. Das Zimmer ist zwar klein, aber sehr gemütlich. Es kostet etwas mehr als die lokale Konkurrenz, aber das nehmen wir gerne im Kauf. Am Abend schauen wir uns kurz die hübsche Innenstadt von Tucumcari an und kaufen auf dem Rückweg zum Motel noch eine neue Küchenrolle für unser Auto.


Neonschild vor dem Blue Swallow Motel

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