09.09.2008: The Dalles - Silver Creek - Wünderlich

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Dienstag, 9.9.2008: The Dalles - Salkum
Nachdem wir das Super-8-Frühstück inklusive Selber-Back-Waffeln ausgiebig gewürdigt haben, begeben wir uns auf die Suche nach der US30. Wir benötigen mehrere Anläufe bis wir endlich die richtige Straße gefunden haben und auf dieser die Stadt Richtung Westen verlassen können.

Da die Schlucht des Columbia River Gorge vor den diversen Regulierungsmaßnahmen der 30er- bis 60er-Jahre nicht passierbar war (die Pioniere des Oregon Trail durchquerten sie auf Flößen), führt die historische Straße durch die Hügel oberhalb der Schlucht, während die neue Interstate I84 unten parallel dem Fluss folgt.

Leider ist die alte Straße nicht mehr überall befahrbar doch von The Dallas bis Mosier können wir dieser folgen, wie sie sich in abenteuerlichen Kurven zwischen den dunklen Lavafelsen durch die, hier auf der Westseite des Küstengebirges noch recht kahle, Landschaft windet. Immer wieder gibt es schöne Aussichtspunkte auf die Schlucht und die gewundene Straße.


Straße durch die Columbia Gorge

Bei Mosier müssen wir dann ein Stück der Interstate folgen. Bei Hood River überqueren wir den Columbia und folgen ihm nun einige Zeit auf dem Washingtoner Ufer. Die Gegend wird hier immer grüner und erinnert zunehmend an das Rheintal, nur die mittelalterlichen Burgen fehlen. - Schon die ersten Siedler hatten anscheinen diesen Gedanken, denn die erste Stadt am nördlichen Flussufer heißt - Bingen!


Überquerung des Columbia River

Auf der Fahrt entlang des Flusses können wir nun am südlichen Ufer den eindrucksvollen Mount Hood stehen sehen.


Mount Hood

Über die Bridge of the Gods fahren wir etwa fünf Meilen weiter wieder zurück nach Oregon. Der Name dieser schönen Stahlbrücke von 1925 kommt daher, dass indianische Legenden von einer natürlichen Brücke an dieser Stelle berichten, die aber bei Kämpfen zwischen den Göttern zerstört wurde. Tatsächlich konnten Geologen nachweisen, dass vor etwa tausend Jahren das Tal hier durch einen Erdrutsch blockiert wurde und dieser Damm wohl langsam so unterspült wurde, dass sich tatsächlich eine Art Brücke bildete, die irgendwann aber einstürzte. Auf den Brückenpfeilern der Oregonseite sind schöne Murals angebracht, die von den Indianern, die hier früher lebten, und der Lewis-und-Clark-Expedition berichten.


Bridge of the Gods

Etwas flussabwärts der Brücke erreichen wir den Bonneville Dam, einen der vielen Dämme, die mittlerweile die gewaltige Kraft des viertgrößten Flusses der USA nutzbar machen. Der Damm hat ein schönes Visitor Center, dessen Ausstellung sich nicht nur mit dem Damm selber, sondern auch mit der Geschichte der Gegend, vor allem Lewis und Clark und dem Oregon Trail, beschäftigt. Im Souvenirshop erstehen wir eine Woody-Guthrie-CD - ab jetzt bildet "Roll on Columbia" den Soundtrack unserer weiteren Reise.


Der Bonneville Dam

Im Keller kann man durch große Fenster in die Fischtreppe hinausschauen und beobachten wie sich die teilweise recht riesigen Fische gegen die Strömung nach oben kämpfen. Im Nebenzimmer sind Fischzähler damit beschäftigt aufzuzeichnen, wie viele Fische von welcher Art hier vorbei kommen. Durch die starke Regulierung des Flusses und Überfischung hat leider die Zahl der Fische dramatisch abgenommen. Lewis und Clark berichten von solchen Mengen von Lachsen, dass man den Columbia beinahe trockenen Fußes überqueren konnte. Die Yakima und Klickitat Indianer, die hier lebten, trockneten die Lachse und handelten damit, so dass einzelne Fische sogar bis auf die andere Seite der Rocky Mountains gelangten.


Fischtreppe des Bonneville Dam

Kurz hinter dem Damm gibt es wieder ein Stück der alten Straße. Diese führt nun vorbei an mehreren schönen Wasserfällen. Nach einem kurzen Stop bei den Horsetail Falls erreichen wir die wohl bekanntesten davon, die Multnomah Falls. In zwei Stufen fällt das Wasser hier insgesamt 189m in die Tiefe. In 32m Höhe überquert eine Fußgängerbrücke im Art-deco-Stil die Abbruchkante des unteren Falls. Da die Fälle so bekannt sind herrscht unten und bis zur Brücke ein ziemlicher Rummel. Erst als wir hinter der Brücke den steilen Fußweg nach oben erklimmen wird es etwas ruhiger. Nach längerem Anstieg erreichen wir eine Aussichtsplattform oberhalb der Abbruchkante des oberen Falls: Ein eindrucksvoller Blick!


Multnomah Falls

Nach dem Abstieg folgen wir weiter dem alten Columbia Highway. Nächste Attraktion ist das Vista House, ein ehemaliges Rasthaus von 1916, das 2005 aufwändig renoviert wurde. Wüsste man nicht, um was es sich hier handelt, man könnte es für einen kleinen Tempel oder ein Mausoleum halten. - Was waren das für Zeiten als man noch solche Raststätten baute…


Im Vista House

Einen Hügelrücken weiter befindet sich auf Chanticleer Point ein State Park, der vom Portland Women's Forum gegründet wurde. Von hier aus haben wir noch einen letzten schönen Blick auf die Schlucht und das Vista House.


Ausblick vom Chantecleer Point

Bei Troutdale fahren wir dann wieder auf die Interstate und fahren nun auf der I84 und der I5 durch Portland hindurch und dann weiter nach Norden. Bei Castle Rock verlassen wir diese wieder und folgen nun der Wa504 Richtung Mount St. Helens.

Schon von weitem können wir den enthaupteten Berg sehen. Je näher wir diesem kommen, desto deutlicher wird das Ausmaß der Zerstörung durch den Ausbruch 1980: Die Wälder, durch die wir fahren wirken sehr jung, teilweise verkünden auch Schilder, wann sie gepflanzt wurden, die Straßenbrücken sind alle neu, schließlich stehen tote Baumstümpfe zwischen den nachwachsenden jungen Bäumchen. Wir halten an und starren in die Schlucht neben uns, in der sich noch fast 30 Jahre später die Wucht der Schlammlawine deutlich abzeichnet.

Beim Visitor Center auf der Johnston Ridge gibt es nur noch tote Bäume, dafür riesige Mengen bunter Wildblumen. Benannt sind Ridge und Visitor Center nach einem Geologen, der hier beim Ausbruch 1980 ums Leben kam. Insgesamt fielen dem Ausbruch 75 Menschen zum Opfer, da niemand mit einer derart verheerenden Gewalt rechnete. Vor allem die gewaltigen Schlammlawinen hatte man nicht vorausgesehen.

Der Berg selber ist sehr eindrucksvoll. Besonders die kleine Kuppel, die sich im alten Krater bildet wirkt nicht gerade vertrauenerweckend… Der letzte (kleinere) Ausbruch liegt gerade zwei Monate zurück. Wir hören ein wenig einem Ranger Talk über die vulkanische Aktivität hier in den Cascades zu. Dann steigen wir hinauf zu einem etwas erhöhten Aussichtspunkt. Von dort aus kann man Mt. Adams im Osten, vor allem aber die von toten Bäumen übersäten Hänge ringsherum sehen.


Mount St. Helens


Zerstörter Wald bei der Johnston Ridge

Wir steigen wieder hinab und gehen in das Visitor Center. Wir kommen gerade rechtzeitig für die letzte Filmvorführung des Tages. Der viertelstündige Film zeigt Bilder vom großen Ausbruch. Höhepunkt ist aber, als sich am Ende die Leinwand hebt - und dahinter eine große Fensterwand den Blick auf den Berg freigibt - vor allem, da dieser mittlerweile beschlossen hat, sich dramatisch in Wolken zu hüllen. Die Ausstellung im Visitor Center enthält viele eindrucksvolle Augenzeugenberichte von Überlebenden des Ausbruchs und ein Modell an dem man sich die einzelnen Phasen des Ausbruchs darstellen lassen kann.

Zurück am Auto packen wir unser Navi aus, um unser Bed & Breakfast für heute Nacht zu finden, das etwas abgelegen liegt. Womit wir nicht gerechnet haben: Das Tomtom-Kartenmaterial für diese Gegend stammt anscheinend von vor 1980! Zumindest existiert weder der Parkplatz an der Johnston Ridge, noch die Wa504 dorthin. Auf der Karte des Navis hüpfen wir lustig von Waldweg zu Waldweg und fahren zeitweise auch einfach querfeldein. Dafür tauchen dort Straßen auf, wo in Wirklichkeit keine sind (vielleicht gab es hier mal welche). Manchmal kommt eine Anweisung: "Links abbiegen!" wenn sich links gerade eine tiefe Schlucht öffnet… Erst als wir wieder unten im Tal sind, stimmen Karte und Realität wieder überein, wir können erleichtert aufatmen.

Und so erreichen wir schließlich doch noch das Sheperd's Inn, das bei Salkum, zwischen Mount St. Helens und Mount Rainier, mitten im Wald liegt. Wir werden vom Wirtsehepaar Ellen und Richard freundlich empfangen und bekommen gleich noch einen leckeren Blaubeerkuchen serviert. Dann beziehen wir unser Zimmer, das ganz mit Schafen dekoriert ist: Von Plüschschafen auf dem Bett bis zu Wandbildern mit kleinen Schäferinnen.


Unser Zimmer im Shepherd's Inn
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