Sonntag, 22.3.2009: Tropic - Springdale
oder: Vom Winde verweht
Nach dem Aufstehen sind wir überrascht, als uns draußen statt des angekündigten Schneegestöbers ein wolkenloser blauer Himmel erwartet. Daher machen wir uns schnell aufbruchbereit und fahren noch einmal in den Bryce Canyon National Park. Für den eigentlichen Sonnenaufgang sind wir zwar zu spät, doch auch so erzeugt die tiefstehende Sonne ein schönes Licht sowie faszinierende Licht-Schattenspiele im Gewirr der Gesteinstürmchen. Wir fahren zu zwei Viewpoints: Zuerst zum Bryce Point und dann zum Sunset Point. Dann geht es zurück zum Ruby's Inn, wo wir auschecken.
Morgenstimmung im Bryce Canyon National Park
Morgenstimmung im Bryce Canyon National Park
Wir fahren auf der UT 12 weiter nach Westen und kommen durch den Red Canyon. Dieser besteht aus wunderschönen Felsformationen direkt neben der Straße, irgendwie erinnert das Ganze ein wenig an eine kleinere Variante des Bryce Canyon. Die Straße führt hier durch die berühmten und oft fotografierten Tunnel, die in nur wenig abgewandelter Form auch in der Traumsequenz im Film "Cars" vorkommen. Hinter dem Red Canyon verliert die Straße einiges an Höhe und trifft etwas südlich von Panguitch auf die in Nord-Süd-Richtung verlaufende US 89. Diese Straße führt durch eine sehr abwechslungsreiche Landschaft: Wir sehen jede Menge grüne Weiden und Wald sowie viele kleine Ortschaften. Wieder einmal präsentiert sich uns der Südwesten ganz anders, als wir ihn uns vorgestellt haben.
Tunnel im Red Canyon
Auf der US 89 südlich von Panguitch
Je weiter wir nach Süden kommen, desto mehr verschlechtert sich leider das Wetter. Der Himmel ist nicht mehr makellos blau und es ziehen immer mehr dunkle Wolken auf. In Mount Carmel Junction halten wir an um zu tanken und kaufen uns auch eine Brotzeit. Dabei treffen wir auch auf einen der großen Reisebusse mit Landsleuten, die wir schon gestern im Bryce Canyon National Park gesehen haben. Die Szenerie erinnert uns gespenstisch an die Kultserie "Wilder Westen Inclusive". Auch wenn jeder so reisen soll, wie er es mag, so sind wir doch froh, zu zweit in unser eigenes Auto einsteigen und weiterfahren zu können.
Weiter geht es nach Westen auf der UT 9, die sehr abwechslungsreich bergauf und bergab in Richtung des Zion National Park führt. Der Park begrüßt uns mit einer fantastischen Berglandschaft. Die Straße schlängelt sich in einem engen Tal hindurch und ermöglicht so immer neue und tolle Ausblicke auf die umgebenden Felsen. Wir sind begeistert. Kurz hinter dem Parkeingang kommen wir zur Checkerbord Mesa, das ist der berühmte weiße Bergkamm aus horizontal verlaufenden Gesteinsschichten, die in Kombination mit vertikal verlaufenden Brüchen ein Muster ähnlich einem Schachbrett ergeben. Zum Glück ist aber noch niemand auf die Idee gekommen, jedes zweite Feld schwarz anzumalen...
Auf der UT 9 in Richtung Zion National Park
Checkerboard Mesa
Kurz vor dem Tunnel stellen wir unser Auto ab und laufen den kurzen Trail zum Canyon Overlook. Dieser Weg verläuft teilweise an einer steilen Felsflanke und überquert einen kleinen Hügel. Endpunkt ist ein Aussichtspunkt auf die Straße, die sich hinter dem Tunnel in engen Serpentinen in das mit viel Grün bewachsene Tal des Virgin River hinab schlängelt. Links und rechts türmen sich senkrechte rotbraune Felswände auf und in der Entfernung sehen wir rechts den Eingang in den Zion Canyon, der das Herzstück des Zion National Park darstellt. Nun ist der Himmel vollkommen mit Wolken bedeckt und zudem weht eine steife Brise. Hoffentlich verschlechtert sich das nicht, denn wir wollen heute noch wandern.
Unterwegs im Zion National Park
Ausblick vom Canyon Overlook
Wir durchfahren den Tunnel und kurbeln das Auto danach hinunter ins Tal. Dort angekommen biegen wir nach rechts in den Zion Canyon ab. Aufmerksame Leser, die den Zion National Park kennen, werden jetzt fragen, wieso wir einfach in den Canyon fahren dürfen und keinen Shuttlebus benutzen müssen. Die Lösung liegt im frühen Termin unserer Reise, denn wir sind genau eine Woche da, bevor der Canyon während der Sommersaison für Privatautos gesperrt wird. Der Sinn und Zweck der Einführung der Shuttlebusse wird aber auch schon jetzt sehr deutlich: Fast alle Parkplätze sind überfüllt, zum Beispiel am Weeping Rock steht eine Menge Fahrzeuge hinter dem Parkplatz sehr abenteuerlich im Straßengraben abgestellt.
Wir haben uns mehrere größere und kleinere Trails rausgesucht. Da das Wetter einigermaßen stabil ausschaut, entscheiden wir uns zum Einstieg gleich für den spektakulärsten davon, den Weg auf Angels Landing. Wir stellen unser Auto also nach längerer Parkplatzsuche bei the Grotto ab und marschieren los. Die steife Brise ist immer noch da und beschert uns im unteren und sandigen Teil des Trail leichte Schwierigkeiten. Ins Auge geflogene Sandkörner sind nunmal nicht sonderlich angenehm. Als es bergauf und damit in den ersten Teil des Trails mit Serpentinen und steinigem Untergrund geht, bessert sich die Situation aber zunächst wieder. Ab einer gewissen Höhe aber wird der Wind mit jedem Höhenmeter stärker. Als uns auf drei Vierteln der Höhe dieser Serpentinen eine Sturmböe fast vom Berg runterweht, veranstalten wir einen Kriegsrat: Umkehren oder nicht? Da wir nicht wissen, wie stark der Wind oben auf dem exponierteren Teil des Trail ist, sprechen wir ein älteres auf dem Bergabweg befindliches Pärchen an: Weiter oben ist es noch viel schlimmer, die beiden mussten auf dem einen Klettersteig ähnlichen Teil des Trails umdrehen. No way - wir treten ohne langes Zögern den Rückweg an - einige andere Wanderer folgen übrigens unserem Beispiel. Morgen ist ja noch ein Tag, da können wir es nochmal probieren. Leider verraten uns die beiden amerikanischen Wanderkollegen aber auch den Wetterbericht für morgen. Dieser kündigt netterweise Regen an.
Wir laufen zurück zum Auto und überlegen uns ein Ersatzprogramm: In der Nähe des Talbodens gelegene und möglichst von Felswänden vor dem Wind geschützte Wege sollten machbar sein. Also fahren wir zunächst zum Temple of Sinawava, also zum nördlichen Ende des Canyons. Auf der Fahrt dorthin sehen wir, dass der Sturm auch den Bäumen des Parks stark zusetzt - die Straße ist übersät mit runtergerissenen Ästen der schönen großen Alleebäume. Am Temple of Sinawava ist die Situation aber wie erwartet viel besser, so dass wir zum Riverside Walk aufbrechen können. Dieser Weg führt immer entlang der steilen Canyonwand auf der einen Seite und dem Virgin River auf der anderen Seite in das sich stetig verengende nördliche Ende des Canyons. Ein wirklich schöner Weg. Am Ende führen die Narrows als Fortsetzung des bisherigen Weges noch weiter nach Norden. Hierzu müsste man durch den Fluss waten und dieser Weg ist im Moment gesperrt, wohl aufgrund der Jahreszeit. Das hindert Dirk nicht daran, ein wenig im Fluss rumzustapfen und seine Bergstiefel auf Wasserdichtigkeit zu überprüfen. Auf dem Rückweg werden wir prompt von zwei Amerikanern auf das Ergebnis dieser Überprüfung angesprochen. Das sind zwar etwas ältere aber tiptop gepflegte Meindl Island Pro, natürlich sind die wasserdicht!
Startpunkt der Wanderung in die Narrows
Unser letzter Trail für heute führt uns zu den drei Emerald Pools. Diese drei Becken liegen etwas oberhalb des Talbodens und sind auf relativ einfachem Weg von der Zion Lodge aus zu erreichen. Der Lower Emerald Pool besteht aus einem Wasserbecken und einer Felskante, von der ein hübscher Wasserfall in das Becken stürzt. Der Middle Emerald Pool liegt direkt oberhalb und ist über einen kurzen Trail zu erreichen. Hier sind wir etwas enttäuscht, da der Middle Pool nur aus zwei kleinen nicht sehr spektakulären Wasserbecken besteht. Weiter führt der Weg zum Upper Emerald Pool, nun etwas steiler bergauf und teilweise über größere Felsbrocken hinweg. Der Upper Pool gefällt uns sehr gut: Das Wasser des Heaps Canyon Creek erreicht hier das Ende des gleichnamigen Slotcanyons und fällt als spektakulärer und 150 Meter hoher Wasserfall in das mit braunem Wasser gefüllte Becken des Pools.
Lower Emerald Pool
Wasserfall am Upper Emerald Pool
Virgin River im Zion National Park
Wir kehren zum Auto zurück und verlassen den Park Richtung Süden. Da es immer noch stürmt, verzichten wir auf weitere größere Trails und schauen uns lieber ausführlich im schönen und informativen Visitor Center um. Der hier aushängende Wetterbericht für morgen verspricht viel weniger Wind als heute und es sind auch weniger Wolken vorhergesagt. Das hört sich doch gut an, wir kommen auf jeden Fall wieder! In Springdale checken wir in unser Hotel ein und gehen danach zwei Häuser weiter in die Zion Pizza & Noodle Co wo wir dem Namen des Restaurants entsprechend lecker Pizza und Nudeln essen.