08.03.2009: Willcox - Gila Hot Springs - Wünderlich

Willkommen bei uns...
Title
Direkt zum Seiteninhalt
Sonntag, 8.3.2009: Willcox - Gila Hot Springs
oder: Rorschach-Test in 3D
Da heute die erste etwas größere Wanderung unseres Urlaubs ansteht, brechen wir sehr früh auf. Schnell noch das Auto aufgetankt und Verpflegung eingekauft und los geht's.

Wir fahren durch Willcox nach Südosten und kommen dabei tatsächlich an einer winzigen aber recht hübschen Downtown vorbei. Dort halten wir uns aber nicht lange auf und fahren weiter auf die AZ 186 in Richtung Chiricahua National Monument. Die Sonne ist gerade erst aufgegangen und versteckt sich zunächst noch hinter den links von der Straße gelegenen Cabezas Mountains. Abgesehen von den Bergen ist die Landschaft bretteben und sehr weit. Die Prärie ist mit von der Sonne gelb gebranntem Gras bedeckt. Wir fühlen uns sehr an das herbstliche Montana erinnert, das wir vor einem halben Jahr besucht haben. Die Stichstraße zum Chiricahua National Monument führt von der Ebene geradewegs auf die Kette der Chiricahua Mountains zu.


Unterwegs auf der AZ 186 irgendwo zwischen Willcox und dem Chiricahua National Monument

Das Eingangshäuschen des National Monuments ist zu dieser frühen Stunde noch nicht besetzt, so dass unser Nationalparkpass einmal mehr ungenutzt bleibt. Kurz nach dem Parkeingang verändert sich die Landschaft radikal: Die Straße führt in ein enges Tal und gewinnt stetig an Höhe. Gleichzeitig ändert sich die Vegetation am Straßenrand: An die Stelle von Dornbüschen und vertrocknetem Gras tritt dichter Nadelwald, der uns in Kombination mit der engen und kurvigen Straße sehr an die österreichischen Alpen erinnert. Die beeindruckenden Felsnadeln, die ab und zu in den Bergen links und rechts der Straße zu erkennen sind, erinnern uns dagegen zum einen ein wenig an die sächsische Schweiz und zum anderen an einen Bryce Canyon, der über irgend etwas sehr erschrocken ist und dabei seine Farbe verloren hat.


Eingangsschild vom Chiricahua National Monument

Wir halten an mehreren Aussichtspunkten und schauen uns um. Fast am Ende der Parkstraße, am Echo Canyon Overlook, darf unser Auto sich länger ausruhen. Wir schnüren unsere Wanderstiefel und machen uns auf. Wir folgen zunächst dem Echo Canyon Trail. Rechts von uns steht der schöne Sugarloaf Mountain, allerdings führt unser Weg schnell bergab und so verlieren wir den Berg rasch aus den Augen. Gleichzeitig betreten wir ein skurriles Gewirr von in Form von Türmchen und Haufen aufeinandergeschichteten Felsen. Wieder drängt sich der Vergleich mit dem Bryce Canyon auf, nur dass in diesem nicht so viele Nadelbäume stehen wie hier. Alle paar Schritte bleiben wir stehen und bewundern ein neues fantastisches Steingebilde. Zwischendurch erreicht der Trail einen Talboden und verläuft hier deutlich unspektakulärer durch einen Mischwald. Doch bald verlässt der Weg den Wald wieder und verläuft sehr schön entlang einer Bergflanke. Hier öffnet sich zum ersten Mal der Blick in den Rhyolite Canyon nach Westen, bis in die weite Ebene außerhalb der Berge.


Sugar Loaf Mountain


Gesteinstürmchen im Chiricahua National Monument

Wir biegen nach rechts auf den Upper Rhyolite Canyon Trail ab, der in den namensgebenden Canyon hinein führt. Zunächst wieder spektakulär an spitzen Felsnadeln vorbei, dann im Canyon an einem Bachbett vorbei. Von hier aus könnten wir geradeaus weiterlaufen und kämen so wieder zum Visitor Center zurück. Das wollen wir aber nicht, da wir ja zum einen zum Auto zurück wollen und zum anderen ein ganz bestimmtes Ziel im Park besuchen wollen: Um dieses zu erreichen, biegen wir auf den Sarah Deming Trail ab, der stetig bergauf mitten ins Zentrum des Chiricahua National Monuments führt. Dieses Zentrum wird als Heart of the Rocks bezeichnet. Schon kurz vorher kommen wir am Big Balanced Rock vorbei, einem 1000 Tonnen schweren Felsblock, der äußerst fragil ausbalanciert auf einer dünnen Felsnadel lagert. Wenn dieser Brocken irgendwann umfällt, wollen wir nicht in der Nähe sein...


Duck on a Rock


Big Balanced Rock

War der Big Balanced Rock schon beeindruckend, so betreten wir auf dem Heart of the Rocks-Loop ein wahres Wunderland der Felsen. Irgendjemand hat diesen Teil des Parks einmal als Rorschach-Test in 3D bezeichnet und dieser jemand hatte absolut recht: Wir sehen uns umgeben von Gnomen, Kamelen, Enten, Kräuterhexen und vielen mehr. Die bekanntesten und auffälligsten Felsgebilde sind benannt, aber wer hier mit aufmerksamem Auge durchläuft und nur etwas Phantasie besitzt, wird noch dutzende weitere entdecken. Unterhalb des Pinnacle Balanced Rock packen wir unsere mitgebrachte Verpflegung aus, veranstalten ein gemütliches Picknick und laufen danach den Loop fertig.

Über den Big Balanced Rock Trail, Mushroom Rock Trail und Ed Riggs Trail gelangen wir - zunächst über einen Bergrücken, dann tief in einem schattigen Tal und am Schluß steil bergauf - wieder zurück zum Auto. Insgesamt waren wir etwas mehr als vier Stunden unterwegs und sind absolut begeistert.

Zum Abschluss besuchen wir den Massai Point ganz am Ende der Parkstraße. Hier bieten sich tolle Ausblicke sowohl ins Tal als auch auf die umgebenden Berge. Einer der auffälligsten davon ist der Cochise Head, der wirklich verblüffend wie das Gesicht eines liegenden alten Indianers aussieht. Cochise war ein berühmter Apachenführer, der lange Zeit versuchte, mit den weißen Eindringlingen friedlich auszukommen, dann aber doch in Gefechte verwickelt wurde. Die Indianer zogen sich in die Berge zurück, wo sie sich für viele Jahre gegen die Weißen zur Wehr setzen konnten.


Cochise Head


Blick vom Massai Point nach Westen

Nach einem ausführlichen Abstecher in das inzwischen geöffnete Visitor Center verlassen wir den Park und folgen zunächst unserer Fahrtstrecke von heute morgen zurück. Nach ungefähr 12 Meilen verlassen wir die asphaltierte Straße und biegen nach rechts auf die Apache Pass Road ein. Diese Straße führt über den Apache Pass vorbei an Fort Bowie zwischen den Cabezas Mountains und Chiricahua Mountains hindurch und war im 19. Jahrhundert eine wichtige Verbindung für die westwärts strebenden Siedler. Heute handelt es sich um eine unbedeutende Gravelroad mit aber sehr schöner Streckenführung. Den Abstecher zum historischen Fort Bowie sparen wir uns aus Zeitgründen und fahren nach Überqueren des Passes direkt weiter nach Bowie an der I10.


Unterwegs auf der Apache Pass Road in Richtung Norden


Unser RAV4 auf dem Apache Pass

Kurz nachdem wir vor Bowie ausgedehnte Pistazienhaine durchquert haben, fahren wir auf die Autobahn Richtung Osten und verlassen auf dieser Arizona. New Mexico, wir kommen! Hier biegen wir bei Lordsburg auf die NM 90 nach Silver City ab. Diese Straße führt zunächst schnurgerade durch eine ziemlich öde Landschaft, dann aber sehr kurvig und spannend durch niedrige Berge. Hier überqueren wir die Continental Divide. In Silver City halten wir uns nicht länger auf als nötig. Nach einem kurzen Abendessen geht es auf der AZ 15 weiter nach Norden Richtung Gila Cliff Dwellings. Diese Straße führt mitten in die mit dichtem Wald bedeckten Berge und wird in ihrem Verlauf immer schmaler und kurviger. Das Fahren bzw. das Kurbeln auf dieser Strecke macht richtig Spaß. Während wir gerade langsam durch eine Haarnadelkurve rollen, fällt uns im Gebüsch am Straßenrand eine Bewegung auf. Wir halten an und können ein sich friedlich von dannen trollendes Javelina beobachten. Diese Tiere sehen zwar Schweinen zum Verwechseln ähnlich, sind aber keine direkten Verwandten. Optisch unterscheiden sie sich unter anderem durch den fehlenden Schwanz. Mit so einer Begegnung hätten wir eher in der Wüste und nicht hier in den Bergen gerechnet.


Auf der AZ 15 zwischen Silver City und dem Gila Cliff Dwellings National Monument

Nachem die Straße ihren höchsten Punkt überquert hat, wobei sich beeindruckende Blicke in die umgebenden Täler ergeben, führt sie sehr steil bergab in das Tal des Gila River. Am Ende dieses Tals liegen die Gila Cliff Dwellings, aber so weit wollen wir heute noch nicht. Wir halten in der kleinen Ortschaft Gila Hot Springs, wo wir ein Zimmer gebucht haben. Wir verpassen beim ersten Versuch die Abzweigung, die sich dann als eine äußerst abenteuerliche Buckelpiste erweist. Letztendlich erreichen wir aber erfolgreich unser winziges B&B. Wir werden zweimal freundlich begrüßt: Zuerst vom sehr verplant wirkenden Wirt und dann - in unserem Zimmer - von einer sehr anschmiegsamen Katze, der es bei uns scheinbar sehr gut gefällt und die den Rest des Abends bei uns verbringt.


Katze bei der intensiven Studie unserer Reiseunterlagen
Zurück zum Seiteninhalt