06.03.2009: Ajo - Tucson - Wünderlich

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Freitag, 6.3.2009: Ajo - Tucson
oder: Angriff der Killer-Kakteen
Dirk kann wegen Jet-Lag seit halb drei Uhr nachts nicht mehr schlafen. Katharina schläft etwas länger, ist aber um kurz nach sechs auch schon putzmunter. Letztendlich sind wir um knapp vor Sonnenaufgang on the Road. Ajo ist ein nettes kleines Städchen mit spanisch geprägten Gebäuden und einer schönen Plaza. Wir halten uns aber nicht lange auf, kaufen noch an einer Tankstelle Sandwiches und verlassen dann die Stadt auf der AZ 85 Richtung Süden. Der Himmel ist stark bewölkt, ab und an schimmert ein blauer Fleck hindurch. Es könnte besser sein, es könnte aber auch schlechter sein. Links und rechts der Straße stehen jede Menge Saguaros, die bei Tageslicht noch wesentlich eindrucksvoller aussehen als gestern abend. Wir sind begeistert.

In Why folgen wir dem Verlauf der Straße und erreichen nach weiteren knapp acht Kilometern das Organ Pipe National Monument. Entgegen dem Namen stehen auch hier viele Saguaros am Straßenrand. Nach einiger Zeit mischt sich ganz schüchtern der eine oder andere Organ Pipe-Kaktus darunter. Die Landschaft ist richtig klasse: Am Horizont wird die mit Kakteen bewachsene Ebene von den Bergen der Ajo Range und Puerto Blanco Mountains eingefasst, die in Richtung Süden zusammenlaufen. Als wir nahe dem Visitor-Center die Berge schließlich erreichen sehen wir, dass auch diese über und über mit Saguaros bewachsen sind.


Blühende Frühlingsblumen im Organ Pipe National Monument

Zur Einstimmung wollen wir den kurzen Desert View Trail laufen. Das Visitor-Center hat noch zu, so dass wir direkt Richtung Campground abbiegen. Dort erwartet uns an der Schranke eine nette Rangerin, die uns zwar keinen Nationalparkpass verkaufen kann. Da wir aber nicht zelten wollen, lässt sie uns so durch. Wir stellen unseren RAV4 ab und packen vor der Wanderung erstmal die in Ajo gekauften Sandwiches für ein leckeres Frühstück aus.

Der Trail führt in einem weiten Bogen an den Rändern eines an einer Seite offenen Talkessels entlang. Hier kommen wir nun an der ganzen Bandbreite von Kakteen vorbei: Von Saguaros über Organ Pipes, Prickley Pears bis zu Chollas ist so ziemlich alles vertreten, was Rang und Namen hat. Zu fast jeder Pflanze wird im Lauf des Trails auf kleinen Täfelchen erklärt, wie diese von den Ureinwohnern und frühen Siedlern als Nahrung oder Baumaterial verwendet wurde. Besonders beeindruckend finden wir die hohlen Holzskelette der toten Saguaros.


Noch hängt der Teddy Bear Cholla nur an der Tasche...

Dirk probiert mit dem Autoschlüssel, ob er einen Teddy Bear Cholla zum springen bekommt, und ist aufgrund des ausbleibenden Erfolgs zunächst enttäuscht. Wenig später führt der Weg nahe an so einem Kaktus vorbei, und ein Ende bleibt an Katharinas Tasche hängen. Ah, der Trick liegt in den Widerhaken! Katharina entfernt das stachelige Teil fachgerecht von der Tasche und will es dann schwungvoll wegschleudern. Zum schwungvoll Wegschleudern muss man zunächst Schwung holen und das ist der Fehler, denn letztendlich hängt der Cholla an ihrer Hand. Was nun folgt ist schmerzhaft, aber mit Zuhilfenahme der Zähne letztendlich erfolgreich. Als Folge macht Katharina im weiteren Verlauf des Tages einen großen Bogen um alles, was auch nur entfernt nach einem Cholla aussieht.


Rückblick vom Ajo Mountain Drive ins Tal


Blüte eines Ocotillo

Nach einem kurzen Besuch im Visitor-Center brechen wir - um einen Nationalparkpass reicher - in Richtung Ajo Mountain Drive auf. Diese 21 Meilen lange Gravelroad umrundet die Diablo Mountains und führt dabei bis knapp unterhalb des Ajo Mountain. Die Straße führt wunderschön durch dichte Kakteenfelder und gewinnt dabei stetig an Höhe. Waren anfangs nur wenige blühende Wildblumen zu sehen, so nimmt die Anzahl der blauen, roten, weißen und gelben Sprenkel neben der Straße nun deutlich zu. Auch einige knallrote Ocotilloblüten sind zu sehen. Wir nehmen uns viel Zeit und halten oft an. Besonders schön ist der Rückblick ins Tal. Am Arch Canyon-Trailhead halten wir an, um den Arch Canyon Trail zu laufen. Der schöne Felsbogen liegt oberhalb einer Steilwand im Berg und ist schon vom Parkplatz aus zu sehen. Der Trail führt in ein enges Tal hinter dem Bogen. Auch hier kommen wir an vielen blühenden Wildblumen vorbei, am schönsten sind die orangefarbenen Poppies und eine Blumenart, die rein von der Farbe her auch für die Deutsche Telekom Werbung machen könnte. Nach ungefähr einem Kilometer erreichen wir das Ende des Trails. Hier führt eine halboffizielle Fortsetzung des Weges steil in den Berg. Diese erweist sich als teilweise lustige Kletterei. Nachdem wir schon deutlich an Höhe gewonnen haben, aber kein Ziel in Sicht ist, entscheiden wir, nach einer kurzen Pause umzukehren. Während der Pause hören wir ein brummendes Geräusch. Sind so früh im Jahr schon derartig große Insekten unterwegs? Nein, letztendlich schwebt ein Kolibri in unser Gesichtsfeld. Eine schöne Überraschung, nachdem wir letztes Jahr in Crescent City an der kalifornischen Küste diese Vögel nur aus dem Augenwinkel gesehen haben.


Natural Arch im Organ Pipe National Monument

Wir verlassen das Organ Pipe National Monument wieder in Richtung Norden und biegen in Why nach Osten auf die AZ 86 ab. Dass diese Straße eine der gefährlichsten Strecken der USA ist, wird an den vielen weißen Kreuzen am Straßenrand deutlich, die teilweise sehr liebevoll auf indianische Art gestaltet sind. Die Gefährlichkeit der Straße liegt übrigens in ihrem sehr langweiligen und monotonen Verlauf begründet, der dazu verführt, zu schnell zu fahren. Wir stellen unseren Tempomat auf etwas über 65 Meilen ein und lassen den Wagen gemütlich rollen. An der Abzweigung zum Kitt Peak Observatory fahren wir mit leisem Bedauern vorbei, ein Besuch erscheint uns aber beim derzeitigen Wetter nicht als lohnenswert.


Tierstatuen im Arizona Sonora Desert Museum

Kurz bevor wir Tucson erreichen, biegen wir nach links in Richtung Arizona Sonora Desert Museum ab. Dieses Museum ist eine faszinierende Mischung aus Zoo und Freilichtmuseum zur Geschichte und Geologie der Sonora-Wüste. Überall stehen kleine Bronzestatuen von Wüstentieren herum. Zum Beispiel die kleinen Javelinas direkt am Eingang, die Dirk vor einiger Zeit einen Sieg beim usa-reise.de-Bilderrätsel eingebracht haben - damals hat er sie noch für Schweinchen gehalten. Im Museum selber sehen wir unter anderem eine nachgebaute Höhle und lernen, dass das Geheul von Kojoten manchmal nichts anderes ist, als für uns Menschen der Gesang in der Badewanne - faszinierend. Wir sehen jede Menge Tiere, darunter Schlangen, Elfeulen, Biber, Otter, Pumas und Präriehunde. Ein Höhepunkt ist das Kolibrigebäude, in dem jede Menge dieser kleinen Vögel umherschwirren. Allerdings sind wir uns nicht sicher, ob uns die in Gefangenschaft lebenden Tiere leid tun sollen oder nicht. Der gesamte südliche Teil des Freilichtgeländes ist eine "echte" Wüste, in der sich auch echte Wüstentiere tummeln können, wovor per Schild eindringlich gewarnt wird. Trotz intensiven Ausschau halten sehen wir aber keine der angekündigten Klapperschlangen. Schade!


Schlange im Arizona Sonora Desert Museum


Kolibri im Arizona Sonora Desert Museum

Nach einigen Stunden brechen wir auf und fahren zum westlichen Teil des Saguaro National Parks, den wir eine halbe Stunde vor Ladenschluss des Visitor-Centers erreichen. In diesem Park stehen die Saguaros noch dichter als im Organ Pipe National Monument. Alleine der Blick vom Visitor-Center in Richtung Nordosten ist den Besuch wert: Im Hintergrund die Red Hills, davor tausende von Kakteen, von der schon tief stehenden Sonne golden angeleuchtet. Nach einiger Zeit reißen wir uns los und fahren weiter zum Loop Drive, wieder eine Gravelroad, die über neun Meilen als Einbahnstraße durch den Park führt. Hier laufen wir zwei Trails: Der Valley Overlook Trail führt durch den Kakteenwald zu einem schönen Aussichtspunkt. Am Signal Mountain Trail kommen auch noch prähistorische Felszeichnungen dazu.


Eingangsschild vom Westteil des Saguaro National Parks


Saguaro National Park

Für die Weiterfahrt nach Tucson nehmen wir den kürzestmöglichen Weg über die Picture Rocks Road. Zwischendurch halten wir am Beginn des Prophecy Wash an, um den fantastischen Sonnenuntergang zu bewundern. Der Wolkendecke ist teilweise aufgerissen, und somit setzt die tiefstehende Sonne die Wolken gradezu in Flammen. Die Farben wirken nahezu irreal und wechseln in schneller Folge von Orange zu Hell- und dunkelrot. Nachdem die Sonne verschwunden ist, fahren wir nach Tucson und checken in unser über Hotwire erobertes Hotel ein. Nach dem Abendessen nutzen wir es aus, dass unser Hotel in direkter Nähe der Tucson Mall liegt und gehen ausgiebig zum Shoppen. Nach diesem abwechslungsreichen Tag fallen wir schließlich müde aber glücklich ins Bett.


Saguaros im Licht der tiefstehenden Sonne


Sonnenuntergang auf dem Weg nach Tucson

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