12.03.2009: Santa Fe - Alamosa - Wünderlich

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Donnerstag, 12.3.2009: Santa Fe - Alamosa
oder: The answer, my friend, is blowin' in the sand
Der freundliche Herr vom Valetparking ist über unser Trinkgeld sichtlich erfreut und beschreibt uns unter anderem sehr detailliert, wie wir Richtung Taos kommen. Die grobe Richtung hätten wir zwar auch so gefunden - schließlich ist Dirk zum dritten Mal in Santa Fe - nett ist es aber dennoch. Bevor wir die Stadt verlassen, tanken wir unser Auto noch an einer im Adobe-Stil gehaltenen Tankstelle voll. Weiter geht es auf der US 84 in nördliche Richtung. Die Straße führt durch zahlreiche kleinere Indianerreservate, was sich zuallererst an der sehr farbenfrohen Bemalung der über die Straße gespannten Brücken bemerkbar macht. Zudem kommen wir an einem großen Casinokomplex vorbei, dem Camel Rock Casino. Während wir noch darüber nachgrübeln, wo dieser Name herkommt, sehen wir links der Straße einen kleinen Hügel, an dessen einem Ende eine Art Hoodoo herausragt. Das Ganze sieht dermaßen kamelartig aus, dass wir kurz davor sind, umzudrehen und ein Beweisfoto zu schießen.

20 Kilometer hinter Santa Fe verlassen wir die US 84 und biegen auf die NM 503 ab. Nur einige Kilometer entfernt liegt die im indianischen Besitz befindliche Nambe Recreation Area, deren Hauptattraktionen das Nambe Reservoir und die direkt unterhalb des Stausees gelegenen Nambe Falls sind. Wir freuen uns sehr auf die Wasserfälle und sind daher ziemlich enttäuscht, als wir auf einem handschriftlichen Zettel die Mitteilung finden, dass der Park geschlossen ist. Naja, so haben wir immerhin einen Grund, wieder mal herzukommen. Wir fahren weiter nach Chimayo. Hier liegt das Santuario de Chimayo, eine kleine Adobekirche, die auch als das Lourdes von Amerika bezeichnet wird. Die Kirche liegt im Prinzip sehr hübsch inmitten einer schönen Landschaft, leider umgeben von einigen sehr schäbigen Wohnhäusern. Zum Besichtigen des Innenraums sind wir aufgrund der ausgefallenen Wanderung zu den Wasserfällen viel zu früh. Da wir nicht warten wollen und uns die Kirche zudem sehr kommerzialisiert vorkommt, brechen wir wieder auf.


Santuario de Chimayo

Wir folgen der NM 76 und der NM 518. Diese beiden Straßen bilden gemeinsam die so genannte High Road to Taos. Das High ist dabei wörtlich zu verstehen, die Straße führt wunderschön über Berge und Hügel, durch dichten Wald und ab und an auch durch kleine Ortschaften. In den Höhenlagen liegt noch Schnee und es ergeben sich immer wieder tolle Tiefblicke ins Tal und Blicke auf entfernt stehende, noch höhere Berge. Nach eifrigem Gekurbel erreichen wir viel zu schnell bei Ranchos de Taos das Ende der High Road to Taos. Hier schauen wir uns eine weitere alte Missionskirche an, die in Adobe-Bauweise errichtete San Francisco de Asis Church. Diese Kirche gefällt uns fast noch besser als das Santuario de Chimayo. Das sehr eckige und streng symmetrische Gebäude wirkt von der Straße aus gesehen sehr abweisend. Geht man jedoch um die Kirche herum, gelangt man zu ihrer schönen Vorderseite. Hier stehen Bäume und eine Statue des Franciscus von Assisi sowie einige Bänke, die zum Ausruhen einladen. Nach ausgiebigem Ausruhen wollen wir aber auch das Innere der Kirche ansehen. Leider ist das Eingangstor aber abgeschlossen. Wir warten kurz, schauen umher und fragen schließlich in einem der benachbarten Andenkenläden nach. Laut Auskunft der netten Bedienung müsste die Kirche schon lange offen sein. Da dem aber offensichtlich nicht so ist, greift sie sich kurzerhand einen großen Schlüssel und sperrt uns auf. Das ist ein Service... Der Innenraum der Kirche ist schlicht aber sehr schön. Fotografieren ist leider nicht gestattet.


Auf der High Road to Taos


San Francisco de Asis Church


Typischer Wandschmuck in New Mexico

Wir fahren weiter nach Taos. Die Hauptattraktion hier ist sicherlich das seit tausend Jahren bewohnte Taos Pueblo. Zu diesem Pueblo gibt es geteilte Meinungen, einige Besucher fühlen sich hier geneppt, da nicht nur pro Person, sondern auch noch pro Kamera eine Eintrittsgebühr zu entrichten ist. Wir kommen allerdings nicht dazu, uns eine eigene Meinung zu bilden, da schon unsere Recherche daheim ergeben hat, dass wir außerhalb der Saison da sind. Somit nutzen wir die Zeit, uns die Stadt Taos selber genau anzuschauen. Wir stellen das Auto ab und schlendern zu Fuß zur alten Plaza sowie durch die angrenzenden Gassen. Ähnlich wie in Santa Fe sind hier alle Häuser in Adobe-Bauweise errichtet, uns gefällt es richtig gut. Bevor wir wieder aufbrechen können, müssen wir uns noch einen nervenaufreibenden Konflikt mit einer uns nicht wohlgesonnenen Fußgängerampel überstehen: Ohne Hilfe der Ampel ist ein Überqueren der vielbefahrenen Hauptstraße schier unmöglich. Die Ampel reagiert aber weder auf wiederholtes Drücken auf den dafür vorgesehenen Knopf noch auf gutes Zureden. Nach endlosen Minuten finden wir eine Lücke im Autostrom, durch die wir auf die andere Straßenseite schlüpfen können.


Plaza von Taos

Unser nächstes Ziel ist die Rio Grande Gorge und die darüberführende Stahlbrücke, 10 Meilen nordwestlich von Taos. Das imposante Bauwerk ist 200 Meter hoch und damit die fünfthöchste Brücke der USA. Wir halten sowohl auf der Ost- als auch auf der Westseite an, bestaunen den Blick in die Schlucht und wagen auch einen kurzen Spaziergang auf die Brücke. Ist schon der Blick über das Geländer nach unten nichts für zarte Gemüter, so können die Schwingungen in die das Bauwerk kommt wenn ein schwerer Truck darüber fährt, auch hartgesottene Menschen in Angst versetzen. Zumal zumindest das Fußgängergeländer einige deutlich sichtbare größere Roststellen aufweist... Während wir schon wieder aufbrechen, biegt übrigens ein ganz besonderes Auto auf den Parkplatz ein: Ein quietschgelber Smart mit Kennzeichen aus Washington State. Wow, eine dermaßen lange Strecke in dieser Hutschachtel zurückgelegt - Respekt!


Rio Grande Gorge Bridge bei Taos

Die US 64 und US 285 führen uns weiter nach Norden. Kurz hinter der Brücke sehen wir auf der rechten Seite einige witzige alternative Häuser. Das sieht irgendwie wie eine Mischung aus Hunderwasserhaus und Schrottplatz aus. Leider finden wir keinerlei Informationen zu diesen Gebäuden. Im weiteren Verlauf nach Norden gewinnt die Straße langsam aber stetig an Höhe. Besonders auffällig ist der links der Straße alleine stehende San Antonio Mountain, den wir kurz vor der Grenze nach Colorado passieren.

Der Bundesstaat Colorado rühmt sich gerne, colorful, also farbenprächtig zu sein. Irgendwie hat Colorado heute aber einen schlechten Tag erwischt: Die Kombination aus graugelbem Gras, dicht bewölktem Himmel und dem im Moment einsetzenden Schneeschauer wirkt alles andere als farbenfroh. Immerhin fügt sich unser silberner RAV4 prächtig ein.


Noch erscheint uns Colorado nicht als besonders colorful...

Antonito, 9 Meilen nördlich der Staatsgrenze, ist der Startbahnhof der Cumbres & Toltec Scenic Railroad, die über 64 Schmalspurmeilen bis nach Chama führt. Im Winter ist die Eisenbahn nicht in Betrieb, aber wir schauen uns die dort abgestellten Lokomotiven und Waggons an. Das Gelände ist wie ausgestorben, wir verschrecken sogar unabsichtlich einen vorbeilaufenden Rotfuchs. Einerseits interessiert uns die Eisenbahn sehr, zumal uns das Ganze im Kombination mit dem kleinen Bahnhof und dem Wasserturm ziemlich an den Computerspielklassiker "Railroad Tycoon" erinnert. Andererseits treibt uns der anhaltende Schneeschauer nach einigen Minuten wieder ins Auto zurück.


Dampflok der Cumbres & Toltec Scenic Railroad im Schneesturm

In Conejos, der nördlich an Antonito anschließenden Ortschaft, machen wir noch einen Abstecher zur Our Lady of Guadelupe Church, der ältesten Kirche von Colorado. Das relativ modern anmutende Backsteingebäude ist immerhin 150 Jahre alt. Auffallendstes Merkmal sind die großen Glasfenster die im starken Kontrast zum sehr kargen Innenraum der Kirche stehen.


Our Lady of Guadelupe Church - die älteste Kirche von Colorado

Die weitere Strecke nach Alamosa verläuft relativ eintönig auf schnurgerader Strecke durch mehr oder weniger dicht besiedelte Landschaft. Sehr beeindruckend sind die am Horizont stehenden sehr hohen und schneebedeckten Berge. In Alamosa angekommen, besuchen wir als erstes den Wal Mart. Dirk kauft sich hier einen Ramsch-Polfiler als Ersatz für seinen verlorenen gegangenen Objektivdeckel. Das ist zwar irgendwie dekadent, aber Hauptsache, das Objektiv ist abgedeckt. Nach dem Einchecken im vorgebuchten Hotel gönnen wir uns ein kurzes Abendessen und brechen dann in Richtung Great Sand Dunes National Park auf. Das Wetter ist momentan ein halbwegs stabiles Sonne/Wolken-Gemisch. Am westlichen Horizont hängen aber sehr bedrohlich aussehende schwarze Gewitterwolken.


Unterwegs auf der US 285 in Richtung Alamosa

Im Park besuchen wir zunächst das Visitor-Center. Dieses ist sehr klein, so dass wir uns bald zu unserem eigentlichen Ziel aufmachen können - dem Parkplatz direkt am Fuß der Sanddünen. Von hier aus zeigt die Landschaft zwei grundverschiedene Gesichter: Nach Osten hin sehen wir ganz normale Berge. Nach Westen hin dagegen kommen wir uns mitten in die Sahara oder auf den Wüstenplaneten Arrakis versetzt vor.


Im Great Sand Dunes National Park

Die Wanderung in die Dünen verläuft zunächst ein ganzes Stück eben, dann aber geht es steil mitten hinein. Das Laufen im Sand ist stellenweise relativ anstrengend, dann wieder sehr einfach, abhängig von der Konsistenz des Sandes. Außer uns sind noch viele andere Leute unterwegs. Wir treffen sogar die asiatische Familie vom White Sands National Monument und den Carlsbad Caverns wieder. Und nun kommen wir zum ersten Mal kurz ins Gespräch. Sie kommen aus Korea und die Aussage, dass wir aus Deutschland stammen, wird mit dem Kommentar quittiert, dass es ja in Deutschland keine Wüsten gäbe, aber Wald, und zwar den Schwarzwald. Aha!

Jedes Mal, wenn man eine Düne bestiegen hat, sieht der Gipfel des Sandgebirges ungefähr gleich weit entfernt aus, wie von der letzten Düne aus. Aus diesem Grund gibt Katharina nach ungefähr zwei Dritteln der Strecke auf. Dirk geht weiter und erreicht nach 15 weiteren anstrengenden Minuten einen letzten schmalen Grat und über diesen den Gipfel. Der Blick von hier über die Dünenlandschaft ist beeindruckend, der Blick auf die direkt heranrollenden Gewitterwolken dagegen weniger. Nach nur sehr kurzer Pause geht es daher wieder bergab. Der Abstieg verläuft halb springend und halb rutschend wesentlich einfacher und schneller als der Aufstieg und nach nur wenigen Minuten sind wir wieder am Auto angelangt.


Dirk beim finalen Anstieg auf die Dünen im Great Sand Dunes National Park

Auf dem Weg zurück nach Alamosa begegnen wir noch jeder Menge Rehe, die friedlich in den Wiesen neben der Straße äsen. Irgendwie scheinen amerikanische Rehe deutlich intelligenter zu sein, als ihre europäischen Artgenossen. Auf einer Straße haben wir jedenfalls noch nie welche gesehen - eine Ausnahme waren letztes Jahr die Stadtrehe in Helena, die vor dem Überqueren der Straße brav nach recht und links geschaut haben. Im Hotel statten wir zum Abschluss des Tages noch dem Hot Tub einen Besuch ab und gehen dann ins Bett.

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